Göttingen: V & R unipress 2011 – ISBN 978–3–89971–817–1 – 49,90 €
Die für die Buchform überarbeitete Dissertation von Vera Hildenbrandt widmet sich einem Werk, das für die international ausgerichtete, interkulturelle Germanistik bis heute einen zentralen Bezugspunkt ausmacht: einen Bezugspunkt sowohl wegen dessen Bedeutung als literarisches Werk, das es verdient, immer wieder gelesen zu werden, wie auch wegen des von ihm geleisteten indirekten Beitrags zur Debatte um das reflexive Potenzial und die Anschlussfähigkeit der interkulturellen Germanistik selbst. Alfred Döblin (1878–1957) als Autor des Berlin-Romans zu Beginn des 20. Jahrhunderts bemühte sich um eine konsequente Erweiterung des deutschsprachigen Imaginären und der Reichweite der deutschen Sprache, nicht nur nach innen und in die Tiefe, sondern auch nach außen: Sein Leben und sein Werk bieten einen Streifzug durch die Welt von China nach Südbrasilien und Paraguay über eine äußerst differenzierte Route durch Europa – Hauptstation Paris – und den erzwungenen und errettenden Weg in die USA und zurück.
Neben anderen Romanen der klassischen Moderne wie Robert Müllers Tropen (1915), die für die Germanistik weltweit ein produktives Areal von lateinamerikabezogenen Themen und Fragen abstecken, geht Alfred Döblins Amazonas (oder Das Land ohne Tod [1937/38]) von der Diagnose einer Erkrankung Europas aus, um darauf möglichst produktiv zu reagieren. Im heilenden Gestus des Arztes, der er auch war, habe Döblin auf die gedanklichen Instrumente zugegriffen, die ihm zur Verfügung gestanden hätten, und sich an (und in) die selbstreflexive Behandlung begeben. Das macht den gleich im Untertitel festgelegten Ausgangspunkt für die kompetente und lesenswerte Studie von Vera Hildenbrandt aus: Ohne Grenzen wirkt der jüdische (Nerven-)Arzt im Exil gegen die Not einer Weltgesellschaft, die im Angesicht der explosiven Vereinigung von der rationalen Überheblichkeit des Prometheischen und der bedrohlichen Unkontrolliertheit des Primitiven nach dialektisch und historisch bedingter, gegenseitiger Regulierung dieser beiden Dimensionen des menschlichen Lebens strebt. Für Doktor Döblin selbst sei Paris während des Exils, dieser »Studienreise wider Willen«, ein Ort der Genesung gewesen: Der Autor habe nach einer ersten Phase des Leidens an Trennung und Verlust vom »Kraftfeld der Gesellschaft« seinen geistigen Weg wiedergefunden in das produktive Schaffen, nicht zuletzt durch die Konzeption seines »Südamerikabuchs« als »epische Generalabrechnung mit unserer Civilisation«.1
Vera Hildenbrandt bietet ihrem Leser zuerst eine präzise, kompakt geschriebene Einführung in die Romantrilogie und deren Entstehungs-, Rezeptions- und neuere Forschungsgeschichte. Sie entzieht sich nicht der Aufgabe, grundsätzliche Fragen aktualisierend zu besprechen, wie die allmählich festgelegte, lange unumstrittene Etablierung des Werkes als Trilogie. Denn 1938, ein Jahr nach dem Erscheinen des ersten Romans, wurde der heutige dritte Teil Der neue Urwald nicht als unabhängiges Werk veröffentlicht, sondern als die zwei letzten Kapitel vom heute mittleren Roman Der blaue Tiger. Lange galt der dritte Roman, übrigens das Hauptsujet in Hildenbrandts Studie, auch in der Meinung von Walter Muschg, dem Herausgeber des Werkes im Jahre 1963, als ein »künstlerisch […] nicht überzeugendes Anhängsel«, das er in der eigenen Ausgabe kurzerhand weggelassen hat (25). Die neue, bis heute gültige Ausgabe des Werkes als Trilogie wurde erst 1988 von Werner Stauffacher vorgelegt, daher war das Werk in seiner Gesamtheit, »insbesondere aber Der Neue Urwald«, meint Hildenbrandt, jahrzehntelang »ein Stiefkind der Döblin-Forschung« geblieben (27).
Noch interessanter als die längst geklärte Frage der Gliederung des Werkes ist noch heute diejenige nach dem adäquaten Gesamttitel für die Trilogie. Hildenbrandt berichtet, dass die »inzwischen fest im literarischen Bewusstsein verankert[e]« Bezeichnung Amazonas nichtsdestotrotz strittig ist (24), und sie erinnert daran, dass »die beiden von Döblin verantworteten Ausgaben im Querido und im Keppler-Verlag unter dem Obertitel Das Land ohne Tod veröffentlicht wurden« (227, Anm. 294). Für jemanden, der vergleichweise nahe an der Region lebt, wo die ganze Handlung des zweiten, historisch angelegten Romans Der blaue Tiger sich abspielt, wirkt Amazonas als Gesamttitel völlig deplatziert: zwischen der südlichen Grenze von Amazonien und dem am Fluss Paraná nächstgelegenen Ort liegen knapp 1700 km Luftlinie, bis zum Fluss Amazonas sind es gut 2800 km. Döblin wusste es genau, er hat sich in der Pariser Bibliothèque Nationale über die Region zwischen São Paulo und Asunción entlang des Rio Paraná und über deren Geschichte vom 16. bis ins 18. Jahrhundert bestens informiert. Daher ist es zwar verständlich, dass man die Trilogie mit Amazonas bezeichnet, wenn man das Buch für das deutsche allgemeine Publikum attraktiver machen will und diese Titelwahl mit direkten oder indirekten Aussagen von Döblin zu begründen versucht (wie Walter Muschg dies getan hat). Für eine Rezeption in Brasilien ist der Gesamttitel aber eher peinlich und lässt auf den ersten Blick gegen den Schriftsteller einen unbegründeten Verdacht des exotischen, ja legeren Umgangs mit der Materie seines Werks aufkommen.2 Daher ist es begrüßenswert, dass Vera Hildenbrandt, wenngleich aus einem anderen Grund, auch dieser interkulturell wichtige Aspekt nicht entgangen ist.
Trotz des in einer Dissertation eher unvermeidlichen Schematismus bei der Darstellung der Forschungsliteratur gelingt es der Verfasserin, in einer eleganten Art und Weise zu zeigen, wie die akademische Wahrnehmung des Werkes ab Mitte der 1990er Jahre (im Rahmen der kulturellen Wende in den deutschsprachigen Geisteswissenschaften) den adäquaten Weg in eine kulturtheoretische Betrachtungsweise fand. Der Ansatz im Beitrag der portugiesischen Germanistin Teresa Delgado (1999) scheint beispielsweise eine wichtige Grundlage für die Herangehensweise von Hildenbrandts Arbeit gewesen zu sein, indem ihre Studie, ohne auf eine akkurate literarische Analyse des letzten Buches der Trilogie zu verzichten, in bester Form der gesamtintellektuellen Brisanz des Werkes Rechnung trägt. In Bezug auf den Beitrag von Delgado schreibt Hildenbrandt:
Döblin sei [nach Delgado] sich darüber im Klaren, dass Sprache »bei der Beschreibung von Kulturen, zu denen der schreibende Dichter oder Wissenschaftler nur einen sehr indirekten Zugang findet« (S. 166), oft versage […]. In der Trilogie, die geprägt sei von der »Entstehung von Mißverständnissen zwischen verschiedenen Gruppen« (S. 160), zwischen denen nie eine reibungslose Kommunikation stattfinde, versuche Döblin, diese Überwindung durch eine »vielschichtige Dialogizität« (ebd.), durch Rede- und Perspektivenvielfalt zu leisten. Interkulturelles Erzählen, so verstanden, wird »sprachlich bewußte Produktion des Wissens« (S. 151), wird wesentlicher Bestandteil einer neuen Wissenschaft vom Menschen, einer poetischen Anthropologie, die Delgado versteht »als bewußtes sprachliches Verhalten bei der Begegnung oder dem Zusammenstoß der Kulturen« (S. 166). […] Mir scheint mit ihrem Entwurf der poetischen Anthropologie ein Konzept gefunden, das im Ansatz Döblins Auffassung vom Romanautor als ›eine besondere Art Wissenschaftler‹ beschreibt.3
Diese von Döblin betriebene ›besondere Art Wissenschaft‹ untersucht Vera Hildenbrandt in kohärenter Form durch die Besprechung von essayistischen Texten des Autors im zweiten Kapitel ihrer Arbeit Das theoretische Umfeld des Romans. Den Ausgangspunkt der Reflexion des Berliner Schriftstellers über das Prometheische und das Primitive, das Faustische und das Donjuaneske (Teilkapitel 2.2) und den historischen Roman (Teilkapitel 2.3) sieht Hildenbrandt in der Beteiligung Döblins an einer innerjüdischen Diskussion, die in seinem Fall zu einer menschheitsgeschichtlich fundierten Reaktion auf die Erkrankung Europas und der westlich geprägten Welt erweitert wird (Teilkapitel 2.1: Döblins Konzept des »Neuen Juda«). Auf dieser Basis nimmt, wie bereits erwähnt, die Verfasserin im knapp 200 Seiten langen dritten Kapitel ihrer Studie mit dem Titel Das Bild Europas in AMAZONAS eine genaue Analyse des letzten Buches der Trilogie vor: Hildenbrandt ermöglicht es dem Leser durch ihre genaue Charakterisierung von Themenkreisen, Motiven und Hauptfiguren (wie dem Polen Jagna, dem Deutschen Klinkert und dem Italiener Giordano Bruno4) vorzügliche Assoziationen zwischen historischen, kulturphilosophischen und literaturgeschichtlichen Elementen zu erstellen. Das folgende Zitat aus dem Schlusskapitel bietet hier eine Kostprobe der Ergebnisse dieses gut gelungenen Verfahrens von Hildenbrandt, das beweist und verdeutlicht, inwieweit Alfred Döblin auch unmittelbar im eigenen literarischen Werk mit ästhetischen und poetologischen Reflexionen den geistigen Beitrag seines literarischen Schaffens untermauert:
Durch explizites und implizites Parallelsetzen dieser donjuanesken und faustischen Menschen [wie Jagna bzw. Klinkert] mit den geographischen und geistlichen Entdeckern und Eroberern der Neuen Welt, die er in den ersten beiden Teilen der Trilogie vorführt, weist Döblin eben jene alten Entdecker und Eroberer als Väter aus, mit denen die Genealogie des modernen Europäers beginnt, deklariert er die Menschen des 20. Jahrhunderts als »direkte Nachkommen Colóns« [Todorov 1985: 13]. Literarisch antizipiert er auf diese Weise einen Befund, zu dem Geistes- und Kulturwissenschaftler […] Jahrzehnte nach ihm durch die Vernetzung verschiedener Disziplinen wie Politik und Wirtschaft, Geschichte, Ethnologie, Kulturanthropologie und Geographie gelangen. (282)
Es sei hier zum Schluss ein spezifischer Aspekt im erwähnten Teilkapitel zum ›Neuen Juda‹ hervorgehoben, den Hildenbrandts Studie kompetent aufgegriffen hat. Von entscheidender Bedeutung in Döblins Beteiligung am Diskurs über eine Erneuerung des Judentums – gerade in der Entstehungszeit von Das Land ohne Tod – war seine Befürwortung von Überzeugungen und Strategien des jüdischen Neuterritorialismus. Wie der Zionismus, so zielte nach Müller-Salget auch »die territorialistische Bewegung auf die Schaffung von Siedlungsräumen für die bedrohten europäischen Juden« (Müller-Salget 1993: 153). Aber vom Zionismus unterschied sich der Territorialismus »in der Ausrichtung auf andere Gebiete als Palästina (Angola, Uganda, auch Peru waren im Gespräch)« (ebd.).5 Döblin hatte die sogenannte »Freiland-Bewegung« schon 1933 im Werk Jüdische Erneuerung mit Sympathie erwähnt. Dort schrieb er:
Es muss – besonders angesichts der neuen politischen Spannungen in der ganzen Welt, wobei die Juden einen unnatürlich schweren Stand haben – zu bald entstehenden, rasch das Gros der gesamten Judenheit aufnehmenden Massensiedlungen kommen.
Hierfür stehen nur außereuropäische schwach bewohnte Länder zur Verfügung. […] Es wird, grade um den Nationalismen zu entgehen, gut sein, sich mehreren Territorien zuzuwenden. Es ist […] nicht ausgeschlossen, daß die Landkarte der Zukunft in größerem Masse solch scheckiges, ethnologisches Bild von Volksenklaven, Minoritätenverbänden zeigt. (Döblin 1995: 59)
Zwei Jahre später, im selben Jahr, als er mit der Niederschrift von Das Land ohne Tod begann, äußerte er sich in seiner politischen Schrift Flut und Sammlung des Judenvolkes folgendermaßen zum Thema, indem er für eine Breitenwirkung der territorialistischen Idee argumentierte:
Nach außen, nach der nichtjüdischen Seite hin, ist zu sagen, daß man überhaupt die ungeheure Bedeutung der Großkolonisation, die Erschließung der bisher nur »entdeckten«, politisch umrandeten und wirtschaftlich brachliegenden Riesenterritorien in Afrika, Australien und Südamerika für die Gesamtentwicklung der Menschheit, erfassen muß. Es stellt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit als das politische Thema der Zukunft die Großkolonisation der Erde durch Kollektivarbeit der Staaten […]. (Döblin 1995: 198; Hervorh. d. Verf.)
Die Entstehung der Romantrilogie hing zeitlich und inhaltlich mit Fragen wie denen im obigen Zitat zusammen, auch das literarische Schreiben bot Döblin ein Vehikel für den Ausdruck seiner Sorgen um das Schicksal von jüdischen Flüchtlingen. Die Mythen südamerikanischer Indios, die auf die Situation der Juden in Europa leicht übertragen werden konnten, wie schon der Gesamttitel deutlich macht durch die Anspielung auf den von Indios und Juden geteilten Mythos einer Fahrt in ein »Land ohne Tod«, in ein »Land ohne Schlechtes«,6 oder umgekehrt die Anwendung von Bildern der jüdischen Tradition zur Bezeichnung der Situation der Indios im literarischen Werk, wie der Titel Canaan für eins der Kapitel im Roman Der blaue Tiger über die Ankunft von Indios und Jesuiten im erträumten Zufluchtsort, all dies macht deutlich, dass das Werk im Zeichen der Sorge und des Engagements Alfred Döblins für die Rettung des jüdischen Volks geschrieben wurde.
Sehr bedeutsam ist hier die Tatsache, dass auch der Autor eines anderen großen Südamerika- bzw. Brasilienbuches in der deutschsprachigen Literatur der damaligen Zeit, Stefan Zweig, ebenfalls ein Anhänger der Politik der »Jewish Territorialist Organization« war. Dass Zweig in seinem Werk Brasilien, ein Land der Zukunft (1941) Brasilien als Land ohne Volk beschrieb, sollte als ein politisch kalkuliertes Signal an das Volk ohne Land verstanden werden, sein Volk – und Döblins Volk. Auch Zweig beteiligte sich mit seinem Buch an einem innerjüdischen Diskurs um Optionen in der Emigrations- und Siedlungspolitik.7 Sätze über die Anfänge der Besiedlung Brasiliens durch Juden sind in dieser Hinsicht in Stefan Zweigs Buch auch politisch zu lesen:
Die einzigen Kolonisten, die [nach Brasilien] freiwillig kommen, nicht aus Ketten, ohne Brandmal und richterliches Verdikt, sind die Christãos Novos, die frischgetauften Juden. Aber auch sie kommen nicht ganz freiwillig, sondern aus Vorsicht und Angst. Sie haben in Portugal mehr oder minder aufrichtig die Taufe angenommen, um dem Scheiterhaufen zu entgehen, fühlen sich jedoch mit Recht im Schatten Torquemadas nicht mehr sicher. Besser also hinüber in ein neues Land, solange die grimmige Hand der Inquisition noch nicht über den Ozean zu greifen vermag. (Zweig 1941: 32)
Hildenbrandts Studie ist sich der engen Beziehung zwischen dem Engagements Döblins für den Neuterritorialismus und seiner Konzeption seiner Südamerika-Trilogie bewusst und macht dies am deutlichsten, wenn sie zum Beispiel argumentiert, dass in diesem Werk die »dargestellte Entwicklung des jesuitischen Missionsprojekts die Illustration dessen ist, was Döblin in seinem Aufsatz über Grundsätze und Methoden eines Neuterritorialismus formuliert hatte (250).8 Eine Vertiefung des Arguments ist kein zentrales Anliegen ihrer Arbeit, schon gar nicht die Erweiterung eines solchen Themenkreises auf andere Werke und Autoren der damaligen Zeit. Doch für die internationale interkulturelle Germanistik sowie für Döblin-Forscher in Lateinamerika wie George Sperber, Adriana Massa und ihre Nachfolger behält die Fragestellung weiterhin große Brisanz: Insbesondere jetzt, wenn bezeichnenderweise im Fall Brasiliens eine erste Übersetzung der Trilogie ins Portugiesische in Sicht ist.9 Für die wünschenswerte weitere Erforschung von diesem Themenkomplex in Lateinamerika und sonst wo in der Welt ist es Vera Hildenbrandts Studie gelungen, eine ausgezeichnete neuere Grundlage zu schaffen.
1 | Alle Zitate in diesem Abschnitt stammen aus der Einleitung von Europa in Alfred-Döblins Amazonas-Trilogie. Als »Studienreise wider Willen« bezeichnet Döblin selbst das Exil (in Döblin 1989: 291: Historie und kein Ende), den Ausdruck übernimmt Hildenbrandt für das Teilkapitel 1.2 ihrer Arbeit (16–21). Von einem »Kraftfeld der Gesellschaft« ist die Rede in Döblins Essay Der historische Roman und wir (Döblin 1989: 313), dessen Thema und Inhalt von der Verfasserin im Teilkapitel 2.3 (58-78) ausführlich erörtert wird. Auf die Amazonas-Trilogie als »Südamerikabuch« hat sich Döblin öfters bezogen (19). Die Idee einer »epischen Generalabrechnung mit unserer Civilisation« stammt aus Döblins Schrift Die deutsche Literatur (im Ausland seit 1933). Ein Dialog zwischen Politik und Kunst (Döblin 1989: 352).
2 | Hildenbrandt berichtet (24, Anm. 59), dass 1991 auf dem deutschen Buchmarkt eine von Hans-Albert Walter für die Büchergilde Gutenberg herausgegebene Textedition mit dem Titel der Erstausgabe erschien. Es ist bezeichnend, dass ein in lateinamerikanischen Themen versierter Germanist wie Fritz Pohle (1991) diese Titelwahl begrüßt.
3 | Die losen Seitenzahlen in diesem Zitat beziehen sich auf Delgado 1994. Der Ausdruck ›eine besondere Art Wissenschaftler‹ formulierte Döblin in Der historische Roman und wir (1989: 307).
4 | Die überzeitliche Figur, die in allen Romanen der Trilogie auftaucht, verweist mit seinem Namen auf den weniger bekannten ersten Vornamen von Bruno Alfred Döblin.
5 | Zum Territorialismus s. Alroey 2011.
6 | Dazu verweist Hildenbrandt in ihrer Studie (227) u.a. auf die Arbeiten des legendären deutschen Ethnologen Curt Unckel-Nimuendajú.
7 | Auf die sinnvolle integrierte Erforschung der Entstehungskontexte von Döblins Das Land ohne Tod und Zweigs Brasilien, ein Land der Zukunft ist bereits in Kuschel u.a. (2009: 133 u. 192, Anm. 15) kurz verwiesen worden, hier: 134.
8 | Gemeint und zitiert von Hildenbrandt ist hier der Passus: »Isolation ist, wenn irgendwann, so heute gar nicht möglich, und man wird, selbst wenn man sich im tiefsten Afrika versteckt, in den allgemeinen Güterverkehr mit hineingerissen werden, man wird von dem Schicksal und dem Andringen der Umwelt mit betroffen, verändert und in irgendeiner Weise so werden wie die anderen, wenn nicht gar aufgesogen und ausgerottet. Wir haben an den Jesuiten in Paraguay ein Beispiel. Es gibt keine Inseln mehr auf der Erde.« (Döblin 1972: 327)
9 | Im Rahmen eines von deutschen Institutionen gestifteten »Deutschlandjahres in Brasilien 2013/2014« wird vom Goethe-Institut unter 40 prioritären Titeln auch die Übersetzung von Döblins Trilogie gefördert. Im Falle von Hispanoamerika hat Jorge Luis Borges bereits am 7. Januar 1938 für die argentinische Zeitschrift El Hogar eine Rezension zum Werk geschrieben. Zu Beginn der 1940er Jahre erschienen die Übersetzungen von Noemí Mibashan Viaje al país sin muerte (Editora Futuro 1944) und El tigre azul (ebd. 1945).
Alroey, Gur (2011): »Zionism without Zion«? Territorialist Ideology and the Zionist Movement, 1852-1956. In: Jewish Social Studies: History, Culture, Society 18, H. 1, S. 1–32.
Delgado, Teresa (1999): Poetische Anthropologie. Interkulturelles Schreiben in Döblins ›Amazonas‹-Trilogie und Hubert Fichtes ›Explosion. Roman der Ethnologie‹. In: Ira Lorf/Gabriele Sander (Hg.): Internationales Alfred Döblin-Kolloquium Leipzig 1997. Bern u. a.
Döblin, Alfred (1972): Schriften zur Politik und Gesellschaft. Hg. v. Heinz Graber. Olten/Freiburg i. Br.
Ders. (1989): Schriften zu Ästhetik, Poetik und Literatur. Hg. v. Erich Kleinschmidt. Olten/Freiburg i. Br.
Ders. (1991): Das Land ohne Tod. Ausgabe in zwei Bänden. Hg. v. Hans-Albert Walter. Frankfurt a.M.
Ders. (1995): Schriften zu jüdischen Fragen. Hg. v. Hans Otto Horch. Solothurn/Düsseldorf.
Kuschel, Karl-Josef u.a. (2009): Mutterland. Die Familie Mann und Brasilien. Düsseldorf.
Müller-Salget, Klaus (1993): Alfred Döblin und das Judentum. Aus Anlass seines 125. Geburtstages. In: Itta Shedletzky/Hans Otto Horch: Deutsch-jüdische Exil- und Emigrationsliteratur im 20. Jahrhundert. Tübingen. S. 153–163.
Pohle, Fritz (1991): »Das Land ohne Tod«. Alfred Döblins Kolumbusfahrt in der Pariser Nationalbibliothek. Versuch einer Annäherung. In: Alfred Döblin: Das Land ohne Tod. Ausgabe in zwei Bänden. Hg. v. Hans-Albert Walter. Frankfurt a.M., S. 861–1034.
Todorov, Tzvetan (1985): Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen. Frankfurt a.M.
Zweig, Stefan (1941): Brasilien, ein Land der Zukunft. Stockholm.