BERN / BERLIN, AM 31. DEZEMBER 2014
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde in der GiG,
auf vielfachen Wunsch hin füge ich meinem Rundbrief 8.2 v. 31. Oktober 2014 hier noch ein kleines post scriptum bei, mit dem ich mich zugleich als Präsident der Gesellschaft für interkulturelle Germanistik (GiG) verabschiede. Nach gut acht Jahren geht meine Amtszeit heute planmäßig zu Ende. Mit 18 Rundbriefen – im ersten Jahr (2006 / 07) und im letzten Jahr (2014) gab es jeweils drei – habe ich versucht, alle Mitglieder stets auf dem neuesten Informationsstand über die Belange der Gesellschaft zu halten, wobei ich mir manchmal auch den einen oder anderen persönlichen, gelegentlich sogar provokativen Kommentar zu den Zeitläuften der politischen Kultur nicht verkneifen konnte. Dabei war ich mir durchaus bewusst, nicht immer die Meinung aller Mitglieder zu vertreten, was in einer so pluralistischen Gesellschaft wie der unseren auch kaum gelingen dürfte. Aber ich hoffte, damit zugleich zur Transparenz beizutragen und zur Debatte innerhalb unserer Vereinigung anzuregen.
In meinem Herbst-Rundbrief 8.2 hatte ich zur Tagung kurz vor Weihnachten nach Mumbai eingeladen. Um es vorwegzunehmen und kurz zu machen: es war eine wunderbare Tagung. Den Hauptorganisatorinnen Vibha Surana und Meher Bhoot gebührt unser besonderer Dank, aber auch allen anderen, die vor Ort am akademischen Erfolg und der harmonischen Atmosphäre des Treffens ihren Anteil hatten, den jungen Kollegen Dipti Tambe und Shrikant Arun Pathak mit ihrem überaus motivierten Team, für das hier stellvertretend nur Girissha Tilak und Nanda M. Nandedkar genannt seien, den heiter-hilfreichen Studenten des Departments, die uns mit ihrem Charme entzückten, dem technischen und administrativen Personal, das unsere kleinen Probleme löste. Über Verlauf und Ertrag der Tagung werde ich im nächsten Heft unserer Zeitschrift für interkulturelle Germanistik (ZiG) in gebührender Form berichten, deshalb kann ich es hier mit diesen Worten des Dankes sein Bewenden haben lassen.
Der Einladung zur Tagung war die zur abendlichen Mitgliederversammlung am 18. Dezember 2014 in der Conference Hall des Tagungsgebäudes J.P. Naik Bhavan auf dem Kalina Campus der University of Mumbai in Santa Cruz beigefügt. Da mein Protokollentwurf von der Schriftführung noch nicht geprüft werden konnte, liegt das endgültige Sitzungsprotokoll diesem Brief noch nicht bei; es wird so bald wie möglich nachgereicht. Deshalb will ich hier nur in allgemeiner und vorläufiger Form die wichtigsten Ergebnisse besonders für diejenigen Mitglieder zusammenfassen, die nicht an der Sitzung teilnehmen konnten.
Der Präsident hat dort nach den üblichen Präliminarien im Namen des Vorstands den anwesenden Mitgliedern Bericht erstattet über die Amtsperiode 2010-2014 sowie den von der ausgebildeten Bankerin Nicole Bleuler dankenswerterweise vorbereiteten Finanzbericht erläutert. Dr. Christoph Schmälzle hat den Bericht der Kassenprüfer vorgetragen. Nach gründlicher Aussprache über die Berichte, aus der insbesondere die konstruktiven Vorschläge zur Erhöhung der Beitragszahlungsmoral hervorzuheben sind, stellte Dr. Gerd Ulrich Bauer Antrag auf Entlastung des Vorstands. Dem Antrag wurde ohne Gegenstimme und ohne Enthaltung einstimmig stattgegeben.
Dann wurde nach § 5 der Satzung (also per Listenwahl) der neue Vorstand gewählt. Als Kandidatin für die neue Präsidentschaft war Prof. Dr. GESINE L. SCHIEWER von der Ludwig-Maximilians-Universität zu München nominiert, die kürzlich den Ruf auf einen Lehrstuhl für Interkulturelle Germanistik an der Universität Bayreuth angenommen hat. Der Präsident stellte die Kandidatin kurz vor, diese erklärte sich zur Kandidatur bereit und erläuterte ihren Listenvorschlag. Weitere Kandidaturen wurden nicht angemeldet. Die Wahl erfolgte satzungsgemäß in geheimer Abstimmung. Nach Auszählung der Stimmen verkündete der Präsident das Ergebnis der Wahl. Von 34 abgegebenen Stimmen votierten 33 mit ›Ja‹ (ein Mitglied gab einen leeren Stimmzettel ab, der verfahrenskonform als Enthaltung gewertet wurde). Die gewählten Personen (s.u.) nahmen die Wahl an.
Anschließend stand nach § 6 der Satzung (also als Liste per Handzeichen) der neue Internationale Ausschuss zur Wahl. Die vorgeschlagenen Personen (s.u.) wurden ohne Gegenstimme einmütig gewählt. Die anwesenden Personen nahmen die Wahl an; die in absentia gewählten Personen wurden heute schriftlich gefragt, ob sie die Wahl annehmen.
Und schließlich wurde noch gemäß § 7 der Satzung der neue Wissenschaftliche Beirat vom neuen Vorstand vorgeschlagen. Der Listenvorschlag wurde von den Mitgliedern per Handzeichen begrüßt und gebilligt. Weitere Mitglieder können vom Vorstand kooptiert werden. (Eine GiG-Mitgliedschaft ist dabei nicht zwingend, aber erwünscht.)
Die neuen Gremien der GiG setzen sich in der kommenden Amtsperiode vom 1.1.2015 bis 31.12.2018 vorbehaltlich des endgültigen Protokolls und vorbehaltlich der Zustimmung der in absentia gewählten Kollegen folgendermaßen zusammen:
(i) Vorstand
Präsidentin: | Prof. Dr. Gesine L. Schiewer (Universität Bayreuth) |
Stellvertreter: | Prof. Dr. Dieter Heimböckel (Universität Luxemburg, Luxemburg) |
Prof. Dr. Paul Michael Lützeler (Washington University, USA) | |
Prof. Dr. Dalia Salama (Universität Kairo, Ägypten) | |
Prof. Dr. Vibha Surana (University of Mumbai, Indien) | |
Prof. Dr. Herbert Uerlings (Universität Trier, Deutschland) | |
Prof. Dr. Manfred Weinberg (Universität Prag, Tschechien) |
(ii) Internationaler Ausschuss
Afrika: | Prof. Dr. Carlotta v. Maltzan (University of Stellenbosch, Südafrika) |
Amerika: | Prof. Dr. Jeroen Dewulf (University of California, Berkeley, USA); Prof. Dr. Arata Takeda (University of Chicago, USA) |
Asien: | Prof. Dr. Yeon-Soo Kim (Ewha Womans University Seoul, Korea); Prof. Dr. Balasundaram Subramanian (Indian Institute of Technology Mandi, Indien); Prof. Dr. Manabu Watanabe (Gakushuin Universität Tokyo, Japan) |
Australien: | Prof. Dr. Heinz L. Kretzenbacher (University of Melbourne, Australien) |
Europa: | Prof. Dr. Dmitri Dobrovol’skij (Russische Akademie der Wissenschaften, Moskau, Russland); Prof. Dr. Ortrud Gutjahr (Universität Hamburg, Deutschland); Prof. Dr. Michael Hofmann (Universität Paderborn, Deutschland); Prof. Dr. Michaela Holdenried (Universität Freiburg, Deutschland); Prof. Dr. Drs. h.c. Andreas Kelletat (Universität Mainz, Deutschland); Prof. Dr. Alexander Polykarpov (Arktische Universität Archangelsk, Russland) |
Nahost: | Prof. Dr. Hebatallah Fathy (Universität Kairo, Ägypten); Prof. Dr. Joachim Warmbold (Tel Aviv University, Israel) |
(iii) Wissenschaftlicher Beirat
Der neue Vorstand nominiert die Damen und Herren Professoren für Germanistik Immacolata Amodeo (Villa Vigoni, Menaggio), Anil Bhatti (New Delhi), Andrea Bogner (Göttingen), Marek Cieszkowski (Bydgoszcz), Peter Colliander (Kopenhagen), Renata Cornejo (Ústí nad Labem), Anita Czeglédy (Budapest), Mounir Fendri (Tunis), Hartmut Heep (New York), Hiltrud Casper-Hehne (Göttingen), Mahmut Karakuș (Istanbul), Aleya Khattab (Kairo), Iulia-Karin Patrut (Trier), Heinz Sieburg (Luxemburg), David Simo (Yaoundé), Paulo Soethe (Curitiba), Michael Szurawitzki (Shanghai), Teruaki Takahshi (Tokyo), Yoshito Takahashi (Kyoto), Pornsan Watanangura (Bangkok).
(iv) Ehrenpräsidenten
Prof. Dr. Alois Wierlacher; Prof. Dr. Ulrich Müller †
Der scheidende Präsident konnte, nachdem keine Varia eingereicht worden waren, die Versammlung mit seinem Glückwunsch für alle gewählten Funktionsträger, mit der ausdrücklichen Ermunterung zu neuen Ideen und Konzepten sowie mit herzlichem Dank an alle Beteiligten pünktlich schließen.
Die Tagung in Mumbai oder Bombay war zugleich krönender Abschluss eines Jahres, in dem »100 Years of Teaching German in India« gefeiert wurden. Die Feier fand ihren festlichen Rahmen in der ebenso eindrucksvollen wie bewegenden Abschlussveranstaltung in der (für solche besonderen Gelegenheiten nur selten geöffneten) Convocation Hall auf dem Fort Campus der Universität Mumbai mit zahlreichen Ehrengästen, darunter Vertretern der Universitätsleitung, mit dem deutschen Generalkonsul, mit Mohan Agashe, dem berühmten Film- und Theatermann Indiens, mit der deutsch-japanischen Schriftstellerin Yoko Tawada, mit den prominenten indischen Germanisten Anil Bhatti, Annakutty V.K. Findeis und Vridhagiri Ganeshan.
Was für ein schöner Abschluss aber auch für mich ganz persönlich einer Zeit im Amte des GiG-Präsidenten, das angesichts der bescheidenen Infrastruktur meines Lehrstuhls in den vergangenen acht Jahren für mich zwar viel Arbeit bedeutete und mir weder materielle noch immaterielle Gratifikationen eintrug, aber das mir die Begegnung mit vielen engagierten Kollegen aus aller Welt bescherte, die meine wissenschaftliche Arbeit bereichert und meine fachorganisatorische und wissenschaftspolitische Aufgabe erleichtert haben. Aus manchen Begegnungen sind im Laufe der Zeit sogar Freundschaften entstanden, auch solche über manch Trennendes hinweg. Diese Erfahrung möchte ich nicht missen.
Nachdem ich in diesem Jahr bereits von meinem Amt als Ordinarius für Germanistik an der Universität Bern zurückgetreten bin und meine Hauptwohnsitze aus der Schweiz nach Berlin und Kapstadt verlegt habe, scheide ich nun auch aus dem Amt des GiG-Präsidenten ohne jede Wehmut, aber mit wacher Neugier auf das, was meiner harren mag. Denn wie sang doch unsere große Berlinerin Hildegard Knef einst im Schlussrefrain ihres unvergessenen Songs »Es war beim Bal Paré«?
Es war beim Bal paré,
draußen lag schon der erste Schnee.
Doch wenn es aus ist, sollte man geh’n,
Hauptsache, es war schön, so schön, so schön.
Der erste Schnee des Jahres liegt nun draußen auch hier in Berlin. Von hier aus sende ich Ihnen meinen Silvestergruß 2014 mit allen guten Wünschen zum neuen Jahr 2015, dem »Jahr der Ziege«. Die Ziege, heißt es im chinesischen Kalender, stehe »für Sanftmut, Frieden, Liebe, Kooperation und Hilfsbereitschaft«. Der japanische Kalender erwartet eher das Jahr des Schafes. Na, da kann es nach dem Jahr der Kriege, Krisen, Katastrophen im nächsten doch eigentlich nur noch besser werden. Vielleicht mit etwas weniger unduldsamer Frömmigkeit hier oder da und allseits mehr entspannter Vernunft? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen, wenn es gefällt und die Gelegenheit sich bietet (z.B. bei Besuchen in Berlin) und wenn nicht, sag’ ich Lebewohl, allen aber wünsch’ ich Glück, Gesundheit und Gelassenheit. Adieu.
Ihr (bzw. Euer) Ernest Hess-Lüttich