Editorial

Das vorliegende zehnte Heft der ZiG bietet Anlass zur kritischen Rückschau und Gelegenheit zu einen Ausblick. Zweifellos kann das Projekt Zeitschrift für interkulturelle Germanistik insgesamt als erfolgreich bezeichnet werden. Die stabile weltweite Distribution, die überwiegend positive Resonanz, aber auch eine stetige Zunahme eingereichter Artikel sind hierfür verlässliche Indikatoren. Dazu hat sicher auch beigetragen, dass sich die Zeitschrift innerhalb eines festen Rahmens konzeptionell stets weiterentwickelt hat, etwa indem neue Rubriken eingeführt wurden oder in regelmäßiger Folge Themenhefte eine inhaltliche Konzentration erlauben.

Nicht völlig eingelöst wurde dagegen bislang der Anspruch, neben den literaturwissenschaftlichen in vergleichbarem Umfang auch linguistische und mediävistische Themenstellungen im Feld der Interkulturalität abzubilden. Hier sollen die Anstrengungen noch weiter verstärkt werden. So ist konkret für eines der nächsten Hefte ein Themenheft ›interkulturelle Mediävistik‹ geplant. Vorschläge und Beiträge hierzu sind ausdrücklich willkommen.

Auch auf theoretischer Ebene ist Interkulturalität ein noch unvollendetes Projekt – und vermutlich liegt genau darin ein spezifischer Reiz. Fragen lässt sich, ob ›Vollendung‹ hier überhaupt wünschenswert sein kann, oder ob nicht der Anspruch gelten sollte, die theoretisch-konzeptionelle Weiterentwicklung als eine prinzipiell unabschließbare Aufgabe zu begreifen. Was sich dabei abzeichnet, ist eine zunehmende Reserve gegenüber einer teils überpointierten Differenzierung von Kulturalität, sei sie nun als Inter-, als Trans- oder sonstwie etikettiert. Erkenntisfördernd scheint dagegen eher ein Ansatz, der Raum genug bietet, die unterschiedlichen Konvergenz- und Divergenzformen von Kulturalität zu erfassen. Auch das wird weiterhin ein Thema der ZiG bleiben.

Das vorliegende Heft beleuchtet eine interkulturelle Konstellation, die sich mit ihren Facetten bestens für ein Themenheft eignet und – für dessen Zustandekommen Irina Wutsdorff und Štěpán Zbytovský besonders zu danken ist: Unter der Überschrift Übersetzen stehen Praktiken kulturellen Transfers am Beispiel Prags im Mittelpunkt. Die Mehrzahl der Beiträge ist hierauf konzentriert. Flankiert werden diese – in inzwischen bewährter Manier – u.a. durch einen theoretischen Aufsatz, einen literarischen Essay sowie durch die Mitteilungen der Gesellschaft für interkulturelle Germanistik.

Das zehnte Heft bietet auch eine willkommene Gelegenheit, allen am Projekt ZiG Beteiligten zu danken. Dank gilt den Beiträgern und Gutachtern, den Beiratsmitgliedern und Redakteuren, ganz besonders aber allen Leserinnen und Lesern.

Bern und Luxemburg im November 2014

Dieter Heimböckel, Ernest W.B. Hess-Lüttich, Georg Mein und Heinz Sieburg