Gangnam Style ›erklärt‹

Ein Beitrag zur deutsch-koreanischen Verständigung

Klaus H. Kiefer

Title:

›Explaining‹ Gangnam Style. A Contribution to German-Korean Understanding

Keywords:

Gangnam Style; Psy (Park Jae-Sang, 1977–); K-Pop; Korea; youth culture

für Bog-Za

K-Pop und Psy1

Gagnam Style pfeifen mittlerweile nicht nur die Spatzen vom Dach; YouTube zeigte bereits mehrere Papageien, die verbal und nonverbal – durch rhythmisches Wippen auf der Stange – den lustigen Song imitieren.

K-Pop ist schon seit geraumer Zeit ein (süd-)koreanischer Exportschlager neben Computern, Kühlschränken, Autos, Containerschiffen und vielem anderen mehr. Psy, ausgesprochen ›Sai‹ (von engl. ›psycho‹) und mit bürgerlichem Namen Park Jae-Sang (* 1977),2 schlägt jedoch seit Juli 2012 alle Rekorde in der Musikbranche.3 Ohne Zweifel haben die unterschiedlichsten Mediatoren und Multiplikatoren der Kulturindustrie zu diesem weltweiten Erfolg beigetragen: YouTube, Talk Shows, Blogs und was es nicht alles gibt. Warum Psy mit Gangnam Style ein so großer – und vermutlich einmaliger – Wurf gelang, wo er doch nur »as ridiculous as possible« (Psy 2012)4 sein wollte, harrt nach wie vor der Erklärung.5 Verblüffend dabei ist, dass kaum jemand den Song-, genauer: den Raptext versteht – mit Ausnahme natürlich der Koreaner,6 aber auch nicht aller. Wirklich erhellend wirken auch nicht die Videosequenzen, die den Rap in bunter Folge eher begleiten, als ihn Schritt für Schritt zu kommentieren. Sie erzählen eine andere Geschichte als der Text. Zur Auflösung dieser Paradoxie weiter unten Genaueres.

Die musikalische Komposition werde ich im Folgenden wohlweislich nur am Rande behandeln. »Singe, wem Gesang gegeben«, tönte Ludwig Uhland um 1813. Das Dichterwort hat noch nichts an Bedeutung verloren, jedenfalls was mich betrifft. Bleibt noch der innovative Tanzschritt zur Erklärung des Massenphänomens? Aber auch der koreanische Reitertanz oder Pferdetanz (»horse riding dance«, so Psy selber) ist so absonderlich wie Michael Jacksons Moonwalk oder der französische Ententanz (Cancan) im Moulin Rouge (vgl. Kiefer 2012). Das hochtechnifizierte Korea ist gewiss keine Reiternation; allerdings gibt es in Seoul drei Reiterstadien. Ich wette aber fast, dass Psy ebenso selten im Sattel saß, wie Michael Jackson auf dem Mond spazierte.

Wie soll man nun verstehen, dass im Lande von Hyundai, Samsung, KIA & Co. ein per pedes durch die Welt galoppierender Rapper Erfolg hat? Und wie soll man verstehen, dass auf der ganzen Welt junge Menschen zusammen laufen – man nennt das ›Flashmob‹ –, um auf einem imaginären Steckenpferd den Gangnam Style zu zelebrieren. Marching Bands US-amerikanischer Universitäten pauken und trompeten ihn, Gefängnisinsassen auf den Philippinen werden damit therapiert (von Psy persönlich). Ein ›quasi-religiöses‹ Phänomen, meint der Philosoph Slavoj Žižek (2012), der am 16. Oktober 2012 bei einem Vortrag über Buddhismus an der Universität Vermont einen kritischen, aber wenig verständnisvollen Exkurs zum Gangnam Style unternahm. Was mir ideologieverdächtig wirkt, ist eher die Erleichterung, die viele Interpreten an den Tag legen, dass es sich bei Psys Rap (nur) um eine Parodie handle.7 Durch die ironische Distanz werde die »guilty pleasure« (N.N. 2013a),8 d.h. das zweifelhafte Vergnügen an einem minderwertigen Produkt der Spaß- und Konsumgesellschaft gesühnt. Ich jedenfalls nehme den Spaß an Gangnam Style ganz ernst – so wie die Rolling Stones (2012) einst bekannten: »It’s only Rock ’n’ Roll, but I like it.« Oder, wenn Sie es etwas klassischer wollen: »Greift nur hinein ins volle Menschenleben! […] Und wo ihr’s packt, da ist’s interessant.« (Goethe 1986: 539)

Text und Bild

Um plausibel zu machen, was ich im Folgenden biete, fiel mir der von Hugo Kuhn (1973: 3) geprägte Begriff »Strukturerzählung« ein, eine narrative Form der Strukturanalyse.9 In diesem Sinne werde ich also nacheinander zwei Erzählstränge referieren, die in unserem Gesamtkunstwerk parallel laufen und sich dann am Ende doch in die ›Quere‹ kommen. Man könnte sagen: Es handelt sich um Ideen, Wünsche, Postulate auf dem Weg zu ihrer Verwirklichung. Doch zunächst die Filmhandlung, soweit sie aus der Bilder- und Szenenfolge zu erschließen ist.

Filmhandlung

Zu Beginn befindet sich der Held, personifiziert durch Psy (aber natürlich nicht mit ihm identisch), in derselben Lage wie der jüngste Müllerssohn (Brüder Grimm 2009b: 819)10 aus dem Gestiefelten Kater – man würde sie heute ›prekär‹ nennen. Wie im Märchen ist der Held freilich ein Pseudo-, man könnte hier sagen: ein Psydoheld.11 Im Liegestuhl auf einem Kinderspielplatz (also keineswegs ›weich‹ gebettet, etwa in einer luxuriösen Wellnessoase Gangnams) döst er, eine Cola neben sich,12 vor sich hin, bis ihn eine Art Erleuchtung durchfährt: »Oppan Gangnam Style« (s. Abb. 1). Dieses ›Erweckungserlebnis‹ ist wie bei Goethe ästhetisch konnotiert.13

Abb. 1

Die junge Frau neben ihm ist seine Muse, die ihn zwar nicht küsst, aber sein ›kreisendes‹ Haupt mit einem Fächer bewedelt, der auf seinen Erfolg vorausdeutet; zu sehen: sein stilisiertes Konterfei, wie auf dem Werbebanner, den ein Flugzeug im selben Augenblick über den Himmel zieht (und alles spiegelt sich in Psys Sonnenbrille). Hier liest man »Gangnam Style« – ironisch! – verkehrt herum. Aber warum spielt die Szene gerade auf einem ›Kinderspielplatz‹? Hier gibt es einen kleinen Helfer-Genius, einen tanzenden Putto,14 der die kindliche Kreativität personifiziert, das Kind im Manne, das ›spielen‹ will … (vgl. Nietzsche 1980b: 85).

Der Gangnam-Distrikt ist seit 20 Jahren ein solcher ›Spielplatz‹; konkret er ist – viele wissen es nicht oder wussten es ›before Psy‹ nicht – Seouls Zentrum des Geschäftslebens, aber auch des Vergnügens (s. Abb. 2),15 ein Viertel der unbegrenzten Möglichkeiten, das koreanische »Mahagonny«, in dem es, so Bertolt Brecht (1988b: 381), ein Kapitalverbrechen ist, kein Geld zu haben.16

Abb. 2

»Oppan« wiederum bedeutet »älterer Bruder«. Im Koreanischen werden soziale bzw. familiäre Hierarchien eigens lexikalisiert; man kann also einen (wenig) älteren Fremden oder auch Freund vertraulich als »Oppan« anreden.17 Das grammatikalisch offene »Oppan Gangnam Style« fungiert zunächst als Sprechakt, d.h. hier als Imperativ, ähnlich wie Buster Keatons Go West! (1925), eine Persiflage des sicher auch Psy bekannten Uncle Sam wants you … (vgl. Abb. 3 u. 4),18 oder noch besser: Franz Josef Degenhardts »Geh doch in die Oberstadt / Mach’s wie deine [älteren] Brüder!« (Spiel nicht mit den Schmuddelkindern, 1965) Also finde dein Glück in Gangnam! Das topografische Profil von ›Gangnam‹ ist das von ›unten‹ und ›oben‹ bzw. von ›Realität‹ und ›Mythos‹. Vom Einen zum Anderen führt der Aufstieg bzw. die Verwirklichung. Was nach dem anfänglichen Erweckungserlebnis folgt, kann sowohl als Tagtraum19 als auch als (fingierte) ›Realität‹ verstanden werden.

Abb. 3

Die syntaktische Äquivalenz lässt aber auch andere Lesarten zu: Eine zweite wäre: »Gangnam« als »Oppan« ist der »Big Brother«,20 der über den ›Style‹ des gesellschaftlichen Lebens wacht; anders gesagt: »Gangnam« ist der Mythos, der die ›obersten Werte‹21 repräsentiert. Und so macht sich denn unser Held auf den Weg. Die Aventüre, die Psy-Orpheus in die ›Oberwelt‹22 führt, beginnt nicht zufällig in einer Reithalle, wo Seouls Upperclass dem kostspieligen Hobby des Reitens nachgeht. Da der Held aber selber kein Pferd hat bzw. sich keines leisten kann, erfindet er sich eines – in Form eines Pferde- oder Reitertanzes!23 Anders ist diese Metamorphose nicht zu verstehen; sie ist der Schlüssel zum Ganzen.24 Psy mutiert zum postmodernen Kentaur (vgl. Abb. 5). Seine Erfindung ist in der Rhetorik als Synekdoche bekannt: ›galoppierender Reiter‹ statt ›Ross und Reiter‹ (s. Abb. 6).

Abb. 4

Wie im Kinderspiel genügen Psy einige Andeutungen,25 die etwas ungewöhnlich gekreuzten Handgelenke, die Zügel halten (sollen), und der galoppierende Gang. Nicht zu vergessen: das Lassoschwingen, das wie der ›pointing finger‹ Uncle Sams ein Amerika-Import zu sein scheint,26 denn in Korea gibt es keine Cowboys. Das Lassoschwingen als Geste hat auf jeden Fall etwas

Abb. 5
Abb. 6

›Eroberndes‹ an sich: Der Cowboy fängt die Kuh, biblisch gesprochen (1 Mos 1,28): Er macht sich die Erde, die Welt untertan, und zu dieser Welt gehört für den Mann wesentlich die Frau: »Vrô [Frau] Welt«, die Gleichung hat schon Walther von der Vogelweide (1971: 102) bedichtet.27

Es ist freilich gut, dass auch die Gangnam-Style-Tänzerinnen das Seil schwingen dürfen: Männerfang! Die Lasso-Offensive bedeutet also generell: Die Welt gehört mir! »So ist die Jugend«, würde Mynona (1985: 121) spötteln, um fortzufahren: »Helf’ ihr Gott! Ich pruste.« – was sich notabene auf »Puste« reimt.28 Solchermaßen gerüstet, präsentiert sich der Held freilich mehr oder weniger glücklich in verschiedenen Situationen, die alle davon zeugen, dass er zumindest nicht voll bzw. noch nicht zu Gangnam und seinem fabulösen Lebensstil gehört. Neben landeskundlichen Zitaten aus dem Stadtleben Seouls (der Bus, die Hochhaussiedlung, der Trade Tower, die Autobahnbrücke, die Brücke über den Han-Fluss, die im Park Go-spielenden Senioren, die Sauna usw.) – die Ausländer in ihrer Authentizität gar nicht erkennen29 – gibt es vor allem eine Szene, nun in einer Tiefgarage, die die archetypische Notlage des Märchenhelden30 voll zum Ausdruck bringt. Mit einem à la mode gekleideten (kanariengelber Anzug) und (Adidas-)beschuhten jungen Mann, der in einem roten Mercedes-Cabrio anfährt, einem SLK 200 BlueEfficiency,31 – alles deutsche Wertarbeit – konkurriert er in seinem Tanzstil (s. Abb. 7), aber der andere ›zeigt es ihm‹ und rauscht triumphierend in seinem Sportscar ab.32

Abb. 7

Der arme Psy hat weder Pferd noch Wagen; dennoch findet er unmittelbar nach der jämmerlichen Niederlage sein Glück.

Das Stationendrama kulminiert nämlich in der erotischen Begegnung (s. Abb. 8) mit einer rot-erblondeten jungen Frau33 in der Seouler U-Bahn (auch dies kein typischer Gangnam-Treff – hier wäre eher an eine VIP-Lounge oder -Bar zu denken), aber bevor die beiden, anders als angekündigt, »bis zum Ende« gehen (s. Abb. 9), rückt, ja rüttelt das Video die Handlung wieder ›zurecht‹ – der Dezenz des jugendfreien Videos geschuldet und der koreanischen Etikette.

Abb. 8
Abb. 9

Dem Text zufolge muss die Idealfrau in der Öffentlichkeit Anstandsregeln einhalten, und wie Psy in seiner Oxforder Rede bekennt, hat das koreanische Publikum dem Künstler gegenüber durchaus ›moral expectations‹. Wie der Wunsch nach Reichtum (Pars pro Toto: Pferdesport) wird auch das erotische Verlangen in den Tanz verschoben; dem ›coitus interruptus‹34 folgt wieder eine Tanzszene als Ersatz (s. Abb. 10). Man könnte auch sagen: Gier und Trieb werden im Tanz ›verstaut‹, und das erklärt auch die Wucht der Entladung, wenn sich dieser ›Stau‹ löst…

Abb. 10

Texthandlung

Die bildlich demonstrierte Handlungssequenz deckt sich, wie schon bemerkt, nur minimal mit der sprachlichen Abfolge; die Musik folgt ohnehin ihren eigenen Gesetzen. Genauer gesagt, im Text gibt es gar keine ›narratio‹, sondern nur zwei aufeinander folgende ›descriptiones‹: Personenbeschreibungen. Dem sich entfaltenden ›pursuit of happiness‹35 steht im gesprochenen Text von Anfang an das Wunschbild einer Partnerin gegenüber, ein Tugendkatalog, mehrfach unterbrochen durch Lockrufe wie: »Eh – Sexy Lady!« oder »Hey, du, ja, du!«, Ersteres international verständliche, Letzteres koreanische ›Anmache‹, die aber im Grunde jede Hörerin/Tänzerin auf sich beziehen kann. Auch das mehrfach wiederholte Kompliment »So schön, so lieb« ist zu erwähnen – »Ja, wer wär’s nicht gern?« (Brecht 1988a: 262) Es ist also das alte Lied in koreanischer Fassung, mit Friedrich Dürrenmatt (1955) zu sprechen: Koreaner sucht Koreanerin.36 Der Held hat diesbezüglich nämlich sehr bestimmte, weil koreanische Vorstellungen, die er in zwei Strophen ausbreitet. Diese durchaus konventionellen Vorstellungen sind allerdings voll vom Gangnam-Prinzip infiltriert: Tagsüber soll sie, bitteschön, anständig arbeiten – in Gangnam etwa als Bürokraft, Go-go-Girl37 oder was auch immer –, nachts aber soll ihr Herz ›erglühen‹:

[I]

Eine Frau, die tagsüber menschliche Wärme zeigt,

Eine Frau mit Klasse, die die Ruhe bei einer Tasse Kaffee zu schätzen weiß,

Eine Frau, deren Herz heiß wird, wenn die Nacht kommt,

Eine Frau, die sich zu verwandeln versteht.38

[III]

Eine Frau, die ruhig aussieht, aber wenn sie spielt, richtig spielt,

Eine Frau, die ihre Haare löst, wenn der richtige Zeitpunkt kommt,

Eine Frau, die, obwohl sie anständig angezogen ist, schärfer aussieht als halbnackt,

So eine sensible Frau!39

Erst in der Begegnung mit der rotblonden Schönheit in der U-Bahn holt die Handlung die bereits ausgesprochenen Desiderata wieder ein, kreuzt die ›Brautschau‹ mit ihren erotischen und moralischen Postulaten die konkrete Erlebniskette des bis dato nicht gerade glücklichen Hans.40 Zweigeteilt zwischen Arbeitsethik und Sexualtrieb wie sein weibliches Ideal outet sich auch der Held selbst als ›stilles Wasser‹, das bekanntlich ›tief‹ ist.

[II]

Ich bin ein Kerl,

Ein Kerl, der tagsüber so warm ist wie du,

Ein Kerl, der seinen Kaffee in einem Zug austrinkt, bevor er kalt wird,

Ein Kerl, dessen Herz platzt, wenn die Nacht kommt,

So ein Kerl bin ich.41

[IV]

Ich bin ein Kerl,

Ein Kerl, der ruhig scheint, aber richtig spielt, wenn er spielt,

Ein Kerl, der völlig verrückt wird, wenn der richtige Zeitpunkt kommt,

Ein Kerl, dessen Ideen markanter sind als seine Muskeln,42

So ein Kerl bin ich.

Still werkelt der subalterne Held des Tags am koreanischen Bruttosozialprodukt, um dann nach Dienstschluss privatim zu explodieren; man kennt das Phänomen etwa aus Saturday Night Fever (mit John Travolta, 1977; die meisten Gangnam-Style-Tänzerinnen und -Tänzer waren damals noch gar nicht geboren). Diese ›Verwandlung‹ (Str. [I], V. 4) von ›Tag‹ zu ›Nacht‹, von ›kühl‹ zu ›heiß‹, von ›Stress‹ zu ›Sex‹, das ist Gangnam-Style. Frei nach Goethe (1988: 864) könnte man formulieren: »Tages Arbeit, abends Feste …« Die (koreanische) »sexy lady« vereint beide Komponenten, Anstand und Leidenschaft, in sich und switcht – alles zur rechten Zeit – von einem Kode zum anderen. Das soll aber auch andernorts vorkommen.

Um seinen Minderwertigkeitskomplex zu kompensieren, den er in ein altes koreanisches Sprichwort kleidet: »Über dem ›rennenden‹ Mann ist immer noch ein ›fliegender‹ Mann«,43 schlüpft er selber in die Rolle des »Oppan«, des besserwisserischen »älteren Bruders«, der weiß, wo’s lang geht, der »sich auskennt« – das ist die dritte Auslegung des »Oppan Gangnam Style«. Und in der Tat: Im Verhältnis zu den nachgerade minderjährig aussehenden Damen44 kann und darf sich der etwas korpulente 35-jährige Psy, der ja den Helden verkörpert, durchaus rechtens als »Oppan« darstellen. Dessen Pakt mit Gangnam, dem »Gott der Stadt« (Heym 1964: 192),45 dient einerseits der Heroisierung des Helden, prägt dessen Imponiergehabe, erscheint aber zugleich als ideologische Unterwerfung – das Understatement ist so ehrlich wie gelogen:

[V]

»Über dem rennenden Mann ist der fliegende Mann.«

Baby, baby!

Ich bin ein Mann, der sich ein bisschen auskennt.

»Über dem rennenden Mann ist der fliegende Mann.«

Baby, baby!

Ich bin ein Mann, der sich ein bisschen auskennt.

You know what I’am saying?46

Wie häufig in der Brautwerbung47 ist der Kandidat ein ›Angeber‹, zumal die Beteuerungen seiner Kompetenz beim Tanz allmählich in die seiner Potenz hinüberspielen. Dank seiner obszönen Gestik (s. Abb. 11) ahnt man, was er meint, und so soll sie, die die Unschuldige, Ahnungslose spielt,48 ahnen, was er vorhat, wenn er sagt, er kenne sich da »ein bisschen« aus: »You know what I’m saying?« (Str. [V], V. 7)

Zu dieser rhetorischen Frage vergleiche man die Fahrstuhlszene, deren eindeutige Sexsymbolik Psy anstandshalber an eine andere Figur delegiert hat. Die Filmhandlung (die die Umworbene freilich nicht kennt) straft ihn zwar der Lüge, ironisiert ihn, aber diese Negativität wird in Musik und Tanz aufgehoben.

Abb. 11

Gesamtkunstwerk

Was ich erzählerisch vorgeführt habe, ist die narrative ›Oberfläche‹ einer klassischen Strukturanalyse à la Roland Barthes: Man nimmt den Text auseinander und setzt ihn wieder so zusammen, dass und damit man sieht, wie er ›funktioniert‹ (vgl. Barthes 1964: 214f.). Ich hoffe, diese Tiefenstruktur schon in meiner Erzählung vermittelt zu haben. Das Musikvideo ist jedoch ein ›Gesamtkunstwerk‹ (vgl. Söring 1997), womit ich neben seiner Multimedialität und interaktiven Performanz auch meine, dass es seine Bauelemente poetisch frei, ›musikalisch‹, disponiert, nicht streng nach der Logik von Anfang und Ende oder Ursache und Wirkung. So klingt z.B. in einer Ouvertüre schon das Motiv an, das sich erst im Laufe der Opernhandlung voll entfaltet. Kein Werk ist dazu verpflichtet, das Geheimnis seiner ›Mache‹ zu enthüllen, sich zu erklären. »Bilde, Künstler! Rede nicht!«, fordert Goethe (1987b: 95). Daher kann die Erfolgsmusik schon beginnen, bevor überhaupt ihre ›inventio‹ im Pferdestall zu Seoul (und nicht bei Ochs und Esel zu Bethlehem – Psy ist ein Heilsbringer!) gezeigt wird, daher kann der Held von sich – als dem Supertypen – und seiner Traumfrau singen, während er noch ganz andere und gar nicht rühmliche Abenteuer besteht und ihr noch nicht einmal begegnet ist.

Der Interpret hat die Aufgabe, die ›Schaltungen‹ zu erkennen, wo die Paradigmata in den Handlungsverlauf, das Syntagma, einrasten und es voranbringen.49 Paradigmata sind Wertkomplexe, hier z.B. die Tugenden einer Frau, die Fähigkeiten eines Mannes oder aber die ›Macht und Pracht‹ Gangnams. Wer an dieser Macht partizipiert, hat in Korea – konkret gesprochen – mehr Chancen auf dem Heiratsmarkt. Immer noch werden junge Frauen auf die besten Universitäten geschickt, nur um den erfolgversprechenden oder möglichst schon begüterten jungen Mann fürs Leben zu finden. Gemessen an dem ungemeinen Luxus Gangnams, ist unser Held samt seiner Braut nicht gerade ein Underdog – auch kein ›Top Dog‹ (Widmer 2010) –, sondern durchaus mittelmäßigen Charakters: Er stapelt etwas hoch, und sie ist nicht gerade so gestylt, dass man ihr eine große Karriere prophezeien würde. Das ist schon mal rührend.

Allerdings gilt es zu bedenken, dass Psy selber mit Gangnam Style der Tigersprung gelungen ist. Siegessicher feiert er sich in seinem unerwarteten Erfolgsschlager von Anfang an selbst. Er bildet die Spitze einer Pyramide von unzähligen koreanischen Sängern und Tänzern, Sängerinnen und Tänzerinnen, die die Marke ›K-Pop‹ kreiert haben. Das koreanische Fernsehen ist sehr nahe an der Jugendkultur, was meinerseits nicht unbedingt als Kompliment gedacht ist. Der tanzende Junge in der Spielplatzszene z.B. ist in Korea bereits ein wohldressierter Star, Little Psy, Hwang Min-Woo mit Namen.50 Während die Brüder und Schwestern in Nordkorea super gestylte Parademärsche oder je nach Bedarf Freudentänze/Klagelieder aufführen müssen/wollen/dürfen, exzelliert 50 km jenseits der Landesgrenze der K-Pop Südkoreas in der Unterhaltungskunst: im Gesang, vor allem aber auch in der Choreografie. Den lieben langen Tag und die Nacht hopsen unzählige Tanzgruppen mit größtem Elan über den Bildschirm, werden Musikwettbewerbe ausgefochten usw.

Was bemerkt das Publikum, was bemerken die Mitläufer (des Pferdegalopps) von all dem? Nicht viel, zumal wenn man des Koreanischen nicht mächtig ist. Man könnte hier eine reduktive Hermeneutik postulieren oder aber eine Hermeneutik der Universalismen. Beide Konzeptionen können das Argument entkräften, dass ich Gangnam Style überinterpretiere. Auch die schlichtesten Gemüter – 1955 (142) hatte Dürrenmatt noch geschrieben: Die Nutzer von »Leihbibliotheken« – verstehen dank der zahlreichen Wiederholungen, dass es hier ein bestimmendes Prinzip gibt, eine Pfeife, nach der man tanzen soll, oder man tanzt einfach den Gangnam-Style. Das Ritual reicht (vielen) schon – wie in der katholischen Kirche oder im Islam. Ich belege den Universalismus des Weltschlagers mit zahlreichen Zitaten, die in Psys ironischem ›Kunstmärchen‹ allesamt den Heine-Vers (1968: 91) bestätigen: »Es ist eine alte Geschichte, / Doch bleibt sie immer neu […].« Auch die lustigen Figurenkonstellationen und schließlich die Verbindung von Psy und Partnerin in der Schlussszene sind allgemein verständlich.

Wozu da noch die vielen Zitationen und Anspielungen? Nicht zuletzt sollen und können sie ein Werk der Popkultur aufwerten! Kanon und Klischee sind nicht so weit auseinander. Das könnte mutmaßlichen Vertretern der Intelligenz und Hochkultur Berührungsängste nehmen. Auch kann es für Koreaner interessant sein, welch reiche Assoziationen ein koreanischer Exportschlager im deutsch-europäischen Weltbild auslöst – ›Feedback‹. Umgekehrt gilt: Wer seine eigene Kultur hinreichend reflektiert und generalisiert, d.h. auf Oberbegriffe bringt, kann auch fremde Kulturen verstehen, die auf der entsprechenden Ebene – die zu finden wäre – vergleichbar sind (vgl. Matthes 2003: 328). Das Fremde rückt so in die Kategorie des Anderen ein, wird zu einer Variante der Weltkultur.

Mitnichten muss Psy seine Komposition völlig durchdacht haben. Gangnam Style ist ein Glückstreffer, bei dem sich alles wundersamer Weise zu einem Ganzen rundet. Da der koreanische Pferde- oder Reitertanz jedoch in der Handlung verankert, in einer spezifischen Situation und Lokalität, Gangnam, begründet ist, dürfte seine Übertragung auf andere Themen bzw. seine Generalisierung zu einer Gattung, wie z.B. Walzer oder Rock ’n’ Roll, schwer fallen. Das ist der Pferdefuß des Clickhits. Gangnam Style ist ein verteufeltes Unikat – alle Nachahmungen und Parodien bezeugen dies, weil sie eben den ›genetischen Kode‹ des Gangnam Style nicht erfassen, den Kairos seiner Erfindung verpassen.

Wie eingangs schon bemerkt, fehlen mir die Worte, um fachgerecht von der ohne Zweifel mitreißenden Musik zu sprechen, dem hämmernden Rhythmus usw. Bemerkenswert scheint mir indes, dass Psy eine eindrucksvolle Stimme hat, die dank der Tonalität des Koreanischen, anders als z.B. im Falle anderer asiatischer Sprachen, in der westlichen Hemisphäre gut zu rezipieren ist. Das »Op op op …« von »Oppan« hat zwar nichts mit dem deutschen »Hoppe, hoppe Reiter« (einem sog. Kniereitvers) zu tun, rhythmisiert aber gleichwohl den Pferdegalopp und animiert zum regressiv-kindlich-unschuldigen Vergnügen des Mitmachens: »Infantiltraining« würde es Carl Einstein (zit. n. Kiefer 1994: 480) nennen. ›Kindlichkeit‹ setzt sich seit dem Auftritt von Little Psy im Ross-und-Reiter-Spiel des Tanzes isotopisch fort. Während im Hip-Hop meist einzeln getanzt wird, ist Gangnam-Style ein Gruppentanz (mit möglichen Partnertanzeinlagen);51 d.h. er ermöglicht in der Interaktion mit dem Sänger ein Gemeinschaftserlebnis; daher auch die vielen Flashmobs und Großveranstaltungen. In seiner Oxforder Rede betonte Psy, dass er im Unterschied zur bisherigen Pop- oder Rockmusik das Motto »participation instead of exhibition« beherzigt habe. Der Refrain »Eh – Sexy Lady« ist international leicht mitzusingen, ein universaler Brunftschrei, den jeder junge Mann ›drauf‹ hat, und welche Frau möchte heutzutage nicht »sexy« und »lady« sein …

Ist das Sexismus? Durchweg wird das männliche Imponiergehabe lächerlich gemacht bis hin zu der (albernen) Szene, wo Psy, auf der Toilette sitzend, seine männlichen Qualitäten preist, aber die weiblichen Figuren bleiben gleichwohl Staffage, nachgeordnet. Dennoch ist die Eroberung der Frau das wichtigste, wenn auch nur vordergründige Ziel der männlichen Jugend, weil nämlich die hübsche U-Bahn-Prinzessin lediglich als Verzichtprämie dient, wenn das große Ganze, der Mythos, das Königreich – ›Gangnam‹ – nicht erreicht wird –, so wie sich auch Marilyn Monroe alias Sugar in Billie Wilders Some Like It Hot (1959) am Ende damit abfindet, dass es nicht Shell-Junior, sondern wieder nur ein Saxofonist ist. Nur wenigen gelingt der Aufstieg (Aszensus) auf den Olymp – Psy selber hat es geschafft. Der Rest der Zukurzgekommenen singt, schreit und tanzt sich die unterbewusste Frustration vom Leibe und vergisst, dass vor dem Lokal (oder in der Tiefgarage) eben nicht ein rotes Mercedes-Cabrio parkt – oder gar ein Porsche.52 – Und wenn sie nicht gestorben sind, dann hopsen sie morgen noch.

Anmerkungen

1 | Prof. Kim Jeong-Yong von der Seoul National University danke ich für zahlreiche Informationen und Anregungen. Der am 7. Februar 2013 an der Ludwig-Maximilians-Universität München gehaltene und für die ZIG überarbeitete Vortrag richtete sich an Publikum, das sich nicht unbedingt mit K-Pop und koreanischer Sprache und Kultur auskannte. An der Übersetzung am Ende dieses Beitrags), die so wörtlich wie möglich am Original bleiben sollte – wenn das angesichts der Grundverschiedenheit der beiden Sprachsysteme überhaupt möglich war –, wirkte Shin Hyuijae mit. Sie gab mir auch viele Tipps zur koreanischen Jugendkultur. Wolfgang Delseit lektorierte kritisch und kreativ.

2 | Vgl. [Art.] Psy. In Korea wird der Familienname vorangestellt. Der Raptext stammt von Yoo Gun-Hyung in Zusammenarbeit mit Psy.

3 | Vgl. [Art.] Gangnam Style. Den Rapsong kann man als MP3-Datei zum Download käuflich erwerben, auch als Karaoke; das Musikvideo ist im Internet mehrfach kopiert, z.B. Psy: Gangnam Style [Video]; zu Psy: Gangnam Style [Video mit deutschen Untertiteln] vgl. meine Übersetzung am Ende des Beitrags. Eine im Internet kursierende deutsche Nachdichtung ist fehlerhaft, s. Psy: Oppa [sic!] Gangnam Stil. Auf die Wiedergabe der koreanischen (Laut- und Silben-)Schrift (= Hangul; s. Haarmann 1990: 355ff.) in lateinischer Transkription verzichte ich, da Koreaner und erst recht Nicht-Koreaner diese ›romanization‹, die auf das ohnehin vertrackte englische Laut- und Schriftsystem zurückgreift und die sich als Beigabe zu englischen Übersetzungen im Internet findet, nur nach längerem Herumrätseln lesen können. Ein paar wichtige Wörter gebe ich so wieder, dass sie Deutsche aussprechen können.

4 | Vor Psy sprachen im Union Club der Universität Oxford u.a. der Dalai Lama und Mutter Theresa.

5 | Die Gattungsbezeichnung meines Vortrags spielt ironisch auf so ›pragmatische‹ Titel an wie z.B. Heidegger explained.

6 | Psy, der sehr gut Englisch spricht und wohl auch (mehr als nur »hey sexy lady«, und »you know what I’m saying«) singen könnte, erweist sich in seiner Oxforder Rede (Psy 2012) als ein durchaus reflektierter Patriot, der den Wert der Muttersprache zu schätzen weiß.

7 | Diese angebliche Parodie wiederum hat unzählige, zum größten Teil ziemlich einfältige Parodien erzeugt, auf deren Nachweise ich hier im Einzelnen verzichte: Gandalf-, Gunmen- und Obama-Style, selbst den Gaza-Style (ohne Frauen) usw; es gibt Hitler-, Kim-Jong-Il- und Kim-Jong-Un-Adaptationen usw. Eine Gangnam-Style-Interpretation des chinesischen Künstlers Ai Wei Wei (mit Handschellen) wurde von Staats wegen gelöscht.

8 | Der Anonymus irrt, dass der Songtext »extrem vulgär« sei, da er offenbar nur die freie bzw. fehlerhafte Nachdichtung (s. Anm. 3) zur Kenntnis genommen hat.

9 | Zur Methodik vgl. auch die Ausführungen weiter unten mit Hinweis auf Barthes 1964, Jakobson 1989 u. Matthes 2003.

10 | Es geht hier nicht um Einflussforschung, aber Grimms Märchen sind auf jeden Fall in Korea bekannt.

11 | Das Mangelhafte fällt nur im Kontrast mit dem unsäglichen Reichtum Gangnams auf, dessen der Held nicht teilhaftig ist. Allerdings ist in Gangnam auch nicht mehr alles Gold, was glänzt. Viele Wohnungs- und Hausbesitzer haben sich überschuldet (in Korea muss man Wohnungen und Häuser kaufen; Mietwohnungen sind selten), die man jetzt nur noch »house poor« nennt.

12 | In einer anderen Aufnahme nur ein Glas Wasser. Auch wechselt Psy häufig die Garderobe, insbesondere das Jackett: blau, schwarz, weiß usw. Blau ist das Jackett Uncle Sams, blau aber auch Werthers Frack (vgl. Goethe 1987b: 262 u. 298). Da der Firmengründer des allen Koreanern bekannten Lotte-Konzerns, Shin Kyuk-Ho, ein Goethe-Verehrer ist und die Firma nach Werthers Lotte benannte, könnte hier eine Verbindung bestehen. Filmfehler (engl. ›goof‹) sind im Gangnam-Video so häufig, dass der fröhliche Dilettantismus nach Absicht aussieht. Aus (scheinbarer) ›Nachlässigkeit‹ wird dadaistisches Spiel.

13 | Zum ›Erweckungserlebnis‹ (das in Europa seine Ursprünge im Pietismus hat – eine spätere Säkularisation nicht ausgeschlossen) s. Kiefer 1978: 12 u.ö.

14 | S. Anm. 50. Zu »Putto« (ital. = Knäblein) vgl. Cupido in Abb. 5.

15 | Natürlich lässt sich ein Mythos nur schwer fotografieren. Allgemein vgl. Hess-Lüttich 2009 u. Hess-Lüttich u.a. (Hg.) 2011.

16 | Der Gangnam-(irr-)relevante Teil findet sich ca. ab der 35. Minute.

17 | ›Oppa + n‹ ist Nominativ, die Assoziation mit dt. ›Opa‹ (Großvater) ist rein zufällig. Der Ausdruck kann auch, von einer jungen Frau ausgesprochen, ›Darling‹ oder Ähnliches bedeuten. Im Deutschen vergleichbar ist lediglich das kanaksprachliche ›Alder‹: »He Alder, hassu Ei-Pott bei?« (zit n. Hübner 2013). In Wikipedia wird mit der Übersetzung ›Alter Bruder‹ eine falsche Vorstellung geweckt. Eine jüngere Frau spricht eine (etwas) ältere mit ›ältere Schwester‹ an (kor. ›onji‹); vgl. Anm. 52.

18 | Der geradewegs zum Topos gewordene ›pointing finger‹ unterstreicht ikonisch, dass sich die neutrale Aussage in einen Imperativ verwandelt, akustisch verstärkt durch den Kommandoton; vgl. Abb. 1, wo die Geste (links oben im Bild) schon angedeuet ist. – Keaton parodiert Horace Greeleys Slogan »Go West, Young Man, Go West« (1865); vgl. Greeleys Standbild im Film mit ›wegweisender‹ Geste.

19 | Völlig als »Männerphantasie« erscheint nur – auch hier irrt die Süddeutsche Zeitung – die Szene im ›Windkanal‹, wo sich der Möchtegern-Casanova mit zwei jungen Frauen im Arm im (symbolisch-widrigen) Gegenwind produziert (vgl. N.N. 2013a). Diese beiden sind im Unterschied zu der später gefundenen ›Einzigen‹ neutral stilisiert, also eher Phantasiefiguren.

20 | George Orwells Nineteen Eighty-Four ist nicht ins Koreanische übersetzt; man gebraucht den Ausdruck ›Big Brother‹ quasi als Internationalismus und würde ihn vermutlich in einer Übersetzung so stehen lassen.

21 | Dies ein Begriff Friedrich Nietzsches (1980a: 633): »Der Mensch […], der die obersten Werthmaase seiner Zeit selbst in Sicht bekommen will, hat dazu vorerst nöthig, diese Zeit in sich selbst zu ›überwinden‹ – es ist die Probe seiner Kraft – und folglich nicht nur seine Zeit, sondern auch seinen bisherigen Widerwillen und Widerspruch gegen diese Zeit, sein Leiden an dieser Zeit […].«

22 | Vgl. Jacques Offenbach: Orpheus in der Unterwelt (»Orphée aux Enfers«).

23 | So wie das arme Schulmeisterlein Maria Wuz, das bei Jean Paul die Bücher selber schreibt, die es sich nicht kaufen kann (s. Jean Paul 1960: 425f.) Der Pars-pro-Toto-Witz ist – naheliegend – einer Gruppe von Jockeys aufgefallen, die in voller Montur, aber ohne Pferd ihre Reitkünste zeigen (s. [Jockey-Parodie]). Eine Verbindung des Tiertanzes mit dem noch heute praktizierten koreanischen Schamanismus wäre wohl an den Haaren herbeigezogen.

24 | Man beachte, dass Psy erst nach einigen normalen Schritten im Stall (die Pferde stehen!) in den typischen Galopp findet: Gangnams ›heiliger Geist‹ ist über ihn gekommen (exakt in Abb. 6), und von da an hoppelt er durch die Stadt. Der Transfer macht aus der Not eine Tugend. Solche Zeichenmetamorphosen untersucht allgemein Rudi Keller (1995: 150ff.). In unserem Fall zieht der allmächtige ›Interpretant‹ ›Gangnam‹ das ›Sympton‹ einer natürlichen Bewegung (des Pferdes) in den körpersprachlichen Bereich (des Menschen) hinüber, wo es zum ›Hippo-Hypoikon‹ wird, eben zu einem künstlichen (Pferde-)Tanzschritt. Dieser wiederum repräsentiert pars pro toto (und ersatzweise) ›Pferdebesitz‹ als ›Symbol‹ für Luxus.

25 | Zum Spiel s. allgemein Anz/Kaulen 2009.

26 | Psy hat einige Jahre in USA Musik studiert; einem Interview zufolge scheint er das Studium allerdings nicht sehr ernst genommen zu haben.

27 | Die Bedeutung der Personifikation ist bei Walther oder im Barock natürlich eine andere als in Gangnam Style.

28 | Auch Psy prustet in der Eingangsszene seine Cola oder (eher) sein Wasser in die Luft.

29 | Die meisten Aufnahmen stammen gar nicht aus dem Gangnam-Distrikt; sicher gehört hierher nur das Korea World Trade Center oder kurz: der Trade Tower (mit seiner riesigen Coex Mall, durch die täglich 100 000 Menschen passieren, s. [Art.] Trade Tower; die Tanzszene mit der Lichtershow ist im ASEM Tower gedreht; s. [Art.] Asem Tower.

30 | Vgl. Propp 1975: 39. Die »Mangelsituation« ist vor allem gekennzeichnet durch eine fehlende Braut. Auch die Kentauren sind immer auf der Jagd nach Frauen, Nymphen und dergleichen; vgl. Abb. 5.

31 | Der Wagen wurde Psy seitens Mercedes-Benz Korea zur Verfügung gestellt. Er kostet in Deutschland je nach Ausstattung ab 38 675,00 €, in Korea sicher weit mehr. Diese Informationen verdanke ich Dominika Brodrick, Daimler AG, Product Placement, BC/MB - Branded Entertainment (Mail vom 29. Januar 2013). Der Chef der Daimler AG Dieter Zetsche, der den überraschenden Werbeeffekt erfreut zur Kenntnis nahm, litt einer Mitteilung der Süddeutschen Zeitung (N.N. 2013b) zufolge noch lange unter dem Gangnam-Style-Ohrwurm.

32 | Diese aussagekräftige Szene wird, allerdings unmotiviert, am Ende wiederholt; ebenso die ›pointing finger‹-Szene.

33 | Da alle Koreanerinnen schwarzbraunes Haar haben, ist das Haar der Auserwählten modisch gefärbt. Das koreanische ›Fräuleinwunder‹ verdankt sich auch Schönheitsoperationen wie der Augenvergößerung, die junge Frauen z.B. zum Abitur geschenkt bekommen. Die meisten (weiblichen) Stars und Sternchen, so auch die Tänzerin, haben diese Operation über sich ergehen lassen.

34 | Lat. ›coitus interruptus‹ = wörtlich: ›unterbrochenes Zusammengehen‹.

35 | Der Ausdruck, der sich in der United States Declaration of Indipendence findet, geht vermutlich zurück auf John Locke (1974: I, 219). Hier wäre über den Grad der Amerikanisierung Südkoreas nachzudenken.

36 | Ich adaptiere hier nur den Titel von Dürrenmatts Grieche sucht Griechin.

37 | Natürlich arbeiten Go-go Girls eher nachts, aber da sie an der U-Bahn-Haltestange zumindest semiprofessionell tanzt, muss sie eine entsprechende Vorbildung haben. Man sieht natürlich in der U-Bahn nicht, ob es draußen Tag oder Nacht ist.

38 | Strophe I und III reimen auf »jodja« = ›Frau‹.

39 | Dieses ›sensibel‹, ein englisches Fremdwort im Koreanischen, ist ein übersetzerischer Notbehelf; es meint weniger das Empfindsame als das Verständige: Jemand tut das Passende; aber auch ein hübsches passendes Geschenk ist (engl.) ›sensible‹.

40 | Die Handlung ist nicht so streng komponiert wie im Märchen mit dem konsequenten Abstieg (Deszensus) des Helden (vgl. Brüder Grimm 2009a: 388–393), aber alles, was der Pseudoheld (Psy) tut, spielt nicht in der ›obersten Liga‹: Er hat kein Pferd, in der Sauna nickt er ein (und kuschelt sich in seinen Träumen versehentlich an seinen finster dreinschauenden Nachbarn), beim Tanz in der Tiefgarage kann er nicht mithalten, er besitzt kein Auto, sein Motorboot ist keine Luxusjacht, er triftt seine Traumfrau in der U-Bahn usw.

41 | Str. II und IV reimen auf »sanaï« = ›Kerl‹ im Sinne von ›männlichem Typ‹; vgl. Anm. 46.

42 | Das lautmalerische Wortspiel »ultung bultung« kann nur annähernd wiedergegeben werden: Psys Ideen sind ›hervor-ragender‹ als seine Muskeln.

43 | Die Bedeutung dieses Bescheidenheitstopos ist vermutlich die: Ich gehöre zwar nicht zur obersten Klasse von Gangnams Society, aber ich weiß immerhin Bescheid, wobei hier ein ›glissement sémantique‹ zum Erotischen stattfindet: wenigstens da – worauf es jetzt ankommt – bin ich kompetent. Dabei klingt mit an, dass er dank Gangnam Style vom ›älteren Bruder‹ selbst zum ›Überflieger‹ (»›fliegenden‹ Mann«) wird. Die Aussage, mehr als Muskeln (zum ›Rennen‹), nämlich originelle Ideen (zum ›Fliegen‹) zu haben, bezieht Psy auch auf sich selber; er weiß, dass er nicht die Figur eines Sportlers oder Tänzers hat.

44 | Traditionsgemäß beginnt in Korea die Zählung des Lebensalters bei der Geburt ohnehin mit eins; man ist bei der Geburt in Korea ein Jahr alt; ist man also z.B. 27, so in ›Wirklichkeit‹ doch nur 26.

45 | Georg Heyms Gott der Stadt aus dem Jahr 1910 ist freilich viel dämonischer; zur »participation mythique« vgl. Lévi-Brühl 1951: 68ff.

46 | Strophe V hat das Reimwort »nom« = ›Mann‹, aber etwas pejorativer als »sanaï«.

47 | Vgl. Dinzelbacher 1992: 112. ›Brautwerbung‹ besitzt dank anthropologischer Konstanten zu allen Zeiten und in allen Kulturen ähnliche Strukturen: Mangel, Suche, Begegnung, Anrede (»Mein schönes Fräulein, darf ich…«; Goethe 1986: 609), Schönheitspreis, Eigenlob, Paarungswunsch etc.

48 | Das bedeuten die vor der Brust zusammengeführten Zeigefinger. Junge Frauen finden diese Unschuldsbeteuerungen auch schon lächerlich, aber man mache es eben so. Aus sittlichem Zeichen wird erotisches Spiel.

49 | Vgl. Jakobson 1989: 94: »Die poetische Funktion projiziert das Prinzip der Äquivalenz von der Achse der Selektion auf die Achse der Kombination.«

50 | S. Little Psy: »I’am good at anything!« Korea’s Got Talent [Video].

51 | Neben dem ›Pferdegrundschritt‹ gibt es Aerobic-Einlagen und was ich ein ›Umbalzen‹ der Partnerin nennen möchte, d.h. die Sidesteps aus der Hüfte.

52 | Dass es sich im Video um einen SLK handelt, ist signifikant. Die jungen aufstrebenden Leute in Gangnam denken über SLK oder Audi TT kaum hinaus. Ein Porsche 911 wäre mehr als doppelt so teuer. Er käme der Königskutsche des Märchens gleich; vgl. aber Kiefer 2011: 240.

Literatur

1. Quellen, Medien und Internetseiten

[Art.] ASEM Tower. Online unter: http://en.wikipedia.org/wiki/ASEM_Tower [Stand: 15.11.2013].

[Art.] Gangnam Style. Online unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Gangnam_Style [Stand: 15.11. 2013].

[Art.] Psy. Online unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Psy_(Rapper) [Stand: 15.11. 2013].

[Art.] Trade Tower. Online unter: http://skyscraperpage.com/cities/?buildingID=250 [Stand: 15.11.2013].

Brecht, Bertolt (1988a): Die Dreigroschenoper (nach John Gays »The Beggar’s Opera«). In: Ders.: Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe. Hg. v. Werner Hecht u.a. Berlin/Weimar/Frankfurt a.M., Bd. 2: Stücke 2, S. 229–322.

Ders. (1988b): Mahagonny. Songspiel. In: Ders.: Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe. Hg. v. Werner Hecht u.a. Berlin/Weimar/Frankfurt a.M., Bd. 2: Stücke 2, S. 323–392.

Brüder Grimm (2009a): Hans im Glück. In: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichten Märchen v. Heinz Rölleke. Stuttgart, S. 388–393.

Dies. (2009b): Der gestiefelte Kater. In: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichten Märchen v. Heinz Rölleke. Stuttgart, S. 819–824.

Degenhardt, Franz Josef (1965): Spiel nicht mit den Schmuddelkindern. Online unter: http://www.magistrix.de/lyrics/Franz%20josef%20Degenhardt/Spiel-Nicht-Mit-Den-Schmuddelkindern-29052.html [Stand: 15.11.2013].

Dürrenmatt, Friedrich (1955): Grieche sucht Griechin. Eine Prosakomödie. Frankfurt a.M./Berlin.

Goethe, Johann Wolfgang (1986): Faust. Eine Tragödie. In: Ders.: Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe. In Zusammenarb. mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller u. Gerhard Sauder hg. v. Karl Richter. München, Bd. 6.1: Weimarer Klassik 1798–1806. Hg. v. Victor Lange, S. 535–673.

Ders. (1987a): Die Leiden des jungen Werthers. In: Ders.: Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe. In Zusammenarb. mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller u. Gerhard Sauder hg. v. Karl Richter. München, Bd. 1.2: Der junge Goethe 1757–1775. Hg. v. Gerhard Sauder, S. 197–299.

Ders. (1987b): Bilde, Künstler… In: Ders.: Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe. In Zusammenarb. mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller u. Gerhard Sauder hg. v. Karl Richter. München, Bd. 9: Epoche der Wahlverwandtschaften. Hg. v. Christoph Siegrist u.a., S. 95.

Ders. (1988): Der Schatzgräber. In: Ders.: Sämtliche Werke nach Epochen seines Schaffens. Münchner Ausgabe. In Zusammenarb. mit Herbert G. Göpfert, Norbert Miller u. Gerhard Sauder hg. v. Karl Richter. München, Bd. 4.1: Wirkungen der Französischen Revolution 1791–1797. Hg. v. Reiner Wild, S. 864.

Heine, Heinrich (1968): Ein Jüngling liebt… (»Buch der Lieder« XXXIX). In: Ders.: Sämtliche Schriften. Hg. v. Klaus Briegleb. München, Bd. 1, S. 90f.

Heym, Georg (1964): Gott der Stadt. In: Ders.: Dichtungen und Schriften. Gesamtausgabe. Hg. v. Karl Ludwig Schneider. München, Bd. 1, S. 192.

Hübner, Klaus (2013): »He Alder, hassu Ei-Pott bei?« In: Goethe-Institut: Mehrsprachigkeit & Identität; online unter: http://www.goethe.de/Ihr/prj/mac/msp/de1398809.htm [Stand: 15.11.2013].

Jean Paul [Richter] (1960): Die unsichtbare Loge. In: Ders.: Werke. Hg. v. Norbert Miller. München, Bd. I/1, S. 7–469.

[Jockey-Parodie]. Online unter: http://www.joe.ie/sports/horse-racing/video-this-gangnam-style-spoof-by-some-jockeys-is-either-the-best-or-worst-thing-on-the-internet-00330156-1 [Stand: 15.11.2013].

Little Psy (= Hwang Min-Woo): »I’am good at anything!« Korea’s Got Talent [Video]. In: http://www.youtube.com/watch?v=8tEFsrc9 fDM [Stand: 15.11.2013].

Mynona (= Salomo Friedlaender) (1985): ’ne Jungfrau ist ein süßes Stückchen Fleisch … In: Hartmut Geerken (Hg.): Dich süße Sau nenn ich die Pest von Schmargendorf. Eine Anthologie erotischer Gedichte des Expressionismus, geordnet nach Positionen, Situationen, Körperteilen, Organen und Perversionen. München, S. 121.

Orwell, George (1979): Nineteen Eighty-Four. A Novel. Harmondsworth u.a.

Psy: Gangnam Style. MP3 Download. Amazon Media.

Ders.: Gangnam Style [Video]. Online unter: http://www.dailymotion.com/video/xu5jq6_gangnam-style_lifestyle [Stand: 15.11.2013].

Ders.: Gangnam Style [Video mit deutschen Untertiteln]. Online unter: http://www.dailymotion.com/video/xs99s8_psy-gangnam-style-german-sub_music [Stand: 15.11.2013].

Ders.: Oppa [sic!] Gangnam Stil – Auf Deutsch [Übersetzung mit groben Fehlern]. Online unter: http://www.lyricsreg.com/lyrics/psy/GANGNAM+STYLE+-+AUF+Deutsch [Stand: 15.11.2013].

Psy (2012): Rede an der Universität Oxford v. 8. November 2012. Online unter: http://www.youtube.com/watch?feature=endscreen&v=2 f99cTgT5mg&NR=1 [Stand: 15.11.2013].

The Rolling Stones (2012): It’s only Rock ’n’ Roll. In: Dies.: Grrr! Greatest Hits, Disc 2, Track 15.

Walther von der Vogelweide (1971): Vrô Welt, ir sult dem wirte sagen … In: Ders.: Gedichte. Mittelhochdeutscher Text und Übertragung. Ausgew., übers. u. komm. v. Peter Wapnewski. 7., überarb. Aufl. Frankfurt a.M., S. 102.

Widmer, Urs (2010): Top Dogs. 17. Aufl. Frankfurt a.M.

Žižek, Slavoj (2012): Rede an der Universität Vermont v. 16. Oktober 2012. Online unter: http://plus.google.com/1044011216867781166984/posts/iqXYG9QR6G#10440112168671166984/posts/iqXYG9QR6Gh [Stand: 15.11.2013].

2. Literatur

Anz, Thomas/Kaulen, Heinrich (Hg.; 2009): Literatur als Spiel. Evolutionsbiologische, ästhetische und pädagogische Konzepte. Berlin/New York.

Barthes, Roland (1964): L’activité structuraliste. In: Ders.: Essais critiques. Paris, S. 213–220.

Dinzelbacher, Peter (Hg.; 1992): Sachwörterbuch der Mediävistik. Stuttgart.

Haarmann, Harald (1990): Universalgeschichte der Schrift, Frankfurt a.M.

Hess-Lüttich, Ernest W.B. (2009): Spatial turn: Zum Raumkonzept in Kulturgeographie und Literaturtheorie. In: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache/Intercultural German Studies 35, S. 114–128.

Ders. u.a. (Hg.; 2011): Metropolen als Ort der Begegnung und Isolation. Interkulturelle Perspektiven auf den urbanen Raum als Sujet in Literatur und Film. Frankfurt a.M.

Jakobson, Roman (1989): Linguistik und Poetik. In: Ders.: Ausgewählte Aufsätze 1921–1971. Hg. v. Elmar Holenstein u. Tarcisius Schelbert. Frankfurt a.M., S. 83–121.

Keller, Rudi (1995): Zeichentheorie. Zu einer Theorie semiotischen Wissens. Tübingen/Basel.

Kiefer, Klaus H. (1978): Wiedergeburt und Neues Leben. Aspekte des Strukturwandels in Goethes Italienischer Reise. Bonn.

Ders. (1994): Diskurswandel im Werk Carl Einsteins. Ein Beitrag zur Theorie und Geschichte der europäischen Avantgarde. Tübingen.

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Kuhn, Hugo (1973): Tristan, Nibelungenlied, Artusstruktur. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse: Sitzungsberichte, H. 5.

Lévy-Bruhl, Lucien (1951): Les fonctions mentales dans les sociétés inférieures. Paris.

Locke, John (1974): An Essay Concerning Human Understanding. 2 Bde. Mit einer Einl. hg. v. John W. Yolton. London.

Matthes, Joachim (2003): [Art.] Vergleichen. In: Handbuch interkulturelle Germanistik. Hg. v. Alois Wierlacher u. Andrea Bogner. Stuttgart/Weimar, S. 326–330.

Nietzsche, Friedrich (1980a): Die fröhliche Wissenschaft. In: Ders.: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Hg. v. Giorgio Colli u. Mazzino Montinari. München, Bd. 3, S. 343–651.

Ders. (1980b): Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen. In: Ders.: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Hg. v. Giorgio Colli u. Mazzino Montinari. München, Bd. 4.

N.N. (2013a): Mädchentheorie [zu Slavoj Žižek]. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 13 v. 16. Januar 2013, S. 11.

N.N. (2013b): Dieter Zetsche… In: Süddeutschen Zeitung, Nr. 14 v. 17. Januar 2013, S. 10.

Propp, Vladimir (1975): Morphologie des Märchens. Übers. v. Christel Wendt. Hg. v. Karl Eimermacher. Frankfurt a.M.

Söring, Jürgen (1997): [Art.] Gesamtkunstwerk. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Gem. mit Harald Fricke, Klaus Grubmüller u. Jan-Dirk Müller hg. v. Klaus Weimar. Berlin/New York, Bd. 1, S. 710–712.

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1:Gangnam Style, Screenshot, Time code: 00.09.

Abb. 2: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1b/Gangnam%2C_Seoul %2C_Korea.jpg [Stand: 15.11.2013].

Abb. 3: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1d/Unclesamwantyou. jpg [Stand: 15.11.2013].

Abb. 4: Gangnam Style, Screenshot, Time code: 01.10.

Abb. 5: Franz von Stuck: Nymphenraub, um 1920, Öl auf Leinwand, 140,5 x 89,5 cm, Privatsammlung. In: http://shop.billerantik.de/products/Stuck/Franz-von-Stuck-31-Nymphenraub-Buettenfaksimile-KENTAUR-EROS-ENTFUeHRUNG-BAROCK.html [Stand: 15.11.2013].

Abb. 6: Gangnam Style, Screenshot, Time code: 00.26.

Abb. 7: Gangnam Style, Screenshot, Time code: 01.51.

Abb. 8: Gangnam Style, Screenshot, Time code: 02.14.

Abb. 9: Gangnam Style, Screenshot, Time code: 02.31.

Abb. 10: Gangnam Style, Screenshot, Time code: 02.36.

Abb. 11: Gangnam Style, Screenshot, Time code: 03.08.

Psy: Gangnam Style

오빤 강남스타일

강남스타일

[I]

낮에는 따사로운 인간적인 여자

커피 한잔의 여유를 아는 품격 있는 여자

밤이 오면 심장이 뜨거워지는 여자

그런 반전 있는 여자

[II]

나는 사나이

낮에는 너만큼 따사로운 그런 사나이

커피 식기도 전에 원샷 때리는 사나이

밤이 오면 심장이 터져버리는 사나이

그런 사나이

아름다워 사랑스러워

그래 너 hey 그래 바로 너 hey

아름다워 사랑스러워

그래 너 hey 그래 바로 너 hey

지금부터 갈 데까지 가볼까

오빤 강남스타일

옵옵옵옵옵 오빤강남스타일

강남스타일

옵옵옵옵옵 오빤강남스타일

Eh – Sexy Lady!

오오오오 오빤 강남스타일

Eh – Sexy Lady!

오오오오

[III]

정숙해 보이지만 놀 땐 노는 여자

이때다 싶으면 묶었던 머리 푸는 여자

가렸지만 웬만한 노출보다 야한 여자

그런 감각적인 여자

[IV]

나는 사나이

점잖아 보이지만 놀 땐 노는 사나이

때가 되면 완전 미쳐버리는 사나이

근육보다 사상이 울퉁불퉁한 사나이

그런 사나이

Oppan Gangnam-Style!

Gangnam-Style!

[I]

Eine Frau, die tagsüber menschliche Wärme zeigt,

Eine Frau mit Klasse, die die Ruhe bei einer Tasse Kaffee zu schätzen weiß,

Eine Frau, deren Herz heiß wird, wenn die Nacht kommt,

Eine Frau, die sich zu verwandeln versteht.

[II]

Ich bin ein Kerl,

Ein Kerl, der tagsüber so warm ist wie du,

Ein Kerl, der seinen Kaffee in einem Zug austrinkt, bevor er kalt wird,

Ein Kerl, dessen Herz platzt, wenn die Nacht kommt,

So ein Kerl bin ich.

So schön, so lieb!

Ja du, hey, ja genau du, hey!

So schön, so lieb!

Ja du, hey, ja genau du, hey!

Lass uns bis zum Ende gehen!

Oppan Gangnam-Style!

Op op op op op Oppan Gangnam-Style!

Gangnam-Style!

Op op op op op Oppan Gangnam-Style!

Eh – Sexy Lady!

Oh oh oh oh oh Oppan Gangnam-Style!

Eh – Sexy Lady!

Oh oh oh oh!

[III]

Eine Frau, die ruhig aussieht, aber wenn sie spielt, richtig spielt,

Eine Frau, die ihre Haare löst, wenn der richtige Zeitpunkt kommt,

Eine Frau, die, obwohl sie anständig angezogen ist, schärfer aussieht als halbnackt,

So eine sensible Frau!

[IV]

Ich bin ein Kerl,

Ein Kerl, der ruhig scheint, aber richtig spielt, wenn er spielt,

Ein Kerl, der völlig verrückt wird, wenn der richtige Zeitpunkt kommt,

Ein Kerl, dessen Ideen markanter sind als seine Muskeln,

So ein Kerl bin ich.

아름다워 사랑스러워

그래 너 hey 그래 바로 너 hey

아름다워 사랑스러워

그래 너 hey 그래 바로 너 hey

지금부터 갈 데까지 가볼까

강남 스타일

강남 스타일

옵옵옵옵옵 오빤강남스타일

강남 스타일

옵옵옵옵옵 오빤강남스타일

Eh – Sexy Lady!

오오오오 오빤 강남스타일

Eh – Sexy Lady!

오오오오

Eh –

[V]

뛰는 놈 그 위에 나는 놈

Baby, baby!

나는 뭘 좀 아는 놈

뛰는 놈 그 위에 나는 놈

Baby, baby!

나는 뭘 좀 아는 놈

You know what I’am saying?

오빠 강남스타일

Eh – Sexy Lady!

옵옵옵옵옵 오빤강남스타일

오빠 강남스타일

Eh – Sexy Lady!

옵옵옵옵옵 오빤강남스타일

Eh –

오빠 강남스타일

So schön, so lieb!

Ja du, hey, ja genau du, hey!

So schön, so lieb!

Ja du, hey, ja genau du, hey!

Lass uns bis zum Ende gehen!

Oppan Gangnam-Style!

Gangnam-Style!

Op op op op op Oppan Gangnam-Style!

Gangnam-Style!

Op op op op op Oppan Gangnam-Style!

Eh – Sexy Lady!

Oh oh oh oh Oppan Gangnam-Style!

Eh – Sexy Lady!

Oh oh oh oh!

Eh –

[V]

»Über dem rennenden Mann ist der fliegende Mann.«

Baby, baby!

Ich bin ein Mann, der sich ein bisschen auskennt.

»Über dem rennenden Mann ist der fliegende Mann.«

Baby, baby!

Ich bin ein Mann, der sich ein bisschen auskennt.

You know what I’am saying?

Oppan Gangnam-Style!

Eh – Sexy Lady!

Op op op op op Oppan Gangnam-Style!

Oppan Gangnam-Style!

Eh – Sexy Lady!

Op op op op op Oppan Gangnam-Style!

Eh –

Oppan Gangnam-Style!