This article investigates the significance of taboos for and in intercultural communication, focusing on business communication. It claims that breaches of taboo are more relevant for the failure of intercultural (business) relations than research has hitherto assumed. Contrary to interdictions, taboos are not explicit. Only those who grew up in the respective culture fully perceive them and know how to avoid breaking them. As taboos are implicit and rarely subject of conversation, the quantitative investigation of culturally defined taboos is problematic. This article asks how breaches of taboo can be detected and how one can react within an intercultural business relation if a breach of taboo occurs.
Title:Violation of taboos in Intercultural Communication
Keywords:communication disturbances; violation of taboos; cultural taboos; intercultural communication; critical incident; corporate culture
Der Begriff »Tabu« taucht erstmals in Berichten von europäischen Reisenden Ende des 18. Jahrhunderts auf (vgl. Przyrembel 2011: 27). Er stammt aus Polynesien und bezeichnet eine kulturelle Intimsphäre. James Cook importierte das Wort, als er von einer Südseereise zurück nach England kam (vgl. ebd.: 9). Der Entdecker beschrieb das Tabu in seinen Tagebüchern als »zentrales, gleichwohl seltsam anmutendes Charakteristikum der Bevölkerung des südpazifischen Ozeans« (ebd.). Da das Wort eine Wortschatzlücke füllte, breitete es sich damals rasch aus und ist heute in vielen europäischen Sprachen nicht mehr aus dem Alltagswortschatz wegzudenken.
Mehr als 100 Jahre nach der Entdeckung des Wortes beschäftigte sich Sigmund Freud in seiner in der Zeitschrift Imago veröffentlichten Artikelfolge Totem und Tabu (1912/13) intensiv mit der Thematik. Die ursprüngliche polynesische Bedeutung des Wortes beschreibt Freud als »nach zwei entgegengesetzte Richtungen auseinander[gehend]«: »Es heißt uns einerseits: heilig, geweiht, andererseits: unheimlich, gefährlich, verboten, unrein.« (Freud 1974: 311) Freud nahm Rituale als Behältnisse ungelöster Ambivalenzen wahr (vgl. Brunotte 2004: 143). Koiran hebt in Freuds Sichtweise vor allem die Doppeldeutigkeit hervor, die das Wort auszulösen scheint. So verkörpere ein Tabu (ein Verbot) gleichzeitig Abwehr und Lust bzw. Neugierde oder den Wunsch, das Verbot zu übertreten (vgl. Koiran 2008: 82).
Heute trennen Tabus nicht mehr (nur) das Heilige vom Profanen, sondern sie gehören in allen Lebensbereichen zur Konstitution einer Kultur. Sie sind »für die Kulturträger so selbstverständlich, dass man ihre Existenz kaum noch wahrnimmt, solange dies den Kontakt und die Kommunikation mit den Mitmenschen nicht stört.« (Trad 2001: 32)
Dennoch wird das Thema in vielen Bereichen nicht so stark beleuchtet, wie es sich eigentlich gebührt (vgl. Wagner 1991: 24). So behauptet Betz, die fortschrittlichen Länder seien gerade dabei, das vorletzte noch bestehende Tabu, das Inzest-Verbot, abzubauen. Das letzte Tabu ist für ihn das Antasten der Demokratie (vgl. Betz 1978: 14). »›Tabus? So etwas gibt es doch bei uns heute gar nicht mehr…‹, lautete oftmals die erste Reaktion auf die Ankündigung der Thematik, mit der sich deutsche, französische und österreichische NachwuchswissenschaftlerInnen im Oktober 2004 an der Universität Charles de Gaulle–Lille 3 befassen.« (Streble u.a. 2008: 11) Auch im Rahmen der interkulturellen Wirtschaftskommunikation oder im Fremdsprachenunterricht findet man nur selten konkrete Ausführungen zur Tabuproblematik.
Tätigkeiten, die mit den Sekretionen des menschlichen Körpers zusammenhängen, sind bei uns in der Öffentlichkeit tabuisiert. Schon das öffentliche Aussprechen dieser Wörter würde uns eine peinliche Röte oder ein Kichern entlocken. Laut Miebs reagieren Menschen kulturübergreifend besonders sensibel auf Verhalten, das in der eigenen Kultur mit negativen Eigenschaften verbunden wird (vgl. Miebs 2003: 324). ›Das macht man nicht, wenn man sich zu benehmen weiß.‹ »Was wir im Mund haben, egal ob Essen oder Spucke, erweckt keinen Ekel. Aber was, wenn das, was wir im Munde hatten, vor anderen auf unserem Teller landet? Die einen spucken ihren Schleim dezent ins Taschentuch, die anderen laut auf den Boden.« (Heringer 2004: 229) Akzeptable Verhaltensweisen können sich kulturell stark unterscheiden. In Gegenwart eines wichtigen Geschäftspartners auf den Boden zu spucken, wäre in unserer Kultur eine Ungehörigkeit. Dennoch wäre es schwierig, umgekehrt dem Geschäftspartner in einem solchen Falle zu sagen, dass er sich danebenbenimmt. Tabus sind in der interkulturellen Wirtschaftskommunikation eine weit größere Hürde und weiter verbreitet – so meine Behauptung – als bisher angenommen.
Die Schwierigkeit mit Tabus besteht darin, dass sie nicht oder nur unter Zuhilfenahme von Hilfskonstruktionen und Verschleierungen verbalisierbar sind. Folgendes Beispiel mag dies veranschaulichen, das ich einem Gespräch entnehme, welches ich im Rahmen meiner Feldstudien zur interkulturellen Wirtschaftskommunikation geführt habe. Mir berichtete Herr K., der Leiter eines deutsch-afrikanischen Projektes, davon, dass er einmal einen befreundeten afrikanischen Kollegen auf ein wichtiges Geschäftstreffen mitgenommen habe. Während des Treffens habe sich dieser Kollege ständig am Geschlecht gekratzt. Herr K. hatte im Nachhinein Schwierigkeiten, seinem Kollegen verständlich zu machen, dass dies in unserer Kultur nicht üblich ist. Noch während er mir von dieser Episode erzählte, war ihm die Sache und auch das Sprechen darüber sichtlich peinlich. In einem afrikanischen Sender habe er sogar einen Nachrichtensprecher beobachtet, der »diese Tätigkeit« während der Sendung »vornahm«, berichtete Herr K. im Flüsterton (Bohnaker 2011: 76).
Bestimmte Zonen des Körpers dürfen bei uns in der Öffentlichkeit nicht berührt werden – wir sind nicht einmal in der Lage, ohne Schamgefühle über solche Berührungen zu sprechen. Wie schwierig es ist, über Tabus zu sprechen, wird in den Forschungen von Loch am Beispiel von sexualisierter Gewalt im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus (Doppeltabu) sichtbar gemacht. So beschreibt eine von ihrem Vater (auch SS-Täter) sexuell missbrauchte Frau im narrativen Interview, wie ihr die Luft zum Sprechen wegbleibt, wenn sie über diese Zusammenhänge sprechen möchte (vgl. Loch 2008: 67). Was macht es so schwierig über Tabus zu sprechen?
Tabus unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt von Verboten. Über ein Verbot kann gesprochen werden, es kann erklärt werden. Wagner beschreibt in seinem Buch über Medien-Tabus, dass wir schon als kleines Kind eine der wichtigsten Kommunikationsnormen verinnerlichen. Es handelt sich um das Wissen davon, worüber gesprochen werden darf und für was ein sogenanntes Meidungsgebot besteht (vgl. Wagner 1991: 12). Ein Tabu ist für denjenigen, der es verinnerlicht hat, unantastbar und es wird nicht hinterfragt. Hier zählen keine Argumente, sondern nur das Gefühl dafür, was man darf und was nicht, was sich gehört und was nicht, was ethisch vertretbar ist und was nicht. Reimann bezeichnet Tabus als »besonders wirksames Mittel sozialer Kontrolle« (Reimann 1989: 421), gerade weil sie sich einer Verbalisierung entziehen. Etwas, das nicht einmal mit Worten angetastet werden kann, kann auch nicht in Frage gestellt werden. Auch Bergesen ist der Überzeugung, dass soziale Bestrafungspraktiken normative, rechtliche und ideologische Unterscheidungen erzeugen und gleichzeitig die sich abgrenzende Gemeinschaft symbolisch definieren, rekonstruieren und reproduzieren (vgl. Bergesen 2013: 65). Derjanecz (2003: 30) stellt fest, dass Tabus von Menschen aus einem anderen Kulturkreis häufig übertreten werden, da sie eben nicht als explizite Verbote wahrnehmbar sind. Sie liegen unter der wahrnehmbaren Oberfläche einer Kultur. Unwissentliche Tabubrüche kommen daher in der interkulturellen Interaktion gehäuft vor. Wenn man die unausgesprochenen Regeln einer anderen Kultur nicht kennt, so kann man sie auch nicht befolgen – und tritt mitunter von einem Fettnäpfchen ins nächste. Oft wird ein Tabu erst dann erkannt, wenn man es verletzt hat und das Gegenüber darauf sichtbar reagiert. In der Folge entsteht eine grundlegende Unsicherheit, eine Art freier Fall der Werte und Normen.
Werden Tabus in interkulturellen Kommunikationssituationen gebrochen, so entsteht für den Tabubrecher eine heikle Situation. Es ist äußerst schwierig, solch ein Fehlverhalten wieder zu korrigieren, denn es gibt für solche Fälle keine Entschuldigungsrituale und Reparaturmechanismen (vgl. Derjanecz 2003: 30). Jeder Versuch, über den Tabubruch zu sprechen und sich zu entschuldigen, stellt einen weiteren Tabubruch dar, wodurch ein Teufelskreis entsteht. »[D]er Täter wird isoliert, von der Gemeinschaft gemieden, tabuiert – modern auch etikettiert.« (Reimann 1989: 421) Kraft beschreibt eine zweigliedrige Struktur bei Tabus: »Tabus sind Meidungsgebote, deren Übertretung mit Ausschluss aus der Gemeinschaft bedroht ist. Es handelt sich um psychosoziale Bewältigungsmechanismen, mit deren Hilfe individuelle und kollektive Identitäten gebildet und aufrechterhalten werden« (Kraft 2004: 205).
Woran erkennt man, dass man einen Tabubruch begangen hat? Und wie verhält man sich dann am besten? Geschäftsleute in der interkulturellen Wirtschaftskommunikation stehen unter einem enormen Erfolgsdruck. Hier gilt es, auf der Ebene der Handlungskompetenz Lösungen zu finden, was Ziel und Aufgabe weiterer Forschungsarbeiten sein sollte. Ein weiteres Problem, warum Tabus oft nicht als solche identifiziert werden, liegt im Grunde an der weiten Verbreitung und Allgegenwart von Tabus.
Auf vielfältige Art und Weise begegnen uns Tabus im beruflichen oder im privaten Leben. »Tabus können verbal oder nonverbal vermittelt werden, sie können öffentlich verhandelt oder unter der Hand mitgeteilt werden, sie können uns bewusst, aber auch unbewusst – und trotzdem wirksam – sein.« (Kraft 2004: 205) Wie zahlreich und unterschiedlich Tabus in der Gesellschaft vorhanden sind, zeigt Schröder. Er teilt Tabus in Primär- und Sekundärtabus ein. Sekundärtabus bestätigen, stützen Primärtabus und stellen ihre logische Konsequenz dar (vgl. Schröder 1998: 195). Folgende Einteilung ist ergänzt durch Wagners (1991: 17f.) und Balles (1990) Tabubeschreibungen. Die Beispiele wurden in Bezug auf die deutsche Gesellschaft von mir ausgewählt.
Primärtabus
Sekundärtabus
Dieser Liste muss aus meiner Sicht der folgende große Bereich hinzugefügt werden:
Überall, wo Menschen einander begegnen, werden Handlungen und Kommunikation zu einem guten Teil von Tabus gesteuert. Diese Aufzählung macht deutlich: Tabus sind allgegenwärtig.
Rückle (1979: 343) benennt als Tabubereiche Zonen des menschlichen Körpers und Zonen im Raum um ihn herum. Diese dürfen von anderen Menschen nicht betreten, berührt oder auch nur angesehen werden. Vor allem die Berührungszonen sind kulturell sehr unterschiedlich geprägt. Losche (2005: 59) beschreibt Berührungszonen im Raumverhalten der (west-)europäischen Gesellschaften:
Besonders im Umgang mit Nähe und Distanz werden viele Fehler gemacht. Folgender Abschnitt veranschaulicht dies.
Eine besondere Bedeutung kommt der körperlichen Berührung zu, die zu den intimsten Details einer Interaktion gehört. Sie wird kulturell stark unterschiedlich gedeutet und je nachdem als angenehm oder als unangebracht empfunden. Podsiadlowski macht kulturelle Unterschiede im Berührungsverhalten deutlich: Ein typisches Paar in Paris berührt sich innerhalb einer Stunde in einem Café mehrfach – und ein Paar in London kein einziges Mal (vgl. Podsiadlowski 2004: 27).
In interkulturellen Verhandlungssituationen oder auch in Begegnungen auf politischer Ebene werden in diesem Bereich immer wieder Grenzen überschritten. So unterlief z.B. Michelle Obama ein Fauxpas bei ihrer ersten Begegnung mit der Königin von Großbritannien. Dieser Fehler war auch für die Öffentlichkeit in den Medien offen ersichtlich: Sie legte bei der Begrüßung der Königin freundschaftlich den Arm um diese. In England entspricht dies einem sehr schweren Tabubruch, da man sich öffentlich erstens sowieso nicht berührt und weil zweitens die Königin selbstverständlich unantastbar ist. Die Königin reagierte souverän und legte ebenfalls einen Arm um Frau Obama. Den Tabubruch machte Michelle Obama mit ihrem Charme wieder wett. Was Elisabeth II. jedoch dachte und fühlte, können wir nur vermuten. Gleichzeitig war der Tabubruch für Unwissende aufgrund des Verhaltens der Queen noch schwerer zu entdecken. Besonders bei Berührungen gibt es viele Tabuzonen.
Heringer (2004: 82) setzt die erlaubte körperliche Nähe bzw. Distanz zwischen Gesprächspartnern mit dem Grad der Intimität ihrer Beziehung gleich. Hall (1976: 187ff.) unterscheidet öffentliche Distanz, gesellschaftliche Distanz, persönliche Distanz und Intimzone. Wie viele Zentimeter oder sogar Meter Raum zwischen zwei Menschen erwartet bzw. geduldet werden, differenziert Rückle (1979: 335) mit genauen Zahlenangaben. Er unterscheidet intime Distanz (bis 60 cm), private Distanz (60–120 cm), gesellschaftliche Distanz (120–300 cm) und allgemeine Distanz (ab 300 cm). Tabubrüche hinsichtlich dieser Distanzzonen können schnell die Atmosphäre vergiften und einen positiv beginnenden Kontakt negativ beeinflussen. Geschäftsbeziehungen oder politische Begegnungen können einen irreparablen Schaden erleiden.
Will man im Gespräch mit Vertretern anderer Kulturen eine angenehme Gesprächsatmosphäre herstellen, muss man das Nähe-Distanz-Empfinden (Reviermarkierungen) der Kommunikationspartner berücksichtigen. In einem Interview, das ich im Rahmen meiner Studien durchgeführt habe (vgl. Bohnaker 2011: 272), erklärte ein italienischer Geschäftsmann ausführlich, dass man seinen Landsleuten »auf die Pelle rücken« muss, damit sie sich wohl fühlen und es tatsächlich dann erst zum Vertragsabschluss kommen kann.
Das Raumverhalten und die Tabus anderer Kulturen kann man nur bedingt auswendig lernen, denn es gibt nicht nur die kulturellen, sondern immer auch individuelle und situative Unterschiede, welche die Gesprächsatmosphäre bedingen. Es ist wichtig, auf solche Situationen emotional vorbereitet zu sein. Schwierigkeitssituationen, die aufgrund von unterschiedlichem Nähe-Distanz-Empfinden bzw. der Unwissenheit von Unterschieden entstehen können, machen die Omnipotenz eines Tabubruches deutlich. Auffällig ist auch die emotionale Ohnmacht, die Unsicherheit gegenüber der Präsenz von Tabus, die zu generellen Verhaltensblockaden führen kann. Wie wehrt sich beispielsweise eine Deutsche/ein Deutscher, wenn ihr/ihm das Gegenüber zu nahe tritt?
Ob die geltende Nähe-Distanz-Grenze eingehalten wird, wird beispielsweise vom Gesprächspartner in der Regel durch Zurückweichen oder Näherkommen kommuniziert. Ein wichtiger Hinweis sind Barrieresignale (vgl. Rückle 1979: 344) – etwa das Verschränken der Arme vor der Brust, das Berühren der Hände vor dem Körper oder übereinander geschlagene Beine, wobei dem Gegenüber die Außenseite des Oberschenkels gezeigt wird. Solche Körperhaltungen können signalisieren, dass man in eine Tabuzone des Gesprächspartners eintritt. Laut Rückle (vgl. ebd.) können Barrieresignale generell als Angstsignale interpretiert werden. Sie stellen einen Abwehrmechanismus vor einer empfundenen Bedrohung dar. Solche Deutungen erscheinen nachvollziehbar, man muss jedoch stets bedenken: Körperhaltungen können kulturell extrem unterschiedliche Bedeutungen haben. Jede Verallgemeinerung der Bedeutung einer Körperhaltung, wie sie in der Kinesik betrieben wird, ist kritisch zu betrachten, weil sie weder die Individuen noch die Situationen oder die kulturellen Prägungen berücksichtigt.
Nach der Betrachtung einiger Details der Kommunikation im Zusammenhang mit Raumtabus richten wir den Fokus auf komplexere Systeme. In Unternehmenskulturen verbergen sich beispielsweise fast unzählige Tabumöglichkeiten, welche die interkulturelle, aber auch die intrakulturelle Kommunikation stark beeinflussen können.
Kommunikationsstruktur, Hierarchien, Werte und Firmenphilosophie prägen die Mitarbeiter und ihre Handlungsweisen in einem Unternehmen. In jedem Unternehmen gibt es dabei offene und verdeckte Spielregeln. Gerade die verdeckten Spielregeln prägen die »Mentalität« in einem Unternehmen, und zu ihnen gehören auch firmeninterne Tabus. In den Verbund der offenen und der verdeckten Spielregeln ist das komplette Setting einer Unternehmenskultur eingebettet. Die latenten Spielregeln sind zwar nicht bewusst, dennoch aber gültig.
So kann es auch bei der Begegnung zweier Unternehmen aus demselben Kulturkreis zu Tabubrüchen und Missverständnissen kommen. Beispielsweise mag es in einem Unternehmen selbstverständlich sein, dass man sich ungeachtet der Hierarchieebene duzt, während dies im Unternehmen einen Block weiter undenkbar ist. In einem Unternehmen geht man in Jeans und T-Shirt zur Arbeit und private Unterhaltungen sind selbstverständlich – im anderen kleidet man sich hochgeschlossen und korrekt und Smalltalk ist unerwünscht. Es kann passieren, dass Mitarbeiter des einen Unternehmens für das andere Barrieresignale ausstrahlen, die nicht als Zurückweisung gemeint, sondern auf die Unternehmenskultur zurückzuführen sind.
Zu den interkulturellen oder personellen Herausforderungen einer Interaktion kommen in der internationalen Wirtschaftskommunikation also auch noch die Spezifika unterschiedlicher Unternehmenskulturen hinzu. Es ist daher in der Praxis nicht möglich, sich so umfassend auf eine Kommunikationssituation vorzubereiten, dass vorab alle ›Fettnäpfchen‹ beiseite geräumt sind, in die man versehentlich treten könnte.
Nicht jeder Tabubruch muss jedoch zu einem Eklat führen, denn es gibt sowohl starke als auch schwache Tabus. Feinheiten in der Betonung von Wörtern gehören zu paraverbalen Kommunikationsunterschieden und können bei Missachtung sowohl zu starken als auch schwachen Tabubrüchen führen. Rossenbeck und Koch machen dies am Beispiel der schwedischen Begrüßung »Hej« deutlich. Je nach Betonung des Grußwortes ist für Eingeweihte erkennbar, ob es sich um eine neutrale, freundschaftliche, freudige oder kühle Begrüßung handelt (vgl. Rossenbeck/Koch 1997: 76). Ein weiteres paraverbales Problem stellt der unterschiedliche Umgang mit Pausen oder das Senden von Zuhörsignalen dar. Vor allem in der deutsch-skandinavischen Kommunikation berichten zahlreiche Studien von dieser Thematik. So beschreibt Heringer das Beispiel eines deutschen Geschäftsmannes, der zwar vorbereitet nach Helsinki reist, doch im Gespräch mit den finnischen Kollegen aufgrund der Dauer der Pausen in der Konversation scheitert. »Immer wieder wenn er meint, er habe sich klar und deutlich ausgedrückt, folgt keine Reaktion. Doch die Kommentare der finnischen Kollegen zeugen durchaus von Sachverstand« (Heringer 2004: 98). Er beginnt dann seine Rede immer wieder von Neuem, was die finnischen Kollegen schließlich verärgert als Affront auffassen. Als ein weiteres Beispiel für einen stärkeren Tabubruch kann die immer wieder auftretende Thematik des Duzens/Siezens gesehen werden. Für viele Kulturen stellt dies im Kontakt mit Deutschen ein großes Problem dar. So berichtete unter anderem Opitz von Situationen, in denen Frauen aus nordischen Ländern im Geschäftskontakt mit deutschen Männern bisweilen verzweifelt und genervt sind, da die Deutschen das »Du« sehr schnell in die falsche Richtung missverstehen (vgl. Opitz 1997: 21).
Ein Beispiel für einen starken Tabubruch: Am 11. Dezember 2008 wurde im Internet die erste begleitete Selbsttötung öffentlich gezeigt. Dies löste eine Welle der Empörung aus – vor allem aus kirchlicher Richtung. Auch hier eröffnen die differenten Auffassungen von Ethik und Moral unterschiedlicher Kulturen (Kirchenkultur) ein Konfliktfeld. Die Selbsttötung an sich ist ebenso ein Tabu wie das öffentliche Zeigen einer Tötungshandlung; es fand also ein Doppeltabubruch statt, der starke Emotionen in der Öffentlichkeit auslöste. An diesem Beispiel wird deutlich, dass Tabus dazu da sind, auch religiöse Gemeinschaften zu definieren und zu schützen – also Identitäten zu sichern (vgl. Kraft 2004: 118).
So unterschiedlich diese dargestellten Beispiele auch sind, so wird doch klar, dass Tabus zum Schutz der kulturellen Regeln und Normen einer Gesellschaft dienen und den kulturellen Zusammenhalt sichern. Wird ein Tabu verletzt, so wird dies als Angriff auf die geltende gesellschaftliche Norm gewertet. Doch ein Tabubruch kann auch Entwicklung und Veränderung zur Folge haben. Kraft beschreibt den folgenschweren Tabubruch von Adam und Eva als Entwicklung. Sie wurden zwar aus dem Paradies verstoßen, konnten sich nun aber weiter entwickeln (vgl. ebd.: 175–177).
Was also tun mit negativen Emotionen, die aufgrund eines Tabubruches in einem wichtigen Kontakt entstehen? Die Fähigkeit, auch dissonante Kognitionen zuzulassen, nennt man Ambiguitätstoleranz (vgl. Miller/Babioch 2007: 219). Diese Fähigkeit ist kulturdeterminiert und auch individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Bolten (2001: 84) beschreibt Ambiguitätstoleranz als wichtige Teilkompetenz der interkulturellen Kompetenz.
Philipps beschreibt in ihrer Untersuchung, dass Gesprächspartner auf Dissonanzen aufgrund des interkulturellen Kontaktes in der Regel vorbereitet sind (vgl. Philipps 2003). Sie werden jedoch durch Störungen vor allem dann überrascht, wenn kulturspezifische Normen der eigenen Kommunikation verletzt werden. Es ist also ein besonderes Problem, wenn Regeln der eigenen Kultur vom Gegenüber nicht geachtet und beachtet werden, während es einfacher ist, die (bekannten) Normen einer anderen Kultur zu beachten. Das lässt sich an einem Beispiel verdeutlichen:
In einem Interview, das ich im Rahmen meiner Studien durchgeführt habe (vgl. Bohnaker 2011: 130), wurde mir von einem sehr problematischen Geschäftskontakt berichtet. Frau A., die eine Arbeit im Sudan angenommen hatte und zu einem Gespräch ins private Haus eines Geschäftspartners auf dem Land eingeladen war, hatte sehr lange unangenehme Erinnerungen an diesen Kontakt. Dort angekommen, begrüßten sie die Hausherrin und ihr Sohn. Die Hausherrin sagte zu ihrem Sohn: »Führe sie jetzt in das Zimmer.« Der Sohn führte die Frau in ein abgedunkeltes Zimmer mit Bett und Waschbecken. Er zeigte erwartungsvoll auf das Bett und ein Schlafgewand und meinte, sie könne sich dann danach waschen. Die Frau war sehr verunsichert. Sie verließ das Zimmer und sagte, hier könne sie auf keinen Fall bleiben, worauf Sohn und Mutter wiederum irritiert und ärgerlich reagierten. Die Hausherrin ließ nicht locker und schließlich einigte man sich – jedoch mit beiderseitigem Unverständnis – auf ein helles Balkonzimmer. Die Frau hatte in ihrer Not als Erklärung für ihr Verhalten angegeben, dass ihr das Zimmer zu dunkel sei. Erst viel später klärte sich diese Situation auf: Im Sudan ist es üblich, Gästen, die lange angereist sind, zuerst das kühlste und beste Zimmer zum Ausruhen anzubieten. Das Ablehnen des Zimmers kam einem Tabubruch gleich. Ein in dieser Kultur sehr wichtiges Ritual, das dazu diente, den Grundstein einer guten geschäftlichen Beziehung zu legen und sich gegenseitig Respekt zu bezeugen, wurde falsch interpretiert.
Auch bei Kenntnis wesentlicher kultureller Unterschiede ist die Fähigkeit, diese in manchen Situationen auch auszuhalten (Ambiguitätstoleranz), von großer Bedeutung. In diesem Beispiel hätte das bedeutet, sich in einem fremden Haus in einem fremden Land auszuziehen und ins Bett zu legen, bevor man die Gastgeber überhaupt ein wenig kennen gelernt hat – und das mit der Befürchtung, eben jener Gastgeber könnte vielleicht plötzlich in der Tür stehen und sich zu einem ins Bett legen.
Je fremder zwei Kulturen einander sind, desto stärker werden die Unterschiede wahrgenommen und kognitiv verstärkt, stellte Reichenau schon 1936 fest (vgl. Miller/Babioch 2007: 222). Aufgrund dieser Verstärkung vergrößert sich die ursprüngliche Kluft. Gibt es dann noch zusätzliche Kommunikationsprobleme, so wird die Kluft schnell zur unüberwindlichen Schlucht. Die Dynamik, die dem zu Grunde liegt, nenne ich Verstärkungsloch (vgl. Bohnaker 2011: 29).
Da Menschen bestrebt sind, ein homöostatisches Gleichgewicht ihrer Wahrnehmungen herzustellen, sind sie in einer Situation, in der Unterschiede bis zur Bedrohlichkeit verstärkt wurden, erst recht bestrebt, die Welt für sich wieder in Ordnung zu bringen. Aufbauend auf Festingers sozialpsychologischer Dissonanztheorie benennt Losche als treibenden Faktor für Ausgleichsbestrebungen in der Wahrnehmung ein elementares spezifisches Sicherheitsbedürfnis (vgl. Losche 2005: 68). Die Gesprächspartner grenzen sich immer stärker ab und ziehen sich aus der Begegnung zurück. Die interkulturelle Begegnung ist dann buchstäblich in ein Loch gefallen, was beispielsweise in der Wirtschaftskommunikation großen finanziellen Schaden anrichten kann. Apfelthaler ist der Überzeugung, dass 70 % der Abbrüche von Unternehmenskommunikation den bisher beschriebenen interkulturellen Konflikten zuzuschreiben sind (vgl.Apfelthaler 1999: 13). Dies zeigt die gravierende Bedeutung von Tabus für den interkulturellen Wirtschaftskontakt.
Mit dem Erstkontakt beginnend muss sich die Kohäsion innerhalb der interkulturell zusammengesetzten Gruppe erst entwickeln und von dort ausgehend festigen. Je stärker die Kohäsion, desto weniger tritt das Verstärkungsloch in Erscheinung. Gelingt es nicht, eine solche Kohäsion herzustellen, dann ist, so lautet meine These, in den meisten Fällen ein Tabubruch im Spiel.
Es gibt relativ viel Literatur zum Thema der sogenannten Critical Incidents in der interkulturellen Kommunikation – Zwischenfällen, welche die Kommunikation gefährden. Man spricht von Kommunikationsproblemen, Blockaden und Missverständnissen. Eine Vielzahl von Critical Incidents steht jedoch in engem Zusammenhang mit einem Tabubruch, ist auf einen solchen zurückzuführen oder stellt selbst einen Tabubruch dar, was so in der Literatur nicht dargestellt wird. Die Frage, ob nicht sogar jeder Critical Incident mit einem Tabubruch zusammenhängt, kann in diesem Artikel nicht abschließend diskutiert werden.
In einer kritischen Interaktionssituation kann es sein, dass die Befindlichkeit nur eines der Gesprächsteilnehmer betroffen ist. Der andere hat unter Umständen nicht bemerkt, dass sein Verhalten eine Verstimmung erzeugt hat. Auch dies ist beim Tabubruch möglich.
Die Auswirkungen entwickeln unter Umständen ein Eigenleben. Goffman (1994: 90) beschreibt in diesem Zusammenhang die Interdependenz der Begriffe »Ehrerbietung« und »Benehmen«; wer sich zu benehmen weiß, erweist dem Gegenüber Ehrerbietung, und das gilt für beide Seiten. Goffman weist darauf hin, dass in Interaktionen unterschiedlicher Gruppen die Verknüpfung von Ehrerbietung und Benehmen Probleme bereitet. Jede Gruppe erwartet bestimmte Gesten, die zeigen, dass die andere Gruppe ihrer Gruppe Ehrerbietung erweist. Es kann jedoch sein, dass das, was eine Gruppe unternimmt, um gutes Benehmen und Ehrerbietung zu zeigen, unvereinbar ist mit dem, was die andere Gruppe erwartet. Wird die erwartete Ehrerbietung nicht erwiesen, kommt es zum Gesichtsverlust, der Erwartende fühlt sich beleidigt oder zurückgewiesen – und schon sind wir mitten in einer kritischen Interaktionssituation oder in einem Tabubruch. Besonders im Erstkontakt zwischen zwei Menschen kann es schnell zur Gesichtsverlustbedrohung kommen. Erwartungen werden nicht oder nur teilweise erfüllt, da sie zum Großteil nicht explizit geäußert werden. Dies lässt sich mit Hilfe des Eisbergprinzips darstellen (vgl. Abb. 2): Der größte Teil eines Eisbergs liegt unterhalb der Wasseroberfläche. Im oberen Teil des Eisbergs (dem sichtbaren Teil) sind die bewussten Erwartungen an das Gegenüber zu situieren.
Kritische Interaktionssituationen können durch ein unbewusstes Erwartungsspektrum und unbewusste Tabubrüche also schnell außer Kontrolle geraten. Negative Emotionen entstehen, die Motivation für die Bemühung um eine erfolgreiche Kommunikation sinkt. Das alles kann besonders im Geschäftsbereich schnell zum Abbruch eines Kontaktes führen. Der verschleierte sprachliche Umgang mit Tabus macht die Situation unter Umständen noch schwieriger. Dies wurde besonders deutlich an dem Beispiel der Deutschen im Sudan. Mit ihrer klaren Ablehnung des angebotenen verdunkelten Zimmers beging sie einen Tabubruch, den sie zwar aufgrund des verärgerten Verhaltens der Gastgeberfamilie bemerkte, jedoch verbal nicht auflösen konnte, da sie damit wiederum die Gastgeber brüskiert hätte.
Tabus einer Kultur können von dieser in der Regel nach spezifischen, den Gegenstand verschleiernden Regeln verbalisiert oder thematisiert werden. Einen wichtigen Beitrag zur Beschreibung dieser verbalen Verschleierungstaktiken leisten Wagner (1991) und Markkanen/Schröder (1992).
Diese Regeln sind der jeweils anderen Kultur jedoch ebenso fremd wie die dazugehörigen Tabus. Busch beschreibt Schröders Konzept der Tabudiskurse wie folgt:
Mit Hilfe sprachwissenschaftlicher Herangehensweisen lassen sich Strategien zum Umgang mit tabuisierten Themen erfassen und in untersuchten Gesprächen und Texten identifizieren. Auf diese Weise werden Beschreibungen situativer und kulturspezifischer Tabuisierungen möglich (Busch 2005: 19).
Es gibt sehr viele Möglichkeiten, ein Tabu anzusprechen, ohne es auszusprechen. Das macht es schwierig, sich auf eine interkulturelle Geschäftsverhandlung vorzubereiten. Zu dem System der Tabu-Verbalisierung kommt noch das Problem der fremden Sprache oder einer gemeinsamen Lingua Franca hinzu, in der wiederum andere Regeln gelten, die man ebenfalls internalisiert haben müsste. Ein solches Unterfangen erscheint nahezu aussichtslos.
Da Tabus und die zugehörigen Verbalisierungen nicht gelehrt werden, gibt es bisher auch keinen strukturierten Zugriff auf das Problemfeld. Dies müsste zukünftig vermehrt Aufgabe des Fremdsprachenunterrichts sein. Man ist im Geschäftskontakt also noch weitgehend auf Beobachtungslernen angewiesen. Doch auch damit sind Tabus nur schwer zu erfassen, da man die Interpretation der Situation zunächst nur auf Basis der eigenen kulturellen Prägung vornehmen kann. Zudem sind Tabus mit starken emotionalen Reaktionen behaftet, die mit dem Verstand und dem festen Vorhaben, sich nicht irritieren zu lassen, nur bedingt steuerbar sind. Die Verletzung eines Tabus tut gewissermaßen unmittelbar weh, und die Reaktion darauf ist unwillkürlich Abwehr oder Rückzug.
Wenn es auch nur begrenzt möglich ist, den Umgang mit Tabus wie fremdsprachliche Vokabeln zu lernen, ist die Kenntnis von Proxemik, Kontaktverhalten, Distanz-Regeln und typischen Barrieresignalen dennoch nützlich, weil sie es einfacher macht, Situationen zu erkennen, in denen potenziell eine Störung entstehen kann. Darüber hinaus wäre es notwendig, die Dynamik von Tabubrüchen zu untersuchen und einen effektiven handlungsorientierten Ansatz zum Umgang mit Tabubrüchen in der interkulturellen Wirtschaftskommunikation oder auch für die Außenpolitik zu entwickeln. Doch dies ist nicht die Fragestellung dieses Aufsatzes.
Neben gründlichen Vorbereitungen auf die Spezifika einer anderen Kultur muss daher der Fokus auf die Frage gelenkt werden, wie man begangene und erfahrene Tabubrüche elegant überwinden kann. Da man sich für einen Tabubruch nicht entschuldigen kann, ohne das Tabu erneut zu verletzen, sind Strategien notwendig, die einem Tabubruch die Schärfe nehmen können, ohne dass einer der Gesprächspartner dabei das Gesicht verliert. Das Beispiel von Michelle Obama und der britischen Queen kann hier eine mögliche Richtung vorgeben: Eine gewisse Souveränität, die es den Gesprächspartnern ermöglicht, über die Verletzung eigener Tabus hinwegzusehen, dürfte ein wichtiger Faktor im erfolgreichen interkulturellen Kontakt sein. Aber auch die Achtsamkeit gegenüber Tabus des Gesprächspartners muss ihren Platz finden. Die zentrale Kompetenz, die beiden Seiten eines Tabus zu beachten, steht der Ambiguitätstoleranz oder dem Dissensbewusstsein bzw. auch der Stresstoleranz nahe. Ich nenne sie hier Tabubruchempathie. Wenn sich nach der Herstellung von Kohäsion bei interkultureller Zusammenarbeit Tabubrüche ereignen, so werden diese weitaus leichter und vielleicht sogar mit Humor zu überwinden sein, wird Tabubruchempathie gelebt. Ebenso wichtig ist ein gelingender Erstkontakt. Charme und Souveränität alleine werden nicht ausreichen. Das Bemühen, dem Gesprächspartner gleich beim Erstkontakt die Art von Respekt entgegenzubringen, die notwendig ist, um Kohäsion zu entwickeln, sollte Ziel sein. Zumindest das kann durch eine gründliche Vorbereitung gewährleistet werden – auch Michelle Obama hätte wissen können, dass man die Queen nicht anfassen darf.
Alles in allem stellt für mich der klassische Tabubruch ein sehr ernstzunehmendes Problemfeld in der interkulturellen Kommunikation dar. Problematisch wird er schnell im monetär abhängigen Wirtschaftskontakt oder auch in der zeitweise brisanten Außenpolitik. Wie verhält man sich also am besten, wenn man einen Tabubruch begangen hat und es bemerkt? Woran erkennt man, dass es sich um einen Tabubruch handelt? Damit es hier zu handlungsrelevanten Ansätzen kommen kann, ist es zuerst notwendig zu erkennen, dass Tabuverletzungen beispielsweise einen wesentlichen Anteil von Geschäftsabbrüchen verursachen. Ich möchte an dieser Stelle betonen: Diese Forschungsansätze erscheinen mir vor allem für die zukünftige Praxis in der interkulturellen Wirtschaftskommunikation wichtig, da der Verletzung von interkulturellen Tabus eine weitaus wichtigere Bedeutung zukommt als angenommen.
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