Zur Verleihung des Schubart-Literaturpreises der Stadt Aalen 2011 an Hans Christoph Buch
Der mit 12.000 Euro dotierte Schubart-Literaturpreis der Stadt Aalen ist in diesem Jahr an den Erzähler, Romanautor, Reporter und Essayisten Hans Christoph Buch vergeben worden. Diese Auszeichnung wurde 1955 zu Ehren des in Aalen aufgewachsenen deutschen Dichters, Komponisten und Journalisten Christian Friedrich Daniel Schubart (1739-1791) gestiftete. Sie ehrt seit 1956 alle zwei Jahre deutschsprachige Autoren, deren Werk in der freiheitlichen und aufklärerischen Tradition des zu seiner Zeit zwar populären, aber von der Obrigkeit verfolgten und rechtlos inhaftierten Freigeistes und Sozialkritikers steht.
Mit der Verleihung des Preises an Hans Christoph Buch würdigt die Jury nach eigener Aussage einen Schriftsteller,
der wie kein anderer die Höllen jenes »Weltbürgerkriegs« beschrieben hat, der in der »Dritten Welt« wütet. Es macht die Einzigartigkeit von Buchs Reportagen aus, dass er sich ohne den Schutz einer Ideologie oder eines akademischen Konsensus an die Orte der modernen Schrecken begibt und seinen Wahrnehmungen vertraut. Gleichzeitig stellt er dabei immer auch die Rolle der Berichterstatter und der internationalen Helfer, vor allem aber die eigene Rolle als Zeuge und Beobachter in Frage und bestreitet die Möglichkeit, sich in den geschilderten Extremsituationen neutral oder ›angemessen‹ verhalten zu können. Seine Arbeiten provozieren den Leser aber auch, weil Buch sich mit der Trennung zwischen Bericht und Fiktion nicht zufrieden gibt und an der Nahtstelle zwischen Reportage und Fiktion arbeitet. Seine Erfahrungen und Eindrücke in der geschundenen Welt hat er in eindrucksvollen erzählenden Werken wie Hochzeit von Port-au-Prince (1984), Kain und Abel in Afrika (2001) oder Reise um die Welt in acht Nächten (2009) verarbeitet. Mit seinen Reportagen, Essays und Romanen knüpft Hans Christoph Buch an das Erbe großer Reiseschriftsteller wie Alexander von Humboldt, Georg Forster und Ryszart Kapuscinski an, das in der Bundesrepublik zwar viele Bewunderer, aber kaum Nachfolger gefunden hat.1
Der Preis wurde Hans Christoph Buch am 3. April 2011 im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus der Stadt Aalen überreicht. Die ZiG druckt die Laudatio von Wolf Biermann und die Dankesrede von Hans Christoph Buch nachfolgend vollständig ab.
Anmerkungen
1 http://www.aalen.de/sixcms/detail.php?id=6870&_bereich=6 [15.05.2011].