Skip to main content

Zeitschrift für interkulturelle Germanistik - 12. Jahrgang, 2021, Heft 1: Poetiken der Interkulturalität: Editorial

Zeitschrift für interkulturelle Germanistik - 12. Jahrgang, 2021, Heft 1: Poetiken der Interkulturalität

Editorial

Editorial

Nach der Ankündigung im letzten Jahr kann nun Vollzug gemeldet werden: Die Zeitschrift für interkulturelle Germanistik steht Open Access zur Verfügung. Das gilt nicht nur für das aktuelle Heft, sondern für alle bislang erschienenen Ausgaben der ZiG. Wir freuen uns sehr über diese Entwicklung und die Möglichkeit, damit allen, die sich für Fragen der germanistischen Interkulturalitätsforschung interessieren und auf dem besten Wege sind, sich auf sie einzulassen, ein inzwischen etabliertes Publikationsforum in diesem Feld uneingeschränkt und kostenlos anbieten zu können. Darüber hinaus hoffen wir, mit diesem neuen Format auch einer unserer ursprünglichen Wunschvorstellungen näher gekommen zu sein, gerade jungen Forscherinnen und Forschern einen zusätzlichen Anreiz zu bieten, ihre einschlägigen Überlegungen im Rahmen der ZiG einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorzustellen.

Es hat sich in der zurückliegenden Geschichte der vergleichsweise noch jungen Forschungsrichtung der interkulturellen Germanistik durchweg als hilfreich und bedeutsam erwiesen, dass Interkulturalität prozessual begriffen und sie damit einer beständigen Neuauslegung unterzogen wurde. Man könnte für diese Entwicklung eine Reihe institutioneller und publizistischer Marksteine benennen, von denen bestimmte, die bisherige Wahrnehmungs- und Forschungspraxis verändernde Wirkungen ausgegangen sind. Zu diesen Marksteinen gehört ganz ohne Zweifel die 1997 veröffentlichte Untersuchung Poetiken der Interkulturalität. Haiti bei Kleist, Seghers, Müller, Buch und Fichte von Herbert Uerlings. Uerlings hat mit dieser Arbeit nicht nur der Interkulturalitätsforschung zahlreiche Anregungen geliefert, literarische Wahrnehmung und Perspektivierung ästhetischer und kultureller (und zwar inter- wie innerkultureller) Alterität als ineinander verschränkt zu denken; seine Studie bildete für ihn selbst den Ausgangspunkt einer bis heute kontinuierlich sich ausdifferenzierenden Beschäftigung mit diesem Forschungsfeld. Das vorliegende Heft nimmt dies zum Anlass, den von Herbert Uerlings entwickelten Gesprächsfaden seiner Poetiken der Interkulturalität wieder aufzugreifen und seine wissenschaftliche Arbeit anlässlich seiner Emeritierung mit Beiträgen von Kolleginnen und Kollegen aus seinem universitären und wissenschaftlichen Umfeld zu würdigen. Dabei bilden die von Dieter Heimböckel und Iulia-Karin Patrut betreuten Aufsätze ein thematisches und theoretisches Spektrum ab, das von der Literatur des 14. Jahrhunderts bis zur Gegenwart reicht und Aspekte der Gattungs- und Ethnopoetik ebenso aufgreift wie postkolonial, komparatistisch und medienwissenschaftlich fundierte Fragestellungen.

Weicht das vorliegende Heft ausnahmsweise und aus gebotenem Anlass von der gewohnten Alternierung zwischen einer thematisch freien Ausgabe im Frühjahr/Sommer und einer thematischen Schwerpunktsetzung im Herbst/Winter ab, so folgen die sich anschließenden Rubriken dem inzwischen bewährten Muster. Während in Aus Literatur und Theorie der vielfach ausgezeichnete Roman Herkunft von Saša Stanišić einer Lektüre unterzogen wird, die sich als Beitrag zur Ähnlichkeitsforschung und zugleich als psychoanalytisch inspirierte Erweiterung ihrer Grundlagen versteht, dokumentiert das Forum ein digitales Gespräch, in dem es um die Folgen der Covid-Pandemie für den akademischen Austausch und für die Germanistik als internationales Fach geht. Der sich anschließende Rezensionsteil spiegelt wiederum den ganzen Facettenreichtum aktueller Interkulturalitätsforschung in nuce wider, indem er Forschungsarbeiten zur literarischen Rauminszenierung und zur Reiselyrik sowie die fachstrategischen Überlegungen zu einer multilateralen Regionalistik ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. GiG im Gespräch widmet sich schließlich mit dem Thema der Wissenschaftsdiplomatie einem Bereich der auswärtigen Kulturpolitik, in dem beispielsweise mit Fragen der Diversität in den nationalen Gesellschaften und der Fluchtursachen bzw. Migration solche Phänomene auf der Tagesordnung stehen, die in der Gesellschaft für interkulturelle Germanistik ebenso wie in der ZiG immer wieder aufgegriffen und diskutiert werden.

Das kommende Heft wird sich, dieses Mal wieder turnusgemäß, einem Schwerpunktthema zuwenden. Es lautet Zeit(en) des Anderen und wird von Eva Wiegmann betreut.

Bayreuth und Esch-sur-Alzette im März 2021

Wilhelm Amann, Till Dembeck, Dieter Heimböckel, Georg Mein, Gesine Lenore Schiewer und Heinz Sieburg

Next Chapter
Schwerpunktthema: Poetiken der Interkulturalität
PreviousNext
This text is licensed under a CC BY-SA license.
Powered by Manifold Scholarship. Learn more at manifoldapp.org