“DRAUTH, (Nicolas) Pierre”
DRAUTH, (Nicolas) Pierre
Berufs- bzw. Tätigkeitsfelder
3Komponist, Organist, Pianist, Musik- und Orgellehrer
Persönlichkeit (charakterisierendes Zitat)
4Der Luxemburger Komponist Alexander Müllenbach sagt über Pierre Drauth: „Ich hatte in Luxemburg einen sehr guten Musiklehrer, Pierre Drauth, ein Organist,
bei dem ich viel über Harmonielehre gelernt habe. Dass er als Hauptfach gar nicht
Klavier hatte, war vielleicht gut so, denn er hat mich einfach spielen lassen und
mir interessantes Material gegeben. Da gab es keine spezifische Handhaltung, sondern
einfach deine
[sic!]
natürliche Art und Weise. Das hat er mir bewahrt. Er hatte eine Methode, die bei den
meisten gar nicht gut ankommt: Er hat mir einfach drei, vier Versionen vorgespielt,
und ich habe dann gesagt: ‚Oh, man könnte auch noch dieses und jenes machen‘ – und
das wurde dann gemacht.“
1
Lebensstationen
5Esch/Alzette, Howald
Biografie
6Pierre Drauth wurde am 14. Februar 1925 in Esch/Alzette geboren.2 Das musikalische Interesse wurde bei ihm schon als Kind geweckt. Mit zehn Jahren wurde er Mitglied des Kinderchores der Chorale Sainte-Cécile in Beles, mit elf lernte er Violine, etwas später auch Mandoline. Seinen ersten Kontakt mit der Orgel bekam er durch seinen Musiklehrer Max Menager in Echternach. Später erhielt er Klavier- und Orgelunterricht bei Albert Leblanc, dem Organisten der Kathedrale in Luxemburg-Stadt, und Orgelunterricht bei Heinz Finzel in Düdelange.
7Seine Anfänge als Komponist machte Pierre Drauth im Jahr 1943, als er während des Zweiten Weltkriegs in Österreich im Arbeitsdienst war. Hier komponierte er seine erste Sonate für zwei Violinen, die er mit Josy Hamer, dem späteren Direktor des hauptstädtischen Konservatoriums, aufführte. Neben diesem Auftritt interpretierte Pierre Drauth im Arbeitsdienst auch Operetten von Dicks und Lentz.
8Nach dem Krieg wurde Pierre Drauth 1946 zum Titularorganisten an der Dekanatskirche in Esch/Alzette ernannt. Hier war er bis 1958 tätig, bevor er für ein Jahr nach Weimerskirch wechselte, später dann für zehn Jahre nach Limpertsberg. Von 1971 bis 2007 war er als Organist in Bonneweg tätig.
9Im Musikkonservatorium in Liège nahm er Orgelunterricht bei Jeanne Demessieux und schloss mit dem Prix supérieur d’orgue avec médaille de l’État belge ab. Er erhielt in den Fächern Harmonielehre, Orgel und Solfège ebenfalls drei Premiers Prix und ging als Bester seines Jahrgangs hervor. Nach seinen Studien wurde er 1958 als Lehrer im hauptstädtischen Konservatorium in den Fächern Orgel, Klavier, Solfège und Harmonie eingestellt. Diese Tätigkeit hatte er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1989 inne.
10Daneben leitete Pierre Drauth drei Jahre lang den Chor im Rollingergrund und von 1962 bis 1963 die Chorale Dommeldange. Außerdem war er zwei Jahre lang Dirigent des Cercle symphonique in Rumelange.
11Darüber hinaus war Pierre Drauth über Jahre auch als Musikkritiker für die Kulturseiten des Luxemburger Worts tätig.
12Stolz war Pierre Drauth auf seine Hausorgel, die er selbst entworfen hatte: Sie besitzt drei Manuale und zwanzig Register. Er war verheiratet mit Suzanne Drauth-Hammer. Sie haben zusammen fünf Kinder.
Rezeption (Konzertprogramme, Rezensionen, Zitate)
13Neben seiner Tätigkeit als Lehrer am hauptstädtischen Konservatorium wurde Pierre Drauth vor allem als Organist bekannt. Außerdem wurde er als Komponist in Zeitungen rezipiert.
14Im Folgenden werden einige Konzerte aufgelistet, bei denen er als Organist aktiv war.
24.-25.11.1990:
15Bonneweg. Festivités jubilaires du 75e anniversaire et de l’inauguration du nouveau drapeau de la Chorale Sainte-Cécile Bonnevoie. Mitgestaltung der Abendmesse und des anschließenden Concert traditionnel de la Sainte-Cécile sowie der Fête de la Sainte-Cécile: Fanfare Municipale de Bonnevoie, Chorale enfantine D’Nuechtegailercher, Dammechouer Bouneweg und Chorale Sainte-Cécile Bonnevoie mit Pierre Drauth als Titularorganist der Pfarrkirche in Bonneweg an der Orgel und am Klavier.3
16Nachfolgend einige Konzertankündigungen in der Presse, in denen Werke von Pierre Drauth aufgeführt wurden.
13.3.1992:
„Freitag, 29. Mai: Abschlußkonzert des 3. Festival de musique luxembourgeoise in der Brideler Kirche. Auf dem Programm stehen Werke für Orgel und Trompete von Theodore Decker, Pit Nimax jr., Pierre Drauth, Luc Rollinger, Roland Wiltgen, Jeannot Heinen und Johny Fritz.“4
15.10.1993:
17Tag der Luxemburger Komponisten. Eröffnungsveranstaltung am 23.10.1993, 20 Uhr. Escher Kulturhaus. Organisatoren: Luxemburger Gesellschaft für neue Musik (LGNM), Escher Theater und Société des auteurs, compositeurs et éditeurs de musique (SACEM).
Programm:5
- Albert Marinov: Artsscenics Ostinato
- Johny Fritz: Quatuor pour flûte, clarinette, violoncelle et piano
- Pierre Drauth: Wonne der Wehmut, Liebeslied
- Marco Kraus: Impromptu a modo di carioca
- Camille Kerger: Ausklänge
- François Rukavina: Variations sur un thème populaire slave
- Claus Krumlovsky: Sonate pour piano
- Georges Lentz: Caeli enarrant … V.
- Arthur Stammet: Quintette à cordes
- Norbert Hoffmann: Trio pour hautbois, clarinette et basson
- René Hemmer: Flüchtig wie Wind und Welle
Würdigung
19Die Hauptakzente des musikalischen Schaffens von Pierre Drauth liegen auf der Kirchenmusik. Er komponierte hauptsächlich geistliche Musik und Kammermusikstücke.
Werkverzeichnis (musikalische Quellen)
1. Geistliche Vokalwerke (Messen, Chorwerke, Kantaten)
- Kantate (a capella; zur Einweihung des Ehrenmals in Beles)
- Ave Maria für vierst. MCh., auch für gem. Ch.
- Confortavit für Männerchor
- Domine salvum fac (komp. November 1949)
- In dulci jubilo: ad tres voces inaequales (komp. 1975)
- In te domine für gem. Chor und Orgel
- Laetentur caeli (komp. 1966)
- Les anges dans nos campagnes für zwei Kinderstimmen und Streicher
- Missa brevis in F für vierst. Männerchor
- Missa in honorem Sancti Josephi (komp. 1981)
- Notre Père (komp. Juli 1971)
- Regina coeli für fünfst. gem. Chor, Orchester und Orgel
- Sacerdos et pontifex für vierst. gem. Chor, Orchester und Orgel
- Tantum ergo (D-Dur) (komp. 1948)
- Tantum ergo (C-Dur) (komp. 1960)
2. Klavierlieder
- Chreschtnuecht (Td.: Marcel Reuland) (komp. 1970)
- Der Harfenspieler (Td.: Johann Wolfgang von Goethe)
- Wonne der Wehmut (Td.: Johann Wolfgang von Goethe)
3. Klavierwerke
- Quatre impressions brèves et tendres
4. Kammermusik
- Chanson d’amour: chant, violon et piano ou clavecin (komp. 1985)
- Concertino für Flöte, Trompete und Orgel
- Sonatine für Trompete und Orgel
5. Orchesterwerke
- Marsch in Es
6. Bühnenwerke/Szenenmusik
- D'Zauberflütt (Td./Übersetzung: Fr. Henri Rock)
- De Kinnek Drosselbart
7. Sammlungen
- Patrick Colombo (Hrsg.): Schau, Heil'ger Apostel : eng Auswiel vun Hellegelidder vu Lëtzebuerger Komponisten. Consolatrix afflictorum : eng Auswiel vu Muttergotteslidder vu vu Lëtzebuerger Komponisten, Band 2 / zesummegestallt aus den Archive vum Dokumentatiounszentrum vum Piusverband fir d'Choralle vum Piusverband vum Patrick Colombo, Union St-Pie X, Luxemburg 2014
8. Bearbeitungen
- An der grousser hellger Nuecht (Td.: Albert Elsen, Melodie: M. Lamberty), vierst. gem. Chorsatz
- Mononk Louis (Td.: Jean-Pierre Dieschbourg, Musik: Gustav Kahnt), Fassung für
- Symphonieorchester
- Wéi méng Mamm nach huet gesponnen (Td.: Michel Lentz, Musik : Edmond Lentz), arr. für gem. Chor
- Wéi méng Mamm nach huet gesponnen (Td.: Michel Lentz, Musik : Edmond Lentz), arr. für Männerchor
9. Werke mit unbekannter Besetzung
- Eise Papp am Himmel
10. Sonstiges: Orgelwerke
- Consolatrix Afflictorum (nach einem Hörspiel von Nicolas Heinen)
- Fantaisie pour orgue (op. 35)
- Incantation Consolatrix afflictorum (N. Heinen): pour orgue
- Passacaille pour orgue : sur le nom de Anne Groben, artiste violoniste et pédagogue remarquable (komp. 1995)
- Toccata über das Weihnachtslied In dulci jubilo
- Toccata über den Wilhelmus
- Zwei Trios
Quellenverzeichnis
1. Literarische Quellen: Musikpädagogische Werke
L’improvisation à l’orgue: essai d’une méthode, P. Drauth, Luxemburg 1989.
2. Sonstige Schriften
Steckbrief einer großen Orgel, in: 1915-1990 : Chorale Sainte-Cécile Bonnevoie : 75e anniversaire avec inauguration d’un nouveau drapeau, Chorale Sainte-Cécile, Luxemburg 1990, S. 97-107.
Les conservatoires au Luxembourg : les conservatoires de Luxembourg et d’Esch-sur-Alzette: historique, fonctionnement, souvenirs, in: nos cahiers: Lëtzebuerger Zäitschrëft fir Kultur, Luxemburg Jg. 15 (1994), Nr. 4, S. 33-63.
3. Gedruckte Quellen
Blasen, Léon: Letzebuerger Komponisten, hrsg. von Letzebuerger Stadmusek, aus Anlass ihres 125. Jubiläums, Luxemburg 1988, S. 188-189.
Chorale Sainte-Cécile Bonnevoie 1915-1990. 75e anniversaire avec Inauguration d’un nouveau drapeau, Chorale Sainte-Cécile, Luxemburg 1990.
Hausemer, Georges: Luxemburger Lexikon. Das Großherzogtum von A-Z, Luxemburg 2006, S. 93.
Wagner, Guy: Luxemburger Komponisten heute, Echternach, Luxemburg 1986, S. 59-60.
4. Internet
https://a-z.lu (8/2019); Online-Katalog bzw. Metasuchmaschine des luxemburgischen Bibliotheksnetzwerks
www.eluxemburgensia.lu (8/2019); Zeitungen- und Zeitschriften-Datenbank der Luxemburgischen Nationalbibliothekhttps://lb.wikipedia.org/wiki/Pierre_Drauth (8/2019); luxemburgische Wikipediaseite
https://www.wort.lu/de/kultur/trauer-um-organisten-pierre-drauth-ist-tot-587de1f2a5e74263e13a91d3 (8/2019); Luxemburger Wort
https://www.philharmonie.lu/media/content/download/documents/Publications/Abendprogramme_Abendzettel/saison_13-14/140125_WEB.pdf (8/2019); Luxemburger Philharmonie
5. Archive/Bibliotheken
BnL, CNA
Aufnahmen:
1. Diskografie
Historische RTL-Aufnahmen des Pianisten und Organisten (im CNA): Johannes Brahms: Liebeslieder-Walzer op. 52 (1977); Uergelmusek mam Prof. Pierre Drauth (1986); Chorale Dalheim: René Hornick (o. D.).
Krëschtlidder, Luxembourg Sound, Luxemburg 1988.
Pierre Drauth als Komponist:
Concert donné par le Madrigal de Luxembourg et les Éislecker Gesanksfrënn, L.G.N.M., Luxemburg 1987.
Musique sacrée luxembourgeoise : Cathédrale Notre-Dame de Luxembourg, 31 mai 2000; Radio Classique Bergem, Bergem 2000.
Eng Uucht bei der Krëppchen. Weihnachtslieder, RCB, Luxemburg 2001.
Messe de la Nuit de Noël 2004; Paroisse Limpertsberg, Luxemburg 2005.
2. Filmografie
Gala du Souvenir / Orchestre symphonique "Le Cercle" Rumelange; Direction: Georges Wagner; Amcis Video Production, Luxemburg 2010.
4https://www.philharmonie.lu/media/content/download/documents/Publications/Abendprogramme_Abendzettel/saison_13-14/140125_WEB.pdf (8/2019).
6Die biografischen Angaben stammen von Léon Blasen: Letzëbuerger Komponisten, hrsg. von Lëtzebuerger Stadmusek, aus Anlass ihres 125. Jubiläums, Luxemburg 1988, S. 188 und https://www.wort.lu/de/kultur/trauer-um-organisten-pierre-drauth-ist-tot-587de1f2a5e74263e13a91d3 (8/2019).
15Vgl. Chorale Sainte-Cécile Bonnevoie 1915-1990. 75e anniversaire avec Inauguration d’un nouveau drapeau, Luxemburg 1990, S. X-XI.
16d'Letzeburger Land vom 13.3.1992, S. 11.
17Vgl. d'Letzeburger Land vom 15.10.1993, S. 4.
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