6 Pronominalsyntax I: Starke und schwache Personalpronomen
600Für eine adäquate Beschreibung der Personalpronomen sowie für die Erklärung der Stark-schwach-Distinktion (du vs. de) müssen zunächst die morphologische und die syntaktische Ebene getrennt werden. Auch die Terminologie muss an diese Aufteilung angepasst werden: Demnach bezieht sich die Differenzierung zwischen starken und schwachen Formen auf die Morphologie und die Einteilung in volle, reduzierte und klitische Pronomen auf die Syntax. Das nachfolgende Schema nach Weiß (2015) verdeutlicht die Trennung der morphologischen und syntaktischen Ebene und zeigt, dass sich die (morphologisch) schwachen Formen aus syntaktischer Perspektive in reduzierte und klitische Varianten aufspalten85, was auf den Grundüberlegungen zur pronominalen Typologie von Cardinaletti & Starke (1994; 1999) beruht und in diesem Kapitel ausführlich anhand von luxemburgischen Belegen erklärt werden wird.
601Die morphologische Zweiteilung richtet sich nach der rein formalen Struktur des Pronomens: auf der morphologischen Oberfläche kann ein Pronomen demnach entweder stark oder schwach sein, d. h. es hat entweder die Form du oder de (2.Pers.Sg.). Auf der syntaktischen Ebene hingegen können Pronomen drei unterschiedliche Eigenschaften haben: voll, reduziert oder klitisch. Um diese Dreiteilung zu motivieren, müssen verschiedene strukturelle Eigenschaften der Pronomen analysiert werden. Cardinaletti & Starke (1994; 1999, zit. nach Harley & Trueman 2010) führen dabei die folgenden Kriterien auf:86
- Morphophonologische Reduktion: Wie ist die lautliche/morphologische Beschaffenheit des Pronomens?
- Bezug auf unbelebte Referenten: Kann das Pronomen auf unbelebte Entitäten referieren?
- Feste Satzposition: Ist das Pronomen an eine bestimmte Stelle im Satz gebunden?
- Möglichkeit der Koordination, Fokussierung, Dislokation: Über welche syntaktische „Eigenständigkeit“ verfügt das Pronomen?
603Die Kriterien (1-4), die den Gebrauch der Personalpronomen aus morphologischer, semantischer und syntaktischer Perspektive charakterisieren sollen, spiegeln auch den Aufbau dieses Kapitels wider: zu Beginn (Kapitel 6.1) wird das Paradigma mit sämtlichen starken und schwachen Formen dargestellt. Das anschließende Kapitel 6.2 geht näher auf die referentiellen Bedingungen von luxemburgischen Personalpronomen ein, sodass hier gezeigt wird, welche Pronomen auf welche Entitäten referieren können. Ergänzt wird der semantische Teil durch besondere pragmatische Eigenschaften der 3. Person Singular, die sich im Luxemburgischen bei der Referenz auf weibliche Personen ergeben (Kapitel 6.3). In Kapitel 6.4 steht schließlich die Syntax im Vordergrund. Hier wird der Frage nachgegangen, wie sich die unterschiedlichen Pronomentypen in Bezug auf die Satzposition und die syntaktische „Eigenständigkeit“ verhalten.87 Kapitel 6.5 zeigt mithilfe einer Rekapitulation des Paradigmas, wie die hier vorgestellten Ergebnisse zu einer Neubewertung der luxemburgischen Personalpronomen führen können. Im letzten Unterkapitel (6.6) wird aufgezeigt, dass die Unterscheidung von starken und schwachen Formen auch in zahlreichen anderen Varietäten belegt ist.
604Insgesamt soll in diesem Kapitel verdeutlicht werden, dass die Wahl zwischen einer starken oder einer schwachen pronominalen Form nicht beliebig, sondern abhängig von semantischen (nicht alle starken Formen dürfen auf alle Entitäten referieren) sowie von syntaktischen Kriterien ist (klitische Formen können nicht jede Position im Satz einnehmen), was anhand von luxemburgischen Belegen aus dem Korpus verdeutlicht werden soll.
6.1 Formeninventar und bisherige Kategorisierungen
605Wie bereits in Kapitel 4 dargestellt, verfügt das Paradigma der luxemburgischen Personalpronomen über starke (volltonige) und schwache (phonologisch reduzierte) Formen. Beide Formen werden im schriftlichen und im mündlichen Gebrauch deutlich voneinander getrennt. Das Paradigma zeigt dabei drei strukturelle Besonderheiten (eine ausführliche Formenbeschreibung findet sich in Kapitel 4):
- nicht alle Personalpronomen weisen eine Stark-schwach-Distinktion auf (der Akkusativ der 1. und 2. Person Singular zeigt beispielsweise nur eine Form),
- die 3. Person Singular Neutrum verfügt über drei Formen und
- das Paradigma zeigt unterschiedliche Kasus-Synkretismen: bei der 3. Person sind Nominativ und Akkusativ formgleich, bei der 1. und 2. Person Plural Akkusativ und Dativ.
Num. | Pers. | Genus | Nominativ | Akkusativ | Dativ |
Sg. | 1. | – | ech [əɕ]88 | mech [məɕ] | mir / mer [miə] / [mɐ] |
2. | – | du / de [duː] / [də] | dech [dəɕ] | dir / der [diə] / [dɐ] | |
3. | Mask. | hien / en [hiən] / [ən] | him / em [him] / [əm] | ||
Neutr. | hatt / et / ‘t [hɑt] / [ət] / [t] | ||||
Fem. | si / se [ziː] / [zə] | hir / er [hiə] / [ɐ] | |||
Pl. | 1. | – | mir / mer [miə] / [mɐ] | eis~ons [ɑɪs]~ [ons] | |
2. | – | dir / der [diə] / [dɐ] | iech [iəɕ] | ||
3. | – | si / se [ziː]/ [zə] | hinnen / (en) [hinən] / [ən] |
607Das Paradigma der luxemburgischen Personalpronomen ist – in zum Teil ähnlicher Form – in zahlreichen luxemburgischen Übersichtsgrammatiken abgebildet (vgl. Bruch 1955; Braun et al. 2005; Christophory 1974; Schanen & Zimmer 2012) und auch in einzelnen Aufsätzen (vgl. Keller 1961; Krier 2002), wobei nicht alle Darstellungen die Aussprache oder bestimmte Varianten aufführen. Beim Vergleich der dort dargestellten Paradigmen fällt ebenfalls die uneinheitliche terminologische Handhabung dieser doppelten Formen auf. Die Terminologie bezieht sich in den meisten Fällen auf die verschiedenen linguistischen Teilbereiche, die mit den Personalpronomen zusammenhängen: betont vs. unbetont (Prosodie), voll vs. reduziert (Phonologie/Morphologie), stark vs. schwach (Morphologie), voll vs. klitisch (Syntax) (vgl. Bruch 1955; Krier 2002; Braun et al. 2005; Christophory 1974; Schanen & Zimmer 2012). Manche Begriffe sind jedoch auch bewusst neutral gewählt, wie die Einteilung in erste und zweite Form bei Schanen & Zimmer (2012: 156).89
608Zur Verteilung und Systematik der Personalpronomen findet sich nur wenig in den zuvor genannten Abhandlungen (denn oft liegt der Anspruch lediglich auf einer kurzen Überblicksdarstellung für Luxemburgischlerner und -interessierte). Die zentralen Erkenntnisse dieser Darstellungen beruhen einerseits auf quantitativen Verteilungen sowie teilweise intuitive Spekulationen zu Betonung und Referenzmöglichkeiten. Krier (2002) beschäftigt sich mit der Klitisierung von Pronomen und findet heraus, dass in den Protokollen der Abgeordnetenkammer 56,75 % starke und 43,25 % schwache Pronomen verwendet werden. Sie führt die diese Verteilung hauptsächlich auf individuelle Präferenzen zurück (vgl. Krier 2002: 49), problematisiert jedoch weder die Textsorte noch die syntaktische Verteilung. Krier (2002: 41f.) stellt außerdem fest, dass das Sprechtempo kein ausschlaggebender Faktor für die Wahl des Pronomens ist, denn beide Formen treten sowohl im Lento- als auch im Allegrostil auf. Bruch (1955) geht im Gegensatz zu Krier (2002) davon aus, dass die schwachen Formen häufiger auftreten, liefert dafür allerdings keinen empirischen Befund. Weiterhin heißt es in zwei anderen Grammatiken, dass die starken Formen in erster Linie bei (prosodischen) Hervorhebungen verwendet werden (vgl. Braun et al. 2005: 117; Schanen & Zimmer 2012: 157). Es soll jedoch in diesem Kapitel gezeigt werden, dass nicht die Betonung, sondern hauptsächlich Syntax und Semantik ausschlaggebend sind. In Bezug auf die Referenzmöglichkeiten gehen Schanen & Zimmer (2012: 157) davon aus, dass die starken Formen vornehmlich auf Menschen (hatt sogar ausschließlich auf weibliche Personen) und die schwachen Formen häufiger auf nicht menschliche Substantive referieren (eine ähnliche Aussage findet sich auch bei Braun et al. 2005: 117). Leider werden diese Punkte in den jeweiligen Texten meistens nicht weiter substantiiert, sodass hier nur erste Hinweise auf Semantik und Syntax geliefert werden.
609Insgesamt werden in den hier aufgeführten strukturellen Beschreibungen des luxemburgischen Pronominalsystems häufig nur Paradigmen und stichprobenhafte Charakteristika gezeigt. Bislang wurde also keine zufriedenstellende Antwort auf die Frage gefunden, wann die starken und wann die schwachen Formen benutzt werden.
6.2 Semantik: referentielle Bedingungen der 3. Person Singular (hatt / hien / si)
610Die Art der Referenz für die Pronomen der 3. Person ist phorisch.90 Dies bedeutet, dass es für jede pronominale Form der 3. Person ein textgebundenes Bezugselement gibt. Das Bezeichnete wird demnach anhand des Textes ermittelt (mit Ausnahme der exophorischen Referenz). Da Substantive (die ihrerseits Personen, Dinge und Sachverhalte denotieren) zusätzlich über ein bestimmtes Genus verfügen, werden die Pronomen der 3. Person Singular ebenfalls nach Genus unterteilt: Maskulinum, Neutrum, Femininum. Für das Pronomen der 3. Person Plural steht nur eine genusunabhängige Grundform zu Verfügung (si), die phorisch auf Mengen Bezug nimmt.
611Die Pronomen der 1. und 2. Person sind hingegen Teil der Deixis, d. h., dass es für jede pronominale Form der 1. und 2. Person ein situationsgebundenes Bezugselement gibt. Demnach ist die 1. Person Singular der Sprechende (ech), die 2. Person der Angesprochene (du), die 1. Person Plural wird durch mehrere Personen inklusive des Sprechenden repräsentiert (mir),91 die 2. Person Plural durch mehrere Personen und den Angesprochenen (dir). Die Semantik spielt bei der 1. und 2. Person (Singular und Plural) keine Rolle für die Wahl eines starken oder schwachen Pronomens.
612Im Luxemburgischen verhält sich die Referenzfixierung der starken Formen der 3. Person Singular (hatt, hien, si ‚es, er, sie’) für jedes Pronomen anders, d. h. nicht alle starken Pronomen lassen beispielsweise eine Referenz zu einem unbelebten Objekt zu. Da es hier feinere Unterschiede als nur den Faktor [+/– belebt] gibt, werden die genauen Bedingungen der starken Pronomen (hatt, hien, si) in diesem Kapitel im Detail herausgearbeitet. In der folgenden Tabelle werden die Referenzfixierungen für die (starken) Personalpronomen im Luxemburgischen als Überblick festgehalten.
Num. | Person | Form | Referenzfixierung |
Sg. | 1. | ech | sprechende Person |
2. | du | angesprochene Person | |
3. | hatt | phorisch für Menschen / Tiere mit weibl. Rufnamen | |
hien | phorisch für Menschen / Gegenstände | ||
si | phorisch für Menschen / Gegenstände / Abstrakta | ||
Pl. | 1. | mir | mehrere Sprecher (+ ich), inkl. / exkl. |
2. | dir | mehrere Sprecher (+ du) | |
Höflichkeitsform (einer oder mehr) | |||
3. | si | phorisch für Mengen |
613Dass hier nur für die starken Formen Referenzfixierung gezeigt werden, liegt daran, dass schwache Formen prinzipiell auf alle Entitäten referieren können. Die Semantik hat somit nur einen Einfluss auf die starken Pronomen der 3. Person. Aus diesem Grund beschränkt sich die vorliegende semantische Analyse allein auf die Pronomen der 3. Person Singular.92
614Die Referenzfixierung der starken Formen führt dazu, dass stets ein schwaches Pronomen verwendet wird, sobald das Referenznomen „außerhalb“ der Referenzfixierung liegt. Für das neutrale Substantiv Messer etwa steht das starke Pronomen hatt nicht zur Verfügung, da die Referenz mit hatt nur für Personen (und Tiere) mit weiblichem Rufnamen zulässig ist. Hier muss also ein schwaches Pronomen verwendet werden.
615(136)d’Messer ‚das Messer’ => Pronomen 3.Pers.Sg.Neutr. => *hatt / et
616Obwohl das pronominale Paradigma bei den Pronomen der 3. Person starke und schwache Formen beinhaltet, kann die Wahl des Pronomens durch die semantische Klasse des Referenten beeinflusst werden, wie es bei (136) der Fall ist. Vor der eigentlichen Analyse sollte jedoch geklärt werden, worin eine semantische Klasse besteht. Wenn man sich etwa eine Reihe potentieller Substantive vorstellt (Kind, Europa, Krankheit, Küche, Farbe, Reis, Urlaub, Freundschaft), können diese nach unterschiedlichen Kriterien geordnet werden (Belebtheit, Funktion, Form usw.). Durch die vielfältigen Beschreibungsdimensionen (Semantik, Pragmatik, Grammatik) gibt es für die Klassifikation von Substantiven keine einheitliche Terminologie oder Typologie (vgl. Bußmann 2002: 470). Sie sollte jedoch so transparent wie möglich und für den Analysezweck geeignet sein.
617Die Bedeutung jedes einzelnen dieser Substantive ist ein Bündel von semantischen Merkmalen. Die Liste dieser Merkmale ist dabei unendlich, da immer wieder neue inhaltliche Dimensionen beschrieben werden können: konkret vs. abstrakt, natürlich vs. künstlich, zählbar vs. unzählbar, groß vs. klein, käuflich vs. nicht käuflich etc.
618Um eine sinnvolle Unterteilung der Substantive im Luxemburgischen für die Beschreibung der Referenzspektren der Pronomen zu erhalten, sollte eine möglichst kleine Anzahl an Merkmalen in der Lage sein, möglichst viele Substantive klassifizieren zu können. Zudem liegt der Fokus dieser Analyse auf der phorischen Referenz von Pronomen, sodass Kategorien herausgearbeitet werden müssen, die einen nachweislichen Einfluss auf mögliche Pronominalisierungsstrategien im Luxemburgischen haben. Aus diesem Grund sollte nicht unüberlegt auf eine Einteilung zurückgegriffen werden, wie etwa auf die prominente Animacy Hierarchy von Silverstein (1976). Im Zusammenhang mit dieser Skala stellt Kasper (2015b: 368) zudem kritisch fest, dass hier mehrere Ebenen in unzulässiger Weise verbunden werden, d. h., dass Bereiche wie Diskurspragmatik, Spezifizitäts- und Belebtheitsaspekte in einer einzigen Skala untergebracht sind. Möchte man eine solche Skala empirisch verwenden, müsste sie zuvor „dekomponiert“ werden, um die einzelnen Aspekte für die Analyse greifbar zu machen (vgl. ebd.). Demnach sollte man sich die Frage stellen, welche Eigenschaften im Kern des Phänomens relevant sind.
619Die Referenzfixierung der starken Personalpronomen im Luxemburgischen beruht hauptsächlich auf den Faktoren der Belebtheit und der Individualität.93 Obschon es zahlreiche Abwandlungen der von Silverstein (1976) vorgegebenen Skala gibt, wird an dieser Stelle die Skala von Szczepaniak (2011: 345) verwendet, denn hier werden Belebtheit und Individualität sinnvoll verknüpft. Die Individualitätsgrade von Referenten sind hier zur Verdeutlichung in das Schema integriert (vgl. Timberlake 1975; 1977, zit. nach Hopper & Thompson 1980: 253).94
620Diesem Schema zufolge wäre ein Personenname wie Martha maximal individualisiert und ein indefiniter Stoffname wie Milch minimal individualisiert. Die jeweiligen grammatischen Merkmale (Name, Zählbarkeit, Definitheit) und semantischen Merkmale (Belebtheit, Abstraktheit) korrelieren nicht zwangsläufig mit den fünf nominalen Kategorien oberhalb der Skala, sie sind hier als verstärkende Eigenschaften zu verstehen. Im empirischen Teil wird gezeigt, wie sich die Korpusdaten anhand dieser Merkmale klassifizieren lassen.
6.2.1 Probleme und Möglichkeiten der empirischen Analyse
621Für die empirische Analyse wurde die luxemburgische Wikipedia (Stand 2013, 3,7 Mio. Token) ausgewählt. Da die Personalpronomen zu einem high frequency phenomenon gehören und hier quantitative Analysen durchgeführt werden sollen, muss das Korpus deutlich reduziert werden. Das Wikipedia-Sample, das einen Einzelbaustein aus dem Gesamtkorpus darstellt, hat zwei klare Vorteile: Zum einen sind die Texte weitestgehend orthografisch standardisiert, sodass die Suche nach Pronomen leicht durchführbar ist. Zum anderen weisen die Texte eine große Anzahl an nicht menschlichen Referenten auf.95 Im Vergleich zu Radionachrichten etwa, in denen es vorrangig um Personen geht, werden in der Wikipedia auch zahlreiche Tiere, Pflanzen und Gegenstände beschrieben, sodass die Ergebnisse aussagekräftiger sind in Bezug auf unterschiedliche Substantivklassen. Allein für das hatt-Pronomen (3.Pers.Neutr.) muss die Suche auf das Subkorpus ausgeweitet werden, da die Wikipedia zu wenig Belege für dieses Pronomen liefert (vgl. Kapitel 6.2.2).
622Bei der semantischen Auswertung der Korpusdaten sind hauptsächlich zwei methodische Probleme zu berücksichtigen: a) semantische Kategorisierungen und b) uneindeutige Referenz, i. S. v. mehreren potentiellen Referenten.
623a) Die große Menge an unterschiedlichen Referenztypen kann die Analyse erheblich erschweren, da es für jede der zuvor vorgestellten Kategorien mehr oder weniger prototypische Vertreter bzw. Elemente gibt, die nur schwer zu kategorisieren sind. Dennoch soll mit einer möglichst geringen Menge an Kategorien gearbeitet werden, ohne für jedes „unpassende“ Referenzobjekt eine neue Kategorie öffnen zu müssen (als Resultat der zuvor erwähnten Unendlichkeit semantischer Merkmale). Schwer kategorisierbar sind etwa Maßangaben wie d’Längteneenheet ‚die Längeneinheit’ oder Metonymien wie Stiftung. Vor allem im Bereich der Gegenstände und der Abstraka ist es schwierig, Elemente eindeutig zuzuordnen. Für diese Untersuchung werden diese Kategorien demnach etwas weiter verstanden, um eine einfache Zuordnung zu ermöglichen: ein Gegenstand wird hier als etwas verstanden, das mit den fünf Sinnen zu erfassen, aber gleichzeitig unbelebt ist: ein Planet, ein Stadtviertel, eine Schule. Abstrakta sind ebenfalls unbelebt, können jedoch nicht mit den Sinnen erfasst werden, da sie „gedacht“ werden: eine Maßeinheit, Energie, eine Zahl.
624b) Gerade bei Pronomen der 3. Person Singular kann es dazu kommen, dass mehrere potentielle Referenten im Textverlauf zur Verfügung stehen. Da in einem Satz oft mehrere Substantive stehen, ist auf den ersten Blick nicht immer klar, worauf sich das Pronomen im Folgesatz bezieht (gerade bei identischem Genus). Im Wikipedia-Korpus werden viele Sätze gebildet, in denen ein Eigenname und eine Gattungsbezeichnung in einer Prädikativkonstruktion stehen (Typ: Flipper ist ein Delfin). In Bezug auf den jeweiligen Individualitätsgrad bedeutet dies nun, dass der Eigenname Flipper ein höheres Maß an Individualität darstellt und somit semantisch anders zu bewerten ist als die indefinite allgemeine Tierartbeschreibung ein Delfin. Im Wikipedia-Korpus findet man etwa den folgenden Satz:
625(137)Al Mankib, ass e Stär am Stärebild Orion. Hie gëtt och de Schëllerstär vum Orion genannt. (wikipedia.lu)
Al Mankib ist ein Stern im Sternbild Orion. Er wird auch der Schulterstern des Orions
genannt.
626Bei dem Pronomen hien ‚er’ ist unklar, ob sich das Pronomen auf den Eigennamen Al Mankib oder auf e Stär ‚ein Stern’ bezieht. In der Terminologie von Corbett (2006) bedeutet dies, dass das Target-Pronomen (hien) zwei Controller hat: Al Mankib (Eigenname) und e Stär (indefinite NP).96
Controller | Target-Pronomen |
[Al Mankib] [e Stär] ‚ein Stern‘ | [hien] ‚er‘ |
627In diesem Kontext kann die Individualität nur schwer festgelegt werden, schließlich ist Al Mankib als Eigenname stark individualisiert und die indefinite NP e Stär wenig individualisiert. Beide kommen allerdings als Controller für das Target-Pronomen hien (3.Pers.Sg.) in Frage.
628Da bei der Pronominalisierung von Maskulina im Luxemburgischen der Faktor Individualität eine wichtige Rolle bei der Wahl der starken Formen spielt, werden diese Belege bei der Auswertung mit „mehrere Controller” vermerkt und unter Berücksichtigung dieses Faktors bei der Darstellung der Ergebnisse problematisiert.
6.2.2 Das starke Pronomen hatt (3.Pers.Sg.Neutr.)
629Für die vorliegende Analyse wurden 600 Satzkontexte mit dem Pronomen hatt ausgewertet. Da die neutrale starke Form hatt im Wikipedia-Sample insgesamt nur 42mal vorkommt, wurde die Suche auf das Subkorpus ausgeweitet. Die Suchanfrage verlief nur über die Form <hatt>. Die Daten zeigen, dass hatt zu 99,7 % auf weibliche Personen und zu 0,3 % auf Tiere mit weiblichem Rufnamen referiert.
Menschen | Tiere | Pflanzen | Gegenstände | Abstrakta |
99,7 % | 0,3 % | - | - | - |
630Das luxemburgische Pronomen hatt wird demnach hauptsächlich verwendet, um auf weibliche Personen zu referieren.Hatt kann dabei als Nähepronomen verstanden werden und steht dem femininen Distanzpronomen si gegenüber (vgl. Kapitel 6.3). Hatt wird in den hier ausgewerteten Daten immer dann gewählt, wenn der Referent ein weiblicher Ruf- oder Künstlername ist wie Claudine, Lena, Madonna oderBeyoncé. Da Rufnamen und Künstlernamen im Luxemburgischen allgemein Neutra sind, wird dementsprechend ein Neutrum-Pronomen gewählt (hatt in der starken Form, et und ‘t in den schwachen Varianten) – dies gilt auch für Rufnamen bei Tieren.
631(138)Eist Claudine [...] Hatt ass haut lo Directrice hei zu Esch (Interview)
unser.NEUTR Claudine [..] es ist heute jetzt Direktorin hier in Esch
632(139)Wann een d’Trixi fënnt, bréngt en hatt bestëmmt zeréck. (Lehrbuch)
wenn jemand das Trixi findet, bringt er es bestimmt zurück
633Dass weibliche Rufnamen Neutra sind, kann an der Oberfläche des Satzes nicht immer erkannt werden, denn der schwache Definitartikel d’ (Nominativ/Akkusativ) ist für Femininum und Neutrum formgleich (vgl. Kapitel 4). Erst bei einer Dativform des Definitartikels (dem im Neutrum, der im Femininum), der Wahl eines starken Definitartikels (dat im Neutrum, déi im Femininum) oder bei einem Possessivartikel (eist im Neutrum, eis im Femininum ‘unser(e)’) kann dieser Genusunterschied deutlich gemacht werden (vgl. eist Claudine, Satz (138)).
634Neben den weiblichen Rufnamen werden auch die beiden neutralen Appellative Meedchen ‘Mädchen’ und Framënsch ‘junge Frau’ (wörtl. ‘Frauenmensch’)97 mit hatt pronominalisiert (vgl. auch Nübling 2015: 254).
635(140)e Framënsch [...] oh, wéi hat hatt elo geheescht, ech weess net méi säi Virnumm (Interview)
ein Frauenmensch [..] oh, wie hat es jetzt geheißen, ich weiß nicht mehr seinen Vornamen
636Doch nicht nur Menschen, auch Tiere mit weiblichem Rufnamen werden mit hatt pronominalisiert.98 Im nachfolgenden Textbeispiel einer Vermittlungsseite für Katzen wird eine Katze namens Gipsy beschrieben und im weiteren Verlauf mit allen Varianten des Neutrumpronomens der 3. Person pronominalisiert: hatt, et, ‘t. Obwohl das Appellativ Kaz ‘Katze’ im Luxemburgischen feminin ist, kongruiert das Pronomen mit dem Genus des Rufnamens (Neutrum).99 Für die Referenz werden alle Formen des neutralen Personalpronomens verwendet: die starke Form hatt (in der Schreibvariante hat) sowie in den schwachen Formen et und ‘t.
637(141)[D’Gipsy]NEUTR huet Klenger krit an as duerno eraus geheit gin. Wou seng Kleng sin weess keen, [hat]NEUTR war voll Mëllech an doutonglecklech. Elo as [et]NEUTR operéiert, [‘t]NEUTR huet sech berouegt a gët esou lues eng richteg léif Kaz, obschon [et]NEUTR sech an Uecht hëlt virun enger Hand. (Tierheimseite, als Text neben Katzenfoto)100
Gipsy hat Junge bekommen und ist danach rausgeworfen worden. Wo seine Jungen sind,
weiß niemand, es war voll Milch und todunglücklich. Jetzt ist es operiert [Anm. CD:
kastriert], es hat sich beruhigt und wird allmählich eine richtig liebe Katze, obschon
es sich in Acht nimmt vor einer Hand.
638Bei der Verwendung des starken Pronomens hatt bleibt festzuhalten, dass belebte Referenten (Menschen und Tiere) mit hatt pronominalisiert werden, wenn sie einen weiblichen Rufnamen tragen. Das starke Pronomen hatt kann auch auf die neutralen Appellative Framënsch ‚junge Frau‘ und Meedchen ‚Mädchen’ referieren.
6.2.3 Das starke Pronomen hien (3.Pers.Sg.Mask.)
639Das starke Maskulinumpronomen hien referiert in den meistens Fällen auf belebte Entitäten, zeigt jedoch auch die Möglichkeit, unter bestimmten Voraussetzungen (Individualität) auf unbelebte Entitäten referieren zu können. Für das folgende Beispiel wäre es beispielsweise nicht möglich, das starke Pronomen hien zu verwenden, denn der Referent eise Recyclage ‚unser Recycling’ ist nicht belebt.
640(142)Well eise Recyclage ass net méi konform. En [*hien] ass net méi modern, en [*hien] ass net méi sécherheetskonform. (Politik)
weil unser Recycling ist nicht mehr konform. Er ist nicht mehr modern, er ist nicht
mehr sicherheitskonform.
641In diesem Kapitel werden vor allem die Grenzfälle dieser Belebtheitseinschränkung besprochen, d. h. der Fokus der Analyse liegt auf den Referenten, die auf der Belebtheitsskala weiter rechts (im Bereich der Unbelebtheit) stehen. Auf dieser Grundlage wird gezeigt, unter welchen Umständen bestimmte unbelebte maskuline Nomen als Referent für das starke Pronomen hien dienen können.
642Für die Analyse der Referenzmöglichkeiten der starken Form hien wurde im Wikipedia-Sample gezielt nach Passivkonstruktionen gesucht, einerseits aufgrund der unüberschaubar hohen Anzahl an Treffern beim Pronomen hien bzw. hie (mehr als 23000 Treffer im Wikipedia-Korpus) und andererseits aufgrund der Tatsache, dass Subjekte in einem Passivsatz häufig auch unbelebt sein können, wodurch eine höhere Aussagekraft in Bezug auf unterschiedliche semantische Klassen erzielt werden kann.
Menschen | Tiere | Pflanzen | Gegenstände | Abstrakta |
79,5 % | 2,5 % | 0 % | 18 % | - |
Menschen | Tiere | Pflanzen | Gegenstände | Abstrakta |
99,5 % | 0 % | 0 % | 0,5 % | - |
643Interessant sind die unterschiedlichen Ergebnisse in Bezug auf die beiden Konstruktionen. Belege mit hie gëtt ‘er wird’ werden häufiger im Zusammenhang mit Gegenständen verwendet (vereinzelt auch mit Tieren). Dabei zeigt sich, dass vor allem der Faktor der Individualität eine wichtige Rolle spielt. Wie Individualität in den Einzelbelegen aufgezeigt werden kann und worin die Schwierigkeiten einer solchen Analyse bestehen, soll im Folgenden verdeutlicht werden. Beispiel (143) zeigt einen Beleg aus dem Korpus.
644(143)De Rumford-Präis ass e Wëssenschaftspräis fir Physik. Hie gëtt vun der American Academy of Arts and Sciences [...] verginn. (wikipedia.lu)
Der Rumfordpreis ist ein Wissenschaftspreis für Physik. Er wird von der Amercian Academy
of Arts and Sciences vergeben.
645Zunächst muss der Referent des Pronomens ermittelt werden. Hier geht es darum herauszufinden, worauf sich das phorische Element hien bezieht. Dabei stehen die drei folgenden Fragen im Vordergrund:
- Welcher semantischen Klasse kann der Referent zugeordnet werden (Mensch, Tier, Pflanze, Gegenstand, Abstraktum)?
- Gibt es mehrere Controller, d. h. kann das Pronomen auf mehr als ein Textelement rückgeführt werden?
- Hat der Referent einen hohen oder niedrigen Individualitätsgrad? Trägt er einen Eigennamen oder eine andere onymische Kennzeichnung?
647Für den Referenten in (143) ergeben sich nun die folgenden Parameter:
- semantische Klasse: Gegenstand
- mehrere Controller: ja (1: Rumford-Präis, 2: Wëssenschaftspräis fir Physik)
- Individualitätsgrad: hoch bei de Rumford-Präis (definites Kompositum mit Eigenname) und niedrig bei e Wëssenschaftspräis fir Physik (indefinites Appellativ, allerdings mit Präpositionalattribut)
649Für den folgenden Satz (144) sind die Parameter leicht zu bestimmen. Dieser Typ kommt mit Abstand am häufigsten vor.
650(144)Den Nico Klopp [...]. Hie gëtt zu de postimpressionistesche Moler gerechent. (wikipedia.lu)
Der Nico Klopp [..]. Er wird zu den postimpressionistischen Malern gezählt.
- semantische Klasse: Mensch
- mehrere Controller: nein
- Individualitätsgrad: hoch (Eigenname, belebt)
652In den Ergebnissen zeigt sich, dass hien in den meisten Fällen auf Menschen referiert.103 Es finden sich allerdings auch zahlreiche Referenzen auf Gegenstände (auffallend sind dabei die vielen kosmischen Objekte). In all diesen Belegen zeigt sich jeweils ein recht hoher Grad an Individualisierung, was letztlich mit der Textsorte zusammenhängt. In einem typischen Wikipedia-Artikel werden gezielt Personen und bekannte Gegenstände mit onymischer Kennzeichnung vorgestellt, die in der Beschreibung dann weiter charakterisiert werden. Auch bei Gegenständen bezieht sich hien demnach häufig auf einen Namen bzw. ein durch einen Namen gekennzeichnetes Substantiv. In 76 % der Fälle, in denen der Referent ein Gegenstand ist, zeigt sich ein hoher Individualitätsgrad beim Referenznomen durch ebendiese onymische Kennzeichnung. In (145) etwa zeigt der Referent de Julianesche Kalenner einen hohen Individualitätsgrad, da die Nominalphrase zum einen definit ist und zum anderen durch ein Adjektiv begleitet wird, das aus einem Rufnamen abgeleitet wurde.
653(145)De Julianesche Kalenner [...]. Hie gëtt haut an der Wëssenschaft réckwierkend och nach fir d’Jore virum Julius
Cäsar gebraucht. (wikipedia.lu)
Der Julianische Kalender [..]. Er wird heute in der Wissenschaft rückwirkend auch
noch für die Jahre vor=dem Julius Cäsar gebraucht.
654Die Individualität kann jedoch auch im Folgekontext hergestellt werden, wie das folgende Beispiel zeigt. Zunächst findet man im vorangehenden Kontext nur die indefinite Bezeichnung Galaxiëkoup ‚Galaxienhaufen’ vor. Im Folgesatz, in dem das starke Pronomen hien steht, wird diesem Referenten jedoch sowohl ein Eigennamen-Kompositum Norma-Galaxiëkoup als auch die Bezeichnung Abell 3627 zugewiesen, was zu einer hohen Individualisierung führt.
655(146)A Richtung Norma, bal net ze gesinn duerch eis Mëllechstrooss, ass e Galaxiëkoup.
Hie gëtt Norma-Galaxiëkoup (Abell 3627) genannt. (wikipedia.lu)
In Richtung Norma, fast nicht zu sehen durch unsere Milchstraße, ist ein Galaxienhaufen.
Er wird Norma-Galaxienhaufen (Abell 3627) genannt.
656Das nachfolgende Beispiel illustriert das Prinzip der Individualisierung ohne onymische Kennzeichnung. Der Referent de Positiounswénkel wird durch mehrere Attribute näher bestimmt und somit individualisiert: Das Präpositionalattribut vun..., das Partizipialattribut bezunn op... sowie die Wiederholung des Referentendee Wénkel, deen inklusive attributivem Relativsatz.
657(147)De Positiounswénkel vun engem Objet 2, bezunn op den Objet 1, [...] ass dee Wénkel, deen [...]. Hie gëtt vu Nord iwwer Ost [...] a vun 0° bis 360° gezielt. (wikipedia.lu)
Der Positionswinkel von einem Objekt 2, bezogen auf das Objekt 1, [..] ist der Winkel,
der [..]. Er wird von Nord über Ost [..] und von 0° bis 360° gezählt.
658Die zentralen Referenzbedingungen für die starke Form des maskulinen Pronomens hien sind demnach Belebtheit und ein hoher Individualitätsgrad. Insgesamt gelten für das starke maskuline Pronomen hien ebenfalls funktionale Restriktionen – das semantische Referenzspektrum ist jedoch weiter gefasst als beim Neutrumpronomen hatt. Somit kann hien in den vorliegenden Daten nicht nur auf Tiere und Pflanzen, sondern auch auf Gegenstände referieren, sofern diese individualisiert sind.
6.2.4 Das starke Pronomen si (3.Pers.Sg.Fem.)
659Auch für das starke Pronomen si wurde gezielt nach Passivkonstruktionen gesucht (si gëtt / si ass). Durch die gezielte Suche nach Passivkonstruktionen soll gewährleistet sein, dass sich nicht nur menschliche Referenten in den Daten finden (im Passiv finden sich mitunter auch Gegenstände in der Rolle als Subjekt). Außerdem ist das Femininumpronomen si formgleich mit dem Pluralpronomen der 3. Person (Nominativ, Akkusativ). Durch die Verbform im Singular liefert die Suche folglich keine unerwünschten Belege mit dem Pluralpronomen.
660Die Ergebnisse zeigen, dass das starke feminine Pronomen si auf sämtliche Entitäten (Konkreta und Abstrakta) referieren kann.
Menschen | Tiere | Pflanzen | Gegenstände | Abstrakta |
18,5 % | 1,5 % | 7 % | 56 % | 17 % |
Menschen | Tiere | Pflanzen | Gegenstände | Abstrakta |
33 % | 3,5 % | 8,5 % | 52 % | 3 % |
661Das Referenzspektrum für si umfasst alle hier aufgeführten semantischen Klassen, wobei die Klasse der Gegenstände jeweils am stärksten vertreten ist. Darunter finden sich häufig Belege, in denen Blumen, Städte, Kirchen oder Zeitschriften mit si pronominalisiert werden.
662(148)D’Meeréischen oder Kläckelchersblumm [...] ass eng Blumm, déi am Mee bléit. [...] Si gëtt betruecht als eng Blumm, déi Gléck bréngt. (wikipedia.lu)
Die Mairöschen oder Glöckchenblume [Anm. CD: Maiglöckchen] [..] ist eine Blume, die
im Mai blüht. [..] Sie wird betrachtet als eine Blume, die Glück bringt.
663Ähnlich wie beim maskulinen starken Pronomen hien zeigt sich ein Unterschied zwischen der Korpussuche nach der Konstruktion si gëtt ‚sie wird’ und si ass ‚sie ist’. Bei den Sätzen mit si ass finden sich deutlich häufiger menschliche Referenten. Nichtsdestotrotz bilden die Gegenstände weiterhin die größte Klasse.
664Für die Pronominalisierung mit si spielt es auch keine Rolle, ob der Referent individualisiert ist oder nicht. So werden Substantive wie d’Hausstëbsallergie (Fem.) ‚die Hausstauballergie’ oder eng slawesch Sprooch (Fem.) ‚eine slawische Sprache’ mit der starken Form si pronominalisiert.
665Im Gegensatz zu den bisherigen starken Pronomen der 3. Person kann si auch auf Abstrakta referieren. Die folgenden drei Beispiele illustrieren diese Art der Referenz. Zu den Substantiven, auf die mit dem starken Femininum-Pronomen si referiert werden kann, zählen: typesch Ungaresch Zigeinermusek ‚typisch ungarische Zigeunermusik’,d’Quantesch Feldtheorie ‚die Quantische Feldtheorie’ sowie d’Klass vun den Insekten ‚die Klasse von den Insekten’.
666(149)Typesch Ungaresch Zigeinermusek [...]. Si gëtt vu Musekgruppen, Männer a Fraen, a faarwefreedegen Truechte gespillt. (wikipedia.lu)
Typisch Ungarische Zigeunermusik [..]. Sie wird von Musikgruppen, Männern und Frauen
in farbenfreudigen Trachten gespielt.
667(150)D’quantesch Feldtheorie [...]. Si ass an de spéidere 1940er Joren entstan. (wikipedia.lu)
die quantische Feldtheorie [..]. Sie ist in den späten 1940er Jahren entstanden.
668(151)D’Klass vun den Insekten besteet aus Millioune vu verschiddenen Arten [...]. Si gëtt a 36 wëssenschaftlech Uerdnungen ënnerdeelt. (wikipedia.lu)
Die Klasse von den Insekten besteht aus Millionen von verschiedenen Arten [..]. Si
wird in 36 wissenschaftliche Ordnungen unterteilt.
6.2.5 Zwischenfazit zu den referentiellen Pronomen der 3. Person
669Oft werden die starken Formen im Luxemburgischen als betonte und die schwachen als unbetonte Varianten desselben Pronomens dargestellt (vgl. Schanen & Zimmer 2012). In diesem Kapitel wurde jedoch gezeigt, dass die starken Formen auch in ihrer semantischen Funktion zu trennen sind, denn je nach Genus (Neutrum, Maskulinum, Femininum) können sie auf andere semantische Klassen referieren.
- Die vorliegende Analyse der Referenzmöglichkeiten der starken Pronomen der 3. Person Singular (hatt, hien, si) hat gezeigt, dass diese Formen vor allem dann gewählt werden, wenn der Referent belebt und individualisiert ist.
- Die starke Form hatt (Neutrum) kann nur auf weibliche Personen oder Tiere verweisen, die einen weiblichen Rufnamen tragen, sowie auf die neutralen Appellativa Meedchen ‘Mädchen’ und Framënsch ‘junge Frau’. Unbelebte Entitäten können nicht mit hatt pronominalisiert werden.
- Die starke Form hien (Maskulinum) kann auf Menschen, Tiere, Pflanzen und Gegenstände referieren. Auf Gegenstände kann nur dann mit einem starken Pronomen im Maskulinum referiert werden, wenn sie individualisiert sind, d. h. wenn sie beispielsweise durch eine onymische Kennzeichnung spezifiziert sind (Bsp.: den Omeganiwwel ‘der Omeganebel’). Abstrakte Entitäten können nicht mit hien pronominalisiert werden.
- Die starke Form si (Femininum) kann auf sämtliche Entitäten referieren, unabhängig von Belebtheit und Individualisierungsgrad.
671Die verschiedenen Referenzspektren der starken Personalpronomen der 3. Person werden auf der folgenden Abbildung noch einmal zusammengefasst.
672Durch diese Art der Darstellung wird deutlich, dass die Pronominalisierungsstrategie für die starken Formen wie eine Art Akzessibilitätshierarchie nach Keenan und Comrie (1977: 66) funktioniert. Obwohl diese Hierarchie ursprünglich für Relativisierungsstrategien entwickelt wurde, kann sie auch für die Pronominalisierung herangezogen werden. Das hier abgebildete Schema zeigt eine implikative Referenz, welche besonders für die Maskulina relevant ist. Demzufolge kann ein Pronomen, wenn es auf eine Klasse weiter rechts auf der Skala referiert, ebenfalls auf alle linken Klassen verweisen. Wenn Maskulina also auf die Klasse Gegenstände referieren können, können sie ebenfalls auf die Entitäten der Klassen auf der linken Seite der Skala referieren, also auf Menschen, Tiere und Pflanzen. Für Maskulina gilt zusätzlich, dass die starke Form vor allem auf individualisierte Gegenstände referieren kann.
673Das Referenzspektrum der schwachen Pronomen der 3. Person Singular ist im Gegensatz zu den starken Formen nicht semantisch gebunden, denn es kann auf alle Entitäten referieren. Auch die starke Femininumform si kennt keine semantischen Einschränkungen. Insgesamt sind also die schwachen und starken Formen nicht funktional gleichwertig. Zudem weisen die starken Formen unterschiedliche Referenzfixierungen auf.
674Wie sich die Pronomen hatt/hien/si in Bezug auf die Skala in Abbildung 11 verhalten, kann an dem folgenden Auszug aus einem luxemburgischen Lehrbuch noch einmal verdeutlicht werden. Die Sätze beziehen sich hier auf den Erwerb von Farbbegriffen, zeigen jedoch sehr schön, dass unbelebte Referenten (Kleidungsstücke) unterschiedliche Pronomen (stark/schwach) erhalten. Sätze (152) und (153) zeigen die schwachen Pronomen et und en (SW), (154) hingegen das starke Pronomen si (ST).
675(152)Dat ass en Hiem. Et ass gréng a wäiss. (*hatt)
Das ist ein Hemd. EsSWist grün und weiß.
676(153)Dat ass en Hutt. En ass brong. (?hien)
Das ist ein Hut. ErSWist braun.
677(154)Dat ass eng Jupe. Si ass blo. (Lehrbuch)
Das ist ein RockFEM. SieSTist blau.
678Der syntaktische und informationsstrukturelle Kontext ist in den drei Beispielen weitgehend identisch: Prädikativstruktur im ersten Satz, Referent gehört zur Gruppe der Gegenstände (Kleidungsstücke), der Nachfolgesatz beginnt mit einem referentiellen Personalpronomen und zeigt ebenfalls eine Prädikativstruktur (mit Farbadjektiv). Bei diesen Sätzen zeigt sich, dass die starken Formen (hatt, hien, si) unterschiedlich verwendet werden – bei identischer semantischer Klasse des Referenten. Eine Verwendung der starken Neutrum-Form hatt wäre in Satz (152) zudem ungrammatisch. Der Einsatz der starken Form hien ist für (153) nur bedingt akzeptabel.106 In (154) können theoretisch die beiden Formen (si und se) verwendet werden, auch wenn der Autor sich hier für das starke si entschieden hat.
679Aufgrund der in diesem Kapitel gezeigten semantischen Auswertungen zeichnet sich ein pronominales Paradigma ab, in dem die starken Formen für Maskulina und vor allem für Neutra aufgrund ihrer Referenzfixierung stark eingeschränkt sind.
680Die Wahl der Pronomen hängt jedoch nicht ausschließlich vom jeweiligen Referenten ab. Aus syntaktischer Perspektive ergeben sich neue Restriktionen, die wiederum die schwachen Formen betreffen. Wie sich syntaktische Präferenzen und Einschränkungen bei den Personalpronomen manifestieren, wird in Kapitel 6.4 gezeigt.
6.4 Pragmatik: Referenz auf weibliche Personen
681Bei der Referenz auf weibliche Personen (und teilweise auch auf weibliche Tiere) gibt es einige Sonderfälle der Pronominalisierung, da es hier zu Neutrum- oder Femininumreferenz, aber auch zu Schwankungsfällen kommen kann.107 Der Fokus dieses Kapitels liegt dabei auf allgemein grammatischen sowie pragmatischen Kongruenzbedingungen und nicht auf der Stark-schwach-Distinktion. Aus semantischer Perspektive sind starke und schwache Formen gleichermaßen verfügbar.
682Zunächst werden die drei zentralen Referenztypen für weibliche Personen, d. h. mit weiblichem Sexus, in einer Übersichtstabelle dargestellt und im Anschluss erklärt.
Referenztyp | Form | Sexus | Kongruenz | Pron. |
I (Neutrum) | Künstlername | W | N | hatt |
Rufname (RufN) | W | N | hatt | |
II (Femininum) | Nachname | W | F | si |
fem. Appellative (APP) | W | F | si | |
fem. Titel (+ Nachname) | W | F | si | |
III (N/F) | Kombination RufN+Nachname | W | N/F | hatt / si |
Kombination fem.APP+RufN+Nachname | W | N/F | hatt / si | |
Kombination Titel + Künstlername/RufN | W | N/F | hatt / si | |
Sonderfälle (z.B. Schwëster) | W | N/F | hatt / si |
683In Kapitel 6.2.2 zum Neutrumpronomen hatt wurde dargelegt, dass Künstler- und Rufnamen im Luxemburgischen Neutra sind, d. h. eine Referenz auf einen weiblichen Rufnamen (bei Mensch oder Tier) wird mit hatt geleistet. Auch Künstlernamen wie Madonna fordern ein Pronomen im Neutrum. Zusammen mit den beiden neutralen Appellativen Framënsch ‘junge Frau’ und Meedchen ‘Mädchen’ bilden sie den Referenztyp I (Neutrum).
684(155)De Raymond huet dem Melusina misse verspriechen, hatt samschdes eleng ze loossen (wikipedia.lu)
Der Raymond hat dem Melusina müssen versprechen, es samstags alleine zu lassen.
685Referenztyp II (Femininum) umfasst sämtliche feminine Appellative, wie d’Olympionikin ‚die Olympionikin’,d’Wittfra ‚die Witwe’,eng Liichtathletin ‚eine Leichtathletin’,eng Schauspillerin ‚eine Schauspielerin’, aber auch Familienbezeichnungen wie meng Mamm ‚meine Mutter’,eng Tatta ‚eine Tante’ oder d’Boma ‚die Oma’ (mit der Ausnahme der Verwandtschaftsbezeichnung Schwëster ‚Schwester’, siehe Referenztyp III). Hinzu kommen Fälle, in denen Personen – wie etwa Lehrer – einfach mithilfe des Nachnamens erwähnt werden.
686(156)Ass dat déi Schmit, déi och Engleschprof ass? Si ass immens streng.
Ist das die Schmit, die auch Englischlehrerin ist? Sie ist sehr streng.
687Die beiden Referenztypen (Typ I = Neutrumreferenz, Typ II = Femininumreferenz) werden durch einen dritten Referenztypen ergänzt (Typ III = Neutrum oder Femininum), der Eigenschaften aus beiden Klassen vereint und somit zu Schwankungsfällen führen kann. Diese Substantive können mit hatt oder si pronominalisiert werden. Hierzu zählen Kombinationen von Rufname und Nachname (d’Fabienne Lentz), Kombinationen von femininen Appellativen und Namen (d’Sopranistin Mariette Kemmer), Kombinationen von Titel und Künstler- oder Rufnamen (d’Prinzessin Stéphanie) sowie der Sonderfall des femininen Appellativs Schwëster ‘Schwester’, auf das auch mit Neutrum referiert werden kann. Dabei kann es auch zu Korrekturfällen kommen. Das folgende Beispiel aus dem Korpus zeigt, wie ein Sprecher mit dieser Schwankung spielt, eine Stilebene somit greifbar macht und sich bei diesem Schwankungsfall für das distanzierte si entscheidet:
688(157)den Egalitéitsaspekt, deen d'Renée Wagener schonn ugeschwat huet, [...] wéi hatt dat a sengem, wéi si dat, pardon, an hirem overall Kommentar gemaach huet. (Online-Kommentar)
den Gleichstellungsaspekt, deen die Renée Wagener bereits angesprochen hat [..] wie
es das in seinem, wie sie das, entschuldigung, in ihrem overall Kommentar getan hat.
689Die Wahl des Pronomens (hatt oder si) bei Referenztyp III hängt im Prinzip von drei pragmatischen Faktoren ab: Generation, Emotion und Stil.108 Der pragmatische Faktor der Generation bezieht sich auf das Alter, d. h. handelt es sich um eine ältere oder jüngere Person. Je älter die Person ist, desto stärker geht die Tendenz Richtung si (Fem.). Hinzu kommt der Faktor des emotionalen Bezugs, der sich darauf bezieht, wie nahe sich Sprecher und Referent stehen oder ob sie sich fremd sind.
690Zuletzt gibt es noch den Stilfaktor. Dieser Faktor ist davon abhängig, ob der Sprecher sich spöttisch oder sarkastisch zeigen möchte und deswegen Frauen mit hatt pronominalisiert, die eigentlich viele Eigenschaften für eine si-Referenz aufweisen, etwa wenn jemand die Kanzlerin Angela Merkel mit hatt (Neutrum) pronominalisiert. Dem gegenüber steht eine Art ‘politische Korrektheit’, die dazu führt, dass häufig das feminine Pronomen si verwendet wird, auch wenn die pragmatischen Eigenschaften eher für Neutrum sprächen. Die Faktoren sind dabei als beeinflussende und nicht als absolute Kriterien für die Pronominalisierung mit hatt oder si zu verstehen.
Faktor | hatt | Si |
Generation | Referentin gehört zu jüngerer Generation | Referentin gehört zu älterer Generation |
Emotion | persönlicher / emotionaler Bezug | persönliche / emotionale Distanz |
Stil | sarkastischer / spöttischer Unterton | ‘politische Korrektheit’ |
691Die pragmatischen Faktoren sind nicht nur relevant für das Verhältnis zwischen Sprecher und referierter Person, sondern auch zwischen Hörer und referierter Person: Wie ist das Verhältnis zwischen Hörer und referierter weiblicher Person? Wie groß ist deren Altersunterschied? Kennt er die betreffende Person? Die Wahl des Pronomens kann auch durch das Verhältnis zwischen Sprecher und Hörer beeinflusst werden. Hier geht es vor allem um die Stilebene, d. h. um die Art, wie sich der Sprecher dem Hörer gegenüber positionieren möchte. Die pragmatischen Faktoren von Generation, Emotion und Stil bewegen sich somit in einem diskurspragmatischen Dreieck zwischen Sprecher, Hörer und dem weiblichen Referenten, wie das folgende Schaubild zeigt.
692Dies soll an einem Beispiel verdeutlicht werden: Spricht man etwa mit einer älteren Person über deren Schwester, so können der emotionale Bezug und das Alter zwischen Hörer und Referentin anders ausfallen als zwischen Sprecher und Referent. Es bleibt dem Sprecher in gewisser Weise überlassen, ob er sich an seinen eigenen pragmatischen Faktoren gegenüber der referierten Person orientiert oder an denen seines Hörers.
693In manchen Fällen zeigt sich, dass das neutrale Nähepronomen hatt auch generalisierend für Personen weiblichen Geschlechts verwendet werden kann (ohne zuvor eingeführten Referenten). Somit kann das neutrale Pronomen hatt auch als Grundform für die Referenz auf weibliche Menschen dienen, parallel zum männlichen hien.
694(158)De „Coming Out“ ass den Evenement, wou eng Persoun aner Leit matdeelt, datt hien oder
hatt homosexuell oder bisexuell ass. (wikipedia.lu)
Das „Coming Out“ ist das Ereignis, wo eine Person anderen Leuten mitteilt, dass er
oder es homosexuell oder bisexuell ist.
695(159)<Eldoradio> nunu1994 sin en hatt a keen hien (Chat)
<..> nunu1994 bin ein es und kein er
‘<...> nunu 1994 bin eine Sie und kein Er’
696(160)Dann drënkt keen méi eng Schlupp Alkohol wann hiën/hatt Auto fiëhrt. (Online-Kommentar)
dann trinkt keiner mehr einen Schluck Alkohol wenn er/es Auto fährt
697Ein weiterer Aspekt ist die Referenz auf weibliche Tiere, wo auch wiederum zwischen Rufnamen und Appellativen unterschieden werden muss. Bezieht sich die Referenz auf den weiblichen Rufnamen des Tieres, wird ein Neutrumpronomen verwendet. Ist allerdings das Appellativ der Referent, entscheidet das grammatische Genus der Gattungsbezeichnung über die Wahl des Pronomens.
698(161)Hatt muss bei de Déierendokter. Ref.: d’Frieda (Genus: N, Sexus: F)
Es muss bei den Tierarzt. Ref.: die Frieda
699(162)Hie muss bei den Déierendokter. Ref.: den Hond (Genus: M, Sexus: F)
Er muss bei den Tierarzt. Ref.: der Hund
700Es finden sich zahlreiche Beispiele, in denen der Name des Tieres nicht explizit genannt wird und dennoch ein Neutrumpronomen gewählt wird. Satz (163) zeigt eine hatt-Pronominalisierung für einen Hund, dessen Name im Kontext nicht genannt wird. Womöglich spielen hier emotionale Nähe und der „mitgedachte“ Name des Tieres eine erhebliche Rolle, da auf der Textebene kein neutrales Substantiv verfügbar ist (nur eins im Maskulinum, nämlich eisen Hond ‚unser Hund’), auf das sich das Pronomen hatt beziehen könnte.
701(163)Fir eis war dat vun Ufank u kloer, dat mir [eisen Hond]MASK willten anständig zillen, fir dat [hatt]NEUTR a mir vill Spaass uneneen wärten hun (Online-Kommentar)
für uns war das von Anfang an klar, dass wir unseren Hund wollten anständig erziehen,
für dass es und wir viel Spaß aneinander werden haben
702Ein Blick in weitere Textsorten zeigt, dass hatt auch als Referent für andere Tiere (Pferde, Katzen) verwendet werden kann, sofern sie weiblichen Geschlechts sind und einen weiblichen Rufnamen tragen. Allein die Tatsache, dass Tiere einen Vornamen tragen, deutet bereits auf eine emotionale Bindung zwischen Mensch und Tier hin. Im Internet findet man häufig zu vermittelnde Katzen aus Pflegestationen oder Pferde, für die Reitbeteiligungen gesucht werden. Diese weiblichen Tiere werden in den meisten Fällen mit hatt pronominalisiert. Es folgt eine Anzeige für eine Reitbeteiligung auf einer Internetplattform, in der hatt stellvertretend für eine Stute steht.
703(164)Ech sinn op der Sich no enger léiwer an zouverlässeger Persoun déi [meng 13 Joer al Mier]FEM an Hallefpensioun géing huelen. [Hatt]NEUTR steet zu Iermsdref am Stall. (Internet)
Ich bin auf der Suche nach einer lieben und zuverlässigen Person die meine 13 Jahre
alte Stute in Halbpension würde nehmen. Es steht in Ermsdorf im Stall.
704Wie beim Hundebeispiel in (163) wird der Rufname des Tieres nicht genannt. Dennoch wird ein Neutrumpronomen verwendet, da eine emotionale Bindung besteht und der Sprecher womöglich indirekt eine exophorische Referenz zum Rufnamen aufbaut. Hinzu kommt, dass meng 13 Joer al Mier ‘meine 13 Jahre alte Stute’ als feminines Substantiv (femininer Controller) auch ein Pronomen im Femininum (si) hätte auslösen können.
705Die Pronominalisierung von weiblichen Referenten zeigt sich als komplexes Phänomen, das es weiter zu untersuchen gilt.109 Für die vorliegende Untersuchung kann festgehalten werden, dass es drei Strategien gibt:
- Referenztyp I: Neutrumreferenz bei weiblichen Ruf-/Künstlernamen und neutr. Appellativen
- Referenztyp II: Femininumreferenz bei Nachnamen und fem. Appellativen
- Referenztyp III: Schwankende Referenz (Neutrum/Femininum), die durch pragmatische Faktoren (Generation, Emotion, Stil sowie Diskurspragmatik) abgeglichen werden muss
6.5 Syntax: Distribution und Klitisierung
707Die zuvor verwendete Terminologie von starken und schwachen Pronomen beruht auf der Morphologie, denn auf der Oberfläche existieren zwei unterschiedliche Formen (als Ausnahme gilt das Neutrumpronomen mit drei Formen), die aufgrund ihrer morphophonologischen Eigenschaften in starke und schwache Formen eingeteilt werden können (vgl. Kapitel 6.1). In Bezug auf die syntaktische Einbettung dieser Formen gibt es jedoch drei Verwendungen: voll, reduziert und klitisch. Wie sich diese drei Verwendungen motivieren lassen, soll anhand von unterschiedlichen syntaktischen Eigenschaften gezeigt werden: der festen Satzposition für klitische Pronomen und der Möglichkeit der Koordination, Fokussierung und Dislokation von vollen Pronomen (diese entsprechen den Punkten (3) und (4) aus den zu Beginn des Kapitels genannten pronominalen Eigenschaften von Cardinaletti & Starke 1994; 1999).
708Die feste Satzposition ist ein zentrales Merkmal von klitischen Pronomen. Im Gegensatz zu vollen und reduzierten Pronomen weisen klitische Pronomen eine besondere syntaktische (und mitunter auch phonologische) Bindung auf. Dabei sind zwei Fälle zu unterscheiden: das Subjektklitikon der 2. Person Singular (Nominativ) de, das nur nach der linken Satzklammer vorzufinden ist, sowie schwache Akkusativ- und Dativformen, die entweder nach der linken Satzklammer oder nach Präpositionen vorkommen können.
709Die klitische Form de (2.Pers.Sg.Nom.) findet sich stets nach der linken Satzklammer. Sie tritt demnach nach Nebensatzeinleitungen oder nach (finiten) Verbformen in V1- oder V2-Sätzen auf. Im nachfolgenden Beispiel wird zweimal die klitische Form de verwendet: einmal nach der (flektierenden) Nebensatzeinleitung wann (s) und einmal nach dem Modalverb muss.110
710(165)Wann s de do ënne wunns, da muss de duerch de Verkéier (Interview)
wenn INFL du da unten wohnst, dann musst du durch den Verkehr
711Da de ein Subjektpronomen ist, steht es in der Regel an erster Position im Mittelfeld. Im Vorfeld und an anderen Positionen muss die Vollform du gewählt werden (vgl. (166)). Die nachfolgende Tabelle zeigt die Stellungsoptionen im topologischen Feldermodell.
712(166)du [*de] fënns och keng Parkplazen do (Interview)
du findest auch keine Parkplätze dort
VF | LK | MF | RK | NF |
wann s | de do ënne | wunns | ||
da | muss | de duerch de Verkéier | ||
du | fënns | och keng Parkplazen do |
713Die schwachen pronominalen Formen im Akkusativ und Dativ sind ebenfalls klitisch. Sie sind allerdings nicht auf den linken Rand des Mittelfelds beschränkt. Auch Präpositionen können ein Stützwort sein, d. h. ein Element, an das sich das Pronomen „anlehnen“ kann. Die beiden nachfolgenden Sätze zeigen, dass das klitische Pronomen mer nach der linken Klammer auftritt. Sobald das Personalpronomen im Dativ in das Vorfeld rückt, wird die volle Variante mir verwendet.
714(167)dat ass mer zimlech egal (Interview)
das ist mir ziemlich egal
715(168)Mir [*mer] ass dat einfach onverständlech. (Online-Kommentar)
mir ist das einfach unverständlich
VF | LK | MF | RK | NF |
dat | ass | mer zimlech egal | ||
mir | ass | dat einfach onverständlech |
716Das klitische Pronomen kann sich dabei entweder an eine finite Verbform anhängen (vgl. (167)) oder wie in (169) als klitisches Dativpronomen hinter einer Nebensatzeinleitung stehen.
717(169)ouni dass em awer effektiv gehollef ginn ass (Politik)
ohne dass ihmKLITaber tatsächlich geholfen worden ist
718Auch andere Varietäten des Deutschen (Zentralhessisch, Bairisch) zeigen, dass schwache Objektpronomen nicht im Vorfeld stehen können (vgl. Reinsberg 2011: 49; Weiß 1998, zit. nach Weiß 2016: 126).
719Die klitischen Personalpronomen können im Mittelfeld auch aneinandergereiht werden, wie der nächste Satz zeigt.111
720(170)ech kann em et net schécken (Chat)
ich kann ihm es nicht schicken
VF | LK | MF | RK | NF |
ech | kann | em et net | schécken |
721Der wichtigste Aspekt der „festen Satzposition“ ist die syntaktisch motivierte Trennung von reduzierten und klitischen Pronomen. Demnach sind nicht alle schwachen Pronomen automatisch klitisch. Schwache Pronomen im Nominativ etwa können mehrere Positionen im Satz einnehmen, u.a. auch das Vorfeld, was sie zu reduzierten Pronomen macht. Die Sätze in (171) machen deutlich, dass das reduzierte Maskulinum-Pronomen im Nominativ en die gleichen syntaktischen Stellen besetzen kann wie das volle Pronomen hien. Gleiches gilt auch für die Nominativformen anderen Pronomen der 3. Person (Singular: en, et, se; Plural: se).
722(171)a) wou [hien / en] eng Fro gestallt hat
wo er eine Frage gestellt hatte
b) [hien / en] hat eng Fro gestallt
er hatte eine Frage gestellt
723Bei den Nicht-Nominativen (in diesem Beispiel Akkusativ) können die morphologisch schwachen Formen nicht im Vorfeld stehen, was sie als Klitika charakterisiert (vgl. Nespor & Vogel 2007: 148f.). Im Akkusativ (oder Dativ) kann also nur das volle Pronomen an dieser Position stehen.
724(172)a) ech hunn [si / se] eppes gefrot
ich habe sie etwas gefragt
b) [si / *se] hunn ech eppes gefrot
sie habe ich etwas gefragt
725Bei den Pronomen der 3. Person Singular und Plural wird somit deutlich, dass die Akkusativformen auf der Oberfläche zwar formgleich mit den Nominativen sind (vgl. Tabelle 61), die schwachen Akkusativformen allerdings klitisch und die schwachen Nominativformen reduziert sind. Letztere können an beliebigen Positionen auftreten, im Gegensatz zu den schwachen Akkusativen, die über eine feste Satzposition verfügen.
Pers./Num. | Genus | Nominativ | Akkusativ |
3.Pers.Sg. | Mask. | hien / enRED | hien / enKLIT |
Neutr. | hatt / etRED | hatt / etKLIT | |
Fem. | si / seRED | si / seKLIT | |
3.Pers.Pl. | si / seRED | si / seKLIT |
726Die feste Satzposition der klitischen Akkusativ- und Dativformen bezieht sich allerdings nicht ausschließlich auf den linken Rand des Mittelfelds, sondern auch auf die Position hinter Präpositionen, wie die folgenden Sätze zeigen, da auch Präpositionen Stützwörter für Klitika sein können.
727(173)d’Adele wëllt wuel erëm optriede no der Gebuert vu sengem Kand, awer net mat em op Tour goen (Online-News)
das Adele will wohl wieder auftreten nach der Geburt von seinem Kind, aber nicht mit ihmKLIT auf Tour gehen
728(174)D’Belsch si sou frouh matt hieren Hausdeieren dass si souguer fir se kachen. (Online-News)
Die Belgier sind froh mit ihren Haustieren dass sie sogar für sieKLIT kochen.
729Die Verteilung von klitischen und vollen Pronomen hinter Präpositionen weist keine großen Unterschiede auf. Im direkten Vergleich zeigt sich, dass die Kombination von Präposition und klitischem Pronomen ebenso häufig anzutreffen ist wie mit einem vollen Pronomen. Ausgewertet wurden hier Chat-Daten, in denen häufig gefragt wird: „Möchte jemand [mit mir] chatten?“. Die Präpositionalphrase stand dabei stets im Mittelfeld.
730(175)mat mir (volles Pronomen, n=1015)
mit mirVOLL
731(176)mat mer (klitisches Pronomen, n=1027)
mit mirKLIT
732Auch im Alemannischen und im Zentralhessischen sind Kombinationen von Präposition und klitischem Pronomen zulässig (vgl. Nübling 1992; Reinsberg 2011, zit. nach Weiß 2016: 127). Es ist allerdings ein auffälliges Merkmal, dass die Präpositionalphrasen mit klitischem Pronomen (Typ: mat mer) nie im Vorfeld zu finden sind.
733Beispiel (177a) zeigt einen einfachen Satz, in dem eine Präpositionalphrase mit maskulinem Personalpronomen vorkommt. Im Mittelfeld kann das Pronomen wahlweise voll oder klitisch sein. Die Präpositionalphrase ist dabei innerhalb des Mittelfeldes beweglich, beide pronominale Varianten bleiben verfügbar (vgl. b). Rückt die Präpositionalphrase allerdings in das Vorfeld (vgl. c), muss das volle Pronomen verwendet werden (mat him), was auch mit der Satzbetonung einhergeht.
734(177)a) Ech hu [mat him / mat em] geschwat. (Interview)
ich habe mit ihmVOLL/KLITgesprochen
b) Ech hu scho virun zwou Woche [mat him / mat em] doriwwer geschwat.
ich habe schon vor zwei Wochen mit ihmVOLL/KLITdarüber gesprochen
c) [Mat him/ *mat em] hunn ech geschwat.
mit ihmVOLLhabe ich gesprochen
VF | LK | MF | RK | NF |
a) Ech | hunn | mat him / mat em | geschwat. | |
b) Ech | hu | scho ... mat him / mat em doriwwer | geschwat. | |
c) Mat him | hunn | ech | geschwat. |
735Es bleibt weiterhin zu klären, warum Präpositionalphrasen allgemein die Klitisierung von Pronomen zulassen, schließlich wäre die „typische“ Klitikon-Position nach der linken Klammer. Klitika sind als Konzept nur schwer greifbar und in der Literatur unterschiedlich definiert (vgl. Nespor & Vogel 2007). Dies liegt zum einen daran, dass sie in ihrer Selbstständigkeit bzw. in ihrem „Anlehnungsgrad“ variieren können, und zum anderen an der Tatsache, dass Klitisierung sowohl ein syntaktischer als auch ein phonologischer Prozess ist (vgl. Nespor & Vogel 2007: 145). Ob ein Element klitisch ist oder nicht, wird in erster Linie anhand von nicht phonologischen Eigenschaften festgemacht. In vielen Fällen geben Morphologie und Syntax erste Hinweise, ob ein Element sich wie ein Klitikon verhält. Erst in einem zweiten Schritt kann nach phonologischen Erklärungen gesucht werden (vgl. Nespor & Vogel 2007: 149). Es gibt auch Ansätze, in denen zwischen phonologischen und syntaktischen Klitika unterschieden wird (vgl. Zwicky 1977; Weiß 2016). Bei den luxemburgischen Präpositionen liegt eine phonologische Erklärung durchaus nahe, schließlich klitisieren Pronomen phonologisch nach links (vgl. Cardinaletti & Starke 1996: 47; Weiß 2016: 127). Die „phonologische Stütze“ ist demnach nicht die linke Satzklammer, sondern eine Präposition.112
736Unter der Prämisse, dass klitische Pronomen ein Stützwort benötigen, das links von ihnen steht, möchte ich abschließend noch einen Sonderfall ansprechen. In einem Satz wie (178) beginnt der Satz mit dem schwachen Pronomen et, das in der Rolle eines Akkusativobjekts im Grunde genommen nicht im Vorfeld stehen darf. Da es aber nicht isoliert am Satzanfang steht, sondern als Teil der Konstituente (Objektsatz mit Infinitivkonstruktion) et him molen ‚es ihm malen’, trägt das Verb molen den Hauptakzent und erlaubt dem klitischen et (Akkusativ) davorzustehen.
737(178)Et him molen huet och kee Sënn. (Online-Kommentar)
Es ihm malen hat auch keinen Sinn.
738Im topologischen Feldermodell (vgl. Tabelle 66) steht et in der Nebensatzstruktur durchaus am linken Rand des Mittelfeldes, erhält jedoch kein Element links davon, an das sich das Pronomen anlehnen kann. Dies bedeutet also entweder, dass das Stützwort auch rechts stehen kann, oder dass die klitischen Pronomen eine feste Position hinter der linken Klammer haben, unabhängig davon, ob die linke Klammer besetzt ist.
VF | LK | MF | RK | NF | |
HS | [Et him molen]NS | huet | och kee Sënn | ||
NS | et him | molen |
739„[T]here is as yet no unambiguous way of defining clitics
“ (Nespor & Vogel 2007: 149). Dennoch lassen sich Pronomen identifizieren, die aufgrund syntaktischer (und phonologischer)
Besonderheiten zu Klitika hinzugezählt werden können. Die feste Satzposition am linken
Rand des Mittelfelds sowie hinter Präpositionen kennzeichnet bestimmte Personalpronomen
als klitische Pronomen, da sie sich deutlich von den reduzierten unterscheiden, die
beispielsweise auch alleine im Vorfeld stehen können.
740Volle Pronomen unterscheiden sich von den anderen Pronomentypen dahingehend, dass sie koordiniert (179), fokussiert (180) oder disloziert (181) werden können. Dies liegt unter anderem an den prosodischen Eigenschaften von Vollformen, da nur die vollen Pronomen betont werden können und die meisten dieser syntaktischen Prozesse eine prosodische Hervorhebung mit sich bringen.
741(179)ech wär dommheet numma 1, du 2 an hatt 3 (Chat)
ich wäre Dummheit Nummer 1, du 2 und es 3
742(180)och du solls deng strof kreien (Online-Kommentar)
auch du sollst deine Strafe kriegen
743(181)du??? kanns du daat iwwerhaapt?! (Chat)
du??? kannst du das überhaupt?!
744Die Fokussierung kann entweder durch Isolation, ein Adverb wie och ‚auch’ oder allein durch Prosodie geleistet werden. Auch wenn die Prosodie der Pronomen in einem schriftlichen Korpus nicht unmittelbar ausgewertet werden kann, kann sie dennoch eine Rolle bei der Wahl zwischen einem vollen und einem reduzierten oder klitischen Pronomen spielen.
6.6 Rekapitulation des Paradigmas und Defektivität der Personalpronomen
745Aus morphologischer, semantischer und syntaktischer Perspektive und unter Berücksichtigung der in Kapitel 6.1 bis 6.4 angeführten Belege und Überlegungen kann nun eine pronominale Dreiteilung im Paradigma plausibel gemacht werden.
voll | reduziert | klitisch | |
1) Morphophonologische Reduktion | + | + | |
2) Bezug auf unbelebte Referenten113 | +/– | + | + |
3) Feste Satzposition | – | – | + |
4) Möglichkeit der Koordination, Fokussierung, Dislokation | + | – | – |
746Die Eigenschaften (1) und (2) sind relevant für die reduzierten und die klitischen Pronomen (d. h. für schwache Formen). (3) ist ein Indiz für die klitische Verwendung eines Pronomens und (4) trifft in erster Linie auf die vollen Pronomen zu. Da sich die Punkte (3) und (4) auf die Syntax beziehen, werden hier die Hauptargumente für die syntaktische Dreiteilung der Formen geliefert.
747Diese Dreiteilung führt nun zu einer Neubewertung des Paradigmas der Personalpronomen. Die fettgedruckten Pronomen sind die Vollformen, <RED> steht für reduzierte und <KLIT> für klitische Formen. Das Neutrumpronomen ‘t stellt einen Sonderfall dar, da es nur im Vorfeld auftreten kann (‘t ass egal ‚es ist egal’), sich dort jedoch auch aufgrund der festen Satzposition wie ein Klitikon verhält.
Num. | Pers. | Genus | Nominativ | Akkusativ | Dativ | |
Sg. | 1. | – | ech / – | mech / – | mir / merKLIT | |
2. | – | du / deKLIT | dech / – | dir / derKLIT | ||
3. | Mask. | hien / enRED | hien / enKLIT | him / emKLIT | ||
Neutr. | hatt / etRED/ ‘tKLIT | hatt / etKLIT | ||||
Fem. | si / seRED | si / seKLIT | hir / erKLIT | |||
Pl. | 1. | – | mir / merRED | eis~ons / – | ||
2. | – | dir / derRED | iech / – | |||
3. | – | si / seRED | si / seKLIT | hinnen / enKLIT |
748Im Gegensatz zum pronominalen Paradigma, das zu Beginn von Kapitel 6 gezeigt wurde (vgl. Tabelle 51), wird hier deutlich, dass es funktionale Unterschiede zwischen den Nominativ- und den Akkusativformen der 3. Person Singular und Plural gibt. Im Nominativ weisen sie volle und reduzierte Varianten auf, im Akkusativ hingegen volle und klitische.
749Aufgrund semantischer und syntaktischer Restriktionen bestimmter Personalpronomen kann es dazu kommen, dass kein entsprechendes Personalpronomen zur Verfügung steht. Es wurde einerseits beschrieben, dass schwache Pronomen auf alle Entitäten referieren können (im Gegensatz zu den starken). Andererseits wurde gezeigt, dass nur volle (starke) Pronomen fokussiert werden können. Wenn es also nun zu einem Fall kommt, in dem ein unbelebter Referent (Beispiel d’Hiem ‘das Hemd’) nur ein schwaches Pronomen wählen kann (et), dies aber als Akkusativ im Vorfeld stehen soll (nicht zulässig, da klitisch), wird die Defektivität der Personalpronomen im Luxemburgischen deutlich. In einem solchen Satz muss das Personalpronomen durch ein Demonstrativum (deen/déi/dat oder dësen/dës/dëst) ersetzt werden. Für das Hemd-Beispiel ergibt sich somit folgender Satz.
750(182)[Dat / *hatt / *et] hunn ech gëschter kaaft.
Das/es/es habe ich gestern gekauft114
751Im luxemburgischen Korpus finden sich zahlreiche Beispiele, die das Ausweichen auf ein Demonstrativpronomen zeigen:
752(183)e Finanzplang [...] Deen hunn ech mer ugekuckt. (Politik)
ein Finanzplan [..] den habe ich mir angeguckt
753Das Substantiv Finanzplang ‚Finanzplan’ darf im Luxemburgischen aufgrund seiner Unbelebtheit nicht mit hien pronominalisiert werden. Da es im Folgesatz topikalisiert werden soll, stehen weder hien (semantische Restriktion) noch en (syntaktische Restriktion) zur Verfügung. Die Lösung ist der Einsatz des Demonstrativpronomens deen, das sowohl den semantischen (unbelebt) als auch den syntaktischen (Vorfeldposition) Bedingungen folgt. Im Gebrauch erweist sich das Paradigma der Personalpronomen somit als defektiv, was wiederum durch den Einsatz einer anderen pronominalen Kategorie (Demonstrativum) gelöst werden kann.
6.7 Starke und schwache Personalpronomen in anderen westgermanischen Sprachen
754Starke und schwache Formen zeigen sich nicht nur im luxemburgischen Pronominalsystem. Auch andere – teilweise auf Mündlichkeit beruhende – Varietäten kennen starke und schwache Personalpronomen. Gerade die syntaktische Ebene der Pronomen ist für viele Varietäten leider nur unzureichend beschrieben, sodass auf viele Aspekte nicht eingegangen werden kann.
755Einen wichtigen und für dieses Kapitel zentralen Beitrag zum Pronominalsystem liefern die Autoren Cardinaletti & Starke (1994; 1996; 1999). In mehreren sprachvergleichenden Studien machen Cardinaletti & Starke (1994; 1996; 1999) anhand unterschiedlicher germanischer (Englisch, Standarddeutsch, Standardniederländisch, Westflämisch, Olanger Dialekt in Südtirol) und romanischer Sprachen (Französisch, Italienisch) deutlich, dass pronominale Systeme ein Drei-Klassen-System aufweisen, das in erster Linie aufgrund von morphologischen, semantisch-referentiellen und syntaktisch-distributiven Eigenschaften beschrieben werden kann. Gerade die syntaktisch-distributiven Eigenschaften wurden in weiteren Studien vertieft (vgl u.a. Fuß & Wratil 2013; Weiß 2015; 2016). Weiß (2015; 2016) zeigt beispielsweise, wie sich pronominale Abfolgen in den Dialekten des Deutschen (u.a. Hessisch und Bairisch) verändern können, je nachdem welche Pronomentypen (voll, reduziert, klitisch) involviert sind. Das folgenden Beispiel nach Weiß (2015) stammt aus dem Bairischen.
756(184)Dia han’e’n doch gesdan scho zrugg geem. (Weiß 2015: 80)
Dir habe’ich’ihn doch gestern zurück gegeben
757Das erste Dativpronomen dia (2.Pers.Sg.) steht als volles Pronomen am Satzanfang. Die klitischen Pronomen reihen sich dabei hinter der linken Klammer an das finite Verb han ‚haben’ an.
758In Dialekten mit pro-drop wie im Bairischen wird die Unterteilung der schwachen Pronomen zusätzlich um die Option null ergänzt, wodurch schwache Pronomen reduziert, klitisch oder nicht realisiert (null) sein können (vgl. Fuß & Wratil 2013; Weiß 2015).
759Die deutsche Standardsprache unterscheidet nur im mündlichen Gebrauch zwischen starken und schwachen Formen (kommst du mit? vs. kommsde mit?). Auch zahlreiche Dialekte bzw. Regiolekte des Deutschen kennen diese Distinktion. Dass diese schwachen Formen auch verschriftlicht werden können, zeigt ein Beispiel aus dem Gießener Anzeiger. Hier wurden die Personalpronomen du und dir durch die klitischen Formen de und der ersetzt.
760(185)Jung, däei kannst de der nomme [...] (Gießener Anzeiger online)115
Junge, die kannst du dir nehmen
761Im Pennsylvania Dutch bzw. im Pennsylvania German (historisch aus dem Alemannischen bzw. Pfälzischen entstanden) existieren ebenfalls starke und schwache Personalpronomen (mir/mər; in/ən), wobei die schwachen präferiert werden (vgl. van Ness 2002: 429f.). Andere Autoren weisen ebenfalls auf eine pronominale Stark-schwach-Distinktion hin, u.a. im Schweizerdeutschen (Schweizerisches Idiotikon digital), im Zimbrischen (Schweizer 2008) oder in der Mundart von Pforzheim (Sexauer 1927). Eine genaue funktionale Analyse, d. h. die referentiellen Einsatzmöglichkeiten und die syntaktischen Aspekte werden allerdings selten bis gar nicht erwähnt. In manchen Fällen finden sich lediglich Angaben zu allgemein präferierten Formen oder Formzusammenfällen.
762Im Standardniederländischen gibt es ebenfalls starke und schwache Personalpronomen,
etwa jij/je ‚duST/duSW’oder zij/ze ‚sieST/sieSW’ (vgl. De Schutter 2002: 461f.; Broekhuis & den Dikken 2012: 775). Hier gilt, dass die starken Varianten hauptsächlich als Hervorhebung verwendet
werden („in stressed positions
“, vgl. De Schutter 2002: 461).116 Zudem gelten für schwache Pronomen syntaktische Restriktionen, wie etwa unzulässige
Satzpositionen am rechten Rand des Mittelfelds (vgl. Broekhuis & den Dikken 2012: 777f.). Demnach scheint es sich auch hier um Klitika zu handeln.
763Semantische Referenzspektren wurden bislang kaum berücksichtigt bzw. kaum systematisch untersucht, wie es hier für das Luxemburgische gemacht wurde, sodass hier noch weiterer Forschungsbedarf besteht.
6.8 Zusammenfassung
764Dieses Kapitel lieferte einen ersten empirischen Zugang zu den unterschiedlichen Eigenschaften von Personalpronomen im Luxemburgischen. Dabei wurden verschiedene Ebenen berücksichtigt: Morphologie (Form), Semantik (Referenz), Pragmatik (Neutrum oder Femininum bei weiblichen Personen) sowie Syntax (distributive Eigenschaften). Im Folgenden sollen die Kerneigenschaften dieser Bereiche noch einmal auf den Punkt gebracht werden.
- Morphologie
766Die luxemburgischen Personalpronomen flektieren nach Numerus, Person, Kasus und in der 3. Person Singular ebenfalls nach Genus. Das Paradigma der Personalpronomen zeigt im Luxemburgischen unterschiedliche Formen und Synkretismen. Auf der Oberfläche sind bei den Pronomen der 3. Person (Singular und Plural) Nominativ und Akkusativ formgleich (Sg: hien/en, hatt/et, si/se; Pl:si/se). Bei den Pronomen der 1. und 2. Person Plural sind hingegen Akkusativ und Dativ formgleich (eis~ons, iech). Darüber hinaus zeigen die meisten Formen eine starke und eine schwache pronominale Variante, die vor allem in den Bereichen Semantik und Satzposition eine wichtige Rolle spielen.
- Semantik
768Die starken und schwachen Pronomen der 3. Person Singular (hien/en, hatt/et, si/se) verfügen über bestimmte referentielle Eigenschaften, d. h., dass nicht alle Formen auf alle Entitäten referieren können. Die starke Neutrumform hatt darf ausschließlich im Zusammenhang mit weiblichen Personen oder Tieren mit weiblichem Rufnamen verwendet werden. Die starke Form hien lässt sich immer dann verwenden, wenn der Referent belebt ist. In Einzelfällen kann hien auch auf individuierte, nicht belebte Substantive Bezug nehmen (de julianesche Kalenner ‚der julianische Kalender’). Für das starke Femininumpronomen si gilt, dass es auf sämtliche Entitäten referieren kann (auch Abstrakta). Die schwachen Formen (en, et, se) können allgemein auf alle Konkreta und Abstrakta Bezug nehmen.
- Pragmatik
770Bei der Referenz auf weibliche Personen können entweder feminine oder neutrale Pronomen verwendet werden. Dies hängt auf der einen Seite mit dem grammatischen und auf der anderen Seite mit dem pragmatischen Genus zusammen. Im Allgemeinen stehen weibliche Rufnamen im Luxemburgischen im Neutrum, ebenso wie Künstlernamen (Bsp. Madonna). Daneben stehen Nachnamen und feminine Appellativa im Femininum (Bsp.: meng Mamm ‚meine Mutter’ oder d’Madamm Schmidt ‚Frau Schmidt’). In manchen Fällen kann die Referenz jedoch schwanken, vor allem dann, wenn Vor- und Nachname genannt werden, die jeweils einem anderen grammatischen Geschlecht zuzuordnen sind. Auch das einfache feminine Appellativ Schwëster ‚Schwester’ gehört zu dieser Kategorie, auch wenn hier keine offenkundige Neutrumreferenz vorliegt. Die Wahl zwischen Femininum und Neutrum lässt sich anhand unterschiedlicher pragmatischer Faktoren darlegen, zu denen unter anderem Alter, emotionale Nähe und Stil zählen. Dabei spielt nicht nur die Relation zwischen Sprecher und referierter Person, sondern auch diejenige zwischen Sprecher und Hörer eine wichtige Rolle.
- Syntax
772Die im Paradigma festgehaltene Zweiteilung der Formen in starke und schwache Pronomen zeigt sich aus syntaktischer Perspektive als Dreiteilung in volle, reduzierte und klitische Pronomen. Diese Dreiteilung lässt sich dadurch motivieren, dass nur volle Pronomen syntaktisch „autonom“ sind, d. h., dass sie sich dislozieren, koordinieren und fokussieren lassen. Die reduzierten Pronomen zeichnen sich durch morphophonologische Reduktion aus, können aber im Gegensatz zu den klitischen Formen an unterschiedlichen Positionen im Satz stehen. Klitische Pronomen finden sich in erster Linie zu Beginn des Mittelfelds sowie nach Präpositionen.
Fußnoten
600Weiß (2015: 85) führt auf der Unterebene der schwachen Pronomen nicht nur reduzierte und klitische, sondern zusätzlich auch Nullpronomen auf. Diese wurden für die vorliegende Analyse jedoch ausgeklammert, da sie für das Luxemburgische nicht relevant sind (kein pro drop im Lux.).
601Bei Cardinaletti & Starke (1999) lauten die drei Kategorien: stark, schwach und klitisch. Hier wird allerdings die Terminologie von Weiß (2015) übernommen, die auch auf den Überlegungen von Cardinaletti & Starke beruht. Zudem werden von den beiden Autoren noch zwei weitere Eigenschaften beschrieben, die ich im vorliegenden Kapitel nicht berücksichtige, da ich sie für problematisch bzw. redundant halte. Die Eigenschaft Non-linguistic antecedents possible bezieht sich auf die Möglichkeit der exophorischen Referenz. Dies ist allerdings eine Eigenschaft, die nur für die Pronomen der 3. Person Singular Sinn ergibt, denn die Pronomen der 1. und 2. Person sind deiktisch und nicht referentiell. Der Faktor stand alone, also die Fähigkeit von Pronomen, alleine zu stehen, fällt meines Erachtens unter die bereits bestehende Kategorie der Dislokation, sodass eine weitere Wiederholung dieser Eigenschaft unnötig ist.
603Für das Kapitel 6.2 werden das Wikipedia-Sample und das Subkorpus verwendet. In den Kapiteln 6.3 und 6.4 wurde auf das Gesamtkorpus zurückgegriffen. Sätze ohne Quellenangabe sind konstruierte Sätze, die von mehreren Muttersprachlern überprüft wurden.
606Zur phonetischen Transkription luxemburgischer Laute vgl. Gilles & Trouvain (2013).
607Auf der gegenüberliegenden Buchseite des Paradigmas, in dem noch von erster und zweiter Form gesprochen wurde, heißt es dann „betonte“ und „unbetonte“ Form (vgl. Schanen & Zimmer 2012: 156f.).
610Dieser Begriff umschließt verschiedene Typen der Phorik: anaphorischer (zurückweisend), kataphorischer (vorausweisend) und exophorischer (ohne verbalen Verweis) Gebrauch.
611Die 1. Person Plural kennt auch exklusive Lesarten, d.h. Fälle, in denen der Sprechende nicht wirklich Teil des Referenzspektrums ist. Wenn etwa der Arzt zu seinem Patienten sagt: „So, und jetzt nehmen wir einfach eine Woche lang diese Tabletten.” Hier schließt wir den sprechenden Arzt nicht mit ein. Zur parallelen Verwendung im Deutschen vgl. Dudengrammatik (2006: 271).
613Es wurde keine detaillierte Analyse zu den Referenzfixierungen für die starke Form der 3. Person Plural durchgeführt. Dennoch zeichnet sich bei einer ersten empirischen Stichprobe ab, dass das starke Pluralpronomen si auf alle Entitäten referieren kann, zumal Plurale meistens Konkreta bezeichnen.
619Individualität ist hier nicht mit Individuiertheit zu verwechseln. Letztere bezieht sich auf die Eigenschaft, dass Elemente einzeln erfassbar sind (ein Apfel, drei Äpfel). Individualität bezieht sich hingegen auf die Eigenschaft, ein einzelnes Element besonders zu kennzeichnen (der Gala-Apfel).
619Die Oppositionen referential(definite)/non-referential wurde hier mit ‚definit/indefinit’ übersetzt. Die Kategorien Singular/Plural entfallen an dieser Stelle, da die Kategorie Plural für Pronomen der 3. Person Singular nicht relevant ist.
621Der Wikipedia-Artikel an sich stellt eine besondere Textsorte dar, vor allem im Luxemburgischen. Bei möglichen Übersetzungen aus einer deutschen oder englischen Vorlage stellt sich die Frage, ob den Autoren ein Unterschied zwischen den starken und den schwachen Pronomen bewusst ist, schließlich bietet die deutsche oder englische Vorlage keine derartige Variation im Schriftbereich. Ist ihnen diese Variation nicht bewusst, besteht die Gefahr, dass die Autoren sich aufgrund eines vermeintlichen „Standardgedanken“ häufiger für die starken Pronomen entscheiden, d.h., dass unter Umständen vermehrt starke Pronomen verwendet werden, da man diese der ‘standardisierten’ Schriftsprache zuordnet. Auch bei luxemburgischen Transkriptionen, die von studentischen Hilfskräften an der Universität Luxemburg angefertigt werden, werden häufig starke Pronomen eingesetzt, wenn in der Audio-Datei eigentlich eine schwache Form verwendet wird.
626Die Idee von Controller und Target stammt aus Corbetts Kongruenztheorie (2006). Bei der Pronominalisierung besteht Kongruenz zwischen dem Controller (d.h. dem referentiellen Substantiv) und dem Target (d.h. dem Pronomen der dritten Person), da die Merkmale Genus und Numerus an das Pronomen weitergegeben werden. Der Controller ist somit das phorische Textelement, auf das sich das Pronomen (Target) bezieht. Die Begriffe werden der Einfachheit halber aus dem englischen Original übernommen.
634Die Bezeichnung Framënsch (wörtl. ‚Frauenmensch’) kann (muss aber nicht) im Luxemburgischen pejorativ verwendet werden. Häufig werden dadurch auch ‚junge Frauen’ bezeichnet.
636Die Daten zu den Tieren entstammen jedoch nicht dem Wikipedia-Sample, da sich dort nur menschliche Referenten für hatt finden. Insgesamt finden sich leider wenige Beispiele mit Tieren, was vor allem daran liegt, dass in den Nachrichten oder in Kommentarspalten wenig über Tiere mit Rufnamen gesprochen wird. Meistens sind die Angaben zu Tieren dann wiederum unspezifiziert, d.h. der Name wird nicht genannt. In den wenigen Fällen, in denen dann auf ein Tier mit einem Rufnamen verwiesen wird, muss dieses Tier einen weiblichen Namen tragen, um das Pronomen hatt auszulösen.
636Weitere Beispiele mit Tieren sowie mit exophorischer Referenz finden sich in Kapitel 6.3.
637Die online Quelle ist aufgrund einer erfolgreichen Vermittlung der Katze nicht mehr verfügbar.
652Dass der Bereich der Pflanzen keine Referenten mit hien aufweist, kann einerseits daran liegen, dass viele Pflanzenarten und Abstrakta Feminina sind.
678Fünf von den sechs befragten Muttersprachlerinnen lehnen das starke Pronomen hien in diesem Kontext ab.
681Vgl. hierzu auch die Arbeiten von Christen (1998), Nübling (2015) und Döhmer (2016).
689Im Grunde genommen spielt auch die syntaktische Nähe eine wichtige Rolle bei der Wahl zwischen Neutrum oder Femininum (vgl. Döhmer 2016). Da es hier vorrangig um Pronominalisierung geht, wird das Kriterium der syntaktischen Nähe und die damit verbundene Beeinflussung von grammatischer oder pragmatischer Kongruenz ausgeklammert. Im Vordergrund stehen demnach die pragmatischen Bedingungen der Generation, Emotion und des Stils.
705Derzeit entsteht eine Doktorarbeit zur Neutrum/Femininumreferenz an der Universität Luxemburg, im Rahmen des trinationalen Projekts ‘Das Anna und ihr Hund’ (Universität Mainz, Universität Fribourg). Dabei wird u.a. auf grammatische Muster und die areale Verteilung der Neutrumreferenz eingegangen.
735Im Hessischen können schwache Objektklitika im Vorfeld stehen, wenn der Satz durch die Interjektion „ei“ eingeleitet wird, an die sich das klitische Pronomen phonologisch anhängen kann (vgl. Reinsberg 2011: 64, zit. nach Weiß 2016: 126).
745Das starke Femininumpronomen si, das Pluralpronomen si sowie alle schwachen Formen (et, ‘t, en, se) können allesamt auf unbelebte Referenten verweisen (auch die starke Maskulinumform hien kann bei hoher Individualisierung des Referenten auf unbelebte Entitäten referieren). Der Bezug auf unbelebte Referenten ist somit auch bei bestimmten starken Pronomen möglich, sodass hier der schwankende Wert [+/–] eingetragen werden muss.
750Auch im Standarddeutschen darf das schwache Pronomen es (3.Pers.Sg.Neutr.) nicht als direktes Objekt im Vorfeld stehen: *es habe ich gestern gekauft (vgl. Dudengrammatik 2006: 278).
760Vgl. URL: http://www.giessener-anzeiger.de/lokales/kreis-giessen/rabenau/einstieg-als-teenager-vor-horde-von-ue-50ern_16800864.htm [Zugriff: 19.2.2017].
762De Schutter (2002: 461) weist darauf hin, dass die starken Formen im Flämischen auch nach Präpositionen auftreten können.