BEICHT, Louis Jean Nicolas
Berufs- bzw. Tätigkeitsfelder
4Chefkontrolleur bei der Rechnungskammer, Sekretär des Zentralbüros der Kinokommission, Komponist, Pianist, Dirigent, Organist
Persönlichkeit (charakterisierende Zitate)
„Herr Louis Beicht ist vorzüglich veranlagt. Er verfügt über eine üppig sprudelnde Quelle musikalischer Einfälle verschiedenster Art, liebenswürdige, schalkige, auch wohl leicht sentimental angehauchte.“1
« En Louis Beicht saluons un compositeur doué qui n’a pas besoin d’emprunter à droite et à gauche pour créer une mélodie toute d’une pièce, qui interprète les intentions de l’auteur et les transpose en valeurs musicales. »2
« L’art du compositeur Louis Beicht est net, précis, concentré, il est souple, nerveux, direct, plein de variété et de spontanéité; léger, gracieux, coquet, rempli d’inventions ingénieuses, d’accents agréables, d’harmonies raffinées et inattendues. Les audaces sont toujours mesurées, la coloration de bon goût, la mélodie claire, les nuances fines, les rythmes élégants. L. Beicht a une sensibilité très vive, beaucoup d’imagination poétique et d’humour; cependant, il parle toujours un langage sobre et modéré, et a soin de garder partout l’heureuse proportion. »3
„Das idealistische Wirken dieses Mannes, der zu früh von uns ging und uns dennoch einige der populärsten Werke unserer einheimischen Bühnenliteratur vererbt hat, möge mithin die Nachwelt verpflichten, sich seiner und Imdahls Produktionen zu erinnern.“4
Lebensstationen
5Luxemburg-Grund, München (D), Paris (F), Diekirch, Luxemburg-Stadt
Biografie
6Louis Beicht wurde am 26.7.1886 im Stadtgrund geboren.5 Sein Vater Nicolas Beicht, auch im Stadtgrund geboren, war vom 5.6.1881 bis zum 10.6.1890 Militärmusiker (mit der Matrikel 360)6, danach Lehrer für Musik und Gesang am Diekircher Gymnasium und setzte außerdem seine musikalische Laufbahn am hauptstädtischen Konservatorium fort.
7Sein Sohn Louis Beicht ist der Neffe von Jean-Pierre Beicht und somit der Vetter der Musikerin Madeleine Beicht. Louis hat sicherlich von seinem Vater seine ersten musikalischen Schritte gelernt und sich danach als Autodidakt weitergebildet. Eine offizielle Ausbildung hat er nicht genossen. Nach dem Abitur ging er zuerst nach München und Paris, wo er Philologie studieren sollte. Er hat diese Studien jedoch abgebrochen und trat in die Staatsverwaltung ein.
8Am 27.9.1914 heiratete er Aline Flohr (gest. am 19.4.1968) aus Diekirch. Dadurch lernte er die musikalische Familie Jean-Pierre Flohrs kennen. Nach seiner Heirat zog Louis Beicht in die Stadt Luxemburg. Das Ehepaar hatte zwei Töchter: Camilla und Flore. Camilla heiratete Victor Gérard und Flore ehelichte Paul Wagner.
9Louis Beicht arbeitete in Luxemburg in der Rechnungskammer. Wie andere luxemburgische Künstler auch war Louis Beicht während des Ersten Weltkrieges Mitglied in kunst- und literaturliebenden Vereinigungen wie den Männervereinen L´Alliance Franҫaise und La Mansarde. Hier lernte er Putty Stein kennen, dessen zahlreiche Texte er vertonte.7 Des Weiteren war Beicht in Gemeindekommissionen tätig.8
10Im Jahre 1916 gründete er das Orchester Cercle symphonique, welches er auch dirigierte. Er leitete außerdem die Lyra Ettelbrück von Januar 1919 bis Februar 1920.9
11Durch den großherzoglichen Beschluss vom 27. August 1920 wurden Louis Beicht und Albert Kneip, Kommis der Rechnungskammer, zu Kontrolleuren derselben Verwaltung ernannt.10 Zwei Jahre später arbeitete Louis Beicht als Sekretär der Kinoüberwachungskommission in Luxemburg.11
12Louis Beicht hatte als großes Hobby die Musik. Er konnte viele Instrumente spielen und begann schon als Junggeselle zu komponieren und schrieb damals vor allem seine Operetten und mindestens einen Marsch: Sein Marche des Sports wurde am 3.3.1927 bei einem Konzert der Militärmusik aufgeführt.12 Auch für Radiosendungen hat Louis Beicht Werke komponiert.13
13Im Oktober 1928 wurde der Verein Les Amis de la Musique gegründet. Louis Beicht war von Anfang an im Vorstand der Vereinigung mit dabei.14 Während der 1930er Jahre war Beicht Sekretär einer Gemeindekommission, die sich mit dem Erhalt und dem Ausbau des Kathedral-Glockenspiels und des Musikpavillons auf dem Paradeplatz beschäftigte. Dominique Heckmes gehörte ebenfalls dieser Kommission an.15
14Louis Beicht starb am 29.10.1943 in Luxemburg-Stadt im Alter von siebenundfünfzig Jahren.
Würdigung
15Im Juni 1932 bekam Louis Beicht folgende Auszeichnung: Bei einem Empfang in der französischen
Botschaft wurden die Damen Schaus-Arend, Alice Peffer und die Herren Louis Beicht,
Auguste Engel, Pierre Faber, Jules Michel, Alex Schoentgen und Jean Wester, die an
der Wiederauflebung des französischen Volksliedes in unserm Lande arbeiten, mit der
bronzenen Medaille der Alliance Franҫaise bedacht. „Daraufhin händigte Erz. Missoffe im Namen der französischen Regierung den drei Senioren
der rührigen Sänger, den HH. Beicht, Engel und Schoentgen das Diplom d´Officier d´académie
aus.“
16
Rezeption (Konzertprogramme, Rezensionen, Zitate)
16Louis Beicht komponierte im Wesentlichen Klavierlieder, Blasorchester- und Bühnenwerke komponiert. Am häufigsten wurden die – hauptsächlich positiv rezensierten – beim Publikum beliebten drei Bühnenwerke: Sein Associé, D’Joffer Marie Madeleine und De‘ vum Ieweschten Haff aufgeführt.
17Aber auch als Dirigent wurde Louis Beicht rezipiert: Mit seinem von ihm gegründeten Cercle symphonique hat er viele Konzerte bestritten, die in der Kritik lobend erwähnt wurden.
18Im Folgenden einige Anlässe, bei denen Hauptwerke Louis Beichts aufgeführt wurden.
16.3.1915:
19Wohltätigkeitsabend der Fanfare Grand-Ducale Grund.
20Unter anderem wurde das zweiaktige Bühnenwerk Sein Associé (Libr.: Josy Imdahl), von den Verwandten Jean Pierre und Louis Beicht gemeinsam vertont, aufgeführt:
„Das zweiaktige Lustspiel ‚Sein Associé‘ von J. Imdahl hatte den Heiterkeitserfolg, auf den die komischen Situationen, Verwicklungen und kleinen Unwahrscheinlichkeiten, auf denen sich das Stück aufbaut, hinarbeiten. Die musikalischen Einlagen von den HH. J. P. u. Louis Beicht sind nett.“17
30.4.1916:
21Uraufführung des Volksstückes D´Joffer Marie-Madeleine im Saal Brosius (heute Pôle Nord) durch den Cercle Amical (Limpertsberg)18
6.6.1916:
22Am 3.6.1916 gab Louis Beicht ein Einführungskonzert mit seinem neu gegründeten Cercle symphonique, einem Orchester, welches er auch selbst dirigierte. Ein Musikrezensent lobt Dirigent
und Orchester: „Der Dirigent, Herr Louis Beicht, dessen musikalische Begabung nicht mehr hervorgehoben
zu werden braucht und sein prächtiges Amateurorchester haben mit diesem ersten diesjährigen
Saisonkonzert einen vollen Erfolg davongetragen.“
19
16.8.1916:
23Supererfolg der Aufführung der D´Joffer Marie-Madeleine in Bad-Mondorf am 15.8.1916.
„Einen Bombenerfolg hatte am letzten Sonntag die Theatersektion des ‚Cercle Amical‘ von Limpertsberg mit der Aufführung der dreiaktigen Operette ‚D’Joffer Marie Madeleine‘ von Josy Imdahl und L. Beicht. (…) Der gute Name des ‚Cercle Amical‘ und das dargebotene Stück hatten ihre Anziehungskraft nicht verfehlt. Und in Wirklichkeit kamen alle Besucher reichlich auf ihre Kosten. Der Text von ‚D’Joffer Marie Madeleine‘ bietet manch guten und köstlichen Mutterwitz, komische und dramatische Szenen wechseln und lassen den Zuschauer nicht aus der Spannung heraus. Die Leistungen der Akteure sind als vorzüglich anzusprechen und gehen über das gewöhnliche Dilettanten-Niveau hinaus. (…) Dabei die wohltuende, prickelnde Musik des Hrn. Louis Beicht, die dem Ganzen die Krone aufsetzte. Alles in Allem eine Glanzsoirée, die sehr gut zur Eröffnung des Musentempels im Kursaal paßte.“20
28.3.1917:
24Ein Rezensent schreibt nach dem vierten Konzert des Cercle symphonique: „Der Dirigent Hr. Louis Beicht hat durch seine musikalische Begabung und durch sein
Geschick eine gewisse Homogenität zwischen den verschiedenen Klangkörpern zustandegebracht,
die sich im Laufe der Zeit, durch eine rege Zusammenarbeit noch vervollständigen kann.“
21
30.5.1917:
25Am Pfingstsonntag, den 30.5.1917, dirigiert Louis Beicht seinen Cercle symphonique und die Société Chorale Grand-Ducale l’Harmonie aus Anlass eines Gedenkfestes zum neunzigjährigen Geburtstagsjubiläum des Nationalkomponisten Johann-Anton Zinnen, wo ausschließlich Werke dieses Tonsetzers aufgeführt werden:
Programm:22
26I. Teil:
- Hémechtsmarsch
- Exposition de Vienne, Ouvertüre
- Plage normande, Walzer
- Patrouille boccarienne, charakteristisches Stück
28II. Teil:
- Die doppelte Belagerung (Operette in 2 Akten; Libr.: H. Schliep)
19.12.1917:
30„Stiftungsfest C. S. Fola.
“
„Nachdem ‚Fola‘ alle bedeutenden Dicks'schen Operetten zur Aufführung gebracht hat, wird es heuer mit ‚Sein Associé‘ von J. Imdahl versuchen. Diese Operette, wozu J. P. und Louis Beicht die Musik geschrieben haben, erhebt sich um ein Bedeutendes über das Alltägliche, was wir in unserer Bühnenliteratur vorfinden.“23
4.4.1924:
31Zur Operette D´Joffer Marie-Madeleine
„Herr Louis Beicht ist vorzüglich veranlagt. Er verfügt über eine üppig sprudelnde Quelle musikalischer Einfälle verschiedenster Art, liebenswürdige, schalkige, auch wohl leicht sentimental angehauchte. Den Reichtum und die Mannigfaltigkeit dieser Einfälle sollte der Komponist einmal zu einem zusammenhängenden Tonbild verwerten. (…) Das schon mehr verwöhnte städtische Theaterpublikum nahm ‚D´Joffer Marie-Madeleine‘ sehr sympathisch auf und kargte wahrhaftig nicht mit seinem Beifall. Das Haus wies eine außerordentlich starke Besetzung auf.“24 Gez. „H.“25
April 1925:
32Im „April 1925 fand bereits die 150. Aufführung (der Operette
D´Joffer Marie-Madeleine) im Stadttheater, unter Mitwirkung von Venant Paucké statt und zur 300. Aufführung,
wiederum
mit dem ‚Letzeburger Vollekstheater‘, im ‚Alten Theater‘, konnte Louis Beicht nach
textlichen Umgruppierungen Imdahls dem beliebten Volksstück vier neue Musikeinlagen
beifügen. Dieser Jubiläumaufführung am 31. März wohnte I.K.H. Grossherzogin Charlotte
bei und als Anerkennung verlieh die Herrscherin dem Textdichter und dem Komponisten
Louis Beicht eine hohe Auszeichnung.“
26
30.3.1927:
33„Luxemburger Theaterliteratur.
“
„De´ vum Ieweschten Haff von Josy Imdahl, ist ein Drama mit tragischem Ausgang und wurde vom Verfasser (…) als Opernlibretto geschrieben.“
34Louis Beicht, der schon zu den beiden Imdahl-Operetten Der Associé und D´Joffer Marie-Madeleine die Musik geschrieben hatte, hatte schon Jahre zuvor mit der musikalischen Bearbeitung der Operette De´ vum Ieweschten Haff begonnen.
35Ende 1926 wurde der 83 Seiten starke Klavierauszug fertiggestellt und vom Komponisten
mit der Bezeichnung „Letzeburgesch Volleksoper an drei Akten“
betitelt. Die „Uraufführung unter der persönlichen Leitung von Komponist und Textdichter ist für
den 5. April (1927) im hiesigen Stadttheater geplant. Die Choralgesellschaft ‚La Fraternelle,
Grund‘ (Direktion Aug. Engel) stellt die gemischten und Männerchöre. Die musikalische
Begleitung wird durch ein 25 Mann starkes Militärorchester ausgeführt. Die Chor- und
Solistenproben haben bereits vor 2 1/2 (zweieinhalb) Monaten begonnen. Auch die Theaterproben
schreiten seit Wochen rüstig vorwärts und berechtigen schon heute zu der Hoffnung,
daß diese Uraufführung, bei der ca. 35 Personen mitwirken, zu einem Ereignis im Kunstleben
der Hauptstadt werden wird.“
27
2.4.1927:
36Die Uraufführung der Operette De´ vum Ieweschten Haff (Libr.: Josy Imdahl) wird am 5. und 6. April im Stadttheater stattfinden.
37„In enger Anlehnung an den vorliegenden Text hat Louis Beicht hierzu eine Musik komponiert,
die aus dem Rahmen unserer luxemburgischen Theater-Musikliteratur heraustritt, welche
bisher nur Operetten mit strophenmäßigen Liedern (Strophenliedern) aufzuweisen hat,
während die Musik zum Imdahl´schen Libretto durchkomponiert ist und somit einen ernsthaften
Versuch darstellt, eine wirkliche Volksoper, nach dem Vorbild der französischen opéras-comiques
zu schaffen.“
28 Dargestellt von Mitgliedern der nationalen Bühne.
6.4.1927:
38Am 6.4.1927 wurde die neue Operette De´ vum Ieweschten Haff von Louis Beicht zum zweiten Male aufgeführt. Bei dieser Aufführung war auch Prinz
Felix anwesend. Er zollte den Herren Imdahl und Beicht seine Anerkennung und prophezeite
dem neuen Werk „einen vollen und dauerhaften Erfolg“
.29
16.10.1928:
„Les Amis de la Musique.
Eine Anzahl von Musikfreunden Luxemburgs hat sich zu einer Vereinigung zusammengeschlossen, die sich zum Ziel setzt, die allgemeinen Interessen der Musikliebhaber bei Behörden und in der Oeffentlichkeit zu vertreten, die Aufnahmefreudigkeit für klassische und moderne Musik in weiteren Kreisen zu wecken oder zu verbreiten und sowohl Kammermusik wie Symphoniekonzerte unter Leitung und Mitwirkung der großen Meister des Auslandes zu veranstalten (u. a. die Berliner Philharmoniker unter Furtwengler) (…) Die neue Gesellschaft hat sich unter dem Namen ‚Les Amis de la Musique‘ dieser Tage definitiv organisiert. Ihr Vorstand setzt sich zusammen wie folgt: Mme Paul Ruppert, Präsidentin; H. Fritz Fischer, Sekretär; H. René Wagner, Kassierer; Mme Collart-Weber; Mme Fernand Tark; HH. Louis Beicht, Jean Faber, Jean-Pierre Flohr, Ernest Mayer, Niels Reining, Putty Stein und Carlo Türk. Jedes der Vorstandsmitglieder nimmt gerne Beitrittserklärungen von Musikfreunden entgegen.“30
39Diese Gesellschaft plant außergewöhnliche Konzerte unter Mitwirkung von Dirigenten, Orchestern und Musikern von Weltruf.31
18.1.1932:
40D´Joffer Marie-Madeleine. Aufführung des Cercle Symphonique.
„Die Joffer Marie-Madeleine ist eines unserer allerbesten Volksstücke. Zum Volksstück gehören viel Komik, mehr angedeutete als konsequent durchgeführte Tragik, viel Pathos, starke Gefühlswirkung, melodramatische Rührszenen, Liedhaftigkeit der musikalischen Partien. (…) Daneben eignet dem Stück eine flotte Gangart, eine starke Konzentration auf die Idee der Heimat; sagen wir auch, dass die melodramatischen Klagetiraden vom Beginn des III. Aktes zu literarisch wirken, und dass zu deren Bewältigung eine ausgesprochene mimische Handlichkeit erfordert ist, über die die Märileni glücklicherweise verfügte.“32
19.4.1933:
41Auch für Radiosendungen hat Louis Beicht Werke komponiert. Am 19.4.1933 fand beispielsweise
eine 40-minütige « Soirée Luxembourgeoise »
statt, bei der ausschließlich luxemburgische Lieder und Gedichte vorgetragen wurden.
Folgende Komponisten waren vertreten: Louis Beicht, Goldschmit, Menager, Alfred Kowalsky
und Dicks. Gesungen wurden die Lieder von Alex Schoentgen, die Gedichte rezitierte
Léon Moulin.33
März 1935:
42Im März 1935 fand ein Fest zur 300. Aufführung der Operette: D´Joffer Marie-Madeleine statt. Zu diesem Fest haben Dichter und Komponist neue Gesangsnummern, Soli, Duette
und Quartette geschaffen, die aus dem Werk eine, richtige Operette´ machen sollten.
Die Aufführung fand unter der Leitung der Autoren statt. Mitwirkende: Dolores Goeres,
Celine Reiter-Sonntag, Venant Pauké, Jules Michel, Jean Wester, Josy Zens, „also die besten Kräfte des
Letzeburger Vollekstheater(s).“
34
22.9.1945:
43Radio Luxemburg.
„E Sonndeg den owend öm 19.45 sengt Joffer Dolly Goeres vu Béteburg Lidder aus der Operette ‚D´Joffer Marie-Madeleine‘, Text vum Josy Imdahl, Musék Louis Beicht. Um Piano beglét d´Madame Pauly-Lambé.“35
4.3.1947:
44De´ vum Ieweschten Haff. Volksoper in 3 Akten (Libr.: Josy Imdahl; Musik: Louis Beicht).
„Das ‚Hémechtstheater‘ spielt ab nächsten Samstag im Stadttheater obige Volksoper, die ein Thema behandelt, das gerade in dieser Zeit als höchst aktuell anzusehen ist. Denn genau wie nach dem ersten Weltkrieg, als Josy Imdahl dieses Thema in einer volkstümlichen Oper behandelte, so gab es auch nach dem 2. Völkerringen hierzulande nicht wenig Mädchen, die den Lebensbund mit einem G. I. schlossen und drüben in den Vereinigten Staaten einen Haushalt gründeten. Damit trugen sie ein Stück Heimat mit fort, doch gab es manche, die dieses Stück Heimat zutiefst in ihrem Herzen bewahrten und sich niemals eines wehmütigen Heimwehs erwehren konnten. So ergeht es auch im obigen Stück dem braven Bauernmädchen Helén, dessen Liebe zu seinem Johny sicherlich ernst und aufrichtig ist, das jedoch als letztes überlebendes Kind eines alteingesessenen Luxemburger Bauerngeschlechtes niemals seinen Elternhof vergessen konnte.
Und so werden wir während der ganzen Handlung Zeuge innerer seelischer Kämpfe einer jungen Luxemburger Frau, denen als Hauptmotiv eine tief eingewurzelte Liebe zum Luxemburger Ländchen und dem elterlichen Bauernhofe gilt. Wo immer wir Helén nachfolgen, ob auf dem Bauernhofe oder drüben in Chicago in einer herrlichen Villa, überall wohnen wir diesem tragischen Seelenkonflikte bei. Die eingeflochtenen Nebenhandlungen sind so geschickt gehalten, daß das Interesse am Ausgang der Haupthandlung das ganze Stück hindurch wach bleibt. ‚De´ vum Ieweschten Haff‘ ist durch und durch mit echter luxemburgischer Musik bespickt, die als Komponist den leider allzufrüh verstorbenen Louis Beicht hat.
Der ‚Hémechtstheater‘ hat keine Kosten und Mühen gescheut, das Stück recht groß aufzuziehen, wenn man bedenkt, daß einschließlich der Chöre insgesamt 70 Personen mitwirken. Daß die musikalische Leitung in den Händen von Jean Pleger liegt, und für die Regie Ketty Schilling (!) und Léon Mayer verantwortlich zeichnen, gibt uns die Gewähr dafür, daß wir während zwei vollen Stunden einen wahren Kunstgenuß erleben werden. Die Hauptrollen liegen in den bewährten Händen von Madame Christa Friob, Kettx Schilling, Margot Felten, Marcel Jander, Marcel Alliaume, Fernand Mark, Norbert Fisch, J. P. Engel u. a. m. (Mitgeteilt).“36
Werke (Zitate über Kompositionen und den Komponisten)
„Josy Imdahl hat mit d´Joffer Marie-Madeleine ein Textbuch geschaffen, dessen Sprache natürlich fließt, gesund und unangekränkelt, dessen drei Akte gut gesteigert angelegt sind und ihre Gipfelung, mit kräftigem Pathos, im Hauptthema finden: ‚Luxemburger bleibt was ihr seid, kräftig, gesund, offen und ehrlich, ohne Scheinkultur, ungeschminkt‘. Louis Beicht schuf zu diesem Text eine Musik, die sich vorteilhaft abhebt von einer Menge heimatlicher Operettenfabrikate, weil er wirklich gute Einfälle hatte und sich von allem melodischen Kitsch, vom sogenannten Schlager, fernhielt.“37
45Über die Musik der Putty Stein-Vertonungen (30 Lieder) schreibt Mathias Tresch: La Chanson populaire luxembourgeoise: « En Louis Beicht saluons un compositeur doué qui n´a pas besoin d´emprunter à droite
et à gauche pour créer une mélodie toute d´une pièce, qui interprète les intentions
de l´auteur et les transpose en valeurs musicales. »
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46Zitat von Joseph Meyers im Livre du Centenaire: « L´art du compositeur Louis Beicht est net, précis, concentré, il est souple, nerveux,
direct, plein de variété et de spontanéité; léger, gracieux, coquet, rempli d´inventions
ingénieuses, d´accents agréables, d´harmonies raffinées
et inattendues. Les audaces sont toujours mesurées, la coloration de bon goût, la
mélodie claire, les nuances fines, les rythmes élégants. L. Beicht a une sensibilité
très vive, beaucoup d´imagination poétique et d´humour; cependant il parle toujours
un langage sobre et modéré, et a soin de garder partout l´heureuse proportion. »
39
Werkverzeichnis (musikalische Quellen)
1. Geistliche Vokalwerke (Messen, Chorwerke, Kantaten)
- 3st. Ave Maria (1899)
2. Klavierlieder/Duette/Melodien
- Muselgrechen (Td.: Batty Weber)
- 1909-1940: ca. 30 Lieder40 (Texte von Putty Stein), Melodien von Louis Beicht:
- An deen näischnotz´ge Bléck am Gesiicht
- Bauerenhochzäit
- D´Amerikaner (Td.: Guillaume Lauff, 1918)
- Déi uereg Zongen
- Den décken Hummer
- Den Tramsmännchen (Td.: Fritz Weimerskirch, 1931)
- D’Frejohrslidd
- D´Joffer Van Damm mat hirer Mamm
- D´Klackejongen
- D´Medercher vu Getzen
- D´Quiselchen
- E beschen, beschen Hopsassa
- Fir eng Mark
- Frühling
- Gët ons Grompren
- Hari de Bari
- Jalous
- Lidd fir den Héil opzehänken
- Meedchen, du richs
- O dé Fraleit
- Vu Präis erëm
3. Solowerke
- D’Amerikaner: Erennerong un den Einzug vun den Amerikaner den 21. November 1918 (Td.: Guillaume Lauff), für Solost.
4. Kammermusik
50Geistl.:
- 3st. Ave Maria (1899)
52Weltl.:
- Nunc salta, Suite von Walzern für Kl. (1911)
5. Blasorchesterwerke
- 1902: Drapeau, Marsch
- 1903: Vers les cieux, Prozessionsmarsch
6. Bühnenwerke (Opern, Operetten)
- 1915-1916: D´Joffer Marie-Madeleine (Libr.: Josy Imdahl) Operette (ca. 1000 mal aufgeführt) auch im Ausland: Paris, Brüssel, Metz und Straßburg; die UA war am 30.4.1916 im Brosius-Saal, dem heutigen Pôle Nord durch den Cercle Amical vom Limpertsberg. Positive Kritik in der Luxemburger Zeitung vom 8.5.1916. Bei der 300. Aufführung war die Großherzogin Charlotte und der Prinz Felix anwesend (Regie: Jules Delacre); auch in Esch/Alzette aufgeführt.
- Déi vum Ieweschten Haff (Operette in 3 Akten; Libr.: Joseph Imdahl), UA: 5.4.1927 unter der persönlichen Leitung von Komponist und Textdichter (1926 in Lux. ersch.)
- Prinz Uebermut´s Fahrt ins Märchenland (Libr.: Edith Roeder); 1936 im Malpartes-Verlag ersch.
- Sein Associé (Theaterstück in 2 Akten); Louis Beicht hat dieses Theaterstück zusammen mit seinem Onkel Jean-Pierre, „Fiss“ genannt, komponiert (3 von 5 Liedern hat Louis Beicht geschrieben)
- Zwen âler Jonggesellen (Operette in einem Akt von Em. Salomon)
7. Sonstiges
- Gelegenheitswerke und Arrangements für den Cercle symphonique, den Louis Beicht auch dirigiert hat.
Literatur
Anders-Malvetti, Ursula: Die Musikerfamilie Beicht: Jean-Pierre, Louis und Anna Madeleine, in: nos cahiers: Lëtzebuerger Zäitschrëft fir Kultur, Luxemburg Jg. 34 (2013), Nr. 1, S. 105-118.
Blasen, Léon: Lëtzebuerger Komponisten, hrsg. von Lëtzebuerger Stadmusek, aus Anlass ihres 125. Jubiläums, Luxemburg 1988, S. 64-66.
Hausemer, Georges: Luxemburger Lexikon. Das Großherzogtum von A – Z, Luxemburg 2006.
Jourdain, Guy: Luxemburger Komponisten: Louis Beicht, in: Clausener Trooter. Bulletin trimestriel de la Fanfare Grand-Ducale de Clausen, Luxemburg 1978, Nr. 4/5, S. 10-14.
Krier, Théo: Bekannte Musiker und die Lyra: Louis Beicht (1886-1943), in: Lyra Ettelbrück – 100 Jahre Chorgesang und Theater, Chorale municipale Lyra, Ettelbrück 2012, S. 317-319.
Meyers, Joseph: La vie musicale au Luxembourg, in: Le Luxembourg. Livre du Centenaire, hrsg. von Albert Nothum et al., Luxemburg^2 1949, S. 435.
Tresch, Mathias: La chanson populaire luxembourgeoise, V. Buck, Luxemburg 1929, S. 254-256 u.
S. 294-297.
Ulveling, Paul: La musique luxembourgeoise au XIXe siècle, in: nos cahiers. Lëtzebuerger Zäitschrëft fir Kultur, Luxemburg Jg. 15 (1994), Nr. 3, S. 23-64.
Diskografie
Schallplatte mit den Liedern D´Frejohrslid und O dé Fraleit, Oktober 1924.41
Historische RTL-Aufnahmen (im CNA): Klipp, Klapp et geet eng Millen (31.10.1960); Klipp, Klapp et geet eng Millen (31.12.1965); Vu Parais erem (31.7.1967); Wéi ech mech promenéiert, aus: D’Joffer Marie-Madeleine (24.3.1982).
Erënnerongen, Orchestre symphonique de R.T.L. Pierre Cao, Luxembourg Sound, Luxemburg 1987.
Wat d’Hémecht as…: 25 bekannt an onbekannt Lidder, o. O. [ca. 1988].
Historische RTL-Aufnahmen (Kopien des CLT Multi Media Luxemburg von 1993): Déi vum Ieweschten Haff (31.10.1960); Dé Jong dé gier mei Mann wollt gin, aus der Operette: Sein Associé (31.10.1960); D’Joffer Marie-Madeleine (31.10.1960).
Putty Stein (restaurierte Originalaufnahmen aus den 20er Jahren), Guy Schons, Hollenfels 1997.
50er Joren zu Lëtzebuerg, CNA, Dudelange 1999.
Fernand Koenig: historesch Opname vun 1953-1989, CNA, Dudelange 2010.
Links
Forschungsstand
75In La chanson populaire luxembourgeoise erwähnt Mathias Tresch 1929 den Liederkomponisten Louis Beicht im Zusammenhang mit seiner Vertonung des Fre’jorslidchen von Josy Imdahl und An dé neischnotz’ge Blëck am Gesicht von Putty Stein.
76Im Jahre 1978 schreibt Guy Jourdain nach einem kurzen biografischen Abriss vor allem über die beliebtesten Operetten Louis Beichts, deren Uraufführungen und über die Zusammenarbeit mit dem Librettisten Josy Imdahl. Guy Jourdain setzt hier seine alphabetisch angeordnete Reihe über Luxemburger Komponisten (die allerdings nur bis Cornely gehen wird) fort.
77In dem Artikel La musique luxembourgeoise au XIXe siècle von 1994 schreibt Paul Ulveling nach einer kurzen historischen Einführung in knapper Form über Leben und Werk einiger Musiker-persönlichkeiten nach Gattungen sortiert: Er beginnt mit der Darstellung über die Bedeutung der Militärmusiker und der Militärmusik für Luxemburg und erwähnt u. a. Franz-Ferdinand Höbich, Jean-Antoine Zinnen, Henri-Joseph Cornély, die Vettern Philippe und Theodore Decker, Philippe Manternach, die Musikerfamilie Krein, Joseph-Alexandre Müller (Vater und Sohn), Gustav Kahnt, Fernand Mertens und Edmond Patzké. Darauf setzt er sich mit geistlicher Musik und mit folgenden Vertretern auseinander: Cornély, Heinrich Oberhoffer, André Oberhoffer, die Brüder Jean-Pierre und Pierre-Aloyse Barthel, Jean-Pierre Beicht und Max Menager. Anschließend befasst er sich mit der Gattung Bühnenwerke von Jean-Antoine Zinnen, Michel Lentz, Laurent Menager und Edmond Lentz als die vier Koryphäen mit zusätzlich Edmond de La Fontaine (Dicks) an der Spitze. Schließlich erwähnt er die Gattung Klavierlied mit den Vertretern Michel und Edmond Lentz, Alfred Kowalsky, Laurent Menager, Fernand Mertens, Lou Koster, Louis Beicht, Dicks und andere.
78In der Festschrift der Lyra Ettelbrück erscheint 2012 ein Beitrag von Théo Krier über Louis Beicht mit Angaben zu seinem Leben und Werk.
79Ursula Anders-Malvetti schreibt im Jahre 2013 in ihrem Artikel über die Musikerfamilie Beicht insbesondere über drei Musikerpersönlichkeiten Jean-Pierre, Louis und Anna Madeleine.
4Mathias Tresch: La chanson populaire luxembourgeoise, V. Buck, Luxemburg 1929, S. 294.
4Joseph Meyers: La vie musicale au Luxembourg, in: Le Luxembourg. Livre du Centenaire, hrsg. von Albert Nothum et al., Luxemburg 21949, S. 435.
4Guy Jourdain: Luxemburger Komponisten: Louis Beicht, in: Clausener Trooter. Bulletin trimestriel de la Fanfare Grand-Ducale de Clausen, Luxemburg 1978, Nr. 4/5, S. 14.
6Was die Biografie betrifft, siehe auch Léon Blasen: Lëtzebuerger Komponisten, hrsg. von Lëtzebuerger Stadmusek, aus Anlass ihres 125. Jubiläums, Luxemburg 1988, S. 64-66.
10Vgl. Lyra Ettelbrück – 100 Jahre Chorgesang und Theater, Chorale municipale Lyra, Ettelbrück 2012, S. 304.
13Dieser Verein hat sich das Ziel gesetzt, „die allgemeinen Interessen der Musikliebhaber bei Behörden und in der Oeffentlichkeit zu vertreten, die Aufnahmefreudigkeit für klassische und moderne Musik in weiteren Kreisen zu wecken oder zu verbreiten und sowohl Kammermusik wie Symphoniekonzerte unter Leitung und Mitwirkung der großen Meister des Auslandes zu veranstalten.“
31Hierbei handelt es sich um den Musiker und Musikkritiker Dominique Heckmes.
41Vgl. Escher Tageblatt vom 19.4.1933, S. 4 oder Luxemburger Wort vom 19.4.1933, S. 6.
48Einige dieser Lieder waren für die Herrenabende der Société du Casino bestimmt.
66Vgl. Luxemburger Wort vom 1.10.1924, S. 6. Verkauft wurden die Schallplatten im Musikgeschäft „Maison de Musique Vve Krein-Schiltz“, Avenue de la Liberté 30, Luxembourg-Gare.