›– rein, fein, Edelstein‹

Schmutz, Sauberkeit und soziale (Im-)Mobilität in interkultureller Literatur der Gegenwart

Sophie Wennerscheid

This article explores the representation of dirtyness and cleanliness in German, French and Swedish contemporary intercultural literature. Special attention is paid to the figure of the cleaning woman. It will be analysed how the novels’ characters assert themselves in the hybrid space between different ethnic belongings and class affiliations. The article highlights the narrative strategy of ›writing back‹ in order to impede being discriminated as a ›dirty immigrant‹ or ›white trash‹ and to promote social advancement. A comparative analysis shows similarities but also important differences in how ›dirty work‹ is negotiated in different literary and societal contexts.

Title:

›– clean, beautiful, gem‹. Dirtyness, Cleanliness and Social (Im-)Mobility in Contemporary Intercultural Literature

Keywords:

interculturality; dirt; cleaning women; whiteness; working class

Gesellschaftlicher Kontext: ›schwarz‹ oder ›weiß‹ putzen?

Laut einer Studie des Instituts für deutsche Wirtschaft arbeiteten im Jahr 2009 in Deutschland 95 % aller Haushaltshilfen ›schwarz‹, d.h., ohne Steuern oder Sozialversicherungsbeiträge zu bezahlen. Der deutschen Wirtschaft würden damit Einnahmen in Millionenhöhe entgehen, so das Ergebnis der Studie (vgl. Enste / Hülskamp / Schäfer 2009). In anderen europäischen Ländern sieht das ähnlich aus. In Schweden wurde deshalb 2007 ein Gesetz erlassen, das den angemeldeten Einsatz von Haushaltskräften steuerlich begünstigen sollte (vgl. Bowman / Cole 2009; Gavanas / Calleman 2013). Die Probleme wurden dadurch jedoch nicht geringer. Stattdessen kam es zu erhitzten Debatten, die bis heute weitergeführt werden. In einem Artikel in der schwedischen Zeitung Aftonbladet beispielsweise schrieb die schwedische Autorin Åsa Linderborg 2014 wütend, dass sich hinter dem Bedürfnis nach Steuererleichterungen für diejenigen, die eine Haushaltskraft beschäftigen, eine Herrschaftsmentalität verberge. Man habe Unterstützung verdient, weil man selbst so viel leiste, lautet die in Linderborgs Augen problematische Argumentation.

I äktenskap där båda vill göra karriär, skaffar man sig ett mer jämställt äktenskap genom att köpa sig lågavlönad kvinnlig arbetskraft. Man kan fostra barn som visserligen slipper höra sina föräldrar bråka om städningen, men som heller själva aldrig behöver hjälpa till eller ens lära sig hur man vaskar en toalett. För det gör Samira.1 (Linderborg 2014)

Der Name ›Samira‹ indiziert, was der Kern des Problems ist: Es sind weibliche Reinigungskräfte mit Migrationshintergrund, die als Putzfrauen eingestellt werden und so den schwedischen Doppelverdienerhaushalten Erleichterung verschaffen, und hier insbesondere den Frauen, die so der zweifachen Verpflichtung von Erwerbsarbeit und Haushaltsarbeit enthoben werden. Emanzipation geschieht somit auf Kosten derer, die sich nicht solcherart ›freikaufen‹ können.

Interessant ist dieser problematische Aspekt des Putzens als schlecht bezahlte Erwerbsarbeit ohne Aufstiegschancen nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass Putzen in den letzten Jahren eine erstaunliche Aufwertung erfahren hat, und zwar als Kulturtechnik der Selbstreinigung. Ein kurzer Blick in die Ratgeber- und Reportageliteratur, in der es ums Thema Putzen geht, soll diese Spannung herausarbeiten, bevor ich zu der Analyse der literarischen Texte komme. So wie dann später auch in Bezug auf die literarischen Texte möchte ich mich hier auf Texte aus dem deutschen, französischen und schwedischen Sprachraum beschränken.

Putzen in Ratgeber- und Reportageliteratur

Recherchiert man nach Büchern, die mit Putzen zu tun haben, eröffnet sich als Erstes ein breites Feld an Ratgeberliteratur. Aus der Fülle von Werken beschränke ich mich auf drei deutschsprachige Titel der letzten Jahre, die, frei nach dem Motto Putz dich schön, alle suggerieren, dass Saubermachen eine wohltuende Form der Selbstoptimierung ist. Die Kunst des achtsamen Putzens: Wie wir Haus und Seele reinigen (vgl. Matsumoto 2015), Putzen als Passion. Eine philosophische Universalreinigung für klare Verhältnisse (vgl. Karfyllis 2016) und Putzen!? Von der lästigen Notwendigkeit zu einer Liebeserklärung (vgl. Thomas 2015). In keinem der genannten Bücher wird Putzen als Drecksarbeit beschrieben. Im Gegenteil wird es als Prozess der Reinigung aufgewertet, bei der nicht nur das Außen, sondern vor allem das Innen eine Erneuerung erfährt. Wesentlich hierfür ist, dass Putzen nicht als Lohnarbeit betrachtet wird, sondern als etwas, das man bzw. frau für sich selbst tut. Wie positiv besetzt dieser Prozess ist, wird auch in dem Buch der finnlandschwedischen Autorin Maria Antas deutlich: En stor bok om städning, auf Deutsch: Wisch und Weg (vgl. Antas 2013; 2015). Bei diesem Buch handelt es sich um einen, wie der herausgebende Insel-Verlag wirbt, Alltagsessay, in dem es um die vergessene Tugend des Reinigens mit altbewährten Mitteln und vor allem mit altbewährter Gründlichkeit, Sorgfalt und entsprechender Zeit geht. Für sich selber putzend kommt man näher an sich selbst heran.

Anders verhält es sich in dem zweiten relevanten Genre: dem Genre Reportagebuch. Hier wird Putzen nicht als spirituell aufgeladene Kulturtechnik dargestellt, sondern als unterbezahlte, entfremdende Arbeit problematisiert. An erster Stelle zu nennen ist das Buch Rapport från en skurhink (dt.: Bericht aus einem Putzeimer, 1970) von Maja Ekelöf; ein autobiographischer, in Tagebuchform verfasster Bericht aus der Perspektive einer schwedischen Putzfrau in den 1960er Jahren. Gut 40 Jahre später hat, angelehnt an Günter Wallraffs Undercovertätigkeiten, die französische Journalistin Florence Aubenas ein engagiertes Buch über ihre Arbeit als Reinigungskraft in Frankreich geschrieben: Le Quai de Ouistreham, 2010, im gleichen Jahr auf Deutsch: Putze. Mein Leben im Dreck. Um ein fiktives Reportagebuch handelt es sich hingegen bei den zwei Büchern, die auf Deutsch unter dem Pseudonym Justyna Polanska herausgegeben wurden: Unter deutschen Betten. Eine polnische Putzfrau packt aus (2011) und dem Nachfolger Nicht ganz sauber. Eine polnische Putzfrau räumt auf (2012). Ersteres stand 2011 auf der Spiegel-Bestsellerliste und hat für viel Aufsehen gesorgt.

Trotz der unterschiedlichen Behandlung des Themas ist den genannten Büchern ihr kritischer Impuls gemeinsam. Ihr Ziel ist es, Missstände aufzudecken und Veränderung zu bewirken, und zwar Veränderung sowohl bei denjenigen, die ihre Putzfrau schlecht bezahlen, wie auch eine gesamtgesellschaftliche, also strukturelle Veränderung. Besonders deutlich wird das in dem schwedischen Beispiel. Ekelöfs Tagebuch ist nicht nur ein persönlicher Bericht, sondern ein scharfsinniger Report über die miserablen sozialen Zustände im schwedischen Wohlfahrtsstaat, in dem Gleichheit gepredigt, aber Ungleichheit praktiziert wird. Interessant ist das mit Blick auf die an den literarischen Texten zu diskutierende Interkulturalität vor allem deshalb, weil diese Ungleichheit nicht als Ungleichheit zwischen Schweden und Nichtschweden verhandelt wird, sondern als innerschwedische Klassenungleichheit. Brisant ist das, da es genau diese Art von Ungleichheit war, die mit der sozialdemokratischen Programmatik des schwedischen Volksheims überwunden werden sollte (vgl. Henze 1999). Inwiefern diese Art struktureller Ungleichheit in den ausgewählten literarischen Texten aufgegriffen und kritisch betrachtet wird oder eben nicht, soll nun gezeigt werden.

Putzen als ›Drecksarbeit‹ in interkultureller Gegenwartsliteratur

Die Frage, wie die ›Drecksarbeit‹ des Putzens zu (inter-)kultureller Identitätskonstruktion beiträgt, steht im Zentrum vieler literarischer Texte, in denen Vorstellungen von Schmutz und Sauberkeit aus der Perspektive von Figuren verhandelt werden, die einen migrantischen Hintergrund haben, in prekären sozialen Verhältnissen leben und putzen, weil sie keine besseren Verdienstmöglichkeiten haben. Der Terminus ›interkulturell‹ ist in diesem Kontext nicht nur, wie sonst üblich, auf das Spannungsfeld hybrider ethnischer Zugehörigkeit zu beziehen, sondern auch auf den zu durchquerenden Raum zwischen sozialen Schichten bzw. Klassen. Neben Geschichten über Figuren, die häufig der Gruppe der dirty immigrants zugeordnet werden, interessieren also auch Geschichten über Figuren, die als der weißen Arbeiterklasse oder auch Unterschicht angehörig betrachtet und dementsprechend als white trash bezeichnet werden. Beiden Gruppen gemeinsam ist dabei, dass sie als the great unwashed stigmatisiert werden.

Die Begriffe the great unwashed, dirty immigrants und white trash finden sich vornehmlich im angloamerikanischen Diskurs2, können aber auf den europäischen Kontext übertragen werden. Als Analysekategorien sind sie interessant, da sie als metaphorisch aufgeladene Synonyme für Gruppen von Menschen benutzt werden, denen Folgendes gemeinsam ist: Sie werden als nicht zur privilegierten Mittelschicht zugehöriges ›Massenphänomen‹ aus der Mitte der Gesellschaft verdrängt, indem sie als schmutzig beschrieben werden. Die Exklusion ist nachhaltig, da die zugeschriebene Schmutzigkeit hauptsächlich aus der jeweils verübten Arbeit resultiert. Es ist eine Arbeit, die von denen ausgeführt wird, die aufgrund fehlender oder nicht anerkannter Ausbildung keine bessere Arbeit finden, also häufig von Migranten oder Menschen mit sozial nachteiligen Ausgangsbedingungen. Es ist eine Arbeit, bei der man sich schmutzig macht und die als Arbeit ohne vorherige Ausbildung keine Aufstiegsmöglichkeiten erlaubt.

Inwiefern die Betrachtung von Menschen als Dreck oder Müll eng mit der Frage nach einer spezifischen Schicht- oder Klassenzugehörigkeit und darüber mit den Bedingungen und (Un-) Möglichkeiten sozialer Mobilität verbunden ist, kommt in verdichteter Form sehr schön in einem norwegischen Abzählreim zum Ausdruck. Dort heißt es: »Lappete, lusete, fillete – ren, pen, edelsten«. Übersetzt: Geflickt, verlaust, zerlumpt – rein, fein, Edelstein. Der Abzählreim deutet an, dass das äußere Erscheinungsbild als entscheidend für die soziale Stellung betrachtet wird. Wer dreckig und zerlumpt ist, wird als arm betrachtet. Wer es zu Wohlstand oder gar Reichtum bringen will, zum Besitz des Edelsteins also, muss zunächst einmal Wert auf ein sauberes und gepflegtes Äußeres legen. Das zentrale Moment des Wechsels von schlecht gestellt zu gut gestellt hängt also an dem Wort (›rein‹ bzw.) ›sauber‹ (vgl. Klepp 2007). Der Tellerwäscher wird nicht einfach Millionär, weil er so fleißig arbeitet. Er muss auch sauber sein. Wie aber schafft man diesen Schritt von dreckig zu sauber? Und ist das überhaupt unter allen Umständen wünschenswert?

Die von mir ausgewählten Texte stellen das in Frage; und zwar aus der Perspektive derer, die den ›Ungewaschenen‹ zugerechnet werden. Sie übernehmen selbst das Wort und berichten von ihrer Situation. Dabei unterwerfen sie sich der Zuschreibung, ein Leben im Dreck zu führen, nicht unwidersprochen, sondern stellen im Gegenteil eigene Vorstellungen von Schmutz und Sauberkeit zur Diskussion. Wir haben es also mit Texten zu tun, in denen das betrieben wird, was man mit einem aus dem Bereich der Postcolonial Studies entlehnten Begriff als writing back (vgl. Ashcroft / Griffiths / Tiffin 2002) beschreiben kann – und zwar nicht nur insofern, als es teilweise die Autorinnen selbst sind, die aus eigener Erfahrung heraus eine andere Sicht auf ihre Lebenswelt vorstellen, sondern auch, wenn man textimmanent, also von der Figurenperspektive her argumentiert. Denn letztlich sind es die Figuren selbst, die ihre Geschichte erzählen und damit einen Gegendiskurs etablieren. Interessant ist in diesem Zusammenhang zudem, dass diese Art des ›Gegenschreibens‹ mit Hilfe einer eigenen und selbstbewussten, ja einer mitunter selbstbewusst ›dreckigen Sprache‹, durchzogen von Slang und Schimpfwörtern, durchgeführt wird. Da sich die verschiedenen Erzählfiguren über diese Sprache eine Sprecher- und damit eine Subjektposition aneignen, wird Form hier zu einem gesellschaftlich bedeutsamen Faktor.

Mit Hilfe eines komparatistischen Zugangs kann diese These weiter differenziert werden. Denn anders als in einigen Arbeiten zur interkulturellen Literatur herausgestellt, ist eine »nationalphilologisch vergleichende Perspektive« keineswegs als »obsolet« zu betrachten (Stratthaus 2005: 7). Der Vergleich von interkulturellen Texten aus unterschiedlichen nationalen Kontexten kann im Gegenteil zeigen, inwiefern sich unterschiedliche literarische Traditionen und unterschiedliche gesellschaftliche Kontexte auf die Art der literarischen Darstellung auswirken. Die These, die ich diesbezüglich im Folgenden vertreten möchte, ist, dass es zwischen den ausgewählten schwedischen und den ausgewählten deutschen und französischen literarischen Texten einige interessante Unterschiede hinsichtlich ihrer kritischen Herangehensweise an das Thema Putzen gibt. Und zwar gilt das insofern, als in der deutschen und französischen Literatur soziale Zustände zwar thematisiert werden, die schwedischen Texte aber konkreter auf gesellschaftliche Strukturen und ökonomische Ungleichheiten hinweisen. Aufgrund der eingeschränkten Textgrundlage kann hier natürlich keine für die schwedische, deutsche und französische Literatur repräsentative Aussage getroffen werden. Aber es ist doch auffällig, dass in den schwedischen Texten Schweden als eine Klassengesellschaft dargestellt wird, in der den Mitgliedern der unteren Klasse ein sozialer Aufstieg verwehrt wird, gesellschaftliche Zustände also explizit kritisiert werden.

Interessant ist dabei, dass diese Kritik mit explizit literarischen Mitteln geübt wird – und sie gerade deshalb wirkungsvoll ist. Einen Grund für diese Wirksamkeit sehe ich darin, dass die hier interessierenden Texte an die in Schweden hochgeschätzte Tradition der schwedischen Arbeiterliteratur anschließen. Unter Arbeiterliteratur ist dabei in erster Linie eine Literatur zu verstehen, die von Autorinnen und Autoren mit Arbeiterhintergrund geschrieben wurde und die die spezifischen Bedingungen des Arbeiters, oder häufig auch der Arbeiterin, in Schweden zum Thema hat. Getragen von Autorinnen und Autoren wie Ivar Lo-Johansson und Moa Martinson erreichten Arbeiterliteraturtexte in den 1930er Jahren ihren ersten Höhepunkt und sind, ohne jemals ganz an Bedeutung verloren zu haben, vor allem nach 1990 wieder verstärkt zu finden (vgl. Furuland / Svedjedal 2006; Nilsson 2014). Gestützt und begleitet wird diese Erfolgsgeschichte der schwedischen Arbeiterliteratur durch eine Vielzahl von Institutionen und Preisen, die diese Art von Literatur kontinuierlich stärken. Nicht nur die literarische Qualität der Texte, sondern das gesamte literarische Feld Schwedens sorgt insofern für eine Anerkennung dieser Literaturtradition. Indem sich die von mir ausgewählten schwedischen Beispiele in diese Tradition einschreiben, gelingt es ihnen, sich als literarisch hochwertig auf dem literarischen Feld zu positionieren und zugleich als explizit sozialkritischer Beitrag Beachtung zu finden.

Interessant ist in diesem Kontext überdies, dass die Gleichzeitigkeit von Literarizität und gesellschaftlicher Relevanz über eine besondere Form des autobiographischen Schreibens erreicht wird, die als solche ebenfalls fester Bestand der schwedischen Arbeiterliteratur ist. D.h., die problematischen gesellschaftlichen Verhältnisse werden aus der Perspektive jugendlicher Protagonistinnen sichtbar gemacht, deren Lebensumstände deutliche Ähnlichkeiten mit den Lebensumständen der jeweiligen Autorinnen aufweisen. Die Autorinnen äußern, so lässt sich mit Anna Williams betonen, »social critique through the perspective of a working-class individual « (Williams 2016: 222).

Schmutz, Sauberkeit und ›Weißsein‹ in theoretischer Perspektive

Um zu untersuchen, wie in den ausgewählten Texten Schmutz und Sauberkeit literarisch verhandelt werden, greife ich auf verschiedene theoretische Studien zurück, die die kulturelle Codierung dieser Aspekte erforscht haben. Wichtig ist hier zum einen der ethnographische Klassiker von Mary Douglas: Purity and Danger (vgl. Douglas 2002), in dem Schmutz als Ausdruck einer Erfahrung von Unordnung gedeutet wird. Schmutz ist nicht per se Schmutz, sondern etwas wird zu Schmutz, wenn es nicht mehr Teil der bestehenden Ordnung ist. Schmutz ist »matter out of place« (ebd.: 44).

Dass Reinheit in der westeuropäischen Kulturgeschichte oft mit Weißsein assoziiert wird, also mit Aspekten von Ethnizität und race verbunden ist und darüber zu einer Vorstellung von white supremacy führt, hat Richard Dyer in seiner wichtigen Arbeit White (vgl. Dyer 1997) gezeigt. Als weiß, so betont Dyer, bezeichnen sich die Menschen, die sich selbst als »the human ordinary« (ebd.: 47) auffassen, diese privilegierte Machtposition aber vor sich selbst unsichtbar halten. Weitgehend unreflektiert erfolgt in diesem Kontext auch die Assoziation von weiß und sauber, und zwar sowohl im moralischen Sinne von schuldlos und unbefleckt als auch im konkreten Sinne als frei von Schmutz, und hier insbesondere von Schmutz, der mit Ekel und Exkrementen in Verbindung gebracht wird. Dyer pointiert: »To be white is to have expunged all dirt, faeces or otherwise, from oneself: to look white is to look clean.« (Ebd.: 76) Weitergeführt wird dieser Ansatz bei Sara Ahmed. Insbesondere in ihrem instruktiven Aufsatz »Phenomenology of Whiteness« führt sie aus, inwiefern nicht weiße Körper in einer weißen Welt ähnlich wie bei Douglas als Schmutz im Sinne eines matter out of place wahrgenommen werden. Sie erklärt: »[W]hiteness allows bodies to move with comfort through space, and to inhabit the world as if it were home« (Ahmed 2007: 159). Nicht weiße Körper hingegen werden in ihrer Entwicklung gestoppt, aus der Ordnung der Gemeinschaft ausgeschlossen und daran gehindert, a body at home zu werden.

Dass eine solche verhinderte Anerkennung durchaus auch weiße Körper betreffen kann, hat wiederum die britische Soziologin Beverly Skeggs nachgewiesen. In ihrer Studie Formations of Class and Gender. Becoming Respectable (vgl. Skeggs 2002), in der sie auf empirischer Basis das Selbstverständnis weißer Arbeiterfrauen untersucht hat, zeigt sie, wie die Sorge, als nicht sauber und ordentlich bzw. als nicht respektabel wahrgenommen zu werden, das Selbstverständnis der Frauen prägt. Assoziiert mit »all that is dirty, dangerous and without value« (ebd.: 74), versuchen die Frauen sauber und ordentlich zu sein, um nicht länger als Mitglieder der Arbeiterklasse wahrgenommen zu werden.

Ausgrenzungsmechanismen, die über die Kategorie des ethnisch oder sozial Anderen laufen, sind also nicht notwendig an eine dunkle Hautfarbe gebunden, sondern operieren über die Imagination von hell und dunkel, die synonym verwendet wird zu dem Kontrast von sauber versus dreckig. Whiteness ist insofern ein Begriff, mit dem diffamierende ethnische und soziale Zuschreibungen gleichermaßen untersucht werden können. Mit welchen narrativen Strategien Prozesse der Zuschreibung von dreckig und nicht weiß und damit einhergehend Prozesse der Ausgrenzung in den ausgewählten literarischen Texten sichtbar gemacht werden und inwiefern über diese Sichtbarmachung Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen geübt wird, sollen die nun folgenden textanalytischen Untersuchungen zeigen.

Putzen als ›Scheißarbeit‹ in Özdamars »Karriere einer Putzfrau«

Beginnen möchte ich mit einem Blick auf Emine Sevgi Özdamars Prosatext »Karriere einer Putzfrau. Erinnerungen an Deutschland« aus dem Erzählband Mutterzunge von 1990. Dieser Text zeichnet sich im Vergleich zu anderen deutschsprachigen Texten, in denen es ums Putzen geht, insofern aus, als Özdamar Putzen als explizit ›dreckige Arbeit‹ thematisiert, die Psyche und Physis der Putzfrau nachhaltig beschädigt, während andere Texte dies hingegen nicht tun. Statt Putzen als Problem zu behandeln, wird Putzen dort eher in einem komödiantischen Kontext thematisiert. Die Putzfrau erscheint als eine Figur, die intime Einblicke in das hat, was andere unter den Teppich gekehrt haben, und so das doppelbödige Verhalten von Menschen freilegen kann; so z.B. in Milena Mosers Roman Die Putzfraueninsel (1991), in der die Putzfrau die in einem Kellerloch versteckte alte Schwiegermutter findet; oder in Alina Bronskys Roman Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche (2010), in der die brutal selbstbewusste tatarische Großmutterfigur Rosalinde sich als ›die beste Putzfrau Deutschlands‹ etabliert und dabei mehr als nur ein bisschen Staub aufwirbelt (vgl. Ecker 2012).

Özdamars Text greift den Zusammenhang von Schmutz und Migration explizit auf, indem sie aus der Perspektive einer jungen Frau erzählt, die in der Türkei als Schauspielerin gearbeitet hat, aber aufgrund einer Ehescheidung und aufgrund politischer Diskriminierung nach Deutschland geflüchtet ist. Der erste Satz des Textes skizziert die Ausgangslage: »Ich bin die Putzfrau, wenn ich hier nicht putze, was soll ich denn sonst tun? In meinem Land war ich Ophelia« (Özdamar 2010: 110). Die Ausweg- und Alternativlosigkeit der Situation, die hier pointiert herausgestellt wird, zieht sich durch den gesamten Text und ist immer mit der Zuschreibung verbunden, ›dreckig‹ zu sein. Diese Zuschreibung findet sich in gehäufter Form, wenn von der Putzarbeit in Deutschland gesprochen wird, taucht aber auch schon in Bezug auf die Zeit in der Türkei auf. Hier ist es die Figur der Schwiegermutter, die die Frau ihres Sohnes verunglimpft, nachdem dieser sich von ihr getrennt hat. Sie erklärt: »Diese Frau hat meinen Sohn zugrunde gerichtet, die Bettwäsche war schwarz, sie ist eine Zigeunerin« (ebd.: 111). Als Themen tauchen Schmutz und Dreck auch in der Erzählung der eigenen Großmutter auf. Kurz vor der Abreise nach Deutschland erzählt die Großmutter ihrer weinenden Enkelin die abstruse »Geschichte von der Frau Scheiße« (ebd.: 112), in der es um eine Frau geht, die drei Räuber an der Nase herumführt, indem sie sich selbst als Frau Scheiße vorstellt, damit ein Missverständnis provoziert und so wieder in den Besitz ihrer gestohlenen Kuh kommt. Als Moral der Geschichte vermittelt die Großmutter die Einsicht, dass am Ende »immer die Bösen« (ebd.: 113) gewinnen. Ob die junge Frau nun in diesem Sinne ›böse‹ und somit erfolgreich ist, ist schwer zu sagen. Zumindest aber übernimmt sie die Strategie, eine im wörtlichen Sinne ›Scheißarbeit‹ zu machen, ohne dabei ihre Sprache zu verlieren. Im Gegenteil wird eine aggressive, aber auch lustvoll besetzte und intertextuell weitverzweigte Fäkalsprache genutzt, um das zu beschreiben, was ihr bei ihrer Arbeit zugestoßen ist. Mit Anspielung auf den deutschen Schlager »Es liegt was in der Luft« beispielsweise macht sie in überspitzter Form auf das ekelhafte und rücksichtslose Benehmen der »Hochhaus-Menschen« (ebd.: 117) aufmerksam, die nachts vor die Türen scheißen und damit einen erbärmlichen Gestank verbreiten, mit dem die Putzfrau dann irgendwie klarkommen muss. Bilder des Abschaums und der Exkremente werden hier also herangezogen, um die ›dreckige Situation‹ der Protagonistin zu beschreiben. In einem der wenigen Forschungstexte zum Thema Putzfrauen pointiert die Germanistin Gisela Ecker insofern ganz richtig: »Das, was sie zu beseitigen hat, wird ihr als weiblicher und fremder Figur auf den Leib geschrieben« (Ecker 2012: 112).

Das jedoch, was in den Körper eingeschrieben wird, wird nicht als zerstörerisches Moment übernommen, sondern kraftvoll zurückgegeben. Durch die unvermittelte Reihung verschiedener Textsorten und Register wird Özdamars Erzählung sprachlich interessant, aber auch gesellschaftlich kritisch. Sie hält den deutschsprachigen Leserinnen und Lesern einen Spiegel vor, der zeigt, wie sie mit migrantischen Reinigungskräften umgehen und sprechen: schlecht. »›Du können gehen‹, hat er mir gesagt. Ich bin gegangen.« (Özdamar 2010: 115)

Doch obwohl Özdamars Text auf sprachlich innovative Weise zeigt, wie sich der verächtliche Blick auf die ›dreckige Putzfrau‹ in den Körper dieser Frau einschreibt und er auch deutlich macht, wie schwer es ist, einen Weg aus dreckigen Arbeitsverhältnissen herauszufinden und im Sinne Sara Ahmeds a body at home zu werden, entwickelt er nur bedingt eine kritische Perspektive auf soziale Ungleichheiten und deren politische Ursachen. Losgelöst von einem größeren politischen Kontext steht das Einzelschicksal der Protagonistin im Vordergrund.

Putzen als Ambivalenzerfahrung in der französischen und schwedischen Gegenwartsliteratur

Eine nicht genuin gesellschaftskritische, sondern am Einzelschicksal der Figuren interessierte Perspektive nimmt hinsichtlich der Putzthematik auch der schmale Roman Mon père est femme de ménage (vgl. Azzeddine 2009), auf Deutsch 2015 unter dem Titel Mein Vater ist Putzfrau (vgl. Azzeddine 2015), von Saphia Azzeddine ein. Verglichen mit der sprachlichen Kraft von Özdamars Erzählung nimmt sich dieser Roman zwar vergleichsweise blass aus, er ist aber insofern interessant, als hier, wie auch bei den schwedischen Texten, aus der Perspektive eines Jugendlichen erzählt wird, der damit konfrontiert ist, dass sein Vater als Reinigungskraft arbeitet. Putzen wird hier also als männliche Tätigkeit thematisiert.

Der Protagonist und Ich-Erzähler des Textes, der Jugendliche Polo, wächst unter prekären sozialen und ökonomischen Verhältnissen in einer migrantisch geprägten Vorstadt auf, ist aber selber weiß. Für ihn ist das ein Problem, da er dadurch weniger cool erscheint als die anderen dunkelhäutigen Jugendlichen in seiner Umgebung. Außerdem muss er sich mental daran abarbeiten, dass sein Vater als Putzfrau arbeitet. Polo gehört insofern der Gruppe des white trash an, dem Abfall der Gesellschaft. Doch trotz dieser schlechten Voraussetzungen scheint Polo nicht wirklich an seiner Situation zu leiden. Vor allem über den lakonisch-lässigen Sprachgebrauch der Figur wird Polos Leben als ein relativ unkompliziertes dargestellt. Phänomene von gesellschaftlicher In- und Exklusion werden, wenn überhaupt, dann nicht kritisch, sondern eher spielerisch-humoristisch verhandelt.

Ganz anders verhält es sich hingegen in der schwedischen Literatur. Im Gegensatz zu Azzeddine und Özdamar findet sich hier eine dezidierte Kritik an der schwedischen (Klassen-)Gesellschaft. Bei dem ersten der drei ausgewählten schwedischen Romane handelt es sich um das Debüt der finnlandschwedischen Autorin Susanna Alakoski, das 2006 unter dem Titel Svinalängorna (dt.: Schweineställe) erschien (vgl. Alakoski 2010). Vier Jahre später wurde das sehr erfolgreiche und mehrfach preisgekrönte Buch unter dem gleichen Titel verfilmt. Auf Deutsch erschien das Buch 2011, allerdings nicht unter der wörtlichen Übersetzung des Titels, sondern im Anschluss an den Film, der aus der Perspektive der jetzt bessergestellten erwachsenen Hauptfigur erzählt, unter dem Titel Bessere Zeiten (vgl. Alakoski 2011). Bei dem zweiten Roman handelt es sich um Ingenbarnsland (dt.: Niemandskindland) der ebenfalls finnlandschwedischen Autorin Eija Hetekivi Olsson (vgl. Hetekivi Olsson 2011). Und der dritte hier interessierende Text schließlich ist der Roman Mig äger ingen (vgl. Linderborg 2007), 2009 auf Deutsch unter dem Titel Ich gehöre keinem (vgl. Linderborg 2009) erschienen, der bereits oben kurz erwähnten Autorin Åsa Linderborg.

Die drei Romane erzählen davon, wie die jeweilige jugendliche weibliche Protagonistin unter schwierigen sozialen Bedingungen aufwächst. Die Eltern der Protagonistinnen aus Alakoskis und Hetekivi Olssons Buch, Leena und Miira, sind in den 1960er bzw. 1970er Jahren als mittellose Arbeitsmigrantinnen von Finnland in den Wohlfahrtsstaat Schweden eingewandert und kämpfen hier um Auskommen und Anerkennung. Die Protagonistin Åsa aus Linderborgs Roman hat, wie Azzeddines Polo, keinen migrantischen Hintergrund, wohl aber einen Vater, den man der Gruppe des white trash zuordnen kann.

Gemeinsam mit Azzeddines Mon père est femme de ménage ist den drei schwedischen Romanen, dass die jugendlichen Protagonistinnen bzw. der Protagonist über ihr direktes familiäres Umfeld die ambivalente Erfahrung machen, dass Saubermachen und Putzen einerseits erniedrigende Tätigkeiten sind, sie andererseits aber auch für etwas stehen, wonach sie sich sehnen: ein geordnetes, sauberes und schönes Lebensumfeld. Außerdem machen sie die ambivalente Erfahrung, als sauber anerkannt werden zu wollen, trotz aller Bemühungen aber als nicht dazugehörig und jenseits der gesellschaftlichen Ordnung stehend, und insofern als Dreck im Sinne Mary Douglas, betrachtet zu werden. Besonders deutlich tritt diese Erfahrung bei der Protagonistin Leena aus Alakoskis Svinalängorna zu Tage. Als Leena gemeinsam mit ihrer schwedischen Freundin deren Schwester Karin besucht, ist Leena entzückt über deren saubere Wohnung. »När jag blev stor skulle jag ha det lika rent och fint som Karin. Och då skulle jag också använda min gamla tandborste när jag gjorde rent runt kranen i badrummet.«3 (Alakoski 2010: 56)

Kontrastiert wird dieses Bild vorbildlicher Sauberkeit mit dem vergeblichen Bemühen von Leenas Eltern, die eigene Wohnung sauber zu halten. Für sie ist Putzen nicht Lust, sondern Last. Leenas Mutter putzt außerdem nicht nur zu Hause, sondern auch für andere. Das ruiniert ihren Körper und belastet sie psychisch. Da sie weder soziale noch finanzielle Anerkennung für ihre Tätigkeit erfährt, erlebt sie sich als strukturell diskriminiert und als Mensch abgewertet und beginnt zu trinken.

Dass Putzen kein neutraler Akt des Saubermachens ist, sondern zentraler Bestandteil eines Geschlechter- und Machtsystems, macht Alakoski u.a. deutlich, indem sie eine männliche Figur aus der schwedischen Mittelklasse einführt, die meint, Leena und ihrer Freundin ein richtiges Verständnis von ›schwedischer Ordnung‹ beibringen zu können. Diese Figur imaginiert sich selbst als eine Art Offizier und kommandiert »Uppställning vid diskbänken«4 (ebd.: 114). Seinem Selbstverständnis nach bringt dieser Mann der Arbeiterklasse das nahe, was man mit Beverly Skeggs »the domestic ideal« (Skeggs 2014: 46) nennen kann: das Ideal der sauberen, respektablen Hausfrau.

Diesem Ideal eifert auch die Figur des Vaters in Åsa Linderborgs Mig äger ingen nach. Aus der Perspektive der Tochter Åsa erfahren wir, dass der Vater viel Wert darauf legt, als achtsam und ordentlich wahrgenommen zu werden. Wenn er die kleine Tochter aus dem Kindergarten abholt, putzt er sich sorgfältig die Schuhe ab. Die Tochter kommentiert: »Ingen annan förälder var så noggrann. Han sa att det bara var patrask och överklass som inte rengjorde fötterna innan de klev in någonstans.«5 (Linderborg 2007: 10) Auch in der Wohnung, zumindest in einigen Teilen, wird auf Ordnung und Sauberkeit geachtet. Es wird gestaubsaugt und es werden die Fenster geputzt, und zwar so ordentlich, dass alle, die draußen am Haus vorbeigehen, denken, »att där måste bo ett duktigt fruntimmer«6 (ebd.: 35). Auf der anderen Seite aber mangelt es diesem Vater-Tochter-Haushalt an Seife, Zahnbürsten und Bettlaken. Die Unterwäsche wird selten gewechselt. En passant wird dem Leser die Situation vermittelt: »En liten äldre kille som bodde i samma hus som vi sa att pappa luktade piss. Jag trodde honom inte.«7 (Ebd.: 27)

Körper und Klasse

Besonders wichtig ist in diesem Kontext der Fokus auf den von der Arbeit geschundenen und verunstalteten Arbeiterkörper. Zwar ist es hier nicht die Arbeit des Putzens, die den Vater körperlich zugrunde richtet, sondern seine Arbeit als Schweißer, gleichwohl gilt: Harte körperliche Arbeit schreibt sich in den Körper ein. In ihrem Beitrag zu dem Essayband Tala om klass (dt.: Von Klasse sprechen), den Alakoski zeitgleich zu ihrem literarischen Debüt auf den Markt brachte, macht sie auf den Zusammenhang von Körper und Klasse aufmerksam:

Det blir ju så, om man är den som har städat och skrubbat åt andra ett helt liv, kroppen håller inte, och fast en viktig människa med riksdagslön har sagt att alla är lika i bastun så är vi inte det. För somliga har förhårdnader på händer, fötter, knän och krokiga skelett.8 (Alakoski 2007: 25)

Dass sich die Arbeit des Putzens physisch, aber auch psychisch in den Körper einschreibt, machen auch andere Beiträge aus dem Band deutlich. Analog zu Skeggs These, dass Arbeiterfrauen ständig von der Sorge geplagt sind, als nicht respektabel betrachtet zu werden, heißt es in dem Beitrag der finnlandschwedischen Gendertheoretikerin Tiina Rosenberg: »Min mor var ständigt sysselsatt med att göra rent och fint hemma. […] Det skulle dröja länge innan jag förstod att det desparata städandet var min mors sätt att dölja sin klasstillhörighet«9 (Rosenberg 2007: 194).

Dass es schwer, aber nicht unmöglich ist, zu seiner Klasse zu stehen und trotzdem zu versuchen, sich bessere Lebensumstände zu erarbeiten, zeigt vor allem Hetekivi Olsson mit ihrer rebellischen, aber gleichwohl sehr ambitionierten Protagonistin Miira, die entweder Gehirnchirurgin oder am besten gleich schwedische Ministerpräsidentin werden will, da der derzeitige Amtsinhaber, Olof Palme, seine Arbeit ihrer Meinung nach alles andere als gut macht. Er setzt sich zwar weltweit für Solidarität ein, isst aber, so Miiras empörter Vorwurf, selbst nur in Luxusrestaurants und kümmert sich nicht darum, ob es in dem Vorort, in dem sie lebt, einen Jugendclub gibt oder die Jugendlichen auf der Straße abhängen müssen.

Miiras Eltern haben wenig Geld und leben in einer finnischen Parallelgesellschaft. Miira geht in eine schwedische Schule, nimmt aber, gegen ihren Willen, am muttersprachlichen Finnischunterricht teil. Sie weiß um die prekären Verhältnisse der Eltern und schämt sich für ihr ärmliches und dreckiges Aussehen. Trotzdem aber weigert sie sich, die an sie herangetragene Erwartung zu erfüllen, ein stilles, sauberes, und möglichst ›weißes‹ schwedisches Mädchen zu sein. Provokativ grenzt sich die schwarzhaarige Miira von ihren bessergestellten, blonden und insgesamt ›weißeren‹ schwedischen Mitschülern ab. »De hade ljusa fulkläder och ömtåliga nakenfejs.«10 (Hetekivi Olsson 2011: 134)

Eine saubere und aufgeräumte Wohnung ist aber für Miira und ihre Eltern trotz dieser Abgrenzung wichtig. Mit einem unmarkierten intertextuellen Verweis auf Alakoskis Buch, in dem es um alkoholabhängige Eltern geht, heißt es hier aus personaler Erzählperspektive: »Mamma och pappa var inga fullisar. De var renisar. Pappa plutade med underläppen när han dammsög. Tog sig från rum till rum med ryckiga rörelser. Kom hon i vägen knuffades hon åt sidan.«11 (Ebd.: 20)

Miira macht zwar ihr Zimmer genauso akribisch sauber wie ihr Vater, sieht aber auch sehr deutlich, welche verheerenden Folgen das Saubermachen für die Eltern hat, vor allem dann, wenn es um das Putzen für andere Leute geht. Sehr viel expliziter als bei Alakoski wird der desaströse Effekt des Putzens auf den Körper herausgearbeitet. Die putzende Mutter mutiert in den Augen der Tochter zu einem verkrüppelten Monster.

Hon hörde stenar knastra mellan tänder. Mamma snyta sig i vasken och stöna till av smärtan i ryggen. Mamma, som senare inte kunde komma upp ur sängen eller räta på kroppen och fick ramla i en hög på golvet och krypa på alla fyra till toan.12 (Ebd.: 14)

Das Bild der Erniedrigung zu einem auf allen vieren laufenden Tier findet sich, wenngleich in lässig-lakonischem Sprachgestus, auch in Azzeddines Mon père est femme de ménage. Hier heißt es: »Je l’aime mon père, mais j’ai du mal à l’admirer. Souvent, quand je le regarde, il est à quatre pattes, alors forcément ça manque un peu de hauteur tout ça …« (Azzeddine 2009: 17).13 Wie Miira und Leena schämt sich auch Polo für die Tätigkeit seines Vaters und wünscht sich, er würde nicht gedemütigt nach unten gucken, sondern endlich einmal in der Position des Überlegenen und Mächtigen sein. Doch zu einem existentiellen Problem wird ihm das letztlich genauso wenig wie die Tatsache, dass er seinem Vater ständig beim Putzen helfen muss. So heißt es ganz am Anfang der Erzählhandlung in lässigem Ton: »J’astique, je nettoie, je frotte, j’aspire, même dans les coins. Petit et fin, je me faufile partout.« (Ebd.: 7)14 Welche physischen und psychischen Auswirkungen das Putzen auf den Vater und auf ihn selbst hat, wird dabei ebenso wenig problematisiert wie die grundlegenden schlechten Arbeitsbedingungen und ihre politischen Ursachen.

Putzen als Frage der sozialen (Im-)Mobilität

Anders als bei Azzeddine ist bei Alakoski und Hetekivi Olsson das Thema Putzen eng mit dem Thema Geld und über das Thema Geld eng mit dem Thema Aufstiegsmöglichkeiten verknüpft. So wie Polo hilft auch Leena beim Putzen. Nach einigen kleineren Tätigkeiten übernimmt sie schließlich den Putzjob einer Bekannten. In Bezug auf die Bezahlung heißt es: »Vi hade tre timmar på oss. Tjugo kronor i timmen […]. Det handlade om att göra tre timmars arbete på två för att lönen skulle vara mödan värd.«15 (Alakoski 2010: 141) – eine Formulierung, die sich übrigens fast wortgleich auch in Aubenas’ Bericht findet. Hier heißt es: »Zwei Stunden Arbeit werden bezahlt, ich brauche drei, aber ich werde mich hüten das anzusprechen« (Aubenas 2010b: 147). Alakoskis Leena fühlt sich weder schlecht bezahlt noch ausgebeutet. Sie nimmt den Hinweis der erfahrenen Putzfrau ernst, möglichst schnell zu arbeiten. Dass sie sich damit auf längere Sicht ihren Körper ruinieren wird und zudem ein ungerechtes, weil auf Unterbezahlung beruhendes, ökonomisches System unterstützt, bleibt von der Erzählerin unerwähnt, wird dem Leser über Stil und Struktur des Textes jedoch trotzdem klar. Die eingeschränkte kindliche Perspektive Leenas gibt hier mehr preis als Leena selbst weiß.

Expliziter ist Hetekivi Olsson bzw. deren Figur Miira. Als sie in der Schule mit der Aussage des Lehrers konfrontiert wird, dass aus den finnischen Schülern sicher nichts werden wird, reagiert Miira frustriert. »Hon kunde döpa sig själv till Sirkka Städarelainen nu på en gang.«16 (Hetekivi Olsson 2011: 197) Mit Sara Ahmed lässt sich diese Szene als Erfahrung des Gestopptwerdens lesen. Für Miira scheint es kein Aufwärts zu geben. Sie muss bleiben, wer und wo sie ist.

Dass Putzen keine Möglichkeit impliziert, auf der sozialen Leiter nach oben zu kommen, weiß Miira, im Gegensatz zu Leena, nur allzu gut. Trotzdem nimmt sie, weil sie dringend Geld braucht, einen Putzjob an. Hetekivi Olsson hebt dabei deutlich hervor, dass es sich beim Putzen um eine erniedrigende Arbeit handelt. Der Höhepunkt des Widerlichen ist erreicht, als Miira die völlig vermüllte Wohnung eines Mannes reinigen muss, der sich in der Wohnung selbst erhängt hat und dann offensichtlich herabgestürzt ist. Sie muss die menschlichen, eher noch: die unmenschlichen, Überreste wegputzen, die auf dem Boden der Wohnung festkleben: »Någons hår och halva fejs hade fastnat i blodet. En del av näsan, av pannan, av ögonbrynen. Hålet där ögat suttit.«17 (Ebd.: 304) Miira nimmt kein Blatt vor den Mund. Stattdessen macht sie mittels eines ruppigen Vorortslangs deutlich, dass in der schwedischen Gesellschaft ganz klar etwas falsch läuft.

Schmutzige Sprache

Hetekivi Olssons Buch zeichnet sich von der ersten Szene an durch einen aggressiven Sprachduktus aus. Wir begegnen der kleinen Miira, die fluchend und schreiend einen gleichaltrigen Jungen verprügelt, der ein anderes Mädchen beleidigt hat. Ihre Sprache, ein mit Slangausdrücken durchzogenes Vorortschwedisch mit finnischen Versatzstücken, wird von Miira als Mittel der Verteidigung und Selbstbehauptung eingesetzt, markiert aber auch ihre sozial und ethnisch prekäre Situation. Insofern kämpft sie verzweifelt darum, nicht in eine Klasse mit Finnisch als Muttersprache gehen zu müssen und Schwedisch nicht nur als ›Schwedisch für Einwanderer‹ beigebracht zu bekommen, sondern ein gehobenes Standardschwedisch zu erlernen. Denn anders als ihre zum Teil phlegmatisch-frustrierten Klassenkameradinnen weiß sie sehr wohl, dass nur ein perfektes Schwedisch sie befähigen wird, eine gute Ausbildung zu bekommen und entsprechend einen guten Beruf auszuüben.

Gleichwohl spürt sie auch, dass es weder leicht ist, dieses Schwedisch zu erlernen, noch dass es unter allen Umständen wünschenswert ist. Deutlich wird das, als Miiras Freund Pabblo, der zwar auch einen Migrationshintergrund hat, aber trotzdem aus ›besseren Verhältnissen‹ kommt, die fluchende Miira auffordert, ein ›sauberes‹ Schwedisch zu sprechen. »Tvätta språket«18, fordert er sie auf. Miira reagiert verdutzt. »[Hon] undrade hur hon skulle tvätta språket. Såg bokstäver simma omkring i badkaret. Bli rena«19 (ebd.: 146). Einige Zeit später wird deutlich, dass sich ihr Sprachverhalten tatsächlich geändert hat, genau das aber ein Problem darstellt. Eine gewaschene, von Aggressivität und Widerwillen gereinigte Sprache ist eine Sprache, die nicht laut wird, wo sie hätte laut werden müssen. Statt sich gegen einen sexuellen Übergriff aktiv zur Wehr zu setzen, weicht Miira verbal aus. Hinterher fragt sie sich ärgerlich, was geschehen ist. »Varför sa jag så? tänkte hon. Det var Pabblos fel.«20 (Ebd.: 150)

Auch in Bezug auf Azzeddines Polo erweist sich die gehobene Sprache, die er sich aneignet, um seinem »destin de beauf« (Azzeddine 2009: 77).21 zu entkommen, als Problem (vgl. Buzek 2013). Sie lässt ihn gegenüber seiner Familie arrogant werden. Doch als es fast schon zu spät ist, besinnt er sich. Er sehnt sich danach, mit seinem Vater Lachen und Wörter zu teilen und so eine Verbundenheit herzustellen, »que j’avais enterrée injustement, trop ébloui par mes mots arrogants.« (Azzeddine 2009: 90).22 Die Aufgabe, die Polo und die anderen jugendlichen Protagonistinnen zu bewältigen haben, liegt also darin, zwischen zwei Sprachen wechseln zu können – die Sprache der Eltern und Freunde nicht zu verlernen und sich doch auch die Sprache der aufstrebenden Mittelschicht anzueignen. Während Azzeddine in Bezug auf ihren Protagonisten Polo das als machbar vorführt, zeigen sich die schwedischen Autorinnen skeptischer.

Sozialer Aufstieg als Happy End?

Bei Hetekivi Olsson ebenso wie bei Alakoski und Linderborg werden die prekären Lebensbedingungen ihrer Protagonistinnen als Effekt eines geschlechtlichen, ethnischen und klassenbezogenen Machtsystems sichtbar gemacht. Nicht in dem sozialdemokratisch propagiertem schwedischen folkhem, dem ›Volksheim‹ ohne soziale und ökonomische Hierarchien wachsen die Jugendlichen auf, sondern in einer Klassengesellschaft, die den sozialen Aufstieg zu einem äußerst ungewissen Vorgang macht. Literarisch geschickt dargestellt wird das bei Alakoski und Hetekivi Olsson dadurch, dass sie uns nicht erzählen, wie der Lebensweg von Miira und Leena verlaufen wird. Zwar will Miira, wie es im Buch wortschöpferisch heißt, »Härifrån till tjottahejti«23 (Hetekivi Olsson 2011: 244), doch ob das gelingt und wie sich dieses utopische Land gestalten lässt, bleibt offen.

Anders bei Azzeddine. Ihr Buch schließt nach einem mehrjährigen Zeitsprung mit dem jetzt erwachsenen Polo, der ein glücklicher, offensichtlich wohlhabender Familienvater ist und als Steward bei einer französischen Fluggesellschaft arbeitet. Das Buch endet mit der Bemerkung seines kleinen Sohnes, der die Selbstpräsentation des Vaters als Steward, der sich um die Fluggäste kümmert und das Flugzeug saubermacht, wie folgt kommentiert: »Ah oui … En fait tu fais le ménage mais dans l’air, papa?« (Azzeddine 2009: 127)24

Zusammenfassend lässt sich herausstellen, dass in Azzeddines Buch, ähnlich wie in dem eingangs zitierten norwegischen Abzählreim vorgeführt, sozialer Aufstieg eine Frage der richtigen Reihenfolge ist. Mit ein bisschen Glück und ein wenig gutem Willen zur Sauberkeit kann man es ›nach oben‹ schaffen. Die drei schwedischen Romane hingegen zeigen, dass sozialer Aufstieg keine Frage von Kontingenz oder eigener Leistung ist, sondern von konkreten sozialen und ökonomischen Bedingungen abhängt. Über den wachen Blick der jugendlichen Protagonistinnen Leena, Miira und Åsa auf ihre Eltern und deren gesellschaftliche Randlage wird Putzen nicht als schlichter Akt des Saubermachens dargestellt, sondern als stabilisierender Bestandteil bestehender Machtverhältnisse. Wer kein Geld hat, muss sich im wörtlichen Sinne krumm machen. Die jugendlichen Protagonistinnen nehmen das, je älter sie werden, immer deutlicher wahr. Und mit ihren Augen lernen auch die Leserinnen die soziale Not der Elterngeneration als Effekt einer schwedischen Klassengesellschaft kennen. Die expliziten Verweise auf die Existenz verschiedener Klassen, wie auch die mehrfachen direkten Hinweise auf bestehende Strukturen, Institutionen oder Vertreter des Wohlfahrtsstaatssystems, wie z.B. in Ingenbarnsland auf Olof Palme, geben den Romanen eine dezidiert politische Dimension, die sich so in den anderen Texten nicht findet.

Anmerkungen

1 | »Indem man sich eine schlecht bezahlte weibliche Arbeitskraft kauft, macht man aus einer Ehe, in der beide Partner Karriere machen wollen, eine Ehe, die eher als gleichberechtigt bezeichnet werden kann. So kann man seine Kinder erziehen, ohne dass die ihre Eltern darüber streiten hören müssen, wer den Haushalt macht. Aber selbst müssen sie nicht helfen. Auch lernen sie wohl kaum, wie man eine Toilette putzt. Denn das macht ja Samira.« Alle Übersetzungen aus dem Schwedischen sind meine eigenen.

2 | Der Begriff the great unwashed wurde erstmals 1830 in dem Roman Paul Clifford von Edward Bulwer-Lytton verwendet. 1868 wurde die Phrase zum Titel eines Buches von Thomas Wright, in dem es über die Arbeiterklasse im Viktorianischen England ging. Damit wurde die derogativ benutzte Verbindung von Schmutz und unqualifizierter Masse von Arbeitern fest etabliert. Der Begriff der dirty immigrants lässt sich nicht im gleichen Maße eindeutig herleiten. Er taucht häufig in Verbindung mit Migranten und dirty work auf. In jüngster Zeit wird er als gegenderte Kategorie vor allem häufig mit migrantischen weiblichen Haushaltshilfen in Verbindung gebracht (vgl. hierzu Anderson 2000). Von white trash ist vor allem mit Blick auf die weiße Unterschicht Amerikas die Rede, um herauszustellen, dass Schmutz und soziale Verworfenheit nicht notwendig ein Problem dunkelhäutiger Migranten ist (vgl. hierzu Wray 2006).

3 | »Wenn ich groß bin, würde ich es genau so sauber und schön haben wie Karin. Und dann würde ich auch meine alte Zahnbürste benutzen, um rund um den Wasserhahn sauberzumachen.«

4 | »Aufstellung an der Spüle«.

5 | »Keiner der anderen Eltern war so ordentlich. Er sagte, dass nur Gesindel und Leute aus der Oberklasse sich nicht die Füße abputzten, bevor sie irgendwo reingingen.«

6 | »[D]ass da ein tüchtiges Frauenzimmer wohnen musste«.

7 | »Ein älterer Junge, der im gleichen Haus wie wir wohnte, sagte, dass Papa nach Pisse riechen würde. Ich glaubte ihm nicht.«

8 | »So ist es nun einmal, wenn man sein ganzes Leben für andere geputzt und geschrubbt hat, dann hält der Körper das nicht aus. Und obwohl ein Mensch mit Reichstagsgehalt gesagt hat, dass in der Sauna alle gleich sind, sind wir das nicht. Denn einige haben Verhärtungen an Händen, Füßen und Knien und ihre Knochen sind krumm.«

9 | »Meine Mutter war ständig damit beschäftigt, zu putzen und es zu Hause schön zu machen. […] Es sollte lange dauern, bis ich verstanden hatte, dass das verzweifelte Putzen der Versuch meiner Mutter war, ihre Klassenzugehörigkeit zu verbergen«.

10 | »Sie hatten helle Scheißklamotten und empfindliche Nacktfressen.«

11 | »Mama und Papa waren nicht alkoholabhängig. Sie waren putzsüchtig. Papa staubsaugte mit vorgestülpter Lippe. Zog mit eckigen Bewegungen von Raum zu Raum. Kam sie ihm in den Weg, wurde sie zur Seite geknufft.«

12 | »Sie hörte Steine zwischen Zähnen knirschen. Sah Mama sich ins Waschwasser schnäuzen und vor Rückenschmerzen stöhnen. Mama, die später nicht mehr aus dem Bett hochkommen sollte, sich nicht mehr aufrichten konnte, zu einem Haufen auf dem Boden zusammensackte und auf allen vieren zur Toilette kriechen musste.«

13 | »Ich liebe meinen Vater, aber es fällt mir schwer, ihn zu bewundern. Wenn ich ihn sehe, ist er oft auf allen vieren, und in dieser Position fehlt es ihm zwangsläufig ein bisschen an Größe …« (Azzeddine 2015: 16f.).

14 | »Ich poliere, ich putze, ich scheuere, ich sauge Staub, sogar in den Ecken. Klein und schmal, wie ich bin, komme ich überall hin.« (Ebd.: 7)

15 | »Wir hatten drei Stunden zu tun. 20 Kronen pro Stunde, […] damit die Arbeit die Mühe wert war, mussten wir es in zwei Stunden schaffen.«

16 | »Jetzt könnte sie sich gleich Sirkka Scheuerlappen nennen.«

17 | »Die Haare und das halbe Face des Typen waren im Blut steif geworden. Ein Teil der Nase, der Stirn, der Augenbrauen. Das Loch, wo das Auge gesessen hatte.«

18 | »Wasch die Sprache«.

19 | »[Sie] fragte sich, wie sie die Sprache waschen sollte. Sah die Buchstaben in der Badewanne umherschwimmen. Sauber werden«.

20 | »Warum habe ich das so gesagt? dachte sie. Das war Pabblos Schuld.«

21 | »Proletenschicksal« (Azzeddine 2015: 74).

22 | »[D]ie ich ungerechterweise untergraben hatte, geblendet von meinen eingebildeten Wörtern.« (Ebd.: 88).

23 | »[W]eg von hier nach Tjutahiti«.

24 | »Ach ja … Das heißt also, du putzt, nur eben in der Luft, Papa?« (Azzeddine 2015: 212).

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