In contrast to their 18th (and early 19th) century predecessors, interested in biology, geography and ethnography, German novels about South Africa since 1850 concentrate on the conflict between the Boers and the British and its effect on the respective relation to Khoikhoi, San and Zulu nations. Based on the representation of the opposing parties in Kretzschmar’s Südafrikanische Skizzen (1853), a pro-Boer and anti-British tendency can be found in novels from W.O. von Horn’s Die Boorenfamilie von Klaarfontein (1855) to Niemann’s Pieter Maritz (1885), while Raabe (Stopfkuchen, 1891) ignores the Anglophob outbursts since Sir John Retcliffe’s Nena Sahib (1859) and imposes some critical reflections on colonialism itself. Raabe also overcomes the struggle for a German identity within South Africa by opting for the secular nationalist of Karl May’s Der Boer van het Roer (1879) rather than the pacifist missionary in Pieter Maritz – and by defining emigration as the only possible German way to South Africa. Meanwhile the variety of intercultural encounters decreases from Kretzschmar to Raabe as the texts’ focuses shift from slavery and missionary work solely to military conflicts.
Title:Literary Typology as Means of Ethnographic Analysis. The Representation of South Africa in German Literature 1850-1890
Keywords:travel account; novel; 19th century; colonialism; South Africa
Wenn Stopfkuchen anstelle der im Untertitel angekündigten »See- und Mordgeschichte« nur kleinbürgerliche Braunschweiger Provinz darstellt (vgl. Ritter 1972: 228f.), wird Raabes Behauptung, »die Transvaal-Buren, den Oom Krüger und seine Stadt Prätoria zuerst in die deutsche Litteratur eingeführt« zu haben (Raabe 1975: 411), erklärungsbedürftig. Zwar haben postkoloniale Lektüren (vgl. Brewster 1983; Parr 2004; Dunker 2005; Dürbeck 2013) die Unzuverlässigkeit des Erzählers Eduard als dezidierte Kolonialismuskritik gedeutet; dass Stopfkuchen damit eine literarische Tradition fortschreibt, wurde bislang jedoch kaum beachtet. Denn der Roman verweist gewiss in Anspielungen auf die Südafrikaliteratur des 18. und frühen 19. Jahrhunderts (vgl. dazu Pakendorf 1984; Ullrich 2017), nicht aber auf Texte aus den vier Jahrzehnten vor dem Erscheinen des Romans, weshalb bereits festgestellt wurde, Raabe habe bei der Behauptung seiner Pionierleistung mindestens Karl Mays Boer van het Roer (vgl. 1879) unterschlagen (vgl. Parr 2004: 260).
In den Erzähltexten W.O. von Horns, Sir John Retcliffes, Karl Mays, August Niemanns und auch Wilhelm Raabes werden Weichen für die Wahrnehmung Südafrikas in der deutschsprachigen Literatur gestellt; diese unterscheidet sich vom übrigen Afrikadiskurs, weil hier ein bereits kolonisiertes Land dargestellt wird (vgl. Krobb 2017: 292-294). In Südafrika trifft der deutsche Abenteurer, Entdecker und Eroberer nicht auf eine dem Erlebnis, dem Wissensdurst und der Ausbeutung des Europäers preisgegebene Wildnis; Eduards »jungfräuliche[s] Kaffernland« (Raabe 1969: 31) existiert am Kap längst nicht mehr. Die vier Jahrzehnte zwischen 1850 und 1890, in denen Florian Krobb eine »vorkoloniale« deutsche Literatur verortet, die wesentliche Elemente des kolonialen Diskurses vorpräge (vgl. Krobb 2017: 33-37), verändern das Bild der deutschen Leserschaft von Südafrika: Mit der Stilisierung der Buren zu freiheitsliebenden Abenteurern auf der Suche nach einem Land, das die Gründung einer besseren Gesellschaft ermöglicht, der Abwertung der Briten zu Ausbeutern und einer ambivalenten Haltung zur mal totgeschwiegenen, mal idealisierten deutschen Missionstätigkeit bilden sich Leitlinien der Wahrnehmung heraus. Diese zeichnen in der Stereotypisierung der »Hottentotten« (Khoikhoi) zu treuen Dienern, der »Buschmänner« (San) zu Kriminellen und der »Kaffern« (Zulu) zu edlen Wilden das Bild einer Kolonialgesellschaft, deren Darstellung weniger von historiographischen und ethnographischen Quellen als von literarischen Gattungsmodellen und intertextuell vermittelten Motivtraditionen geprägt ist.
Den Wendepunkt in der Beurteilung der britischen Kolonialherrschaft am Kap stellt die Sklavenemanzipation dar: Noch der konservativ-reaktionäre Carl Friedrich Wilhelm Borck interpretiert in seinen Schreckens-Nächten eines Reisenden auf dem Vorgebürge der Guten Hoffnung (vgl. 1826) den Konflikt zwischen den niederländischen Siedlern und der britischen Regierung als gerechte Bestrafung unbotmäßiger Verbrecher durch die zuständige Ordnungsmacht (vgl. Ullrich 2017: 129-131). Mit der über die Südafrikanischen Skizzen Thomas Pringles (vgl. 1836) auch in Deutschland rezipierten Sklavenemanzipation wandelt sich diese Einstellung jedoch: Die Briten werden nun nicht mehr als Vertreter von Recht und Ordnung, sondern als destabilisierender Faktor wahrgenommen. Ein W. v. Meyer bezeichnet »das britische Gouvernement« im Vorwort seiner Reisen in Südafrika während der Jahre 1840 und 1841 zwar als »das nach den mildesten Grundsätzen gehandhabte Regierungssystem« (Meyer 1843: XII), übt jedoch scharfe Kritik an den Abolitionisten um Philips und Pringle (vgl. ebd.: 180). In der Sklavenemanzipation sieht er den »fressenden Krebs der Wohlfahrt des Landes«, da die nun arbeitslos umherstreifenden ehemaligen Sklaven »mehr oder weniger von Jacobinischen Prinzipien angesteckt« seien (ebd.: XIII); dies hält ihn jedoch nicht davon ab, seinen Lesern die Auswanderung nach Südafrika zu empfehlen (ebd.: 175).
Gegen Meyers Empfehlung wendet sich Eduard Kretzschmar in seinen Südafrikanischen Skizzen (vgl. 1853). Er teilt die Haltung seines Vorgängers zur Sklavenemanzipation (vgl. Steinmetz 2007: 88), weist auf den Wassermangel in der Kapkolonie hin (vgl. Kretzschmar 1853: 46) und warnt ausführlich vor »Betrügereien gegen Auswanderer« (ebd.: 46, vgl. auch 46-49). Entscheidende Bedeutung für die Abenteuerromane der folgenden Jahrzehnte kommt dem zweiteiligen Aufbau von Kretzschmars Reisebericht zu: Nach einem »Cursorischen Überblick« über einzelne Provinzen und zwei Abteilungen zu den »Einheimischen Arzneien« sowie den »Racen« der nichtweißen Bevölkerung (vgl. dazu auch Steinmetz 2007: 121) folgen der systematischen Darstellung in Kapiteln zu den »Missionären«, der »Springbock-Jagd«, den »Heuschrecken«, einem »Bosjemans-Commando« und der das Unterkapitel »Boomplats-Schlacht« enthaltenden »Auswanderung der Booren« teils historiographische, teils romanhaft ausformulierte Erzählungen.
So besucht der Ich-Erzähler mit seinem Diener Cupido die Brüdergemeinde Wupperthal und führt einen Dialog mit den Missionaren; in dieser dramatisierten Form gibt Kretzschmar auch die Examinierung eines bekehrten Einheimischen (vgl. ebd.: 81), eine Predigt und die seelsorgerischen Bemühungen um eine Sterbende wieder (vgl. Kretzschmar 1853: 264-289). Die satirische Darstellung zeigt eine extrem negative Bewertung der (deutschen) Missionstätigkeit in Südafrika: Implizit wird den Missionaren die Verschwendung von Spendengeldern vorgeworfen, mit denen ehemaligen Sklaven ein ökonomisch irrsinniges wie moralisch verwerfliches Lotterleben ermöglicht werde. Im folgenden Kapitel, der »Springbock-Jagd«, erlebt der Ich-Erzähler mit »Oom Jan«, »Neef Piet« und »Oom Clas« ein Jagdabenteuer (vgl. ebd.: 290-308); nach der theoretischen Abhandlung über die »Heuschrecken« (vgl. ebd.: 309-316) setzt das »Bosjemans-Commando« die Abenteuererzählung fort; allerdings haben Vater und Sohn, die nun den Familiennamen »Tromp« tragen, mittlerweile ihre Namen vertauscht. Viehdiebe ermorden Sohn und Frau Tromps, die auf der Verfolgung der Diebe bzw. in den Trümmern der gebrandschatzten Farm den Tod finden (vgl. ebd.: 317-344); Kretzschmar entwirft so das Bild einer von Rückschlägen geprägten Landnahme gegen die Widerstände einer einheimischen Bevölkerung, die pauschal als kriminell verurteilt wird.
Diese Landnahme stellt der Bericht von der »Auswanderung der Booren« und der Ermordung Pieter Retiefs durch den Zulukönig Dingaan in einen historischen Rahmen (vgl. ebd.: 345-362). Dagegen erzählt die durch zahlreiche Dialoge dramatisierte »Boomplaats-Schlacht« von den Erlebnissen eines fiktiven englischen Deserteurs namens »Trueman«, der von seinem Vorgesetzten »Brown« schikaniert wird, bis er diesen im Affekt ins Wasser stößt, aber sogleich wieder vor dem Ertrinken rettet. Zu einer grausamen Prügelstrafe verurteilt, desertiert er, schließt sich den aufständischen Buren an, wird gefangen genommen und hingerichtet. Die geschlagenen Buren unter dem als Ausbund an Frömmigkeit charakterisierten Andries Pretorius ziehen weiter in die Gebiete des späteren Oranjefreistaats und Transvaals (vgl. ebd.: 363-382).
Als Motive führt Kretzschmar die Charakterisierung der Buren als Abenteurer auf der Suche nach einem Land der Freiheit sowie die der britischen Armee als Hort der Unterdrückung in die Erzählliteratur ein. Mit der Frömmigkeit, die Borck allein dem deutschen Prediger zuschreibt (vgl. Borck 1825: 143-145), den Kapholländern dagegen abspricht (vgl. ebd.: 87-90), geht in den Südafrikanischen Skizzen zudem eine positive Eigenschaft von den deutschen Missionaren auf die Buren über. Kretzschmar sichert Letzteren die Sympathien der Leser dabei weniger durch explizites Lob als durch die in langen Dialogen effektvoll dramatisierte und mittels einseitiger Fokalisierung verstärkte, auf Identifikation angelegte personale Erzählweise.
Auch die Beurteilung der einheimischen Völker ist bereits voll ausgeprägt: Der treue Diener, der den Diebstahl meldet, ist ein »Hottentot« (Kretzschmar 1858: 319), die Viehdiebe dagegen »Buschmänner« (ebd.). Zwar bezeichnet Kretzschmar Dingaan in einer Fußnote als »unwissenden, blutgierigen Despoten« (ebd.: 352), im Haupttext jedoch als »verschmitzten Wilden« (ebd.), dessen taktische Finesse er durchaus anerkennend kommentiert: »Trotz aller Warnungen, welche Retief und seine Anhänger erhielten, wußte Dingaan die Booren so zu bethören und ihr Vertrauen so gänzlich zu gewinnen, daß er sie nicht allein in seinen Kraal lockte, sondern sogar unbewaffnet« (ebd.: 353, Hervorh. i.O.). Eine moralische Verurteilung fehlt über weite Strecken der Darstellung; nur einmal spricht der Erzähler von den Zulukriegern als »Scheusalen« und beklagt deren Grausamkeiten gegenüber »hülflosen Frauen« und »Säuglingen« (ebd.: 355f.).
Kretzschmars Erzählung vom Schicksal der Farmer Clas, Piet und Jan formt Friedrich Wilhelm Philipp Oertel unter dem Pseudonym W.O. von Horn zur Erzählung Die Boorenfamilie von Klaarfontein um. In einer Fußnote (vgl. zu diesen auch Alzheimer-Haller 2004: 127f.) beruft er sich dabei explizit auf Informationen, die »Dr. Kretzschmar, der sichere Gewährsmann«, ihm vermittelt habe (Horn 1855: 31); jedoch beschränkt die Intertextualität sich weder auf diese Informationen noch auf die ebenfalls beibehaltenen Vornamen der drei Männer, denen Horn den Nachnamen van Daanen beilegt (vgl. ebd.: 6). Hinzu kommen die korpulente Matrone der Farm (vgl. Kretzschmar 1853: 294; Horn 1855: 9), ein Diener namens Cupido (vgl. ebd.: 18), der durch seine Treue das entsprechende von Kretzschmar eingeführte Nationalstereotyp der Khoikhoi (»Hottentotten«) bestätigt (vgl. ebd.: 49, 58 u.ö.), das Auftreten eines Smaus (vgl. ebd.: 36-41; vgl. Kretzschmar 1853: 97-108), die Heuschreckenplage (vgl. Horn 1855: 77-91) und die Springbockjagd (vgl. ebd.: 91-98).
Ins Zentrum seiner »der Jugend und dem Volke erzählt[en]« Geschichte (ebd.: Titelblatt) rückt Horn eine Dienerin, die bei Kretzschmar den Namen Lys trägt und als »nacktes Buschmädchen« beschrieben wird (Kretzschmar 1853: 323). Horn stattet diese Figur mit einem romantischen Hintergrund aus, indem er sie zur Tochter des Sandili macht, den die Südafrikanischen Skizzen als König der Amakosa ebenso positiv beschreiben wie seine Mutter Suta (vgl. Kretzschmar 1853: 243-245). In der Boorenfamilie ist Noha nun die Tochter Sandilis und Sutas, die von einem Bosjeman ermordet wird. Nachdem der »treue Hottentotte« Cupido den wehrlosen Säugling gerettet hat, wird das Kind zusammen mit Piets und Kathjes Sohn Jan erzogen und Mietje genannt (vgl. Horn 1855: 16-23). Jan verliebt sich in Mietje, der Vater jedoch lehnt die Hochzeit seines Sohnes mit einer »Sklavin« strikt ab (ebd.: 42), woraufhin Mietje zu ihrem leiblichen Vater Sandili flieht und Jan unter den Augen seines Vaters der Melancholie verfällt.
In einem inneren Monolog (vgl. Mederer 2005: 164) erkennt Piet Mietjes Menschenwürde schließlich jedoch an und überwindet damit den Rassismus aus dem Geist des Christentums:
Ist nicht unsere Haut auch gebräunt gegen die Haut derer, die aus Europa kommen? War das Kind nicht fromm, wie ein Christenkind auch? Kannte es nicht den Herrn Jesum Christum, war getauft, confirmirt und genoß mit uns das heilige Mahl des Herrn, wenn der Domine kam, es uns zu reichen? O Piet, Piet! rief er halblaut aus, Du hast Dein und Deines braven Sohnes Glück zerstört, weil Du voll Hochmuth warst! (Horn 1855: 104)
Das genretypische Happy End (vgl. Müller-Salget 1984: 144; Niem 2016: 64) erfolgt, als Piets Familie aufgrund einer Dürre und der nicht näher spezifizierten Schikanierung durch die britische Kolonialregierung auswandern muss und ins Gebiet Sandilis eindringt: Mit Argumenten, die der antibritischen Propaganda Meyers und Kretzschmars entstammen, überzeugt Noha ihren Vater von den redlichen Absichten der burischen Eindringlinge:
Sie wisse genau, wie die Englischman, die Feinde der Kaffern, auch die Feinde der Booren seien. Sie kenne den Grund der Auswanderung. Die Booren suchten eine Zufluchtsstätte; sie kämen als Freunde, nicht als Feinde; als Bittende, nicht als Angreifende, und ihr Volk stehe in Gefahr, Vertriebene, Unglückliche zu überfallen. (Horn 1855: 109; Hervorh. i.O.)
So erhalten die Buren von den Zulu (»Kaffern«) neue Siedlungsgebiete, wodurch sich Letztere als kriegerische, aber ehrenhafte edle Wilde in der Tradition des Zulukönigs Panda erweisen, den Kretzschmar einen »aufgeklärte[n] Mann von mildem Charakter« nennt (Kretzschmar 1853: 352). Noha / Mietje heiratet ihren Jan (vgl. Horn 1855: 114f.), nachdem sie zuvor ihre Schwester Gunima zum Christentum bekehrt hat; die neu erworbene Heimat heißt wieder Klaarfontein, »denn hier floß ungetrübt eine klaare Quelle beseligenden Familienglückes« (ebd.: 115).
Noha / Mietje und Gunima stellen so auch einen positiven Gegenentwurf zu den von Kretzschmar geschmähten Missionsanstalten dar: Gerade Mietje verkörpert den Fleiß als bürgerliche Kardinaltugend bereits bei ihrem ersten Auftreten (vgl. ebd.: 26) und qualifiziert sich so letztlich auch in den Augen des Vaters Piet als Schwiegertochter, die in erster Linie ein »Muster häuslicher Tugenden« zu sein habe (ebd.: 74). Zur Grundlage für die Versöhnung zwischen Buren und Amakosa wird aber ein Christentum, das anders als in den Südafrikanischen Skizzen positiv bewertet wird. Während Kretzschmar spottet: »Der Boor liest nicht; er hat nur drei Bücher: Die Bibel, das Gesangbuch und den Kalender. Alle anderen Bücher sind Unsinn, hat ihm der Pastor gesagt« (Kretzschmar 1853: 25), bewertet Horn den Umstand, dass der Bur nur »Bibel, […] Gesangbuch, Gebetbuch und Kalender« kenne, positiv: »Diese reichen ihm vollkommen aus, und diese kennt er durch und durch, und er thut wohl daran« (Horn 1855: 38).
Horns Verpflichtung des Lesers auf einen christlich-bürgerlichen Lebensentwurf relativiert die Botschaft der Toleranz in der für das Biedermeier typischen Weise: Den Anspruch auf ein gemeinsames Glück erwerben Jan und Mietje eben dadurch, dass sie gegen das tyrannische Regime des alten Piet nicht aufbegehren – neben der autoritären Erziehung Jans wird so auch die Ausbeutung Mietjes in einem sklavenähnlichen Abhängigkeitsverhältnis verklärt, das sich von Cupidos freiwilliger Knechtschaft (vgl. ebd.: 23f.) kaum unterscheidet. Dass ein Aufbrechen der kolonialen Strukturen nur durch den Sinneswandel der Unterdrücker, nicht aber durch einen Aufstand der Unterdrückten erfolgen könne, ist als Kernthese symptomatisch für die reaktionäre Grundhaltung der Erzählung.
Logische Konsequenz dieser Grundhaltung ist die Überzeugung, eine erfolgreiche Missionierung könne am effektivsten durch eine Figur wie Mietje / Noha erfolgen, deren Anhänglichkeit an die Ideale des europäischen Bürgertums auf ihrer emotionalen Bindung an eine paternalistische Sklavenhaltergesellschaft beruht: Noch in dem Augenblick, da die sozialen und rassistischen Restriktionen dieser Gesellschaft ihr privates Lebensglück zu zerstören drohen, vertritt Mietje / Noha die Vorstellungen der Kolonialherren gegenüber den von dieser Kolonisation Bedrohten mit unvermindertem Engagement. Diese aus Überzeugung erfolgende Verharmlosung der burischen Landnahme gelingt ihr allerdings nur, indem sie ein gemeinsames Feindbild beschwört: den bei Horn inhaltlich noch sehr vage, aber bereits nachdrücklich dämonisierten »Englischman«.
Die Dämonisierung des britischen Imperialismus stellt Hermann Ottomar Friedrich Goedsche alias Sir John Retcliffe ins Zentrum seiner Romantrilogie Nena Sahib (vgl. Neuhaus 1980: 146), deren erster Band unter dem Titel Die Tyrannen der Erde mehrere Handlungsstränge zusammenführt: Am Grab Napoleons auf »Sanct Helena« (Retcliffe 1858: 490) treffen sich der deutsche Arzt Friedrich Walding und der irische Abgeordnete Ralph Ochterlony, der griechische Freiheitskämpfer Markos Grimaldi und der Franzose Dugonier, einige Verwandte Nena Sahibs und Peter Pretorius, »ein einfacher Boor vom Kap« (ebd.: 505), zum »heiligen Racheschwur gegen England« (ebd.; vgl. zu diesem Motiv auch Klotz 1989: 128-132). In diesen stimmt Pretorius deshalb von ganzem Herzen ein, weil er die bereits von Kretzschmar geschilderte unmenschliche Tyrannei des britischen Militärs in seiner Heimat am eigenen Leib erfahren hat.
Das erste der beiden in Südafrika spielenden Kapitel, »Gulma«, beginnt mit einer Versammlung dreier Männer; die Beschreibung des Xhosahäuptlings Tzatzoe (vgl. Retcliffe 1858: 138) ist dabei nahezu wörtlich aus den Südafrikanischen Skizzen übernommen (vgl. Kretzschmar 1853: 237f.). Ein kurzes Referat der »Geschichte des Kaps«, das die noch kaum in Gang gekommene Handlung unterbricht (vgl. Retcliffe 1858: 138-141), besteht aus einer gekürzten Version der »Auswanderung der Booren« und der »Boomplaats-Schlacht« (vgl. Kretzschmar 1853: 345-382), wobei Retcliffe ausgerechnet die dramatisierenden Dialogpassagen und die narrativen Ausschmückungen der Vorlage eliminiert und so den romanhaften Reisebericht in einen historische Authentizität beanspruchenden Tatsachenbericht zu transformieren sucht – als Teil einer Erzählung, die ihre Fiktionalität nicht ausstellt, sondern zu kaschieren sucht (vgl. Märtin 1983: 23). Die beiden Begleiter Tzatzoes sind Andries Pretorius und sein fiktiver Neffe Peter, dessen Schicksal weitgehend nach dem des desertierten Engländers Trueman aus den Südafrikanischen Skizzen gestaltet ist.
Dass Trueman von seinem Vorgesetzten Brown »ohne alle Ursache« (Kretzschmar 1853: 366) schikaniert wird, fordert Retcliffe zur Schließung dieser Motivationslücke seiner Vorlage heraus (vgl. zu diesem Verfahren Genette 1993: 439-443): Sowohl Peter Pretorius als auch sein Vorgesetzter, der nun Sir Hugh Rivers heißt, verlieben sich in »die Tochter eines deutschen Missionars« (Retcliffe 1858: 147); Louise entscheidet sich für Pretorius und begründet so dessen folgende Schikanierung durch den britischen Offizier. Ein Happy End ist für diese Liebesgeschichte ebenso wenig vorgesehen wie für die zwischen Gulma, der Tochter Sandilis (vgl. ebd.: 172f.), und einem (französischstämmigen) britischen Offizier namens Edward Delafosse (vgl. ebd.: 175), den Sandili als Spion hinrichten lassen will und den seine Tochter beim sogenannten Runlho, einer in Retcliffes Vorlage ausführlich beschriebenen rituellen Massenkopulation (vgl. Kretzschmar 1853: 248f.), als ihren Liebhaber wählt, um ihm zur Flucht zu verhelfen.
In »Weiß und Schwarz«, dem zweiten Südafrikakapitel des Romans, spitzt sich die Lage nun zu: Louise und die soeben durch ihre Freundin zum Christentum bekehrte Gulma (vgl. Retcliffe 1858: 473) treiben auf einem Holzkreuz im reißenden Fluss. Gulmas zugunsten Delafosses verschmähte Verehrer Kona und Namba (Namen erneut nach Kretzschmar 1853: 244) versuchen, die beiden auf ein Floß zu retten. Da befiehlt Rivers, auf Kona und Namba zu feuern, während ihn die Eltern Louises und der Geliebte Gulmas um Schonung anflehen und Pretorius bereits die vermeintliche Rettung bejubelt (vgl. Retcliffe 1858: 474f.). Als die Soldaten die beiden Männer erschießen und Peter sich in die Wellen stürzt, feuert Rivers eigenhändig auch auf ihn und verwundet ihn schwer (vgl. zum Motiv Klotz 1989: 148f.) – die beiden Mädchen ertrinken (vgl. Retcliffe 1858: 475f.).
Delafosse verurteilt die Schüsse auf die »Kaffern«, die durch ihren Rettungsversuch auch bei Retcliffe als edle Wilde erscheinen, in drastischen Worten: »Das ist niedriger Meuchelmord – schämen Sie sich, Sir!« (ebd.: 475); der Erzähler bezeichnet den Schuss auf Pretorius als das Werk eines »Herzlosen« (ebd.: 476). Als Friedensengel dagegen präsentiert sich der Vater Louises – und er weiß auch, wer diesen Frieden in erster Linie stört: »Vater Müller, der Missionär, der bisher in Frieden und gutem Einverständniß mit seinen wilden Nachbarn gelebt hatte, […] schien in großer Besorgniß über den Umstand, daß die Soldaten hier Posto gefaßt, […] konnte aber natürlich Nichts thun, um sich der ungebetenen Gäste zu erwehren« (ebd.: 457).
Noch deutlicher artikuliert seine Tochter diese Vorwürfe, wenn sie England »herzlose Tyrannei« sowie »Grausamkeit und Unterdrückung« vorwirft (ebd.: 461). Auch das Titelzitat am Ende des Kapitels entwirft noch einmal das Bild einer vom britischen Imperialismus verhinderten friedlichen Missionierung und Zivilisierung Südafrikas:
Die Weiße und die Schwarze – sie hielten sich noch im Tode umschlungen. Ein Grab deckt sie am Saume des fernen Kaffernlandes. Aber unter den Männern der weißen und schwarzen Farbe wüthete der blutige Haß und Krieg fort. Am Nachmittag desselben Tages schon führte General Cathcart die britischen Truppen durch das fast wasserlose Strombett zum Einfall in das Land, und der Rauch der brennenden Kraals bezeichnete seinen Weg. (Ebd.: 476; Hervorh. i.O.)
Die Darstellung der Buren wird in den beiden Südafrikakapiteln des Romans derjenigen des friedfertigen deutschen Missionars angenähert, wenn Andries Pretorius seinem Neffen auf dessen Racheschwur gegenüber Rivers »mit Würde« entgegnet: »Frevle nicht, Neef Piet, […] die Rache ist mein, sagt der Herr, und er allein hat sie sich vorbehalten« (ebd.: 150). Tzatzoe jedoch widerspricht:
Der junge Abalungo fühlt seine Wunden […] jede ruft ihm zu, daß er seinen Feind tödten müsse. So will es das Gesetz der Wüste und der tapferen Männer, wenn auch Jankanna anders lehrt. Mein Vater ist alt und sein Blut weiß, er fühlt nicht mehr, wie die Jugend, wenn er auch ein tapferer und weiser Führer ist in der Schlacht. (Ebd.)
Hier zeigt sich deutlich die für den Abenteuerroman so typische Diskrepanz zwischen scheinheiliger Moralität und insgeheimer Approbation archaischer Gewaltausübung: »[E]in Blick des Einverständnisses, den die Beiden tauschten, zeigte zur Genüge, daß sie über das Gefühl persönlicher Rache einverstanden und anderer Ansicht waren, als der Boor« (ebd.: 150f.). In dieses heimliche Einverständnis Peters und Tzatzoes, die die Abenteuerhandlung in der Folge vorantreiben, während Andries Pretorius aus derselben bald ausscheidet, fühlt sich der Leser mit aufgenommen; gemäß dem Schema der Trivialliteratur wünscht er natürlich die Bestrafung des Bösen. Andererseits ermöglicht ihm der moralische Anspruch des deutschen Missionars, des alten Buren und des Jankanna, den Retcliffe in einer Fußnote sogleich als »unter den Stämmen vielgeehrten holländischen Missionar, Dr. van Kemp«, vorstellt (ebd.: 150), ein Gefühl der Überlegenheit. Zwar handeln Peter und Tzatzoe prinzipiell ähnlich verwerflich wie ihre britischen Gegner, aber hinter ihren jugendlichen Verfehlungen wird in der Gestalt der beiden alten Männer die Zukunftsperspektive einer Reifung durch Alter und Erfahrung aufgezeigt, die das Gewissen des Lesers beruhigen soll. Dass ausgerechnet die Stereotype der Buren und der Zulu (bzw. der von diesen in der deutschen Literatur begrifflich nicht unterschiedenen Xhosa) hier einander angenähert werden, setzt dabei eine Tendenz der Südafrikanischen Skizzen fort, die Dingaan und Retief als einander nicht unähnliche Vertreter kriegerischer Völker und als ebenbürtige Gegner darstellen.
Müllers »gute[s] Einverständniß mit den wilden Nachbarn« sowie die Freundschaft zwischen Pretorius und Tzatzoe blenden einen erheblichen Teil des kolonialen Konfliktpotenzials aus; Retcliffes Dämonisierung der Briten und seine Verklärung der restlichen Welt zu Märtyrern geht über die in der Boorenfamilie differenzierter gezeichneten landesspezifischen Problemstellungen zugunsten einer pauschalen Schwarzweißmalerei großzügig hinweg. An die Stelle kolonialer Konflikte treten Geschlechter- und Altersstereotype: Die weisen alten Männer Müller und Pretorius gleichen einander ebenso wie die beiden jugendlichen Hitzköpfe Peter und Tzatzoe oder die beiden sanften Frauen Louise und Gulma. Indem Retcliffe die Bedrohung aller anderen Figuren durch das Feindbild England gegenüber Horns moralischer Erzählung extrem verstärkt, konstruiert er eine Ausnahmesituation, die kaum Rückschlüsse auf etwaige positive Kräfte zulässt, die ein vom britischen Kolonialismus befreites Südafrika einen könnten. Am ehesten käme dafür noch das Christentum eines Missionars Müller oder eines Jankanna in Frage – doch ausgerechnet dieses wird von der Identifikationsfigur Peter Pretorius zugunsten archaischer Rachegelüste abgelehnt.
Auch das Bild des kolonialen Unterdrückers bleibt so recht schematisch; die für die Kolonialliteratur typische Gleichsetzung der ausbeuterischen Gier mit sexuellem Begehren zeigt aber in der Verdoppelung der weiblichen Protagonistin noch einmal, wie sehr die Nichtbriten des Romans einander angenähert werden, wenn sowohl die Tochter eines Amakosakönigs als auch die eines deutschen Missionars die Rolle der begehrten einheimischen Frau verkörpern können. Die durch dieses Symbol dargestellte Landnahme dagegen spielt in Nena Sahib ebenso wenig eine Rolle wie das Thema der Sklaverei; britische Kolonialherrschaft bedeutet für Retcliffe in erster Linie die Kontrolle und Demütigung einer freien Gesellschaft durch eine tyrannische Verwaltung. Die überdeutlichen Strukturparallelen dieser Darstellung zu klassischen Vorbildern wie etwa Schillers Tell zeigen, dass auch Retcliffes Roman als Verherrlichung einer – allerdings in ihrer Komplexität kaum reflektierten – politischen wie persönlichen Freiheit gelesen werden will.
Karl Mays Erzählungen Der Africander und Der Boer van het Roer orientieren sich massiv an Horns Boorenfamilie, worauf Karl-May-Forscher wiederholt hingewiesen haben (zuerst Kipp 1976: 152f.). Bereits der unter dem Namen von Mays damaliger Lebensgefährtin Emma Pollmer veröffentlichte Africander überträgt jedoch nicht nur den Konflikt, der zur Adoption des nun Hannje genannten Findelkindes führt, von Sandili und seinen Feinden unter den Bosjemans auf die rivalisierenden Zulufürsten Panda und Dingaan (vgl. May 1878: 574) – wie bereits bei Retcliffe spielen Khoikhoi (»Hottentotten«) und San (»Buschmänner«) keine Rolle mehr –, sondern kombiniert diese Liebesgeschichte mit der von Retcliffe in Kretzschmars Trueman-Erzählung hineinmontierten Rivalität zwischen einem britischen Offizier und einem jungen Buren.
Ein Sir Raffley kehrt mit seinem Gehilfen John Hoblyn auf der Farm Klaarfontein ein. Der Hausherr Piet van Holmen ist nicht anwesend, woraufhin die beiden Briten dessen Mutter fesseln, Hannje, die nach Raffleys Willen »für einige Zeit [s]eine kleine Frau werden« soll (ebd.: 559), entführen und zu Dingaan fliehen, um diesem die Tochter seines Rivalen auszuliefern. Nach Piets Rückkehr nimmt dieser sogleich die Verfolgung auf, ermordet die beiden Briten, befreit die Geliebte und nimmt Dingaan gefangen (vgl. May 1879: 591). Des Letzteren Heer wird geschlagen, er selbst zugunsten seines Bruders abgesetzt (vgl. zum historischen Hintergrund Koch 1981a: 142). Zum Hochzeitsgeschenk erhalten Piet und Hannje vom Brautvater »werthvolle Capdiamanten«, die sie Piets verarmten Verwandten »[i]n der Nähe von Gröningen« schicken (May 1879: 591).
Der zu Recht als »Vorstudie« (Kipp 1976: 144) bezeichnete Africander zeigt gegenüber der Boorenfamilie eine fundamental veränderte Einstellung der Buren zur Sklaverei: Während Piet van Daanen seine Sklaven nur widerwillig und auf Druck des britischen Gesetzes in die Freiheit entlässt (vgl. Horn 1855: 23f.), begegnet die Mutter des Piet van Holmen dem Ansinnen Raffleys (»Verkauft Ihr das Mädchen, Jeffrouw? […] Ich nehme sie für einen guten Preis morgen mit«, May 1878: 574) geradezu entrüstet: »Verkaufen? Nein, Sir, um keinen Preis. Sie ist mein Kind geworden und wird bald das Weib meines Sohnes sein. Die Boeren von Klaarfontein haben niemals mit Menschenfleisch gehandelt!« (Ebd.; vgl. dazu auch Koch 1981a: 157.) Offenbar liegt die Sklavenemanzipation Ende der 1870er Jahren so weit zurück, dass May die Rollen zwischen Briten und Buren umkehren und die Haltung der Letzteren an den deutschen Afrikadiskurs anpassen kann, den eine strikte Verurteilung des Sklavenhandels kennzeichnet (vgl. Krobb 2017: 187).
Dass May die Ausbeutung wertvoller Bodenschätze ausgerechnet den biederen burischen und nicht etwa den raffgierigen englischen Figuren zuschreibt, die wie bereits bei Retcliffe lediglich als Lüstlinge und Kriegstreiber charakterisiert werden, leitet darüber hinaus eine Verklärung kolonialer Strukturen ein: Indem May die »Capdiamanten« nach Europa gelangen lässt, wo sie helfen, Armut und Not zu lindern, wird aus der Kolonialismuskritik Retcliffes eine grundsätzlich positive Einstellung zu einem Abenteurertum, das sich die Schätze der Neuen Welt als Belohnung für moralisch unproblematische Heldentaten erobert.
Die latente Konkurrenz zwischen Buren und Deutschen, von Borck zugunsten der Letzteren entschieden, von Kretzschmar umgekehrt, von Horn ignoriert und von Retcliffe eingeebnet, wird in der erweiterten Neufassung des Africander, dem 1879 erschienenen Boer van het Roer, anders als in der »Vorstudie« wieder aufgenommen und vom missionarischen auf den intellektuellen Bereich übertragen. Entscheidend dafür ist die Einführung des Ich-Erzählers, der zusammen mit seinem einheimischen Diener Quimbo (vgl. zu diesem auch Koch 1981b: 188) zufällig auf den Buren Pieter Uys trifft. Dieser hält ihn zunächst für einen Engländer und begegnet ihm entsprechend feindselig; nachdem der Ich-Erzähler sich jedoch als Deutscher ausgewiesen und zudem seine Überzeugung geäußert hat, »daß wir mit den Holländern von den gleichen germanischen Eltern abstammen«, ändert Uys seine Haltung sofort: »Recht so! Es gibt eine ganze Zahl Deutscher hier zu Lande, und sie alle halten es mit uns« (May 1879: 125f.).
Der Ich-Erzähler versichert Uys, in Europa bereits viel von ihm gehört zu haben (vgl. ebd.: 126), und als dieser sein »großes weltgeschichtliches Gesetz« formuliert (ebd.: 126f.), versagt er ihm trotz einiger Vorbehalte, mit denen er seine intellektuelle Überlegenheit genretypisch unter Beweis stellt, nicht die grundsätzliche Anerkennung: »Ich kann nicht bestreiten, daß ich dieses Gesetz, mit einigen Motivierungen natürlich, beinahe anerkennen möchte« (ebd.: 126). Ähnlich gestaltet sich das Verhältnis zum Titelhelden Jan van Helmers: Unumwunden gesteht der Ich-Erzähler ein, der Einwand desselben gegen einen eigenen Vorschlag habe »seine volle Berechtigung« (ebd.), und selbst als er sich doch gegen van Helmers durchsetzt, ehrt er ihn durch einen Vergleich: »Wie Achilles vor Troja, zog er sich zürnend zurück« (ebd.: 159).
Jans jugendliches Ungestüm bringt ihn wie Retcliffes Peter Pretorius (und den Piet van Holmen des Africander) in gefährliche Situationen (vgl. ebd.: 159f.); Quimbo dagegen weiß die Risiken, die er eingeht, zu kontrollieren, was auch die Buren anerkennen müssen (»Quimbo ist klüger, als ich gedacht habe«, ebd.: 187). Allerdings gelingt es den Buren nicht einmal, den Brief des englischen Waffenhändlers selbständig zu dechiffrieren (vgl. ebd.: 158), über den der Ich-Erzähler später spottet: »Die Abfassung des Briefes ist nicht sehr geistreich. Will vielleicht der Verfasser Patent auf seine Erfindung nehmen?« (Ebd.: 186) Zumal der Titelheld Jan zeichnet sich weniger durch Geistesgaben denn durch physische Stärke aus (vgl. ebd.: 167); May kehrt so die kolonialen Stereotype zwischen diesem und Quimbo um, was allerdings für die Handlung folgenlos bleibt, da der »Kaffer« dem jungen Buren als Mitbewerber um Mietjes Hand dennoch unterliegt.
Der relativen Unbedarftheit Jans steht das intellektuelle Kaliber des Pieter Uys gegenüber, der zwar das Rätsel des chiffrierten Briefes auch nicht lösen kann, sich dabei aber als nicht ganz so begriffsstutzig erweist wie die übrigen Buren (vgl. ebd.: 158). Zudem zeigt er die Fähigkeiten eines modernen Kolonialisten des 19. Jahrhunderts, wenn er als »Kenner« den Wert von Pandas Diamanten richtig beurteilt, während die »wirkliche Höhe dieses Werthes« Panda nach Meinung des Ich-Erzählers »jedenfalls unbekannt« ist (ebd.: 170, 184). Die bereits im Africander bemühte Rechtfertigung des Kolonialismus, die davon ausgeht, dass die Waren der Neuen Welt erst in den Händen der Europäer ihren wahren Wert erhalten, erstreckt sich nun nicht mehr allein auf die holländischen Verwandten van Helmers, deren Not im Boer van het Roer wie in der Vorlage gemildert wird (vgl. ebd.: 189), sondern auch auf den Ich-Erzähler: »Dieser Mynheer aus Deutschland aber schreibt diese Zeilen und sieht dabei an seinem Finger einen Ring funkeln, in welchen der Diamant gefaßt ist, den er einst von Panda zum Geschenke erhielt« (ebd.).
Denken und Verhalten eines Kolonialherrn zeigt Uys insbesondere im Umgang mit Quimbo: Als dieser vom Pferd stürzt und behauptet, gestorben zu sein, was ihm weder Mietje noch der Ich-Erzähler ausreden können, verfällt Uys auf einen Trick, um den Diener als Simulanten zu entlarven:
Da stieg auch Pieter Uys ab und zog sein Messer hervor. »Quimbo ist wirklich todt,« meinte er gelassen. »Und wenn Ihr es ihm nicht glaubt, Mynheer, so werde ich es Euch beweisen. Ich schneide ihn auf, und dann könnt Ihr hineinsehen, ob er noch Leben hat.« Er bog sich nieder, faßte den Kaffer bei der Kehle und setzte das Messer an; im nächsten Augenblick war Quimbo aufgesprungen und schlug einen fürchterlichen Salto mortale zur Seite hinüber. »Oh, nicht schneid’ Quimbo! Quimbo bin wirklich todt, aber Quimbo kann doch wieder reit’ auf Pferd!« (Ebd.: 128)
Obgleich der Ich-Erzähler nicht zu diesen menschenverachtenden Methoden greift und an anderer Stelle zusammen mit Jan die Hinrichtung eines Verräters verhindert (vgl. ebd.: 170; das hebt auch Koch hervor, vgl. 1981a: 158), teilt er die Vorurteile der Buren prinzipiell durchaus (so auch Krobb 2017: 425f.), wenn er Ouimbos Begründung einer Befehlsverweigerung als »Ausrede« bezeichnet (May 1879: 141) oder an anderer Stelle ironisch bemerkt: »Ein fleißiger Kaffer? Eine große und auffällige Seltenheit!« (Ebd.: 152) In Quimbo kulminieren die negativen wie positiven – und dabei jeweils ins Groteske überzeichneten – Nationalstereotype der drei afrikanischen Volksgruppen: Er ist ein treuer, aber zuweilen etwas fauler Diener wie die Khoikhoi (»Hottentotten«), häufig listig und feige wie die San (»Buschmänner«), letztlich jedoch eher gutmütig-unbedarft als bösartig und im rechten Moment durchaus tapfer wie die Zulu (»Kaffern«).
Der subtilen Kritik an den Buren steht die wesentlich direktere Abwertung der Engländer gegenüber, denen wie bereits bei Horn und Retcliffe Kriegstreiberei vorgeworfen wird, was Quimbo simplifizierend-zugespitzt formuliert (»England geb’ Zulu Flint’ und Pulv’, daß Zulu mach’ todt Holland«, ebd.: 125); daneben wird aber auch die Grausamkeit Dingaans kritisiert (vgl. ebd.; vgl. dazu auch Koch 1981a: 144). Als jedoch der Ich-Erzähler zusammen mit seinen burischen Verbündeten die »arme, von den Engländern aufgehetzte Schaar« niedermacht, bezeichnet er dies zwar als »schreckliche Arbeit«, verweist aber auch mit unverhohlenem Stolz darauf, dass »die Groote-Kloof noch heute das Kafferngrab genannt wird« (May 1879: 189). Mitleid zeigt der Ich-Erzähler am ehesten mit sich selbst und seinen Mitkämpfern, die sich dem »mühevollen und ermüdenden Abschlachten der gegen uns gehetzten Schaaren« unterziehen müssen (ebd.; anders Koch 1981a: 145). Etwaige eigene Schuld weist er weit von sich: »Die Colonialpolitik eines großen europäischen Staates hatte wieder einmal vielen Tausenden von Menschen das Leben gekostet« (May 1879: 189).
Der düstere Ausblick des Erzählers scheint auf den ersten Blick in der Tradition von Retcliffes pessimistischer Schiller-Nachfolge zu stehen, die ähnlich wie Felix Dahns zeitgenössischer Erfolgsroman Ein Kampf um Rom eine heroische Lust am blutigen Untergang atmet:
Später konstituierten sich die Boers wirklich als Batavisch-Afrikanische Maatschappij, welche sich freilich gegen die heimlichen und offenen Angriffe der Engländer nicht lange zu halten vermochte. Der biedere, kraftvolle Boer wird verschwinden vom Caplande, wie es mir Uys bei unserm ersten Zusammentreffen geweissagt hat. (Ebd.; vgl. dazu auch Koch 1981a: 146.)
Zugleich wird das Verschwinden der Buren in das »weltgeschichtliche Gesetz« eingeordnet: »Phönizien, Griechenland, Rom, Karthago, Spanien, Portugal, auch vorher Venedig und Genua, die Barbareskenstaaten nur nebenbei erwähnt, Frankreich, Niederland – England lösten einander in der Seeherrschaft ab.« (May 1879: 126) Die nächste Macht in dieser illustren Reihe kann nach der im Uhrzeigersinn ablaufenden geographischen Kreisbewegung nur der östliche Nachbar Englands und der Niederlande sein – das deutsche Kaiserreich (das übersieht Koch 1981b: 170f.). Insofern ist es nur konsequent, wenn der Ich-Erzähler auf die Frage des Pieter Uys nach der Haltung Europas (»Mit wem hält man es? Mit uns oder mit den Engländern?«) ausweichend antwortet: »Ich bin kein Politikus, Mynheer, aber ich kann Euch aufrichtig sagen, daß Ihr unserer Sympathie vollständig sicher seid« (May 1879: 126). Die Buren sind als Feinde Englands durchaus sympathisch; um nicht selbst zu Rivalen der Deutschen zu werden, müssen sie aber dennoch verschwinden.
Als August Niemann 1885 seinen meist als Jugendroman eingestuften Pieter Maritz verfasst (vgl. Dyhrenfurth 1967: 171; Ewers 2010: 199f.), hat sich die historiographische Quellenlage durch die journalistische Aufbereitung des Zulukrieges (1879) und des Ersten Burenkrieges (1880 / 81) wesentlich gewandelt. Während das seit Kretzschmar etablierte narrative Schema die Buren des Großen Trecks auf der erfolgreichen Flucht vor den tyrannischen Engländern zeigt, kann – und muss – Niemann auf die wesentlich konkretere Berichterstattung rekurrieren, durch die namentlich Charles L. Norris-Newman mit seinen Berichten In Zululand with the British troughout the War of 1879 (vgl. 1880) und With the Boers in Transvaal and the Orange Free State in 1880-1 (vgl. 1884) der europäischen Öffentlichkeit detailliertes Faktenwissen vermittelt.
Seit der Erfindung des historischen Romans durch Walter Scott steht dem Romancier jedoch ein erprobtes Konzept zur poetischen Bewältigung historischer Fakten zur Verfügung (vgl. Ullrich 2015), dessen sich auch Niemann bedient. Wie Scott im Waverley die politische Einigung Großbritanniens in der Heirat des Engländers Edward Waverley und der Schottin Rose Bradwardine auf der Handlungsebene einer Liebesgeschichte spiegelt, verbandelt auch Niemann seinen Titelhelden, den Sohn eines Farmers aus dem nördlichen Grenzgebiet, mit einer Bürgerstochter aus Pretoria (vgl. Niemann 1885: 303-325), die dem »Beschützer unsers Vaterlandes« auf den letzten Seiten des Romans eine Rose »als ein Zeichen des Dankes« verehrt (ebd.: 552) und die bereits vor dem Ausbruch des Krieges die Annäherungsversuche des britischen Offiziers Adolphus Fitzherbert entschieden zurückweist (vgl. ebd.: 325). So vollzieht sie die von Niemann propagierte Geschichte der Südafrikanischen Republik symbolisch nach: Ihre Sicherheit, auf die sie beim Überreichen der Rose ausdrücklich rekurriert, will die junge Dame in Zukunft nicht der militärischen Stärke des britischen Empire, sondern der Kampfkraft einer burischen Bürgermiliz anvertrauen – der Bruch des Transvaal mit der Kapkolonie ist damit besiegelt.
Noch wichtiger ist die Tradition des historischen Romans für die Gestaltung der Freundschaft zwischen Fitzherbert und dem Titelhelden. Beim ersten Aufeinandertreffen sieht Pieter Maritz den soeben aus England eingetroffenen Offizier kritisch und wundert sich darüber, »daß hier der alte erfahrene Kriegsmann von einem unerfahrenen Jüngling Befehle erhalte« (ebd.: 74); erst während der Verschleppung durch den Räuber Titus Afrikaner werden die beiden Freunde (vgl. ebd.: 94f.). Wie zu Beginn des Waverley führt die Reise ins exotische Unbekannte über die Räuberhöhle des (nach Scotts Donald Bean Lean gezeichneten) Titus Afrikaner ins Zentrum der feindlichen Macht, wenn die Gefangenen nach Ulundi, in die Hauptstadt des Zulukönigs Tschetschwayo, gebracht werden (die dem Landsitz von Scotts Fergus Mac-Ivor entspricht); wie wichtig Niemann die Parallele zum Archetypus des historischen Romans ist, zeigt ein Erzählerkommentar: »Oft ward Lord Fitzherbert beim Anblick der Landschaft an Schottlands Hügel und Thäler erinnert« (ebd.: 158).
Während Fitzherbert wie Edward Waverley eine exotische Wildnis erkundet, geht Pieter Maritz den umgekehrten Weg. Für ihn ist auch Ulundi noch ein Teil seiner afrikanischen Heimat – sein Lernprozess besteht in der Anpassung an die Regeln des modernen britischen Militärs, die er im Verlauf seiner Dienstzeit während des Zulukrieges kennen und schätzen lernt (vgl. ebd.: 517f.; dazu auch Wieneke 1985: 80). Dasselbe wiederholt sich später auf politischer Ebene; den Höhepunkt stellt seine Mission nach Bloemfontein dar, wo er Johannes Brand, den Präsidenten des Oranjefreistaats, um Waffenhilfe bitten soll. Dessen vorsichtiges Taktieren stößt bei Pieter Maritz zunächst auf dasselbe Unverständnis wie Fitzherberts anfängliche Arroganz (vgl. Niemann 1885: 451). Erst die Beziehung zu der jungen Dame aus Pretoria, die ihm bereits während des Staatsbanketts bei Joubert die Umgangsformen der feinen Gesellschaft vermittelt (vgl. ebd.: 307-309), wird den Lernprozess des Titelhelden abschließen. Den Konflikt zwischen Pieters moralischem Rigorismus und den komplexeren Erfordernissen der modernen Gesellschaft verlagert Niemann jedoch mitsamt der zu erwartenden Hochzeit aus der erzählten Zeit heraus in die (nahe) Zukunft.
Der eigentliche Held des Romans aber ist nicht Pieter Maritz, sondern der deutsche Missionar, der für diesen (und Fitzherbert) zur Vaterfigur wird, erst Titus Afrikaner und dann beinahe auch Tschetschwayo zum Christentum bekehrt und beständig zum allseitigen Frieden mahnt. Als Deutscher steht er in der Tradition des Missionars Müller aus Retcliffes Nena Sahib: »Niemals mischen wir Missionare uns in die Politik, wir halten uns fern von Händeln und Streit, mögen wir Holländer, Engländer oder Deutsche sein.« (Niemann 1885: 20) Anders als sein Vorbild bezieht Niemanns Missionar jedoch auch die Engländer in die allgemeine Versöhnung mit ein (vgl. ebd.: 553) und schlägt zudem im Gespräch mit Tschetschwayo über die liberalen Engländer und die republikanischen Buren hinweg auch eine direkte Brücke zwischen Deutschland und den Zulu.
Obgleich Tschetschwayos Verwunderung über die Tatsache, dass der Missionar seinen Kaiser noch nie persönlich gesprochen habe (vgl. ebd.: 173f.), seine unbedarft wirkenden Fragen wie: »Hat der König Wilhelm viele Ochsen?« (ebd.: 174), oder seine »Verwirrung« angesichts der Bevölkerungszahlen des Kaiserreichs (ebd.) das zivilisatorische Gefälle überdeutlich machen, sieht der Zulukönig in Wilhelm II. letztlich lediglich einen Amtskollegen: »Tschetschwayo liebt den Frieden, er wünscht nicht, mit dem König Wilhelm Krieg zu führen. Sage ihm, wenn du heimkehrst, Tschetschwayo sei sein Freund« (ebd.). Dies zeigt sich besonders deutlich, als der Missionar seinem Gastgeber eine illustrierte Darstellung des Deutsch-Französischen Krieges vorlegt: Zwar nähert sich Tschetschwayo dem Buch zunächst »mit abergläubischem Schauer«; der Missionar jedoch erläutert verständnisvoll die Funktionsweise des neuartigen Mediums – mit Erfolg: »Nun verlor sich die Furcht des Königs, er […] lies sich vieles erzählen und ging sehr befriedigt von dannen« (ebd.: 174f.).
Umgekehrt erweist sich Tschetschwayo als kluger Gesprächspartner, der die Scheinheiligkeit eines mit dem Schwert verkündeten Christentums durchschaut und so auch den Missionar beschämt:
»Du erzähltest mir von deinem König in Deutschland und gabst mir ein Buch, worin sein Bild und das Bild seiner Krieger ist. Aber ich sehe, daß sie Helme und Waffen tragen und abgebildet sind, wie sie in den Rauch der Feuergewehre und brennender Dörfer gehüllt sind. Wenn sie Christen sind, wie kommt es, daß sie Krieg führen?« Der Missionar sah betroffen vor sich nieder. »Mein König zog in den Krieg, weil er sich gegen seine Feinde verteidigen mußte,« entgegnete er. »Er hat nicht angegriffen, sondern er liebt den Frieden.« Tschetschwayo lächelte triumphierend. »Und so macht es auch Tschetschwayo,« entgegnete er. »Auch Tschetschwayo liebt den Frieden, aber er hat seine Feinde. Er muß in den Kampf ziehen, um sein Land zu verteidigen.« (Ebd.: 177)
Anders als bei Retcliffe, der mit Tzatzoe und Peter Pretorius einfach zwei jugendliche Hitzköpfe in ihren Rachegelüsten übereinstimmen lässt, ist es bei Niemann ursächlich die Begegnung mit dem Fremden, die das eigene Selbstverständnis ins Wanken bringt. Wie Adolphus und Pieter lernen auch der Missionar und Tschetschwayo voneinander und setzen das erworbene Wissen dann im Kräftemessen mit demjenigen ein, der sie diese neuen Methoden erst gelehrt hat.
Dabei sorgt das Modell des historischen Romans einerseits für die nostalgische Verbrämung der archaischen Gesellschaftsformen, die Pieter Maritz und Tschetschwayo verkörpern, andererseits wird die Entwicklung hin zu modernen komplexen Sozialgefügen, wie sie die Politiker Brand und Kruger repräsentieren, als alternativlos und letztlich auch als wünschenswert dargestellt – immerhin handelt es sich hierbei auch um den Lebensentwurf Niemanns und seiner Leser. Das Gattungsmodell beeinflusst so letztlich auch die Vorstellung, die der Roman von den Bedingungen interkultureller Kommunikation vermittelt: Eine zwischen idealisierendem Rousseauismus und realistischem Fortschrittsglauben im Medium des Humors vermittelnde Grundhaltung, die den historischen Roman zum Epochenscharnier zwischen Romantik, Biedermeier und Realismus macht, sieht im Fremden das Eigene – allerdings im Stadium der entwicklungsgeschichtlichen Kindheit.
Als direkte Anspielung auf Niemanns Schlusstableau einer Versöhnung zwischen Engländern, Buren und Deutschen unter Ausschluss der inzwischen besiegten Zulu lässt Wilhelm Raabe im Stopfkuchen den Titelhelden Heinrich Schaumann eine ironische Frage nach eben diesem »Ketschwayo« an seinen Freund Eduard richten: »[W]as habt ihr dem Mann auf sein Heldengrab gesetzt, nachdem der brave Kaffer sein stolzes Königsleben aus- und sich durch euch Englishmen, Dutchmen und Deutsche Burengesellschaft durchgefressen hatte?« (Raabe 1969: 114). Eduard, der Auswanderer nach Transvaal, repräsentiert ein Südafrika, in dem Engländer, Buren und Deutsche nach dem Sieg über die Zulu friedlich zusammenleben: Den Ersten Burenkrieg hüllt der Roman in den Mantel des Schweigens, Paul Kruger ist einfach »unser Präsident, mein guter Freund daheim im Burenlande« (ebd.: 8), und die »Goldfelder von Kaffraria« (ebd.: 61) scheinen brüderlich unter den Weißen geteilt zu werden. Außer in Schaumanns ironischer Frage tauchen die Engländer im ganzen Roman überhaupt nur noch einmal auf, wenn Eduard seine Reisegesellschaft auf dem Schiff nach Kapstadt als »Deutsche, Niederländer, Engländer, Norweger, Dänen und Schweden, die ganze germanische Vetternschaft«, zusammenfasst (ebd.: 60).
Den Gegenpol zu dieser »germanischen Vetternschaft«, deren Verwandtschaft der Auswanderer stolz hervorhebt, bildet bereits auf dem Schiff der »nichtsnutzige Nigger« (ebd.: 93), später folgt noch einmal die verächtliche Bemerkung: »Niggersteward besoffen« (ebd.: 101). Eduards offener Rassismus erstreckt sich aber auch auf die Bewohner seiner neuen Heimat, wenn er sich »hier unter den Palmen und Sykomoren und anderen Mohren« an seine Vergangenheit und den Jugendfreund Schaumann erinnert: »Aber es freut einen doch, grade bei der Hitze und unter dem exotischen, heidnischen Niggerpack, daß man in kühlerer Zeit mal mit dem heimatländischen, germanischen Christen zu tun gehabt hat« (ebd.: 10). »Christen« aber sind auch die Engländer, was schon Niemann bemerkt; sein Baas van der Goot und Raabes Eduard sind sich nicht nur darin einig, dass der Kampf gegen die englischen Religionsbrüder eigentlich zu verurteilen ist (vgl. Niemann 1885: 486), sondern auch in der Überzeugung, nur Einigkeit unter den weißen Siedlern könne den machtpolitischen Ansprüchen ehrgeiziger Häuptlinge wie Ketschwayo Einhalt gebieten.
Denn bedroht sieht sich auch Eduard in seiner südafrikanischen Heimat, wenn er über die ehemaligen Wachhunde der Roten Schanze bemerkt: »Wir haben im Kaffernlande auf unsern Gehöften ihrer auch und haben sie nötig« (Raabe 1969: 50). Dabei geht die Gefahr keineswegs von den im Roman nahezu unsichtbaren Engländern aus; Eduard lebt mit seiner »verwilderten, halbschlächtig deutsch-holländischen« Nachkommenschaft ausschließlich »unter den Buren, Kaffern und Hottentotten« (ebd.: 12), freut sich, »wenigstens zu den Kaffern und Buren [...] gekommen« zu sein (ebd.: 20), und genießt sein Leben »drunten im jungfräulichen Kaffernlande bei den Betschuanen und Buren« (ebd.: 31) ohne Konflikte innerhalb der kolonialen Gesellschaft. Dieser Idealzustand aber ist im Stopfkuchen dadurch erreicht worden, dass man die Briten – ebenso wie die Deutschen – einfach als Buren vereinnahmt; schließlich gehören ja auch sie zur »germanischen Vetternschaft«. Aus dem Freundesbund zwischen Adolphus Fitzherbert, Pieter Maritz und dem deutschen Missionar ist ein pangermanisches Kolonialistenvolk erwachsen.
Nun verhandelt der Stopfkuchen aber auf der Textoberfläche nicht das südafrikanische Nationbuilding, sondern die Aufklärung des Mordes am Viehhändler Kienbaum. Diesen wird Schaumann am Ende des Romans dem soeben verstorbenen Landbriefträger Störzer in die Schuhe schieben, um seinen inzwischen ebenfalls verstorbenen Schwiegervater Andreas Quakatz, der zeit seines Lebens dieses Mordes verdächtigt worden ist (und natürlich in erster Linie sich selbst als den Schwiegersohn und Erben des »Mordbauer[n] von der Roten Schanze«; ebd.: 85), endgültig zu entlasten (vgl. Graf / Kwisinski 1992; Ullrich 2016, dort weiterführende Literatur).
Wenn Schaumann seine Lügengeschichte zuerst Eduard erzählt, kann dies gewissermaßen als Testlauf verstanden werden, denn Störzer ist Eduards Jugendidol – wenn selbst der Ziehsohn an die Schuld der Vaterfigur glaubt, hat Schaumann sich mit seiner Geschichte endgültig durchgesetzt. Dass Eduard die Geschichte glauben wird, erreicht Schaumann wiederum dadurch, dass er den Mord, eigentlich ein Verbrechen aus Habgier innerhalb der guten Gesellschaft (mit Quakatz und Kienbaum entstammen Täter und Opfer dem Großbauerntum bzw. der Kaufmannschaft), zum Aufstand der Armen und Entrechteten (des von Kienbaum drangsalierten Störzer) umdeutet; dieser Aufstand der unterdrückten Armut aber ist auch die Urangst des Kolonialisten Eduard, der Schaumanns Narrativ deshalb nicht widerstehen kann (vgl. Dunker 2005: 158f.).
Dass Schaumann sich selbst mit »Ketschwayo« vergleicht, wenn er dessen Lebensmotto übernimmt (vgl. Raabe 1969: 114), ist dabei genauso Koketterie wie sein Spott über »Eduards dürres, aber wohlwollendes, wenngleich auch etwas verlegen gespanntes Kafferngesicht« (ebd.: 103) oder wie die folgende Aussage über Quakatz: »Im Grunde war er ein greulicher Kerl, dem keiner deiner bösartigsten, schlimmsten Kaffern das Wasser reichte« (ebd.: 119; anders Brewster 1983: 112). Der wahre »Kaffer« ist Störzer – und der soll nun die Verwerfungen, die der Mord an Kienbaum durch die Ächtung der Roten Schanze in die gute Gesellschaft gebracht hat, mit ins Grab nehmen. Wenn Raabe auf den Zulukrieg rekurriert, der genau diese Funktion erfüllt, indem er Briten und Buren (bei Niemann konkret: Fitzherbert und Pieter Maritz) zusammenführt, ersetzt er den deutschen Missionar seiner Vorlage mit seinem Vertrauen auf die friedensstiftende Macht des Evangeliums durch die spezifisch deutsche Erfahrung aus der Geschichte des 19. Jahrhunderts, auf die auch Niemann anspielt, wenn er Tschetschwayo durch einen Kriegsbericht von 1870 / 71 einschüchtert: Das Erfolgsrezept des Zulukrieges besteht in seiner Funktion als Einigungskrieg.
Freilich genügt auch in Südafrika ein solcher Krieg wohl nicht, wie sich bis zur Abfassung des Stopfkuchens nicht nur am Ersten Burenkrieg gezeigt hat. Eduard glaubt zwar, einen neuen potenziellen Ketschwayo gefunden zu haben, der den Düppeler Schanzen vor Ulundi mindestens ein afrikanisches Königgrätz, wenn nicht gar ein afrikanisches Sedan folgen lassen könnte: Seine Verortung der eigenen Heimat »drunten im jungfräulichen Kaffernlande bei den Betschuanen und Buren« (Raabe 1969: 31) verweist auf den zeitgenössischen Konflikt um das zwischen der britischen Kapkolonie, den Burenrepubliken und der künftigen Kolonie Deutsch-Südwest gelegene Betschuanaland. Dass Eduard hier einem Irrtum aufsitzt, zeigt sich jedoch schon an seiner Sprache: Ein »jungfräuliches Kaffernland« gibt es im seinem Höhepunkt zustrebenden Scramble for Africa nicht mehr; die für seinen Plan dringend benötigten kriegerischen »Betschuanen« als Nachfolger der seinerzeit tatsächlich bedrohlichen und so die Einigung erzwingenden Zulus existieren nur in Eduards Phantasie. Stattdessen dreht die Diskussion sich nur um das »Betschuanaland« (Blind 1889: 65; Hervorh. H.U.), das als herrenlos wahrgenommen wird und so gerade keinen Einigungsfaktor, sondern einen Zankapfel zwischen Briten, Buren und Deutschen darstellt.
Zu diesem Konflikt tragen die kolonialen Bestrebungen Deutschlands in der Region entscheidend bei; der alte Bismarck-Verehrer Raabe sieht die auch von ihm mit Sympathie betrachteten Buren gerade durch eine verfehlte Kolonialpolitik des Kaiserreichs bedroht (ähnlich auch Dürbeck 2013: 214). Eduards pangermanische Voortrekkermentalität kann dem Erfinder dieser Figur dabei kaum als probater Ausweg aus dem Dilemma erschienen sein, sondern wird im Roman als naive Illusion entlarvt. So ist es ein Glück, wenn Eduard selbst prophezeit, dass »unser Präsident, mein guter Freund daheim im Burenlande, […] wirklich auch wenig Zeit« hat, um »das Kajütengekritzel [zu] lesen« (Raabe 1965: 8). Dass es diesen »Präsident[en]« überhaupt gibt, könnte aber als Aufruf an den Leser verstanden werden, die Rolle der Deutschen in Südafrika auf die von Auswanderern zu beschränken: ohne die kolonialen Ambitionen Eduards, im ständigen Bewusstsein der instabilen Konstellation und voller Dankbarkeit für die bei Niemann beschriebene geglückte Etablierung einer Republik – immerhin haben die Buren erreicht, was der nationalliberalen Bewegung, deren Ideale Raabe zeit seines Lebens vertritt, verwehrt geblieben ist. Insofern sind Eduard und Schaumann, die beide als Habenichtse in eine etablierte bürgerliche Gesellschaft eingeheiratet haben, als Aus- bzw. Einwanderer in der glücklichen Lage, von dem profitieren zu können, was ihre Schwiegereltern, die Buren des 19. Jahrhunderts und der Mörder Kienbaums blutig erkämpft haben – bella gerant alii, tu, felix Germania, emigra!
Die deutschen Südafrika-Romane zwischen 1850 und 1890 formulieren typische Positionen im kolonialen Diskurs. Während Horns moralische Erzählung Die Boorenfamilie von Klaarfontein auf die Segnungen der christlichen Mission als älteste Rechtfertigung des Kolonialismus zurückgreift und den Konflikt zwischen Briten und Buren in einem Lernprozess und einer erfolgreichen Ausweichbewegung der Letzteren auflöst, stellen die Südafrika-Kapitel in Retcliffes Nena Sahib gerade die christlichen Missionare als völlig hilflos dar – obgleich die Bekehrung Gulmas gelingt, versinkt der Kontinent in einem vom Egoismus der Kolonialmacht Großbritannien befeuerten Krieg. Die anglophobe Tendenz Retcliffes verstärkt sich in Karl Mays Africander, wo die Buren das einheimische Mädchen vor dem sexuellen Missbrauch durch die lüsternen Briten retten; ein erfolgreiches Abenteurertum bereichert zudem die daheimgebliebenen Angehörigen, deren Not durch die sagenhaften Reichtümer der Neuen Welt gelindert wird. Durch die Einführung des Ich-Erzählers und die Formulierung eines »großen weltgeschichtlichen Gesetzes« schreibt Karl May nur ein Jahr später im Boer van het Roer Deutschland für die Zukunft eine koloniale Führungsrolle zu: Wie die der Buren läuft auch die Zeit der Engländer als Beherrscher des Kaps (und der Welt) zugunsten des aufstrebenden Kaiserreichs und seiner allen Konkurrenten weit überlegenen Repräsentanten ab. Diese Zukunftsvision hat sich bereits wieder erledigt, als August Niemann in seinem Roman Pieter Maritz die von Retcliffe totgesagten deutschen Missionare wiederauferstehen lässt und zu überparteilichen Garanten des Friedens aufwertet, die Kolonialgeschichte Südafrikas durch seine historisierende Herangehensweise allerdings auch für abgeschlossen erklärt und deutschen Ambitionen eine Absage erteilt. In ähnlicher Weise betreibt auch Raabe im Stopfkuchen Kritik am Kolonialismus des deutschen Kaiserreichs, indem er Eduard auf das Erreichte verweist und davor warnt, dieses durch weitere Eroberungspläne – von burischer, englischer oder deutscher Seite – zu gefährden.
Die Rolle der afrikanischen Volksgruppen wird dabei immer weiter simplifiziert und marginalisiert: Wo die Boorenfamilie noch zwischen den Khoikhoi (»Hottentotten«), San (»Buschmännern«) und Zulu (»Kaffern«) unterscheidet und jeder Ethnie das von Kretzschmar übernommene Nationalstereotyp zuordnet, konzentriert sich bereits Nena Sahib allein auf die Zulu, denen Der Boer van het Roer schließlich eine ins Komische verzerrte Kombination aller drei Stereotype zuordnet, bevor Pieter Maritz und der Stopfkuchen dieses Volk schließlich zum gemeinsamen Feindbild einer innerlich zerrütteten weißen Kolonialgesellschaft degradieren, die nur durch diese äußere Bedrohung zusammengehalten werden könne. Diese Verengung resultiert auch daraus, dass die beiden Themen der Sklavenbefreiung und der christlichen Mission nach und nach zugunsten einer Konzentration auf die militärische Auseinandersetzung aus dem Diskurs verdrängt werden. Während Horn, Retcliffe und May die Vision eines friedlichen Zusammenlebens von Buren und Zulu unter Ausschluss der Briten verbreiten, propagieren Niemann und Raabe eine Versöhnung von Buren und Briten im gemeinsamen Kampf gegen die Zulu: Der interkulturelle Austausch wird nicht mehr als Zukunftsmodell betrachtet, dessen Hierarchisierung durch einen einseitigen Akkulturationsprozess der Afrikaner an die Europäer sich von der Boorenfamilie bis zum Boer van het Roer zumindest nicht entscheidend abschwächt, sondern im Gattungsmodell des historischen Romans, das den Pieter Maritz entscheidend prägt und auch im Hintergrund des Stopfkuchens steht, als für die Gegenwart letztlich irrelevanter Teil der eigenen Vergangenheit dargestellt.
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