On Multilingualism Research in Intercultural Literary Studies: Turn, Romance, Return?
Keywords:interculturality; multiculturalism; monolingualism; translingual writing; multilingualism
Es ist kein Zufall, dass sich seit 1995 in der angewandten Linguistik, der Komparatistik und Translationswissenschaft sowie in den Nationalphilologien mehr Monographien und Artikel dem Thema ›Mehrsprachigkeit‹ widmen als zuvor. Paul Kei Matsuda spricht von einer ›lure‹, einer ›Verführung‹, der diese Disziplinen derzeit durch das Phänomen des ›translingual writing‹ ausgesetzt sind (vgl. Matsuda 2014). Ein Paradigmenwechsel, von Yasemin Yildiz auf den griffigen Terminus ›postmonolingualer Zustand‹ gebracht (vgl. Yildiz 2012), habe in den Sprach- und Literaturwissenschaften einen neuen Geist heraufbeschworen, und zumindest in der Fremdsprachendidaktik könne man von einem genuinen ›multilingual turn‹ sprechen (vgl. May 2013). Bei Mehrsprachigkeit anzusetzen biete, so Matsuda, Kulturmachern, Lehrern und Wissenschaftlern neue Einsichten und signalisiere Nähe zur kulturpolitischen Avantgarde. Musterbeispiele translingualer Texte behandele man in Unterricht und Forschung nicht nur, um ihr emanzipatorisches Potential zu untersuchen, sondern auch, um sie zu feiern. Matsuda bezeichnet diesen Trend kritisch als »linguistic tourism«, der auf schiere Faszination und Neugierde zurückgehe, aber nicht zu »vigorous and healthy intellectual debate« (Matsuda 2014: 480) führe.
Einer der unbeabsichtigten Nebeneffekte des neuen Interesses an Mehrsprachigkeit ist die zunehmend sich verbreitende Ansicht, einsprachige Texte und einsprachige Menschen seien weniger kosmopolitisch, kreativ, ästhetisch ambitioniert oder gar weltoffen. Beispielhafte polyglotte Autoren im deutschsprachigen Raum wie Yoko Tawada, Christine Brooke-Rose, Feridun Zaimoglu (in seinem Frühwerk) sowie vereinzelte Nachkriegsautoren wie Paul Celan und Ingeborg Bachmann gelten demgegenüber als wegweisend. Unter den Rahmenbedingungen einer solchen ›Romantik der Translingualität‹ stehen sogar mehrsprachige Verfasser einsprachiger Texte wie Franz Kafka, Hannah Arendt, Saša Stanišić, Terézia Mora, Zafer Şenocak, Pascal Mercier (Peter Bieri), Elias Canetti und sogar Glickl bas Judah Leib unter dem Verdacht, sie hätten sich in der Wahl der einzelnen Schriftsprache in unziemlichem Opportunismus einem ›Einsprachigkeitsparadigma‹ angedient. Problematisch an diesem Bedauern gegenüber einsprachig schreibenden mehrsprachigen Schrifstellern ist die Verkennung der historisch normativen Monolingualität des modernen literarischen Textes. In den allgemein auf Ideale der Hybridität gerichteten Literaturwissenschaften droht diese historische Dimension von Monolingualität tendenziell hinter der mutmaßlichen Heteroglossie zu verschwinden. Wenn Mikhail Bakthin behauptet, dass der Roman »as a whole is a phenomenon multiform in style and variform in speech and voice«, angesichts dessen »the investigator is confronted with several heterogenous stylistic unities, often located on different linguistic levels and subject to different stylistic controls«, gilt diese Beschreibung in seinem stalinistischen Kontext doch eher dem politisch potenzierten, kritischen Monolingualismus einer ideologisch heterogenen Gesellschaft als der oftmals politisch wie erzählerisch ›trägen‹ Mehrsprachigkeit der sozialen Welt. Bakhtin betont sogar, die Renaissance sei »the only period in the history of European literature that marked the end of a dual language [vernacular and ecclesiastical system] and a linguistic transformation. Much of what was possible at that exceptional time later became impossible« (Bakthin 1994: 465). Insofern wirkt die unbeabsichtigte Verschmelzung Bakhtin’scher Heteroglossie (»разноречие«) mit Mehrsprachigkeit im Sinne von wechselseitig unverständlichen (National-)Sprachen literaturtheoretisch eher ungenau, besonders wenn beide die Literaturwissenschaft in Ekstase versetzt.
Einige Literaturwissenschaftler glauben, Einsprachigkeit sei lediglich ein Oberflächenphänomen, das es mehrsprachigen Schriftstellern ermögliche, ihren gewohnheitsmäßig grenzüberschreitenden Sprachhabitus innerhalb eines konventionellen, einsprachigen Textzeichenvorrates zu sublimieren, der dann für Publikumsverlage akzeptabel und für unterschiedliche Öffentlichkeiten zugänglich ist. Hier gilt die Einsprachigkeit als Standardwährung des literarischen Lebens, als formale, aber nicht substanzielle Einschränkung, die die wahren und vielfältigen Formen erlebter Mehrsprachigkeit zwischen den Zeilen eines scheinbar einsprachigen Buches dennoch auf pragmatische Weise sichtbar mache. In ihren Analysen der Werke Henry Roths und Mary Antins gelingt es zum Beispiel Hana Wirth-Nesher, »echoes of another language and culture […] in so-called monolingual prose« aufzudecken (Wirth-Nesher 2008: 6). Wirth-Nesher zitiert Israel Isodore Elyashev, einen der ersten modernen jiddischen Literaturkritiker, der am Vorabend der Oktoberrevolution in einem Zeitungsartikel (auf Jiddisch) die folgende (rhetorische) Frage stellt: »Don’t our finer critics carry within them the spirit of the German language? And among our younger writers, who were educated in the Russian language, isn’t it possible to discern the spirit of Russian?« (Elyashev zit. n. ebd.)
Schon der Titel von Elyashevs Abhandlung im Petrograder Tageblatt im Jahre 1918, Tsvey shprakhen: eyn eyntsiker literatur, deutet an, was heute eine übliche Haltung der Literaturwissenschaft ist: nämlich dass die Wahl eines jeden Künstlers, Schriftstellers oder Essayisten, in nur einer Sprache zu schreiben, letzten Endes nur die Schnittstelle hin zur unbändigen Welt der mehrsprachigen Heteroglossie sei. Aber auch wenn Wirth-Nesher und andere ihr nahestehende Autoren wie Murray Baumgarten (vgl. 1982: 10) und Yoram Ben-David (vgl. Ben-David in: Suchoff 2003: 271) die Entdeckung philologischer, phonologischer und hermeneutischer Verschmelzungen an- und abwesender Sprachen in manifest einsprachigen Texten freut – die Kulturpolitik, die sich hinter ihren Argumenten verbirgt, scheint doch ambivalent. Denn in einem faktisch einsprachigen, zum Beispiel englischen Text dennoch Spuren der Anwesenheit einer anderen, abwesenden Sprache, zum Beispiel Jiddisch, zu finden, dürfte nur ein schwacher Trost sein für diejenigen, die lieber tatsächlich Jiddisch lesen würden. Die Konzentration auf hypotextuelle, apophatische Gesten in der Analyse kann daher dazu führen, den beispielsweise englischsprachigen Text von seinem einsprachigen Privileg und seiner einsprachigen Performativität freizusprechen. In solchen Fällen feiert die analytische Zuflucht in Metaphern der mehrsprachigen ›Tiefe‹ oder ›Vielschichtigkeit‹ der Sprache einen humanistischen Geist der Heteroglossie, der zugleich die Einsprachigkeit des Textes entpolitisiert. Die Frage der gegenseitigen politischen Beziehung zwischen der ›translingualen Vorstellungskraft‹ (vgl. Kellmann 2000) und dem manifesten textuellen Monolingualismus, der von publizierbaren Texten erwartet wird, muss in der Literaturtheorie erneut rigoros aufgenommen werden.
Der ›multilingual turn‹ – soweit er in Literaturwissenschaft und angewandter Linguistik vollzogen ist – kann aus historischer Umsichtigkeit nur Nutzen ziehen. Seit ungefähr dreieinhalb Jahrhunderten tendieren die politischen Eliten Westeuropas dazu, sich die Welt kartographisch als Ensemble aneinandergrenzender und einander nicht überlappender, je für sich einsprachiger Territorien vorzustellen. Man nimmt dann beispielsweise an, es gebe einen Teil auf der Weltkarte namens Frankreich, in dem man als sprechendes Subjekt logischerweise und völlig selbstverständlich die französische Sprache nutzt. Diese wiederum sei eine universal einsetzbare und semantisch flächendeckende Sprache, in welcher der nüchterne und ausgereifte Sprecher alles Sag- und Denkbare erörtern könne. Natürlich gesteht dieses Modell Ausnahmen zu – ›translinguale‹ Texte und Menschen –, die je nach Bedarf berücksichtigt und flexibel kategorisiert werden können. Diese individuellen Sonderfälle – Diplomaten, Übersetzer, Exilanten, Dolmetscher, subnationale Minderheiten, Götter, Zugewanderte, Schizophrene oder Gebärdensprecher – werden aber dann immer an ihrer jeweiligen Distanz zur territorialen ›Sprachigkeit‹ gemessen und entsprechend markiert (vgl. Dorostkar 2014). Mit dem britischen Sozialpsychologen Michael Billig lässt sich also sagen: »the medieval peasant spoke, but the modern person cannot merely speak: we have to speak something.« (Billig 1995: 31) Im Rahmen der mehr oder weniger ›offiziellen‹ Ordnung von Sprachigkeit in der Gegenwart gilt daher, aller Rede vom ›postmonolingualen Zustand‹ (vgl. Yildiz 2012) und von der Obsoletheit der Einsprachigkeitsideologie zum Trotz, weiterhin, dass die moderne Welt (Globalisierung, Interkulturalität, Kulturtransfer und Weltliteratur einbegriffen) zunächst aus parallelen, gleichwertigen und panfunktionalen Einsprachigkeiten besteht, die kollektiv, ordentlich und übersichtlich das globale Sprachsystem ausmachen. Mehrsprachigkeit gilt in diesem märchenhaften Denkmodell als absichtliche, strategische oder auch zufällige Erweiterung des natürlichen Zustands der Einsprachigkeit. Und literarische Mehrsprachigkeit sticht gleichsam aus ›unseren‹ einsprachigen Alltagsroutinen hervor als das edle Vermögen eines Joseph Conrad, einer Christine Brook-Rose oder einer Yoko Tawada, die ungeachtet aller Widrigkeiten die kreativen Ressourcen mehrerer Einzelsprachen ästhetisch auszuschöpfen verstehen. In beiden Fällen – im sozialen wie im literarischen – gilt die Mehrsprachigkeit letzten Endes als Sonderzustand, der aus der Vervielfachung der normativen Einsprachigkeit resultiert (vgl. Pennycook 2010: 132).
Diese Beständigkeit der parallel territorialisierten und zählbaren Spracheinheiten – insofern sie auch in Wirklichkeit existiert – musste allerdings in der westeuropäischen Frühmoderne erst mühsam, teilweise gewalttätig und unermüdlich vor- und dann vor allem hergestellt werden (vgl. Makoni / Pennycook 2006: 1-41). Trotz des enormen politischen Aufwands, der hierzu seit dem 17. Jahrhundert betrieben wurde, ist das erhabene kartographische Narrativ über ›die Weltsprachen‹ faktisch aber noch das Minderheitsparadigma auf einem Planeten, der nach wie vor eher durch komplexe ›mehr‹- und ›minder‹-sprachige Ökologien charakterisiert ist, die jedwede Herleitung aus der einen oder anderen Einsprachigkeit bockig zurückweisen – auf dem europäischen genauso wie auf dem afrikanischen Kontinent. Gerade den Mediävisten ist beispielsweise der für Literaturhistoriker der Moderne eher lästige Tatbestand schon lange bewusst, dass die disziplinär gepflegten europäischen ›Nationalliteraturen‹ einem mehrsprachigen und national indifferenten Zusammenhang entstammen. Im 13. Jahrhundert entschuldigte sich der friaulischsprachige Kleriker Thomasîn von Zerclaere zu Beginn seines Lehrgedichts Der Wälsche Gast für die Unzulänglichkeit seiner bayrisch gefärbten mittelhochdeutschen Sprachkompetenz. Bis tief in die europäische Moderne haben (männliche) Wissenschaftler fast aller Disziplinen nicht in der sogenannten Nationalsprache, sondern auf Latein korrespondiert, und die frühmodernen Versuche eines Martin Opitz, die deutsche Sprache zu fördern, strebten eigentlich keine nationale Einsprachigkeit unter den Deutschen im spätmodernen Sinne an, sondern eine umfassendere Mehrsprachigkeit unter polyglotten Dichtern und Denkern (siehe zum Beispiel Kilchmann 2014).
Eine solche ›unordentliche‹ Mehrsprachigkeit, die das hegemoniale Territorialprinzip der Spätmoderne unterminiert, war aber keinesfalls nur das luxuriöse Privileg europäischer Eliten. In den böhmischen Kronländern des 19. Jahrhunderts sahen sich viele mehrsprachige Dörfer dazu gezwungen, die Annährungsversuche urbaner Partisanen abzuwehren, die ihre Einwohner zur nationalistischen Einsprachigkeit der einen oder anderen politischen Partei bekehren wollten (vgl. Judson 2006). Im osmanischen Reich konnte die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung mit der Hofsprache und den Gesetzestexten ›ihres‹ Staates gar nichts anfangen; und umgekehrt verfügten die osmanischsprachigen Repräsentanten des Hofs in den anatolischen Provinzen über eine stark eingeschränkte Sprachkompetenz auf Türkisch. Diese endemisch hierarchisierte Mehrsprachigkeit führte schon im 16. Jahrhundert zu der regimekritischen Schattentheatertradition Karagöz und Hacivat, die dann wiederum im ›postmonolingualen Zustand‹ des späten 20. Jahrhunderts zum sozialkritischen Zitatenschatz mehrsprachiger türkisch- und kurdischstämmiger Literaten in Deutschland werden konnte (vgl. Özdamar 1993; Yildiz 2012). Jeweils auf unterschiedliche Weise verweisen solche Phänomene auf die transhistorische Normalität menschlicher Mehrsprachigkeit und auch darauf, dass die Durchsetzung staatsbürgerlicher Einsprachigkeit, wie sie sich besonders in hochzentralisierten Ländern wie den Staaten Westeuropas und den Vereinigten Staaten etabliert hat, eigentlich ein technisches Wunderwerk darstellt (vgl. Sollors 1998; Miller 2011).
Auch die Behauptung allerdings, die Einsprachigkeit sei ein modernes globales Ordnungsraster ohne historische Vorläufer, würde in die falsche Vorstellung münden, das mittelalterliche Europa habe eine translinguale Utopie verwirklicht, welche die unversöhnlichen und gewalttätigen politischen Sprachhierarchien der kolonialen und nationalstaatlichen Ordnung ab dem 18. Jahrhundert ganz und gar nicht gekannt habe. Gewiss haben Sprachdifferenzen auf Gruppenebene schon immer Gewalt erzeugt, spätestens seitdem die Ephraimiten 1200 v.Chr. den Jordan überkreuzen wollten (Richter 12: 5-6). Dass man sich an der Sprechpraxis anderer stört und sich das Missfallen an abweichenden Sprachpraktiken zunutze macht, ist kein neuartiges Phänomen. Es ist daher gar nicht so einfach, die spezifisch modernen Mechanismen der Einsprachigkeit zu begreifen und von vormodernen Mechanismen abzugrenzen. Man muss sich dazu die Lebensgrundlage eines vormodernen Sprechers vor Augen führen, dem das Abstraktum ›Sprachigkeit‹ nicht zur Verfügung steht und der dementsprechend a) sich in seinem Alltag nicht persönlich einer bestimmten Spracheinheit zugehörig fühlt, b) nicht die Fähigkeit besitzt, verschiedene ›Sprachen‹ zu unterscheiden, dessen Sprachpraxis c) grammatischen oder orthographischen Schwankungen unterworfen ist und dem d) das abstrakte, rational wohl entworfene Raster von Äußerungspotentialen einer systematischen Spracheinheit fehlt. Gerade die Herstellung eines persönlichen Bedürfnisses nach solchen Kompetenzen wurde aber zur tragenden Säule des Idioms der Kolonisierung im späten 16. Jahrhundert, als man damit begann, einheimische Sprecher in der neuen wie der alten Welt systematisch um ihre herkömmlichen sprachlichen Kompetenzen zu bringen und zu einsprachigen Sprechern zu erziehen (vgl. Hanks 2010; Pratt 2012).
Die Gegenwart mit ihren Literaturen und Literaturwissenschaften, ihren Sprachpolitiken und Sprachigkeiten hat also gewissermaßen einen gespenstischen Begleiter, ein einsprachiges Über-Ich, das den alltäglichen Erfahrungen, Repertoires, Referenzen und Praktiken der mehrsprachigen Welt kaum Rechnung trägt, dessen Sprachethik aber gleichwohl auf Konzepte wie ›Zugänglichkeit‹, ›interkulturelle Verständigung‹, ›Übersetzbarkeit‹ und ›Gemeinsamkeit‹ abzielt. Es handelt sich dabei allerdings um die Tugenden einer utopischen Einsprachigkeit, die eigentlich einen Ausnahmefall der menschlichen Sprachgeschichte darstellt. In manchen politischen Zusammenhängen gelten diese Tugenden als schwer erkämpfter Fortschritt entwickelter Länder, die gegen Ungleichheit, Intoleranz und Unmündigkeit Posten stehen: Die Einsprachigkeit, so das entsprechende Argument, biete prophylaktische Transparenz besonders in Zuwanderungsgesellschaften, die es mit multikulturellen und ›superdiversen‹ Phänomenen zu tun haben (vgl. Vertovec 2007). Innerhalb dieses Paradigmas gelten (Welt‑)Literatur und die (Welt‑)Literarizität dann als Garant eines Ethos der gegenseitigen Verständigung, die der Versöhnungsbund der internationalen Übersetzer tagtäglich herzustellen sich bemüht. Einsprachigkeit ist aus dieser strukturellen Perspektive eine Art gelebte Ganzzahligkeit, die die Vektoralgebra des dynamisch planetarischen Bedeutungsschaffens so schmerzlos wie verzögerungslos funktionieren lässt. Dialekte und Sprachvarietäten gelten in diesem Schema nicht als Bruchzahlen, sondern eher als imaginäre Zahlen, mit denen in Notfällen Experten oder Einheimische rechnen können, die aber nur dekorativ zum ganzheitlichen Funktionieren der Bedeutungsübersetzbarkeit gehören.
Da eine Onlinestichwortsuche nach Begriffen wie ›mehrsprachig‹ oder ›multilingual‹ generell viel mehr Resultate im Bereich der technischen Informatik als im Bereich der Sprach- und Literaturwissenschaften ergibt, sollte man sich fragen, ob man nicht einfach auf dem Holzweg ist, wenn man sich für Mehrsprachigkeit ausgerechnet in der Literatur interessiert. Ist es nicht letzten Endes so, dass die Literatur eher als Atempause, als kurzfristige Entlastung vom Fluch Babels, von der Mehrsprachigkeit der Welt fungiert, denn als deren Medium? Indem er seine Leser, allen sie sonst trennenden Umständen zum Trotz, versammelt und sich ihnen mit einem »plötzlichen Brausen [...] wie von einem gewaltigen Wind« (Apostelgeschichte 2: 1-3) nähert, stellt der einsprachige Text Verständlichkeit her: ob im Original oder auf dem Wege der Übersetzung wie in Demetrio Túpac Yupanquis quechua-sprachiger Übersetzung von Don Quixote, Ute Birgis deutscher Übersetzung von Sabahattin Alis Madonna im Pelzmantel oder Qasim San’avis persischer Übersetzung von Simone de Beauvoirs Le Deuxieme Sexe.
Wenn wir uns trotz des historischen Erbes der Einsprachigkeit nach Mehrsprachigkeit in der Literatur erkundigen, tendieren wir bislang eher dazu, sie in der experimentellen Prosa von Fräulein Else (Arthur Schnitzler), In Between (Christine Brook-Rose) oder Simultan (Ingeborg Bachmann) zu suchen, wo das intratextuelle Codeswitching ein allgegenwärtiger literarischer Kniff ist. Solche Texte sind der dynamische Schauplatz einer mehrsprachigen Stilistik der Literatur und bieten mehr als nur die schmückende Einfügung eines gelegentlichen Fremdwortes. Manche Literaturwissenschaftler, die sich für Mehrsprachigkeit interessieren, bevorzugen zwar die Arbeit an solchen Texten, die ihre poetischen Ressourcen textinterner Mehrsprachigkeit widmen. Beispielsweise möchte Manfred Schmeling den Begriff ›Mehrsprachigkeit‹ »nicht auf Autoren« beziehen, »die mehrere Sprachen sprechen und trotzdem ihre konkreten Texte monolingual gestalten« (Schmeling 2004: 221), sondern ausschließlich auf literarische Texte selbst. Schmelings Ansatz spielt so aber die eher rigiden Beschränkungen der Einsprachigkeit herunter, die der heteroglotten Differenzierung ›der Sprachen‹ eines konkreten Textes vorangehen. Diese Präferenz für manifestes Codeswitching innerhalb des literarischen Textes, das dann allein als Beleg einer mehrsprachigen Poetik gilt, möchte ich den ›präsentistischen‹ Ansatz nennen.
Die moderne Literatur – das Terrain, dem sich die meisten nationalphilologischen Curricula widmen – beruht im Wesentlichen aber auf der beständigen und konsequenten Nichtübereinstimmung zwischen den Texten und der mehrsprachigen Welt. Letzten Endes ist seit Ende des 18. Jahrhunderts das ›Buch‹ einer der ›einsprachigsten‹ Gegenstände, die je erfunden wurden. Alle Sprecher (auch die angeblich ›einsprachigen‹) und alle Kulturen, Gemeinschaften, Gesellschaften oder Institutionen (auch die dogmatischsten) sind faktisch mehrsprachiger als die sprachlich heterogensten Romane. Auch mit seinen vielen Seiten auf Französisch weist Thomas Manns Der Zauberberg extrem monolingualisierende Tendenzen in Lexik, Syntax, Stilistik und Diskurs auf. Daraus lässt sich schließen, dass die moderne Literatur eine Hochburg der Einsprachigkeit ist. Insofern die Höhenkammliteratur bis vor ungefähr drei Jahrzehnten als Verkörperung des nationalsprachlichen Stils galt, konnte die Paarung von (nationaler) Literatur und (nationaler) Einsprachigkeit, auch in ihrer nur scheinbaren Relativierung durch komparatistische Ansätze, kaum als umstritten gelten.
Dennoch ist das Bild einer flexiblen und gewissermaßen ›föderativen‹ Optimierung der vielen Einsprachigkeiten so visionär und optimistisch wie unmöglich und weltfremd. Mit Recht insistieren Philologen wie Sprachwissenschaftler darauf, dass Einsprachigkeit weder logisch noch phänomenal existieren kann. Mehrsprachigkeit, Zweisprachigkeit und Einsprachigkeit seien demnach lediglich die bescheidenen positivistischen Heuristika, derer sich Forschungstraditionen und Realpolitik bedienen, um mit der verblüffenden Unüberschaubarkeit der menschlichen Kommunikationstätigkeit umgehen zu können. Irgendwann, so das Argument, werden wir vielleicht eine Begrifflichkeit entwickeln, die den minutiösen Details von Sprachdifferenzen konzeptionell und technisch angemessen begegnet.
Problematisch an diesem Ansatz ist allerdings nicht nur, dass die Welt nicht auf eine solche adäquat nuancierte Begrifflichkeit wartet, sondern auch, dass ›Einsprachigkeit‹ und ›Mehrsprachigkeit‹ keine rein wissenschaftlichen Begriffe (mehr) sind. Sie finden vielmehr Verwendung in der Gesetzgebung, in sozialpolitischen Regelungen, in Staatsangehörigkeitsverfahren und wahlpolitischen Initiativen, die das normative Modell etwa des europäischen Bürgers neu bestimmen möchten. Diese Neuentwicklung gilt weniger nationalistischen Parteiprogrammen, die immer schon gerne auf Sprachpurismus oder linguistisch codierte Xenophobie zurückgreifen, um Heimattreue zu demonstrieren oder ›ihre‹ Wählerschaft wegen immanenter Überfremdung wachzurütteln. Vielmehr hat man in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Sprachigkeit als technokratisches Werkzeug entdeckt, mittels dessen bestimmte Formen von Zivilgesellschaft befördert oder überhaupt erst erzeugt werden können. Im Zuge der Implementierung des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen, der die Mehrheit der europäischen Bürger auf dreisprachige Kompetenz verpflichten möchte, entdecken viele Europäer, dass ihre eigene linguistische Subjektivität demnächst implizit oder explizit als unterdurchschnittlich gelten wird (vgl. Pitkänen-Huhta / Hujo: 2012). Eine spezifische Auffassung von Mehrsprachigkeit ist so quasi gesetzlich für den Bildungsroman des europäischen Werdegangs vorgesehen.
Flink und geschickt wie sie ist, sei die Einsprachigkeit wenigstens dafür ein bisschen gelobt, dass sie so lange hat blühen können – bis hin zu ihrem zunehmenden Obsoletwerden im 21. Jahrhundert. Auch die großen Vertreter der französischen Theorie, etwa Lyotard und Glissant, aber auch Foucault und Bourdieu, ließen unsere Einsprachigkeiten mehr oder weniger unberührt – mehr als 200 Jahre nachdem Henri Grégoire vor die Convention nationale trat, um sich bei den Delegierten mit dem Ziel der flächendeckenden Einführung dessen anzubiedern, was wir heutzutage verbindlich als ›Französisch‹ bezeichnen. In Sachen Einsprachigkeit scheinen alles in allem heute mindestens drei Fragestellungen akut zu sein, nämlich, ob es a) Einsprachigkeit als solche gab oder noch gibt und was sie ihrem Wesen nach ist, was sie b) als soziale Konstruktion oder Denkmuster, unabhängig von ihrer postulierten (Nicht-)Existenz, je nach ihrem Einflussbereich kulturpolitisch bewirken konnte oder noch kann und wie ihr c) von formellen oder informellen Gerichtsbarkeiten zunehmend Rechtsgewalt zugeschrieben wird.
Es ist nicht nur deswegen nötig, die außerliterarische Verwendung der Begriffe ›Ein-‹ und ›Mehrsprachigkeit‹ zu berücksichtigen, weil sich Literatur immer irgendwie historisch, ideologisch und ästhetisch auf ihre zeitgenössische Umgebung bezieht. Denn überdies steht die kritische Spannung zwischen literarischen Texten einerseits und alltäglichen Sprachstilen, umgangssprachlichen Rhetoriken und Registern oder soziolinguistischen Normen andererseits nicht schlicht in Analogie zur Beziehung zwischen Literatur und Mehrsprachigkeit. Natürlich sind diese zwei Gegensätze Literatur vs. Welt und Literatur vs. Alltagssprache nicht nur für die aktuelle Literaturwissenschaft wichtig, sondern sie konstituieren teilweise auch historisch die Literatur-(Mehr-)Sprachigkeit. Allerdings verhält sich Literatur zur Mehrsprachigkeit auf äußerst einzigartige und widerständige Weise, denn sie konkurrieren in ihrem Einsatz mit Blick auf die Evozierbarkeit, Repräsentierbarkeit und Bedeutsamkeit der Welt. Grob formuliert verlässt sich der Einsatz der Mehrsprachigkeit auf die ökologische Zerstreuung symbolischer Koppelungen in Tausende von Sprachen und Varietäten, wohingegen es der Einsatz der Literatur auf die essenzielle Tiefe eines als Einheit wahrnehmbaren Sprachsystems anlegt, nicht unbedingt mit der Absicht, eine abschließende Erfassung der Welt zu liefern, aber doch mit Blick auf eine politisch, ästhetisch und sozial holistische Begegnung mit ihr.
Beide Haltungen – die der einsprachigen Literatur und die der mehrsprachigen Welt – sind in sich unanfechtbar und untadelig; beide bieten anthropologisch tragfähige Verfahren von Kreativität an. Im ersten Fall erzeugen jeweils unterschiedliche Gemeinschaften qua Übersetzung eine kooperative Epistemologie und konstituieren die Welt dementsprechend jeweils mnemotechnisch und sozial partiell; im zweiten Fall werden die Heteroglossien des täglichen Sprachgebrauchs kombiniert, erweitert, ausgewechselt, verschärft und nebeneinandergestellt. Beide Verfahren – die sich natürlich in der Praxis nie gegenseitig ausschließen müssen – gehen von einem vorpolitischen In-der-Welt-Sein aus. Wenn Sprachen sich nicht hätten verallgemeinern können, würden auf Dauer keine Sprachen existieren. Die Vorstellung, eine Sprache als solche solle und könne dem ihr inhärenten universalisierenden Ethnozentrismus entgehen, ihn sozusagen verlernen, die Vorstellung, die Sprache an sich könne interkultureller oder benutzerfreundlicher werden, überträgt der Sprache politische und moralische Aufgaben, zu deren Erfüllung sie sich schlicht nicht eignet. In der Tat ist der Versuch, Sprachen zugänglicher und übersetzbarer werden zu lassen, ein seltsam moderner Zwang, von dem noch nicht sicher ist, ob er sich ideologisch auf Einsprachigkeit oder Mehrsprachigkeit zurückführen lässt.
Literatur ist seit Brecht – oder gar seit Sophokles – unter anderem ein Verfahren, die Bedeutungsentschlüsselung zu verlangsamen und von politischen Zwecken zu entbinden. Seit Gilgamesh und Homer ist sie auch eine fremdsprachliche Gedächtnisstütze, die es uns erlaubt, Unerlebtes, Ungesehenes und linguistisch ohne die Hilfe des (mündlichen) Textes nicht Nachvollziehbares vor Augen zu halten. Fremdsprachlich bedeutet in diesem eher vormodernen, vornationalen Sinne dann die affektive oder phänomenale Evokation eines Bedeutungsschaffens, das nicht ›von hier‹ ist – ob dieses ›hier‹ nun ›unser Dorf‹, ›diesseits des Walds‹, im ›Hörbereich der Burg‹ oder noch etwas anderes meint. Ein fremdsprachlicher Text bringt insofern ein Sprechen mit sich, das einem Ort zugehört, zu dem man höchstwahrscheinlich nie körperlich Zugang haben wird. Dahingegen ist ein fremdsprachiger Text einer, der nachweisbar in einer fremden Sprache verfasst wurde, einer Sprache, die nicht die hiesige oder die unsrige ist. Wollte man diese Unterscheidung mit derjenigen zwischen Mehr- und Einsprachigkeit verbinden, so würde man dazu tendieren zu sagen, das Lesen eines fremdsprachlichen Textes wäre womöglich eine ›einsprachige‹ Situation, wohingegen das Lesen eines fremdsprachigen Textes eher eine ›mehrsprachige‹ Situation wäre.
Diese glückliche Unterscheidung bezieht aber moderne Begriffe auf eine Situation, in der das Wort ›Sprache‹ selbst in einem für uns im 21. Jahrhundert fremdsprachlichen Sinne verwendet wird. Eine vormoderne Sprachpraxis hat nicht ›eine Sprache‹ als ihr Sprechobjekt. Wenn ich in der Schweiz des 15. Jahrhunderts Wortgruppen und Satzfragmente äußere, lässt sich nicht induktiv sagen, dass ich ›Deutsch‹ oder ›Schwyzerdütsch‹ spreche. Ich werde ohne weiteres erwarten, von meinen Nachbarn verstanden zu werden, ohne dass ich die logische Voraussetzung machte, dass das auch im nächsten oder übernächsten Dorf gelingen wird. Werde ich gefragt, werde ich auf keinen Fall erwidern, dass ich – oder meine Freunde, meine Mutter oder mein Gott – ein linguistisches ›Etwas‹ spreche. Wenn Besuch vom übernächsten Dorf oder gar aus der Stadt kommt, werde ich naturgemäß erwarten, sehr wenig von dem Gesagten zu verstehen. Weder werde ich das bereuen noch auf meine mangelhafte Sprachkompetenz zurückführen noch analytisch syntaktische oder semantische Schwierigkeiten diagnostizieren, denn ich nehme weder Wortklassenunterschiede noch Satzbau wahr. Wenn der Besucher einen ganzen Satz oder mehrere Sätze ausspricht, der oder die vollständig aus mir unbekannten Worten besteht oder bestehen, werde ich seine ›Sprache‹ bzw. ›was er da sagt‹ nicht unmittelbar als ›fremdsprachig‹ einordnen. Fremdsprachlich ist es mir schon, sobald es eine Bedeutung ausspricht, die es ›hier‹ nicht gibt oder geben kann. So sind die Grenzen – und mir ist das Wort ›Grenze‹ wahrscheinlich ebenfalls fremdsprachlich – zwischen Anders- und Einsprachigkeit, oder vielmehr zwischen Fort- und Hiersprachigkeit, kaum zu ziehen.
In diesem vernakulären Zusammenhang wurden die Literatur, die Liturgie, die Literarizität und die Literalität – also alles, was Martianus litteratura nannte – das Fremdsprachliche schlechthin. Erst mit dem Fall der Burgmauern und der langsamen Etablierung eines sich einer Nation zugehörig und zusammengehörig fühlenden Lesepublikums zwischen 1640 und 1780 wurde allmählich Sprachigkeit – und daher auch Fremdsprachigkeit – wahrnehmbar. Erst durch die allgemeine Konstitution der Sprachigkeit des deutschsprachigen Raums im Laufe des 17. Jahrhunderts war die einsprachige Literatur dazu in der Lage, sich gegenüber anderen erlebten Nationalsprachigkeiten zusammenzuschließen.
Jedweder Versuch, ein umfassendes Verständnis für ein so durchtriebenes Wort wie ›Einsprachigkeit‹ herzustellen, sollte es von Anfang an von verwandten Begriffen wie Sprachpurismus, linguistischer Nationalismus und Sprachimperialismus (vgl. Phillipson 1992) unterscheiden. Eine analytische Auseinandersetzung mit der ›Einsprachigkeit‹ sollte also nicht damit beginnen zu beschreiben, wie eine Sprache – sei es globalisiertes Englisch, republikanisches Türkisch, nationalsozialistisches Deutsch oder neoklassisches Französisch – in einem gewissen geschichtlichen Moment andere Weltsprachen allmählich oder schlagartig zu dominieren vermochte. Solche Fragen sind eher mit Blick auf historische Werdegänge der politischen Hegemonie zu beantworten. Bei Einsprachigkeit geht es eher darum zu bestimmen, wie Sprechen ›sprachig‹ und ›eins‹ oder ›einheitlich‹ werden konnte und kann. Welche Sprecher oder Schreiber haben dieses Sprachig- und Einswerden wann benötigt? Welchen Beitrag leistete und leistet die Literatur zur Erfüllung dieses mutmaßlichen Bedürfnisses? Um der Einsprachigkeit ins Auge zu schauen, müssten wir auf die Neigung verzichten, sie vor dem Hintergrund der einen oder anderen politisch-territorialen Tradition verorten zu wollen. Obschon Zerrbilder, etwa das des ›monolingualen Amerikaners‹, stets zur Verfügung stehen, schmälern solche ebenso pejorativen wie ungenauen Karikaturen jegliche gründliche Auseinandersetzung mit Einsprachigkeit als einem systematischen Phänomen, das nicht wesentlich in individuellen Subjekten verankert ist. Der landläufige Spruch, Einsprachigkeit sei eine Behinderung (vgl. Pratt 2003) oder gar eine Art Blindheit (vgl. Oller 1997: 469; Peel 2001), vernebelt den historischen Werdegang dieses Phänomens und politisiert zugleich die körperliche Andersartigkeit behinderter Menschen. Dieser Beitrag möchte dementgegen einen Ansatz vorschlagen, der nicht auf der positivistischen Etikettierung einzelner Sprecher beruht.
Die Forschung ist sich über die Kosten und Gewinne, die die Einsprachigkeit bislang erzeugt hat, nicht einig. Aus einer radikalen Perspektive und ausgehend vom Konzept linguistischer Menschenrechte hat beispielsweise Tove Skutnabb-Kangas (vgl. Skutnabb-Kangas / Dunbar 2010) vor epistemizidalen Effekten der Einsprachigkeit auf einheimische sowie Siedlersprachen gewarnt. Dagegen behauptet der Linguist Alastair Pennycook, das Wort Einsprachigkeit sei nichts als ein elitäres akademisches Konstrukt, das unsere Aufmerksamkeit von den diversen und kaum einheitlich zu beschreibenden Sprachpraktiken in unserer unmittelbaren Umgebung ablenke (vgl. Pennycook / Otsuji 2015). Der Soziolinguist Sinfree Makoni ist der Meinung, jede Konzentration auf ›Sprachigkeit‹ – egal ob auf Mehr-, Ein-, Zwei- oder Metrosprachigkeit – ignoriere die lebenden Sprecher, die ›ihre‹ Sprachen oder Teile der Sprachen für gewisse Ziele verwenden, die ihnen in verschiedenen Situationen mehr oder weniger wichtig sind (vgl. Makoni / Trudell 2006).
Unbeeindruckt von der gegenwärtigen ›multilingualen Wende‹ in der angewandten Linguistik insistiert Setiono Sugiharto (vgl. 2015) darauf, der wissenschaftliche Angriff auf die Einsprachigkeit in den letzten Jahrzehnten vernachlässige die jahrhundertealten mehrsprachigen und kreolischen Sprachpraktiken, die im globalen Süden völlig normal und normgebend sind. Das leidenschaftliche Feiern der geordneten zivilen Mehrsprachigkeit in der heutigen Europäischen Union übersehe die vollkommene Unauffälligkeit mehrsprachiger Lebensweisen insbesondere in Staaten wie Indonesien. In den Literaturwissenschaften glaubt freilich der bedeutende Slawist und Bakhtin-Übersetzer Michael Holquist (vgl. 2014), die Rede von der Einsprachigkeit sei ein logischer Fehlschuss in einer linguistisch heterogenen Welt, und die Philologin und Romanistin Brigitte Jostes (vgl. 2010) – Sprecherin mehrerer Sprachen – hat sich kürzlich in einem wissenschaftlichen Aufsatz als ›monolingual‹ geoutet. In ihrer Interpretation von Derridas Jeremiade über das koloniale Französische beschreibt Rey Chow die Einsprachigkeit als »less the exclusive sign of imposition by political force or cunning than […] the promise of the singular, a promise that remains open-ended and thus messianic in character« (Chow 2014: 29). Die Einsprachigkeit empfehle sich uns nicht im Gewand der Überlegenheit und Dominanz, sondern verführe durch den sonoren Klang des Fortschrittsbegriffs und verspreche politische Erlösung in einer ›superdiversen‹ Welt.
Ich halte all diese einander widersprechenden Stellungnahmen – von den emanzipatorischen bis hin zu den verzweifelten – für haltbar und verteidigungsfähig, besonders in heuristischer Verbindung miteinander. Eine Gemeinsamkeit aller oben genannten Ansätze ist es, dass sie der Einsprachigkeit sowohl Gewinne als auch (unspezifische) Kosten zuschreiben. Im Kern machen diese Kosten meines Erachtens eine ebenso wirksame wie unauffällige strukturelle Beschränkung des sozialen Bedeutungsverkehrs aus – mit Blick auf, unter anderem, literarische, politische, ökologische, historiographische, künstlerische, theologische, interkulturelle, methodologische und metalinguistische Bereiche der Sinngebung. Die Einsprachigkeit bewirkt »a kind of arrest, in the physical and legal sense of the term«, wie Barthes die Grundstruktur mythischer Signifikation beschreibt. »[A]t the moment of reaching me, it suspends itself, turns away, and assumes the look of a generality: it stiffens, it makes itself look neutral and innocent.« (Barthes 2012: 235)
Unabhängig davon, ob wir die Einsprachigkeit für einen Mythos, eine Pathologie, ein Paradigma oder eine Schikane halten, ist sie bis in die kleinsten und komplexesten Winkel in die politischen Verfahren und überhaupt die gesellschaftlichen Prozesse der Moderne verwoben, und sie ist noch nicht geneigt, von der weltliterarischen Bühne abzutreten. Die frühe Einsprachigkeit gönnte Denkern des 17. Jahrhunderts die Vision, alle Aussagefunktionen sowie soziale Kapazitäten des Redens unter dem Dach der jeweils ›einen‹ Sprache unterzubringen – ein mächtiger und phantasievoller Fall dessen, was wir heute (Makro‑)Optimierung nennen würden. Die unzählbare und unprognostizierbare formale und performative Vielfalt der gottgegebenen Sprache verwandelte sich in ein weltliches, rationales Raster, das Sprecher der Frühen Neuzeit wie Martin Opitz, Antoine Arnauld, Thomas Sprat und Gabriel de San Buenaventura als einheitliches Eigentum namens ›eine Sprache‹ auffassten, dessen Kern es war zu versprechen, dass es grundsätzlich alles werde wissen, sagen und übersetzen können. Diese Männer konnten nicht wissen, dass ihre Arbeit in der Globalisierungsindustrie des 21. Jahrhunderts gipfeln würde, aber ihre Schriften weisen darauf hin, dass Plattformen wie Google Translate nicht außerhalb ihres Vorstellungshorizonts lagen. Anders als die Muttersprachen des 16. Jahrhunderts waren diese Einsprachigkeiten ›too big to fail‹. Heim, Boden, Familienliebe, Herkunft, mütterliche Zuwendung und der Begriff der Nation reichten nicht aus, um die Erfindung der Einsprachigkeit zu motivieren. Seit ihrer Erfindung im 17. Jahrhundert wurde die Einsprachigkeit vielmehr zum grundlegenden Katalysator der europäischen Aufklärung, der Massenalphabetisierung, des organisierten Absolutismus und des Antiabsolutismus sowie zum Medium von Bevölkerungen, die ihre Regierungen und Gesetze verstehen können wollten; zur Voraussetzung für die Etablierung akademischer Fachbereiche, koordinierter und liberaler Marktwirtschaften, gewisser Formen der internationalen Solidarität und schließlich des globalen Datentransfers. In ihrer bescheidenen Weise vermochte es die Einsprachigkeit, zur Basis für einen enormen Überbau ästhetischer und epistemischer Paradigmen zu avancieren, denen man sich nur schwer entziehen kann – einschließlich des modernen Buchs, wie wir es kennen, und eines Kanons der Weltliteratur, der das einsprachige (übersetzte oder übersetzbare) Buch als Grundeinheit verwendet. Auch in den bildstürmerischsten Bereichen der kulturellen Produktion – sei es im Surrealismus, in der Dekonstruktion, in der Kybernetik oder im Anarchismus – spielt die Einsprachigkeit eine zentrale Rolle. Sie bestimmt, was verlässlich kommuniziert, verkehrsfähig übersetzt, politisch operationalisiert, international verteilt und auch privat im Gedächtnis behalten werden kann.
Wie der Elfenbeinjäger Kurtz in Joseph Conrads Heart of Darkness (1899) ragt das englisch-einsprachige Bildnis seines abwesenden Londoner Europachefs Anthony Mills stets drohend aus der Ferne in das Bewusstsein Darius Kopps herein, des Protagonisten von Terézia Moras Berlin-Roman Der einzige Mann auf dem Kontinent (vgl. 2009). Dem Leser gesteht Darius Kopp eine Präferenz für »den Chef des Chefs, Mr. Bill Bower, Vice President Global Sales« ein, der »das ganze Gegenteil von Anthony« ist: »ein netter Mann mit einer warmen Stimme. Er kann auch singen. Beim letzten Sales Meeting haben wir in der Karaoke-Lounge Sweet home Alabama gesungen, und alle jubelten uns zu.« (Mora 2009: 27) Aus dieser Zuneigung für die unbelastete, antihierarchische Kommunikationskultur des im Laufe der Romanhandlung genauso abwesenden Bill Bowers aus Sunnyvale, Kalifornien, heraus pflegt Darius routinemäßig einen Bogen um seine Londoner Befehlskette zu machen – eine Strategie, die unentrinnbar zu Telefonaten mit London wie dem folgenden führt, das mit einer englischsprachigen Ritualdemütigung von der anderen Seite der Ärmelkanals aus beginnt:
Oh, I am sorry, sagt Kopp mit Zerknirschung in der Stimme. I did not want to hurt you.
You did not hurt me.
Kopp war abermals sorry, falls das das falsche Wort gewesen sein sollte. Du weißt, Englisch is not my mother tongue. Ich meinte möglicherweise harm you. Nein, das war auch falsch. Ich kann dir gar nicht schaden. Du weißt, was ich meine: Ich drücke ein drittes Mal mein Bedauern aus. Ich verspreche, von nun an brav zu sein. But please, Anthony, never ever talk to me like this.
Woraufhin Anthony abermals das Gespräch derart beendete, dass er auflegte. (Ebd.: 29)
Nach diesem schroffen transnationalen Kommunikationsabbruch muss Darius Kopp, der »einzige Mann« des Arbeitgebers mit Hauptsitz in Sunnyvale »auf dem [europäischen] Kontinent«, noch ein wenig vor sich hin nörgeln: »Obwohl die kleine Schlussnummer – bin armes, ganz konfuses bad english speaker, ich kann dir also gar nicht willentlich gesagt haben, dass du ein eitler Sack bist, der sich künstlich aufregt – nicht schlecht war, tröstete sie Kopp doch nicht so, wie er es sich erhofft hatte.« (Ebd.: 30) Moras urbaner, post-postmoderner Protagonist strebt also auf keinen Fall nach interkulturellem Verständnis oder Versöhnung zwischen dem linguistisch Eigenen und Fremden, sondern wünscht sich eher ein Leben, in dem man unaufhörlich Sweet Home Alabama mit Sunnyvale-Bill singen kann, und das am Besten noch während bezahlter Arbeitspausen.
Terézia Mora wirft also mit Der einzige Mann auf dem Kontinent unzweideutig einen kritischen Blick auf Mehrsprachigkeit und Literatur. Wie in ihrem vorangehenden Roman Alle Tage (vgl. 2004) bieten im Text die für die Geisteswissenschaften so unanfechtbar wertvollen Vorgänge und Phänomene des Sprachenlernens, der Heteroglossie und der Plurilingualität zunächst weder politische Erlösung noch ästhetische Offenbarung. Darius Kopps fortgeschrittene Englischkompetenz bringt ihm keinen gesellschaftlichen Aufstieg, sondern unterwirft ihn prekären transatlantischen Arbeitsverhältnissen, die das (einst einsprachige) Diskursfeld der deutschen sozialen Marktwirtschaft linguistisch sowie strukturell unterminieren. Im Sozialleben des Romans werden keine Bedeutungen im philologischen Sinne angestrebt, sondern man sehnt sich eher nach global erkennbaren Kontaktriten wie Businesskaraoke, die die Beziehungen unter national wie sprachlich diversen Kollegen zähmen und einebnen. Unter Umständen der »deaestheticizing jaws of globalization« (Apter 2013: 1) genießt Mehrsprachigkeit als »sing-along« Hochkonjunktur.
Moras Roman zeigt demgegenüber nicht nur, dass die persönliche Mehrsprachigkeit keine unmittelbar vorteilhafte (kreative oder kommerzielle) Existenzgrundlage verspricht, sondern auch, dass die gesellschaftlich-globale Mehrsprachigkeit aus dem Blickfeld der philologischen Untersuchung hinausschleicht. In erster Linie kann man in den neuesten Romanen – die meisten sind noch einsprachig – ein beunruhigendes Interesse für die Annäherung anderer Sprachen erkennen, die nach den Vorschriften der überwältigenden Mehrheit der kommerziellen Verlagshäuser und der zur Verfügung stehenden literarischen Übersetzer in der Form eines einsprachigen Textes nicht zu beherbergen sind.
Also dann: Warum findet Darius Kopp, der globalisierte, urbane, mehrsprachige, pragmatisch-adaptive, gar expeditive Performer des 21. Jahrhunderts, die durch die Literatur bestärkte Vision der Sprachdifferenz eher unbefriedigend? Nicht nur, weil er kein Literaturwissenschaftler oder Erforscher der gesellschaftlichen Mehrsprachigkeit ist. Und auch nicht, weil ihm auf irgendeine versteckte Weise etwa Fremdenfeindlichkeit, Einsprachigkeit, Engländerhass oder ganz traditioneller Nationalismus am Herzen liegen. Vielmehr gilt ihm die Mehrsprachigkeit der freien Marktwirtschaft nicht mehr als abstrakter Tatbestand der Weltpolitik (inklusive Pisa, Arbeitsmigration, Europarat, Aufstandsbekämpfung, Internetverkauf, Entertainmentkonsum, Weltmeisterschaft und Kampf der Kulturen), sondern als körperliche Interpellation, die ihn unausweichlich privat herausfordert.
Eine taxonomische Auffassung der literarischen Sprachdifferenz kann nicht mit der unanfechtbaren Behauptung in Einklang gebracht werden, die Sprache des Menschen sei unzählbar: Einsprachigkeit und Mehrsprachigkeit sind nichts anderes als die politischen Resultate historisch bedingter Werdegänge. Die Grenzen ›der‹ Sprache Französisch entsprechen den Grenzen der französischen Republik nicht aufgrund einer natürlichen Tendenz der Sprachen, sich konsequent an genau bestimmten Flecken auf der Landkarte anzusiedeln, sondern deshalb, weil bestimmte und benennbare Menschen zwischen 1780 und 1840 mit Gewalt den lokalen Dialekt der Île-de-France als ›die Sprache‹ zu begünstigen und den anderen langues d’oil und langues d’oc das Recht auf öffentlichen Gebrauch zu entziehen vermocht haben. Literatur ist trotz dieser historischen Machtergreifungen eine Domäne, in welcher Schriftsteller autonom und translingual mit Sprachdifferenzen umgehen können, die anderswo im politischen Leben des Staates untersagt sind. Mikhail Bakhtin, der jahrzentelang im Kontext der stalinistischen Herrschaft philologisch und sprachphilosophisch tätig war, würdigte den literarischen Text als Widerstandsort schlechthin. Wie sich die Literatur in den kommenden Jahrzehnten zu diesem Privileg stellen wird, wird nicht zuletzt von der Politik der Einsprachigkeit abhängen.
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